Formel-2-Europameisterschaft 1970

Formel-2-Europameisterschaft 1970
Europameister
Fahrer:Schweiz Clay Regazzoni
Saisondaten
Anzahl Rennen:8
< Saison 1969 Saison 1971 >

Die Formel-2-Europameisterschaft 1970 war die vierte Saison dieser 1967 etablierten Motorsportserie. Die Meisterschaft umfasste acht Rennen, die in Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich und Spanien abgehalten wurden. Der Meistertitel ging an Clay Regazzoni, der als Spitzenfahrer des Tecno-Werksteams vier Rennen gewann.

Hintergrund

Chassis und Motoren

Das am weitesten verbreitete Chassis der Saison war der bereits 1969 entwickelte Brabham BT30. Insgesamt 18 Teams und 30 Fahrer traten mit diesem Modell an. Verbreitet war auch der ältere Brabham BT23, der wiederholt in der C-Version gemeldet wurde. Vereinzelt gab es schließlich Chassis des neu gegründeten Herstellers March Engineering, ferner von BMW, Crosslé, Ferrari, Lotus, Pygmée und Tecno.

Nahezu alle Teams verwendeten in der Saison 1970 den Cosworth-FVA-Motor, der etwa 230 PS leistete.[1] Lediglich BMW installierte eigene Motoren, und in einem Team erschien zeitweise ein Sechszylindermotor von Ferrari.

Teams

Im Laufe der Saison meldeten sich insgesamt 39 Teams zu Meisterschaftsrennen. Ganz überwiegend waren es werksunabhängige Kundenteams, teilweise auch Fahrer, die mit eigener Nennung antraten.

Nur wenige Konstrukteure gingen mit eigenen Werksteams an den Start. Der deutsche Automobilhersteller BMW, der italienische Hersteller Tecno und das französische Unternehmen Pygmée waren mit Werksteams vertreten. In Großbritannien war es üblich, dass Hersteller ein ausgewähltes Privatteam bevorzugt belieferten, das dann als Quasi-Werskteam galt. So war Malcolm Guthrie Racing das von March werksseitig unterstützte Team,[2] bei Lotus war es Jochen Rindt Racing, dessen Alltagsgeschäft von Bernie Ecclestone geleitet wurde,[3] und im Falle Brabhams Sports Motor International. Der italienische Sport- und Rennwagenkonstrukteur Alejandro De Tomaso, der via Frank Williams Racing Cars mit einem eigenen Auto an der Formel-1-Weltmeisterschaft 1970 teilnahm, meldete zu einem Meisterschaftslauf in Italien eine Formel-2-Konstruktion, trat damit aber letztlich nicht an.

Fahrer

Jochen Rindt im Lotus 69

Zu den Meisterschaftsrennen des Jahres 1970 meldeten sich insgesamt 74 Fahrer. Nur vier Fahrer, unter ihnen der spätere Europameister Clay Regazzoni, bestritten alle Meisterschaftsläufe. Alle übrigen ließen einzelne Rennen aus; viele traten überhaupt nur bei ausgewählten Rennen an, und drei der gemeldeten Fahrer erschienen letztlich bei gar keinem Rennen. Neben den regulären Formel-2-Fahrern erschienen bei einigen Rennen auch erfahrene Piloten, die bereits in der Formel 1 etabliert waren. Zu ihnen gehörten Chris Amon, Jack Brabham, Graham Hill, Jacky Ickx, Jochen Rindt und Jackie Stewart. Sie galten als Graded Drivers und konnten keine Punkte in der Europameisterschaft erzielen.

Rennen

Die Meisterschaft 1970 umfasste mit acht Rennen einen Lauf mehr als im Vorjahr. Die Meisterschaftsläufe wurden um 13 Rennen ergänzt, die keinen Meisterschaftsstatus hatten. Drei Monate nach dem letzten Rennen des Jahres 1970 und zwei vor dem ersten des Jahres 1971 lag die Kolumbianische Formel-2-Serie, die den Kundenteams und den Piloten die Möglichkeit gab, ihr Material unter Wettbewerbsbedingungen zu testen.

Teams und Fahrer: Meldeliste

Die nachstehende Übersicht gibt die Teams und Fahrer wieder, die sich zu den Meisterschaftsläufen der Saison 1970 gemeldet haben.

