Formulierung

Eine Formulierung ist eine Verbindung verschiedener Komponenten in zweckmäßiger Weise. Es stammt etymologisch von lateinischen forma ab (= Norm, Maßstab) und ist verwandt mit Formel.[1]

In der Sprache ist eine Formulierung eine bewusst gewählte Zusammenstellung von Wörtern, um einen bestimmten Gedankeninhalt auszudrücken bzw. eine Redensart oder Niederschrift.[2]

Im technischen Sinn ist eine Formulierung ein Gemisch, das aus einer Wirksubstanz sowie Hilfsstoffen besteht, die nach einer Rezeptur (durch Zusammenmischen in definierten Mengen) hergestellt wird.[3] Dies können beispielsweise ein Arzneistoff, ein Lack oder Dispersionsfarbe oder ein Kunststoff sein.

Reine Wirkstoffe sind oftmals zu hoch konzentriert, um sie anwenden zu können.

Formulierung von Polymerdispersionen

Formulierung von Arzneimitteln

Eine Formulierung ist im pharmazeutischen Sinne eine Bereitstellung eines Arzneistoffs in einer Form, die eine gute Anwendbarkeit und optimale Bioverfügbarkeit ermöglicht. Synonyme Bezeichnungen sind galenische Form, Darreichungs- oder Arzneiform. Die Optimierung von Gebrauchseigenschaften und Bioverfügbarkeit eines Arzneimittels sind Aufgaben der pharmazeutischen Entwicklung.

Formulierung von Pflanzenschutzmitteln

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Pflanzenschutzmittel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gebrauchsfertige
Mittel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Mittel, denen
Wasser zugesetzt wird
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
BeizenStreu-
granulate
Stäube-
mittel
SpraysGase
 
Flüssige
Mittel
Wasserlösliche
Granulate
Wasserlösliche
Pulver
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Lösungen
 
 
 
 
Spritz-
pulver
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Emulsionen
 
 
 
 
Beizen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Suspensionen
 
 
 
 
 
 
 

Eine Formulierung im phytomedizinischen Sinn ist die Zubereitung eines Pestizids mit Hilfsstoffen (Formulierhilfsmitteln), um eine möglichst leichte Ausbringung und gute Verteilung zu ermöglichen.[4] Dies wird vor allem durch verbesserte Benetzung der Blattoberflächen erreicht.

Die Formulierung bestimmt über Toxizität, Phytotoxiztät, Lösevermögen und Dampfdruck eines Pflanzenschutzmittelprodukts.

Die FAO gibt eine Liste von Abkürzungen der Formulierungstypen heraus:[5]

AbkürzungHerkunft der Abk.Erklärung
AF/ALAqueous Flowable / Liquidwässrige Flüssigkeit
ASAqueous Suspensionwässrige Suspension
D/DPDust/Dustable PowderStaub
DFDry Flowableamerikanische Bezeichnung für WG
ECEmulsifiable Concentrateemulgierbares Konzentrat (Emulsionskonzentrat)
ESEmulsifiable Solutionemulgierbare Lösung
EWEmulsion, oil in waterÖl-in-Wasser-Emulsion
FLFlowableFlüssigkeit
FSFlowable concentrate for seed treatmentSuspensionskonzentrat zur Saatgutbehandlung
GRGranularGranulat
GAGasGas
GBGranular BaitGranulatköder
ODOil DispersionDispersion in Öl (ölhaltiges Suspensionskonzentrat)
OLOil-Soluble Liquidorganische Flüssigkeit
P/PSPelletsPellets
SCSuspension ConcentrateSuspensionskonzentrat
SESuspo-EmulsionSuspoemulsion
SGWater-Soluble Granulewasserlösliches Granulat
SLSoluble Concentrate / Liquidlösliches Konzentrat
SPSoluble Powderlösliches Pulver
WGWater-Dispersible Granuleswasserdispergierbares Granulat
WPWettable Powderwasserdispergierbares Pulver
WSPWater-Soluble Packetlösliches Paket

Die häufigsten Formulierungstypen in Deutschland sind:[6]

