Forum Wissenschaft & Umwelt

Forum Wissenschaft & Umwelt
(FWU)
RechtsformVerein
(ZVR: 507324887)
Gründung1985
SitzWien und Innsbruck
ZweckUmweltschutz
VorsitzReinhold Christian, Helga Kromp-Kolb, Peter Weish
Websitewww.fwu.at

Das Forum Wissenschaft & Umwelt (früher Forum österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz, auch Umweltforum[1]) ist eine Vereinigung von Wissenschaftlern in Österreich mit dem Ziel, fachübergreifende Beiträge für eine zukunftsverträgliche Entwicklung von Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu leisten. Der Verein hat einen Sitz in Wien und Innsbruck.[2] Das Forum ist vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie als Umweltorganisation nach § 19 Abs. 7 UVP-G 2000 für ganz Österreich seit dem Jahr 2005 zugelassen.[3]

Geschichte

1985 wurde das Forum österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz gegründet, die Bezeichnung wurde später geändert. Gründungspräsident und langjähriger Präsident des Vereins war Rupert Riedl. Der entscheidende Impuls für die Gründung kam von den für die österreichische Umweltgeschichte so bedeutsamen Ereignissen in der Hainburger Au an der Wende der Jahre 1984/1985, als Umweltaktivisten durch die gewaltlose Besetzung des Donau-Auwaldes östlich von Wien einen geplanten Kraftwerksbau an dieser Stelle verhinderten und damit die Voraussetzung für den Nationalpark Donau-Auen schufen. Der Schutz der Donau-Auen blieb eine Aufgabe des Forums[4][5] und wurde 2021 im Rahmen des Bauprojekts „Lobau-Tunnel“ erneut ein öffentlichkeitswirksames Arbeitsfeld.[6]

Die Hauptziele und -arbeitsschwerpunkte fanden sich dort, wo die beiden Systeme Wissenschaft und Politik aneinander stießen: Es ging darum, wissenschaftlichen Erkenntnissen über ökologische Zusammenhänge Eingang in politisches Handeln zu verschaffen (Politikberatung, Umweltgesetzgebung) und selektiven, parteiischen Gebrauch von wissenschaftlichem Wissen im Umweltbereich zu verhindern. Unter anderem erarbeitete es Zielvorstellungen für die Errichtung von Nationalparks.[1] So war das Forum beispielsweise 1986 Mitglied des Vereins zur Förderung und Planung des Nationalpark Donau-Auen.[7]

Organisation und Vernetzung

Derzeit etwa 200 ordentliche Mitglieder[8] (1998: etwa 400 Mitglieder[1]) bringen ihre Erkenntnisse und Beiträge in das Forum ein. Das Wiener Büro dient dabei als Kommunikationszentrum und Drehscheibe und beschafft die für die Vereinsarbeit notwendigen Mittel über Beiträge und Förderungen.

Das Forum ist Mitgliedsorganisation im österreichischen Umweltdachverband.[9] Weiter zählt es zu den 19 Mitgliedern des Ökobüro – Allianz der Umweltbewegung.[10] Es ist Partner der Plattform: „Flüsse voller Leben“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, intakte Fließgewässer in Österreich zu schützen[11] und Bündnisorganisation des österreichischen Aktionsbündnis AbFaNG (Aktionsbündnis für Frieden, aktive Neutralität & Gewaltfreiheit).[12]

Das Forum unterhält mit Stand 2021 zwei Arbeitsgruppen: die AG Wildtiere und die AG Pestizide.[13] Der Sprecher der AG Wildtiere Kurt Kotrschal publiziert regelmäßig zu diesbezüglicher Thematik in der Reihe Mit Federn, Haut und Haar in Die Presse.[14][15][16] Laut Kotschral ist es Ziel der AG, Medien und Politik gesichertes Wissen zu Wildtieren, wie Fischotter, Bär, Wolf oder Luchs an die Hand zu geben, da diese oftmals „im Kreuzfeuer der öffentlichen Berichterstattung“ stehen. Seine Rolle als Sprecher der Arbeitsgruppe sieht er darin, beizutragen, den oftmals irrationalen Diskurs in dieser Angelegenheit zu versachlichen.[17][18]

Präsidium

Das Präsidium besteht aus

Daneben gibt es noch vier Vizepräsidenten, darunter Hermann Knoflacher und Ferdinand Kerschner.[19]

Arbeitsschwerpunkte

  • Von 1999 bis 2011 gab das Forum die fachübergreifende Reihe Wissenschaft & Umwelt Interdisziplinär mit insgesamt 14 Ausgaben heraus. Sie wird laut Worldcat in 12 Bibliotheken geführt.[20] Die 14. Ausgabe mit dem Titel Demokratie & Umweltkrise - brauchen wir mehr Mitbestimmung von Rita Trattnig, die als Buch konzipiert ist, wird nach Worldcat in 21 Bibliotheken bereitgehalten, darunter auch in den USA und Großbritannien.[21]
  • Publikationen zu aktuellen Themen aus der Perspektive verschiedener Fachbereiche
  • Erstellung von anlassbezogenen Pressetexten und Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen oder Ereignissen,[22] wie beispielsweise zum Bauprojekt Lobautunnel in Wien,[6][23] zur Energieproduktion[24][25][26] oder zum Zustand der Nationalparks in Österreich.[27][28]
  • Erstellung von fachübergreifenden, anlass- und problembezogenen Gutachten, Expertisen und Studien
  • Wissenschaftliche Projekte im Umweltbereich
  • Beratung von Entscheidungsträgern
  • Organisation von Diskussionsveranstaltungen, internen Workshops und Arbeitskreisen

