Museum Carantana
Areal des Museums nach der Neueröffnung 2015 | |
Daten | |
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Ort | Molzbichl |
Art | Archäologiemuseum |
Eröffnung | 1991, Neueröffnung 2015 |
Betreiber | Verein „Historisches Molzbichl“ – Museum Carantana |
Website |
Das Frühmittelaltermuseum Carantana, oft nur kurz Museum Carantana, ist ein Museum in der Kärntner Ortschaft Molzbichl (eine Katastralgemeinde von Spittal an der Drau). Das 2015 nach einem Umbau neueröffnete Museum widmet sich der Präsentation der bedeutenden frühmittelalterlichen Funde aus den archäologischen Grabungen in der unmittelbaren Umgebung. Der Name bezieht sich auf die Bezeichnung Kärntens als Provincia Carantana in einer Urkunde Karls des Großen.[1]
Das Museum ist regulär von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet.
Geschichte & Organisation
Bei Ausgrabungen rund um die jetzige, um 1063 erstmals erwähnte Pfarrkirche von Molzbichl stieß man auf die Grundmauern eines Klosters, das vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts mit dem Ziel der Missionierung der slawischen Einwohner Karantaniens gegründet worden war.[2] Die in den Altar der heutigen Pfarrkirche eingemauerte Grabinschrift des offenbar als lokalen Heiligen verehrten Diakons Nonnosus aus dem Jahr 532 belegt jedoch, dass auch in der ausgehenden Spätantike christliche Strukturen in der näheren Umgebung existiert haben müssen. Die römische Stadt Teurnia mit bedeutenden spätantiken Kirchen lag nur etwa 10 Kilometer Luftlinie entfernt. Die Nonnosus-Inschrift ist die jüngste noch antike Inschrift auf dem Gebiet des heutigen Österreich und die einzige, die in das sechste Jahrhundert datiert werden kann.[3] Im 10. Jahrhundert wurde das Kloster aus ungeklärten Gründen aufgegeben und/oder zerstört. Der Fundort Molzbichl eröffnet damit einen seltenen Einblick in die historisch schwer fassbare Epoche zwischen dem Ende des Römischen Reiches und der Etablierung des Herzogtums Kärnten im Jahr 976.
Zwischen 1985 und 1991 wurde das Areal rund um die Pfarrkirche von Franz Glaser (Landesmuseum Kärnten), dem Stadtmuseum Villach und dem Verein Historisches Molzbichl archäologisch untersucht. Dabei stieß man auf erste Gebäudereste und Gräber aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Infolge der bedeutenden Funde, bei welchen es sich neben den Grabinventaren auch um viel kunsthistorisch bedeutende Bauornamentik (Flechtwerksteine) handelte, kam es 1991 zur Einrichtung des Frühmittelaltermuseums Carantana, damals noch in einem Nebengebäude des Pfarrhofes.[4] 2015 erhielt das Museum ein eigenes Gebäude, in dem die Funde adäquater präsentiert werden können.[5] Dieser Neubau war Anlass zu weiteren archäologischen Grabungen, im Zuge derer unter anderem mehrere Gräber gefunden wurden. Besonders bemerkenswert ist der Befund einer im 10. Jahrhundert verstorbenen Frau, deren Leichnam im Grab mittels Pfählung auf den Boden fixiert wurde. Offenbar fürchtete man Wiedergängertum.[6] 2018 wurde das Museum von der österreichischen Abteilung des International Council of Museums mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet.[7]
Ausstellung
Einen bedeutenden Teil der Ausstellung bilden die flechtwerkverzierten Marmorplatten, die einst die Klosterkirche aus dem achten Jahrhundert schmückten. Ein weiterer Abschnitt ist dem Heiligen Nonnosus gewidmet. Daneben bilden die Funde aus den umliegenden Gräbern einen bedeutenden Teil der Ausstellung. Sie geben Hinweise auf die Gedankenwelt dieser Menschen, die zwar schon dem Christentum anhingen, gleichzeitig aber noch heidnische Vorstellungen weitertrugen. Vor diesem Hintergrund nimmt das Skelett der gepfählten Frau eine Sonderposition in der Ausstellung ein.[1]
- Außengelände vor dem Neubau 2015
- Grabinschrift des Nonnosus
- Blick ins Innere
- Rekonstruierter Altarbereich der karolingischen Kirche
- Schmuck und Beigaben aus den Gräbern
- Bestattung in Originallage
Literatur
- Molzbichl, Gemeinde Spittal an der Drau, Pfarrkirche hl. Tiburtius, Pfarrhofsalettl seit 1991 Museum Carantana. In: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Kärnten 2001. S. 561–562.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Museum Carantana: Ausstellung - Erlebnis Frühmittelalter. In: carantana.at. Abgerufen am 18. Oktober 2020.
