Fossilbericht

Durch Analysen des Fossilberichtes können u. a. die Biodiversität vergangener Erdzeitalter (Paläobiodiversität) und damit Aussterbeereignisse rekonstruiert werden. Das Diagramm zeigt die Paläobiodiversität mariner Lebewesen über das gesamte Phanerozoikum hinweg.

Der Fossilbericht ist die Summe aller wissenschaftlich dokumentierten (d. h. in Publikationen beschriebenen) Vorkommen von Fossilien in ihrem stratigraphischen Kontext. Der Fossilbericht ist die wesentliche Informationsquelle zur Entwicklung des Lebens auf der Erde. Die zusammenfassende Untersuchung des Fossilberichts ist Gegenstand der analytischen Paläobiologie, die ein Teilgebiet der Paläontologie ist.

Da Fossilien fast ausschließlich in Lockersedimenten und Sedimentgesteinen überliefert werden und die Überlieferung dieser Ablagerungen aufgrund von Verwitterung und Erosion exponentiell mit dem Alter abnimmt, hängt die Qualität des Fossilberichts stark vom geologischen Alter ab. Allgemein gilt: je älter desto schlechter. Zudem bestehen Schwankungen in der Vollständigkeit der geologischen Überlieferung, weil Verwitterung, Erosion und Sedimentation vor allem gesteuert werden durch tektonische Aktivität (u. a. Gebirgsbildungen) und Meeresspiegelschwankungen, die ihrerseits Zyklen unterworfen sind (Glazioeustasie als Ausdruck von Klimazyklen, Superkontinent-Zyklen). Des Weiteren führt hohe tektonische Aktivität in den davon betroffenen Sedimentgesteinen, u. a. infolge begleitender magmatischer Prozesse, zu einer Intensivierung der Diagenese bis hin zur Metamorphose, was die komplette Zerstörung des Fossilinhaltes zur Folge haben kann. Auch liegen ältere Gesteine in undeformierten, aktiven wie fossilen Sedimentbecken oft mehrere 1000 Meter im Untergrund und sind dort nur schwer für die Forschung erreichbar.

Der Fossilbericht auf der Erde setzt vor etwa 3,5 Milliarden Jahren im Archaikum mit den ersten dokumentierten Mikrofossilien in Chert-Gestein ein. Das Leben kann aber deutlich früher entstanden sein. Makrofossilien sind ab dem jüngsten Neoproterozoikum (Ediacarium) bekannt. Im Kambrium setzt mit der sogenannten Kambrischen Explosion weltweit eine weitgehend lückenlose Makrofossilüberlieferung ein.

Siehe auch

Literatur

  • Michael J. Benton, David A. T. Harper: Introduction to Paleobiology and the Fossil Record. Wiley-Blackwell, Chichester·Oxford 2009, ISBN 978-1-4051-8646-9.
  • Ricard V. Solé, Mark Newman: Extinctions and Biodiversity in the Fossil Record. S. 297–301 in: Harold A. Mooney, Josep G. Canadell (Hrsg.): Encyclopedia of Global Environmental Change. Volume 2 – The Earth system: biological and ecological dimensions of global environmental change. John Wiley & Sons, Chichester 2002, ISBN 978-0-470-85361-0.

Weblinks

  • Fossilworks – Tools für die statistische Datenanalyse und Download von Daten der Paleobiology Database
  • The Paleobiology Database – Online-Datenbank zur systematischen Erfassung des Fossilberichtes

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Sepkoski diversity chart DE.svg
Autor/Urheber: Gretarsson, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grafik zur Paläobiodiversität mariner Organismen im Phanerozoikum und jüngsten Neoproterozoikum auf Familien-Level. Die etwas dickere schwarze Kurve über der rosafarbenen Fläche repräsentiert die gesamte Diversität einschließlich fossil schlecht überlieferungsfähiger Invertebraten ohne oder mit geringem Anteil an mineralische(n) Hartteile(n). Diese basiert auf Schätzungen durch Interpolation zwischen der rezenten Diversität (1900 Familien, deren Vertreter zum überwiegenden Teil keine Hartteilskelette besitzen, siehe gestrichelte Linie rechts) und der Diversität gut fossil erhaltener Weichgewebsfaunen, die punktuell im Fossilbericht auftreten (z.B. im kambrischen Burgess Shale oder im devonischen Hunsrückschiefer). Die übrigen Kurven zeigen die Diversität fossil gut erhaltungsfähiger Organismen mit hohem Anteil an mineralischen Hartteilen. Dabei werden die eher „primitive“ kambrische Fauna (grau), mit u.a. Trilobiten und Archaeocyathiden, die „fortschrittlichere“ paläozoische Fauna (blau), mit u.a. artikulaten Brachiopoden, Seelilien und Seesternen, und die moderne Fauna (gelb), mit u.a. Wirbeltieren und Seeigeln, unterschieden. Die Pfeile zeigen die fünf großen Aussterbeereignisse des Phanerozoikums („Big Five“). Nach Sepkoski (1984).[1]