Formative Evaluation

Unter formativer Evaluation wird die Bewertung und Verbesserung eines Prozesses verstanden, die innerhalb vorab definierter Zeiträume und vorab definierten Kriterien erfolgt.

Definition

Im Unterschied zur Ergebnisevaluation (summative Evaluation) – die letztlich nur einen Vergleich zwischen postuliertem und erreichtem Zielzustand ermittelt – werden aufgrund der erzielten (Zwischen-)Ergebnisse der formativen Evaluation Interventionen bzw. Korrekturen laufender Maßnahmen vorgenommen, um die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung zu erhöhen. Am Beispiel der formativen Evaluation eines Lehrganges / Studienganges lässt sich das Prinzip erläutern. Um bei Studierenden eine signifikant messbare Erhöhung ihrer verbalen Kommunikationskompetenz zu erlangen, wird ein sechsmonatiger Lehrgang auf den Weg gebracht, der die hierfür geeigneten Elemente wie Vortrags-, Dialog- und Gruppendiskussionstraining etc. umfasst. Jeweils alle zwei Monate wird eine Zwischenmessung durchgeführt. Hierbei werden die zuvor als gültige Kriterien für verbale Kommunikationsfähigkeit festgelegten Kriterien erhoben, zum Beispiel Wortgeschwindigkeit (a), angewandte Wortvielfalt (b), Reaktionsfähigkeit (c), die subjektive Einschätzung der Studierenden (d) und des Lehrenden (e) etc. Aufgrund der Auswertung der Zwischenergebnisse kann es dazu kommen, dass die unterschiedlichen Elemente neu gewichtet werden müssen, da der Effekt nicht in der vorhergesagten Stärke ermittelt werden konnte. In der formativen Evaluation wird demnach aktiv auf ein laufendes Programm Einfluss genommen mit dem Ziel, die zuvor fixierten Ziele auch tatsächlich bestmöglich zu erreichen.

Anwendung

Die Formative Evaluation kann formal (direkt) oder informal (indirekt) angewendet werden, d. h. als beschreibende, lernrelevante Rückmeldung im Gespräch zwischen Lehrkraft und Schülern oder auch als Eigenbeobachtung. Bei der formativen Rückmeldung sollten drei Aspekte (Fragen) im Vordergrund stehen:[1]

  1. Was ist dein Lernziel? Was ist deine ursprüngliche Intention? Was wolltest du lernen?
  2. Wo befindest du dich in deinem Lernprozess? Was hast du bereits erreicht? Was kannst du schon?
  3. Was brauchst du noch, damit du das Ziel erreichst? Unterstützungen (Material, Methoden, personelle Ressource)

Beispiele

An der Fakultät für Psychologie der Universität Wien wurde Twitter verwendet, um Lehrveranstaltungen formativ zu evaluieren.[2][3]

Eine Form der formativen Evaluation ist die Lernverlaufsdiagnostik, bei der die Lehrkraft den Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler mit kurzen, meist standardisierten Tests dokumentiert und die Ergebnisse nutzt, um ihren eigenen Unterricht zu evaluieren, zu verändern und dem Schüler über die Entwicklung Rückmeldung zu geben.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. John Hattie: Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von "Visible learning". Hrsg.: Klaus Zierer. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2013, S. 215.
  2. Christoph Burger, Stefan Stieger: Using Web 2.0 application Twitter for formative course evaluation: a case study. (Englisch) 1st Mobile phone conference, London (UK). 18. Februar 2009. Archiviert vom Original am 3. Dezember 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mobileresearchconference.com Abgerufen am 18. Februar 2009.
  3. Christoph Burger, Stefan Stieger: Let's go formative: Continuous student ratings with Web 2.0 application Twitter. GOR09. 8. April 2009. Abgerufen am 7. Januar 2009.