Publikationen (Auswahl)

  • André Gazsó, Sabine Greßler, Fritz Schiemer: nano. Chancen und Risiken aktueller Technologien. Springer, Wien, New York 2007 ISBN 978-3-211-48644-3.
  • Uncertainty. Vorsorgeorientierte Risikoabschätzung von GVO. Wissenschaft & Umwelt spezial, 2001.
  • Gentechnik in der Landwirtschaft. Vorarbeiten für eine umfassende Technikfolgeabschätzung. Wissenschaft & Umwelt spezial, 1999.
  • Gentechnik. Kritische Überlegungen zu einer Anwendung von Gentechnik in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Reihe Umweltforum, 1997.
  • Naturschutz. Der steirische Brauch. Reihe Umweltforum, 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Maria Tiefenbach: Naturschutz in Österreich, Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie, Monografien Band 91, Wien 1998, S. 93.
  2. Unser Team auf fwu.at, zuletzt abgerufen am 12. Juni 2021.
  3. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie: Liste der anerkannten Umweltorganisationen mit Stand vom 5. Mai 2021, S. 5 (Überprüfung mit positivem Bescheid 2019).
  4. Entscheidung des Umweltsenats vom 29. Februar 2012 – US 7A/2011/26-8 zum Donau Pilotprojekt Bad Deutsch Altenburg, Rechtsinformationssystem des Bundes, zuletzt abgerufen am 12. Juni 2021.
  5. Umweltorganisationen erheben Einspruch: Geplante Eintiefung der Donau gefährdet wertvollen Naturraum!, OTS0028 vom 20. Oktober 2008.
  6. a b Ondrej Svatos: „Alt-Betonzeit“: Gegner fordern Aus für den S1 Lobau-Tunnel, Niederösterreichische Nachrichten vom 25. Februar 2021.
  7. Planungsphase auf donauauen.at, zuletzt abgerufen am 12. Juni 2021.
  8. Tätigkeitsbericht 2020, abgerufen am 12. Juni 2021.
  9. Umweltdachverband.at: Mitgliedsorganisationen, abgerufen am 8. Juni 2021.
  10. ÖKOBÜRO Allianz der Umweltbewegung: Mitglieder, abgerufen am 8. Juni 2021.
  11. Flüsse voller Leben: Partner, abgerufen am 8. Juni 2021.
  12. Aktionsbündnis für Frieden, aktive Neutralität & Gewaltfreiheit: Bündnisorganisationen, abgerufen am 12. Juni 2021
  13. FWU: Arbeitsgruppen und Initiativen
  14. FWU: AG Wildtiere
  15. Kurt Kotrschal: Wölfe offenbaren die kognitive Dissonanz von Bauernbündlern und Politikern in diePresse vom 27. Juli 2020, abgerufen am 12. Juni 2021.
  16. Kurt Kotrschal: Ein Rechtsstaat, der seine Natur mit Füßen tritt in diePresse vom 24. Februar 2020, abgerufen am 12. Juni 2021.
  17. Wabel: Wolf, Fischotter, Greifvögel – einmal nüchtern betrachtet in oekonews vom 4. Dezember 2018, abgerufen am 13. Juni 2021
  18. Gerhard Pirkner: Wie kann man in Osttirol mit Wölfen leben? in Dolomitenstadt.at vom 25. Juni 2020, abgerufen am 13. Juni 2021
  19. Präsidium auf fwu.at, zuletzt abgerufen am 12. Juni 2021.
  20. Worldcat: Eintrag Wissenschaft & Umwelt. ... Interdisziplinär
  21. Demokratie & Umweltkrise brauchen wir mehr Mitbestimmung? bei Worldcat
  22. Stellungnahmen auf fwu.at, zuletzt abgerufen am 12. Juni 2021.
  23. Christian Schuhböck: Donau-Auen erneut in Gefahr, Wiener Zeitung vom 5. April 2021.
  24. Michael Lohmeyer: Warum Geschäftsführer bald am Heldenplatz in Wien in der Luft hängen werden, Die Presse vom 8. Juni 2021.
  25. „Öko-Allianz“ fordert Kraftwerksgipfel, ORF vom 14. Dezember 2011.
  26. Reinhold Christian: Klima schützen und Biodiversität erhalten, Wiener Zeitung vom 19. April 2021.
  27. Michael Lohmeyer: Österreichs Nationalparks: Hot spots der Artenvielfalt und Zankapfel, Die Presse vom 20. Mai 2021.
  28. Eva Hinterer: Zu wenig Schutz für Nationalparks?, Niederösterreichische Nachrichten vom 4. Juni 2021.