Fox-Ton

Der Fox-Ton (englisch foxy) ist eine Geschmacks- bzw. Geruchsnote in den Beeren zweier amerikanischer Wildreben-Spezies – der Muscadine (Vitis rotundifolia) und der auch als Fuchsrebe bezeichneten Vitis labrusca, wo sie besonders auffällig ist. Sie ist (in Europa) meist unerwünscht.[1] Der Begriff „foxy“ entwickelte sich zu einem Sammelbegriff für alle Geschmacksnoten amerikanischer Weinsorten, die sich von den gewohnten Aromen europäischer Vitis-vinifera-Reben unterschieden.[2]

Im schweizerischen Kanton Tessin zum Beispiel wird ein Wein mit der amerikanischen Direktträgersorte Isabella angebaut. Daher wird der Fox-Ton auch als Tessinernote bezeichnet. In der Toskana gibt es eine Rebsorte 'Fragole' (Fragola = Erdbeere), die geschmacklich wohl auf eine Einkreuzung mit Amerikanerreben zurückgeht.

Der Uhudler aus dem österreichischen Südburgenland wird ebenfalls aus den Hybridsorten Concord, Noah, Delaware, Othello, Elvira, Isabella, bzw. Ripatella erzeugt. Dieser Wein darf nicht als Qualitätswein verkauft werden, sondern muss als Tafelwein (in Österreich: „Wein“) deklariert werden.

Einen großen Aufschwung erlebten labrusca-Hybriden (V. rotundifolia eignet sich weniger für Hybridisierung), als ihr Potenzial zur Lösung der Reblaus-Problematik klar wurde. Auch andere Resistenzen machen sie nach wie vor insbesondere für ökologische Landwirtschaft interessant, wobei entsprechende Zuchtbemühungen den Fuchs-Ton regelmäßig zu umgehen versuchen und entsprechend komplexe Hybride schaffen, oft unter Einbeziehung weiterer Arten.

Besonders prominent ist das Aroma durch seine bestimmende Rolle in der weltweit meistangebauten (Kyohō) und in der weltweit teuersten Tafeltrauben-Sorte (Ruby Roman), welche beide aus Japan stammen. Weitere wichtige Beispiele sind die in USA beliebte Tafeltrauben-Sorte Concord und die zwischenzeitlich sehr verbreitete und in Brasilien nach wie vor bestimmende Sorte Isabella.

Charakterisierung und Assoziationen

Ein Weinkritiker charakterisierte den Kernaspekt des Aromas als “high-toned, candied muskiness” (engl., etwa: eine „hochgestochene kandierte Moschusnote“).[3] Es wird teils als moschusartig, erdig und süßlich beschrieben und mit Erdbeeren (speziell: Walderdbeeren), Himbeeren oder Sanddorn assoziiert. In den alemannischen Dialekten werden entsprechende Reben/Weine ziemlich unverblümt mit Katzenurin in Verbindung gebracht: Schwäbisch Katzasoicher, Schweizerdeutsch Chatzeseicherli. Mehrere Quellen stellen die übliche animalische Assoziation grundsätzlich in Frage.[4][5]

Während das Aroma in Europa in der Regel zumindest als auffällig und besonders wahrgenommen wird und in Weinen in der Regel sogar als zu vermeidender Geschmacksfehler gilt, ist es andernorts teils besonders geschätzt oder in Nordamerika z. B. bei Süßigkeiten sogar synonym mit Trauben-Aroma allgemein. Die einfache lebensmitteltechnische Reproduktion dieses Aromas durch den Zusatz einer einzelnen, in Massen herstellbaren Verbindung könnte teils zu „billigen“ Assoziationen beigetragen haben.[5]

Chemie

Chemisch geht er zumindest im Fall der auf Fuchsrebe (V. labrusca) großteils auf eine einzelne Verbindung zurück: das Methylanthranilat.[6][7] Als weitere Verbindungen wurden 2-Aminoacetophenon und Furaneol festgestellt. Für die Muscadine (V. rotundifolia) wird ein ähnliches Aroma beschrieben, das eine komplexere chemische Basis haben dürfte.

Quellen

  1. André Dominé: Wein. Könemann, 2000, Seite 916, Artikel fuchsig
  2. B. Ramey: The Great Wine Grapes. Einträge zu den Sorten Concord, Catawaba und Delaware (no page numbers in book) University of California-Davis, 1977.
  3. https://www.winelabels.org/artniag.htm
  4. http://www.winenous.co.uk/wp/archives/11539
  5. a b Adam Huss: Wine's F-word
  6. https://academic.oup.com/hr/article/doi/10.1038/s41438-020-0304-6/6445474
  7. https://core.ac.uk/download/pdf/235693172.pdf