TeamChassisMotorFahrerRennen
Frankreich Adam PotockiLotus 69Cosworth FVAFrankreich Adam Potocki1–2, 4–5, 7–8
Vereinigtes Konigreich Alan Fowler RacingLotus 48Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Barrie Smith1
Italien Alessandro de TomasoDe Tomaso 103Cosworth FVAItalien Spartaco Dini3
Vereinigtes Konigreich Alistair Walker RacingBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Robin Widdows14
Brabham BT23CVereinigtes Konigreich Alistair Walker1, 4, 6–8
Argentinien Automovil Club ArgentinaBrabham BT30Cosworth FVAArgentinien Benedicto Caldarella1–4
Argentinien Carlos Reutemann1–8
Deutschland Bayerische MotorenwerkeBMW 270BMW M1Belgien Jacky Ickx1, 3, 5–7
Schweiz Jo Siffert1, 5–7
Deutschland Hubert Hahne5
Osterreich Dieter Quester8
Vereinigtes Konigreich Derek Bell8
Deutschland Dieter Basche8
BMW 269Osterreich Dieter Quester1–3, 5–7
Deutschland Hubert Hahne1–3, 6
Deutschland Dieter Basche7
Vereinigtes Konigreich Bob Gerard RacingBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Peter Gaydon1, 2, 4
Vereinigtes Konigreich Brian Hart1
Frankreich Henri Pescarolo3–4
Irland Brian NelsonCrosslé 18FCosworth FVAIrland Brian Nelson7
Vereinigtes Konigreich Brian CullenBrabham BT23CCosworth FVAVereinigtes Konigreich Brian Cullen1–5, 7–8
Vereinigtes Konigreich Ecurie EcosseBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Graham Birrell1, 2, 4
Vereinigtes Konigreich Richard Attwood7
Deutschland Eifelland WohnwagenbauBrabham BT23CCosworth FVADeutschland Bernd Terbeck1, 2, 7, 8
March 702Deutschland Hannelore Werner8
Deutschland Rolf Stommelen1–3
Brabham BT305–7
Deutschland Hermann Unold8
Vereinigtes Konigreich FIRSTBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Peter Westbury1–8
Vereinigtes Konigreich Jochen Rindt RacingLotus 69Cosworth FVAOsterreich Jochen Rindt1, 2, 4, 6
Vereinigtes Konigreich John Miles1, 2, 4
Spanien 1945 Àlex Soler-Roig3
Italien Eugenio Baturone3
Vereinigtes Konigreich Graham Hill4, 6
Vereinigtes Konigreich John CoombsBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Jackie Stewart1, 4
Vereinigtes Konigreich Jack Brabham6
Vereinigtes Konigreich John WatsonBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich John Watson1–4
Vereinigtes Konigreich John WingfieldBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich John Wingfield8
Irland Irish Racing CarsBrabham BT30Cosworth FVAIrland Tommy Reid1, 8
Vereinigtes Konigreich Alan Rollinson4, 8
Vereinigtes Konigreich Malcolm Guthrie RacingMarch 702Cosworth FVANeuseeland Chris Amon1
Schweden Ronnie Peterson1–8
Vereinigtes Konigreich Malcolm Guthrie1, 2, 3, 7, 8