  • Suspensionskonzentrate (Wirkstoff ist in Wasser suspendiert, Typ SC)
  • Wasserdispergierbare Granulate (nach der Dispergierung der Granulate bildet sich im Spritztank eine Suspension, Typ WG)
  • Emulsionskonzentrate (Wirkstoff ist in einem organischen Lösungsmittel gelöst, durch die als enthaltenen Emulgatoren bildet sich im Spritztank eine Emulsion, Typ EC)
  • Wasserlösliche Konzentrate (falls Wirkstoff ausreichend wasserlöslich, Typ SL)

Momentan gibt es Anstrengungen, lösungsmittelhaltige Emulsionskonzentrate (EC) durch lösungsmittelfreie Suspensionskonzentrate (SC) auf Wasserbasis zu ersetzen. Deren Stabilität hängt außerdem nicht mit der Wasserlöslichkeit des Lösungsmittels zusammen und kann nicht durch Wasserhärte und -temperatur beeinflusst werden. Für Suspensionskonzentrate wird der Wirkstoff mit einer Strahlmühle bis zu einer Teilchenfeinheit von ca. 2 μm zermahlen.[7] Außerdem werden Spritzpulver (WP) zunehmend durch nichtstaubende wasserdispergierbare Granulate (WG) ersetzt.

Im Jahr 1993 waren Xylole, Butylalkohol, Ethylenglycol und Propylenglycol die am häufigsten verwendeten Lösungsmittel.[8] Isophoron wird häufig in Wirkstoff-Tandems eingesetzt.[7]

Häufig sind auch Tenside wie Talgfettaminoxethylat Bestandteil von Formulierungen.[9]

Viele Pflanzenschutzmittelformulierung enthalten einen großen Anteil von inerten Füllstoffen wie Kaolin und Attapulgit.[10]

Mischreihenfolge

Bei der Mischung mehrerer unterschiedlich formulierter Pflanzenschutzmittel, sollte zuerst WP zugemischt werden, danach DF, SC, SL und zuletzt EC.[11]

Vergleich der Formulierungen

Quelle:[12]

FormulierungstypGefahren beim AnmischenPhytotoxizitätAuswirkungen auf die SpritzeRührwerk nötigsichtbare Rückständekompatibel mit anderen Formulierungen
WPEinatmen von StaubSicherAbrasivjajaSehr gut
DF/WGSicherSicherAbrasivjajaGut
SPEinatmen von StaubNormalerweise sicherNicht abrasivneinWenigeAusreichend
ECVerschütten und VerspritzenteilsGreift u. U. Gummi anjaneinAusreichend
FLVerschütten und VerspritzenteilsAbrasivjajaAusreichend
SLVerschütten und VerspritzenSicherAbrasivneinneinAusreichend
DGefährliches Einatmen von StaubSicherjaja
Granulate und PelletsSicherSicherneinnein
mikroverkapseltVerschütten und VerspritzenSicherjaAusreichend

Siehe auch

Wiktionary: Formulierung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Formulierung. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
  2. Eintrag Formulierung in Duden online, abgerufen am 24. Dezember 2017.
  3. Eintrag formulation im oxforddictionaries.com (Memento desOriginals vom 27. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oxforddictionaries.com abgerufen am 24. Dezember 2017
  4. Eintrag zu Formulierung. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 10. Oktober 2014.
  5. BVL: Formulierungstypen von Pflanzenschutzmitteln.
  6. BVL: Pflanzenschutzmittel -sorgfältig geprüft, verantwortungsbewusst zugelassen (Memento desOriginals vom 16. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bvl.bund.de S. 37.
  7. a b Trends bei der Formulierungsentwicklung von Pflanzenschutzmitteln (Memento vom 16. Oktober 2014 im Internet Archive).
  8. G. Petrelli, G. Siepi, L. Miligi, P. Vineis: Solvents in pesticides. In: Scandinavian Journal of Work, Environment & Health. Band 19, Nr. 1, Februar 1993, S. 63–65, doi:10.5271/sjweh.1502.
  9. Uta Bilow. Tenside können Pflanzenschutzmittel optimieren: Saubere Helfer auf dem Acker. Deutschlandfunk, 22. Juni 2006, abgerufen am 28. Dezember 2014.
  10. Attapulgite-pesticide interactions Residue Reviews Volume 78, 1981, S. 69–99.
  11. Einsatz und Wirkung von Pflanzenschutzmittel im Sport- und Golfrasen (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.greenkeeperverband.de.
  12. Crop Protection Handbook 2014. 100. Auflage. MeisterPro, Willoughby, Ohio 2014, S. 75.