Forstwirt

Forstwirte bei der Arbeit

Forstwirt, Forstwart (Schweiz), Forstfacharbeiter (Österreich), früher auch Waldfacharbeiter, ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf für einen Waldarbeiter. Ein Forstwirt führt alle anfallenden Tätigkeiten im Forstbetrieb (Waldarbeit) aus, von der Begründung neuer Waldbestände bis zur Holzernte.

Aufgaben

Video des Landschaftsverbandes Rheinland: Forstwirtschaft und Ausbildung zum Forstwirt, 2018

Die Aufgabenfelder umfassen unter anderem:

  • Begründen und Verjüngen von Waldbeständen
  • Erschließen und Pflegen von Waldbeständen
  • Schützen von Waldbeständen vor schädlichen Einflüssen (Wild, Insekten, Pilze)
  • Unterhaltung von forstlichen Wegen
  • Anlegen und Pflegen von Schutz- und Walderholungseinrichtungen
  • Einsatz in der Natur- und Landschaftspflege (Schaffung und Erhaltung von Biotopen)
  • Führen von forstlichen Maschinen (Harvester, Forwarder)
  • Mithilfe im Jagd­betrieb
  • Motormanuelle Holzernte

Die Arbeit eines Forstwirtes ist anerkannte Schwerstarbeit. Der Energieumsatz bei motormanueller Tätigkeit im Stücklohn entspricht dem eines Spitzensportlers.

Ausbildung

Waldarbeiterschule Dobbertin (1943)

Die Ausbildung (nach Berufsbildungsgesetz) erfolgt im dualen System. Bis auf Bremen werden in Deutschland in allen Bundesländern Ausbildungsplätze angeboten. Etwa zwei Drittel der Ausbildungsplätze befinden sich im Staatswald, ein Viertel im Körperschaftswald und ca. 10 % im Privatwald. Die Ausbildung dauert drei Jahre und endet mit der Facharbeiterprüfung. Die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsplätze ist rückläufig und betrug 2015 noch 1.656. Der Frauenanteil stieg zwischen 2011 und 2015 um rund 45 % von 4,6 auf 6,7 %.[1]

Karriere

Aufstiegsmöglichkeiten:

Studium

Beim Diplom-Forstwirt, in Österreich auch nur Forstwirt genannt, handelt es sich hingegen um einen akademischen Grad, der nach dem erfolgreich absolvierten Universitäts-Studium der Forstwissenschaften verliehen wird. Forstwirte in Österreich, die zuvor an einer Hochschule ausgebildet wurden, sind berechtigt eine Forstfläche von über 3600 Hektar zu bewirtschaften. Die Ausbildung hierfür erfolgt an der Universität für Bodenkultur Wien (zehnsemestriges Bakkalaureats- und Magister­studium) mit zweijähriger Praxis als Forstassistent und einer Staatsprüfung für den höheren Forstdienst.

Verwendung des Begriffs im Steuerrecht

Privatwaldbesitzer erzielen auch ohne besondere Ausbildung und ohne persönliche Ausübung forstwirtschaftlicher Tätigkeiten regelmäßig Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft und werden deshalb gelegentlich aus steuerrechtlicher Sicht als Forstwirte bezeichnet.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Ekkehard Schwartz: Arbeits- und Lebensbedingungen der Waldarbeiter im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland. KWF-Bericht Nr. 24. Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF), Groß-Umstadt 1998, 196 S.
  • Uwe Tobä: Zwischen Stoppuhr und Spaltaxt. Die Geschichte der Waldarbeiterausbildung im 20. Jahrhundert. Interdisziplinäre Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der forstlichen Arbeitswissenschaft und berufs- und arbeitspädagogischer Entwicklungen, Grundlagen und Begründungen. Conte-Verlag, Saarbrücken 2003, 472 S., ISBN 3-9808118-7-5.
  • Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik & Arbeitsausschuss der Waldarbeitsschulen der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Der Forstwirt. 112 Tabellen. Ulmer, Stuttgart-Hohenheim 2004, ISBN 3-8001-1226-4.

Weblinks

Wiktionary: Forstwirt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Kawollek: Untersuchungen über die Entwicklung der Berufe der Agrarwirtschaft - Forstwirt/-in. Forstliche Mitteilungen, 11/2017, S. 8–12.
  2. BFH, Urt. v. 9.3.2017 – VI R 86/14, BStBl 2017, II 981

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Stolberg-Zweifall/Würselen 2017/18 - 40 Minuten

Buch/Regie: Andrea Graf

Nicht nur als grünes Ausflugsziel und wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems ist der Waldvon Bedeutung. Der Wald ist ein zentraler regionaler wie globaler Wirtschaftsfaktor als Rohstofflieferant und Arbeitsplatz. Forstwirtschaft ist ein hochkomplexes System, in dem Ökonomie und Ökologie berücksichtigt werden. Der volkskundlich-kulturanthropologische Dokumentarfilm stellt die Menschen vor Ort ins Zentrum: Förster, Forstwirte und Auszubildende im Forstbetriebsbezirk Zweifall, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zweier regionaler Sägewerke sowie Menschen, die sich ehrenamtlich im "Museumssägewerk Stolberg-Zweifall"engagieren, wurden bei ihrem Arbeitsalltag im Wald und im Sägewerk begleitet. Sie erzählen von ihrer Arbeit, von technischem Wandel und der Bedeutung des Waldes. Deutlich wird dabei die Faszination für den Forst als Arbeitswelt sowie die wirtschaftliche, ökologische und ortsgeschichtliche Bedeutung, die der Wald und die Holzproduktion in der Region für die Menschen haben.
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Waldarbeiterschule Dobbertin