Schweiz Mildland RacingTecno 69Cosworth FVASchweiz Bruno Frey2, 8
Vereinigte Staaten Mike GothBrabham BT30Cosworth FVAVereinigte Staaten Mike Goth2, 8
Vereinigtes Konigreich Mike StoweLotus 59Cosworth FVAVereinigtes Konigreich David Cole4
Deutschland Montan Racing TeamBrabham BT30Cosworth FVADeutschland Werner Lindermann1, 4
Brabham BT23C2
Deutschland Helmut Gall1
Brabham BT232
Vereinigtes Konigreich Motor Racing EnterprisesBrabham BT30Cosworth FVAAustralien Howden Ganley4
Vereinigtes Konigreich Richard Scott7, 8
Vereinigtes Konigreich Northumbria Racing OrganisationLotus 59BCosworth FVAVereinigtes Konigreich John Blades1–4, 8
Vereinigtes Konigreich Paul CravenChevron B17BCosworth FVAVereinigtes Konigreich Paul Craven1, 4
Vereinigtes Konigreich Paul Watson Racing OrganisationBrabham BT30Cosworth FVAVereinigte Staaten Mike Goth8
Crosslé 18FIrland Brian Nelson8
Vereinigtes Konigreich Publicator RacingChevron B17BCosworth FVASchweden Reine Wisell1, 3–6, 8
Vereinigtes Konigreich Peter Hanson6
Frankreich PygméePygmee MDB15Cosworth FVAFrankreich Patrick Dal Bo1–5, 7, 8
Frankreich Jean-Pierre Jabouille1–3, 5, 7, 8
Frankreich Patrick Depailler1–3, 5, 7, 8
Frankreich Jean-Pierre Beltoise4, 5, 7, 8
Deutschland Richard WeberLotus 41CCosworth FVADeutschland Richard Weber2
Vereinigtes Konigreich Robert LamploughLola T100Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Robert Lamplough1, 2, 4, 8
Deutschland Roland BinderTecno 68Cosworth FVADeutschland Roland Binder2, 7, 8
Italien Scuderia Jolly ClubBrabham BT30Cosworth FVAItalien Andrea de Adamich1, 4
Italien Giancarlo Gagliardi7
Tecno 681, 2, 5
Italien Pino Pica2, 3
Italien Scuderia Picchio Rossa (1–4)
Italien North Italian Racing Developments (5–6)
Italien Scuderia Ala d’Oro (7–8)
Ferrari Dino 166 F2Dino V6Italien Ernesto Brambilla1–4
Brabham BT30Cosworth FVA5–8
Italien Vittorio Brambilla5–8
Brabham BT23C1–4
Italien Enzo Corti1–3
Vereinigtes Konigreich Sports Motor InternationalBrabham BT30Cosworth FVAAustralien Tim Schenken1–4, 6–8
Frankreich François Mazet1–4, 6–8
Vereinigtes Konigreich Gerry Birrell7
Schweiz Squadra TartarugaMarch 702Cosworth FVASchweiz Xavier Perrot1–4, 6–8
Brasilien Team BardahlLotus 69Cosworth FVABrasilien Emerson Fittipaldi1–8
Italien Tecno Racing TeamTecno 68Cosworth FVAItalien Giancarlo Gagliardi3
Tecno 69Frankreich Max Jean6
Schweiz Clay Regazzoni1–4
Tecno 705–8
Frankreich François Cevert1–8
Italien Giovanni Salvati5
Vereinigtes Konigreich Tetsu Ikuzawa Racing PartnershipLotus 69Cosworth FVAJapan Tetsu Ikuzawa1, 2, 4, 6–8
Vereinigtes Konigreich Wheatcroft RacingBrabham BT30Cosworth FVAVereinigtes Konigreich Derek Bell1–7