- ↑ Die Kunstdenkmäler Österreichs - Kärnten (DEHIO Kärnten). Berger, Wien 2001, ISBN 978-3-85028-398-4, S. 561.
- ↑ Karl Amon: Hagiographische Bemerkungen zur Nonnosus-Inschrift in Molzbichl. In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 180. Jahrgang. Verlag des Geschichtsvereines, Klagenfurt 1990, S. 221–234.
- ↑ Desiree Ebner: Entwicklung der archäologischen Forschung und deren museale Präsentation ab dem 20. Jahrhundert in Kärnten. Hrsg.: Diplomarbeit Universität Wien. Wien 2009, S. 81 f. (univie.ac.at [PDF]).
- ↑ Spittal: Molzbichl feiert seine Geschichte. In: kleinezeitung.at. 3. September 2016, abgerufen am 17. Oktober 2020.
- ↑ Sensationsfund: Gepfählte von Molzbichlerstmals ausgestellt. In: kleinezeitung.at. 22. September 2019, abgerufen am 18. Oktober 2020.
- ↑ Molzbichl Museum Carantana: Gütesiegel für perfekte Museumsarbeit in Molzbichl. In: kleinezeitung.at. 4. November 2018, abgerufen am 17. Oktober 2020.
Koordinaten: 46° 46′ 23″ N, 13° 33′ 18,8″ O
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Frühmittelaltermuseum Carantana in Molzbichl bei Spittal/Drau, Österreich; Innenraum
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Molzbichl im unteren Drautal, Gemeinde Spittal an der Drau / Österreich / Europa. Kirche (Pfarrkirche heiliger Tiburtius). Grundmauern des ältesten Klosters in Kärnten aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts.
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Gelände des Frühmittelaltermuseums Carantana in Molzbichl bei Spittal/Drau, Österreich. Außenansicht des Museums, Grundmauern der frühmittelaltelrichen Klosteranlage
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Innenansicht im Frühmittelalter Museum Carantana in Molzbichl im unteren Drautal, Bezirk Spittal an der Drau, Kärnten, Österreich, EU
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Molzbichl the oldest Monastery of Carinthia, dated 8th century in Austria, EU
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Nonnosus-Inschrift aus dem Jahr 532/533 im Altar in Molzbichl im unteren Drautal, Gemeinde Spittal an der Drau / Österreich / Europa. Einziges Schriftdenkmal Kärntens und Österreichs aus dem 6. Jahrhundert. Der Stein ist in der Pfarrkirche zum Heiliger Tiburtius eingemauert, war lange durch eine barocke Verkleidung verdeckt und paßt zu einer Reliquiengrube beim Hochaltar. Inschrift: Hic re[quies]/ci(t) servus Χϱ[ι](στου) / Nonnosus diac(onus) /qui vixit annos / p(lus) m(inus) CIII obiit / IIII Non(as) Septemb(res) / et deposit(us) est in / hunc loco XIII Kal(endas) Aug(ustas) indict(ione) XI / tertio (anno) post cons(ulatum) / Lampadi et Ores/tis v(irorum) c(larissimorum). Übersetzung der lateinischen Inschrift: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Hier ruht der Diener Christi, der Diakon Nannosus, der ca. 103 Jahre lebte. Er starb am 2. September und wurde am 20. Juli an diesem Ort im elften Jahr der Indikation bestattet, drei Jahre nach dem Konsulat der viri clarissimi Lampadius und Orestes. Der Stein wurde vermutlich in Oberkärnten gehauen und ist nicht der Grabstein des italienischen Abts Nonnous. Der Stein ist "unansehnlich, ein solches Denkmal hätte man niemals vom Soracte bis nach Karantanien transportiert."[1]
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Museum Carantana Ausgrabungen aus dem Frühmittelalter in Molzbichl, Spittal an der Drau, Kärnten, Österreich, EU