Rennkalender

Nr.DatumRennen
(Strecke)
Distanz
(km)
SiegerZweiterDritterPole-
Position
Schnellste
Rennrunde
Gesamtführender Fahrer
0130. MärzBritish Automobile Drivers Club „200“
(Thruxton)
174,41Osterreich Jochen Rindt (Lotus)Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart (Brabham)Vereinigtes Konigreich Derek Bell (Brabham)Osterreich Jochen Rindt (Lotus)
Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart (Brabham)
Osterreich Jochen Rindt (Lotus)Vereinigtes Konigreich Derek Bell (Brabham)
0212. AprilDeutschland-Trophäe
(Hockenheimring)
270,72Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)Japan Tetsu Ikuzawa (Lotus)Vereinigtes Konigreich Derek Bell (Brabham)Osterreich Jochen Rindt (Lotus)Osterreich Dieter Quester (BMW)
0326. AprilGran Premio de Barcelona
(Montjuïc)
170,55Vereinigtes Konigreich Derek Bell (Brabham)Frankreich Henri Pescarolo (Brabham)Brasilien Emerson Fittipaldi (Lotus)Frankreich Henri Pescarolo (Brabham)Vereinigtes Konigreich Derek Bell (Brabham)
0425. MaiLondon Trophy
(Crystal Palace)
201,334Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart (Brabham)Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)Brasilien Emerson Fittipaldi (Lotus)Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart (Brabham)Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart (Brabham)
0523. AugustGran Premio del Mediterraneo
(Pergusa)
300,390Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)Schweiz Jo Siffert (BMW)Belgien Jacky Ickx (BMW)Belgien Jacky Ickx (BMW)Belgien Jacky Ickx (BMW)
Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)
Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)
0613. SeptemberFlugplatzrennen Tulln-Langenlebarn
(Fliegerhorst Brumowski)
189,00Belgien Jacky Ickx (BMW)Australien Jack Brabham (Brabham)Frankreich François Cevert (Tecno)Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)Schweiz Clay Regazzoni
Frankreich François Cevert (Tecno)
Vereinigtes Konigreich Derek Bell (Brabham)
0727. SeptemberGran Premio Città di Imola
(Imola)
281,00Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)Brasilien Emerson Fittipaldi (Lotus)Vereinigtes Konigreich Derek Bell (Brabham)Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)
Belgien Jacky Ickx (BMW)
Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)
0811. OktoberPreis von Baden-Württemberg und Hessen
(Hockenheimring)
237,58Osterreich Dieter Quester (BMW)Schweiz Clay Regazzoni (Tecno)Schweden Ronnie Peterson (March)Schweden Ronnie Peterson (March)Osterreich Dieter Quester (BMW)

Fahrerwertung

Die Punktevergabe richtete sich nach folgendem Schema:

Punkteverteilung
Platz123456
Punkte964321

Nur die besten sechs Ergebnisse wurden gewertet. Danach ergab sich am Saisonende folgende Fahrwertung:

PlatzFahrerPunkte
01Schweiz Clay Regazzoni44
02Vereinigtes Konigreich Derek Bell35 (38)
03Brasilien Emerson Fittipaldi25
04OsterreichÖsterreich Dieter Quester14
05SchwedenSchweden Ronnie Peterson14
06FrankreichFrankreich François Cevert9
07Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Robin Widdows9
08JapanJapan Tetsu Ikuzawa9
09Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Westbury7
10FrankreichFrankreich Henri Pescarolo6
11Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alistair Walker5
12AustralienAustralien Tim Schenken4
13Deutschland Hubert Hahne3
=ItalienItalien Vittorio Brambilla3
15Argentinien Carlos Reutemann3
16FrankreichFrankreich Jean-Pierre Jabouille2
=Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Mike Goth2
18Irland Tommy Reid1
=Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Gaydon1

Rennen ohne Meisterschaftsstatus

Neben den acht Meisterschaftsläufen fanden 1970 insgesamt 13 weitere Rennen für Formel-2-Autos statt, die nicht zur Europameisterschaft zählten:

  1. Großer Preis von Pau (5. April 1970)
  2. Internationales ADAC-Eifelrennen (3. Mai 1970)
  3. Grote Prijs van Limborg (24. Mai 1970)
  4. Rhein-Pokalrennen (14. Juni 1970)
  5. Lotteria di Monza (21. Juni 1970)
  6. Grand Prix de Rouen-les-Essarts (28. Juni 1970)
  7. Trophée de France Formule 2 (26. Juli 1970)
  8. Preis von Deutschland (2. August 1970)
  9. Festspielpreis der Stadt Salzburg (30. August 1970)
  10. Mantorp Park Formula 2 Trophy (30. August 1970)
  11. Player’s No. 6 Trophy (13. September 1970)
  12. Flughafenrennen München-Neubiberg (25. Oktober 1970)
  13. Großer Preis von Israel (22. November 1970)

Literatur

  • Eberhard Reuß, Ferdi Kräling: Formel 2. Die Story von 1964 bis 1984, Delius Klasing, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7688-3865-8.
  • Mike Lawrence: March, The Rise and Fall of a Motor Racing Legend, MRP, Orpington 2001, ISBN 1-899870-54-7
  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01477-7, S. 116.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 38.
  2. Mike Lawrence: March, The Rise and Fall of a Motor Racing Legend, MRP, Orpington 2001, ISBN 1-899870-54-7, S. 38.
  3. Eberhard Reuß, Ferdi Kräling: Formel 2. Die Story von 1964 bis 1984, Delius Klasing, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7688-3865-8, S. 94.

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