Folland Gnat

Folland Fo. 141 Gnat
Folland Gnat T.Mk.1
Typ:Jagd- und Ausbildungsflugzeug
Entwurfsland:

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich

Hersteller:

Folland Aircraft Limited

Erstflug:

18. Juli 1955

Indienststellung:

1959

Stückzahl:

449 (inkl. Lizenzbauten bei HAL)

Folland Gnat der Red Arrows

Die Folland Fo. 141 Gnat ist ein einstrahliges Jagd- und Ausbildungsflugzeug des britischen Herstellers Folland Aircraft Limited. Sie ist bekannt durch ihren Einsatz bei dem Kunstflugteam Red Arrows der Royal Air Force (RAF).

Geschichte

Unter Federführung von W. E. W. Petter, der bereits im Zweiten Weltkrieg Kampfflugzeuge konstruiert hatte, entstand bei Folland auf Grundlage der Folland Midge in den 1950er Jahren die Gnat (engl. Stechmücke), eine verhältnismäßig kleine Maschine, ausgelegt als leichter Abfangjäger. Angetrieben wurde die Gnat mit einem neu entwickelten Orpheus-Strahltriebwerk mit einer Schubkraft von 14,6 kN (1490 kp).

Nach dem Erstflug am 18. Juli 1955 und der Vorstellung in Farnborough am 30. August 1955, dort mit einem auf 17,8 kN (1814 kp) Schub leistungsgesteigerten Triebwerk, bestellte die britische Luftwaffe zunächst 6 Maschinen für die Flugerprobung. Die Gnat erfüllte jedoch in der Erprobung nicht alle Erwartungen und blieb hinter dem Konkurrenzmuster Hawker Hunter zurück.

So wäre das Schicksal dieser Maschine fast besiegelt gewesen, wenn nicht bei Folland Bestellungen ausländischer Luftstreitkräfte eingegangen wären. So erwarben die finnischen Luftstreitkräfte 13 und die jugoslawischen Luftstreitkräfte 2 Maschinen; außerdem bestellten die indischen Luftstreitkräfte IAF 40 Zellen sowie eine Produktionslizenz für die Gnat. So wurden in Indien 175 Lizenzmaschinen von der Firma Hindustan Aircraft Ltd. (HAL), die auch die gelieferten Zellen montiert hatte, hergestellt und bei den Luftstreitkräften in Dienst gestellt.

Bei HAL wurde die Gnat in der Folgezeit weiterentwickelt und unter dem Namen „Ajeet“ (Hindi: der Unbesiegbare, der Unschlagbare) eingesetzt.

Nach dem Erfolg im Ausland beschloss nun auch die RAF, die Gnat zu bestellen, jedoch in einer zweisitzigen Version als Trainer für die Ausbildung fortgeschrittener Jetpiloten. Die Gnat sollte die bisher für diesen Zweck verwendeten, aber in die Jahre gekommene De Havilland D.H.100 Vampire ablösen. Die Abweichungen von der Einsitzerversion waren größere Innentanks, ein anderes Triebwerk und vergrößerte Tragflächen zur Verbesserung der Langsamflugeigenschaften.

Nach der Bestellung einer Vorserie von 14 Maschinen, die die Bezeichnung Folland Fo.144 Gnat Trainer trugen – der Erstflug dieser Variante war am 31. August 1959 –, stand Folland vor der Situation, keinen Folgeauftrag zu erhalten, da das Unternehmen nicht zu den von der britischen Regierung präferierten Herstellern gehörte. So entschloss man sich, mit der Hawker-Siddeley-Gruppe zu fusionieren. Ab 1960 erfolgten Fertigungsaufträge für das nun als Hawker Siddeley Gnat T.Mk.1 bezeichnete Flugzeug. Manche Experten sind der Auffassung, dass Hawker Siddeley das Potenzial der Gnat erkannt hatte, die Konkurrenz dieses Flugzeuges fürchtete und daher die Firma Folland aufgekauft hatte.

1974 endete der Dienst der Gnat in Finnland, wo sich die Maschinen ohne Modifikationen der Serienausführung bei Temperaturen von bis zu −30 °C bewährt hatten; sie wurden durch Saab 35 Draken ersetzt. In Indien wurde der Ajeet 1978 durch eine Weiterentwicklung der Firma Hindustan Aircraft Ltd. (HAL), die Ajeet Mk. 2 abgelöst. Die britische Luftwaffe setzte die Gnat bis zur Ablösung durch Maschinen des Typs BAE Hawk im Jahre 1979 ein.

Die britische Kunstflugstaffel Red Arrows, bei der die Gnat T.1 seit dem Gründungsjahr dieser Staffel 1965 das Standardflugzeug war, löste sie 1980 ebenfalls durch die BAE Hawk ab.

In den Medien

In der Komödie Hot Shots! – Die Mutter aller Filme fliegt die U.S. Navy die Folland Gnat, während die Kriegsgegner die F-5 Tiger II nutzen. Beide Flugzeuge galten im Jahr der Filmproduktion (1991) als veraltet, was den komödiantischen Wert des Films unterstrich.

Technische Daten

Eine doppelsitzige Version der Folland Gnat
Dreiseitenriss der Gnat Mk.1
KenngrößeDaten Hawker Siddeley Gnat T.Mk.1
Besatzung2 (Pilot und Flugschüler)
Länge9,68 m
Spannweite7,32 m
Höhe2,93 m
Flügelfläche16,26 m²
Leermasse2331 kg
max. Startmasse3915 kg
Antriebein Strahltriebwerk Bristol-Siddeley Orpheus 100
mit einer Schubkraft von 19,0 kN (1919 kp)
Höchstgeschwindigkeit1024 km/h in 9450 m Höhe
Dienstgipfelhöhe14.630 m
Reichweite1852 km (mit 2 × 300-l-Zusatztanks)

Weblinks

Commons: Folland Gnat – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Folland Gnat Mk I.svg
Autor/Urheber: Kaboldy, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Folland Gnat Mk I
Folland gnat xr991 sideview arp.jpg
Folland Gnat T.Mk1 (XS102 in RAF service, now XR991/G-MOUR) during a display at Kemble Air Day on 15th June 2008 at Kemble Airport, Gloucestershire, England. Built 1964 for the RAF as XS102, put on the civil register in 1990. This aircraft, kept at Kemble, is painted in the colours of a former RAF display team who used Gnats - the Yellowjacks. The reason for the serial change is that XS102 never served with the Yellowjacks but XR991 did.
GNAT-XR537.jpg
Autor/Urheber: Geoff Beck, Managing Partner, RedArrows.com, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Former Red Arrows Gnat XR537 undergoing runway tests at Bournemouth Airport (EGHH); an important element of the restoration project. XR537 was first commissioned into the Royal Air Force in 1963, starting service with No.4 FTS at Valley in July of that year. In 1975, XR537 was transferred to the Central Flying School and repainted in Red Arrows livery for transfer to the famous squadron in August. XR537 served as one of the spare aircraft until, in 1976, the Team Leader's plane went unservicable. XR537 was then used as the lead aircraft during the 1976 display season. In 1979, the Royal Air Force replaced the Gnat with the British Aerospace Hawk T1.A. All the Gnats were either sold or relocated for engineering training purposes. On withdrawal from flying duties in September 1979, XR537 was delivered to the Royal Aircraft Establishment on 20th September 1979, before becoming 8642M as a ground instructional airframe with No.1 SoTT at Cosford. It was maintained in a ground running condition, still in its Red Arrows colours, until surplus to requirements at the end of 1989. Sold at a Sotheby's Auction in March 1990, XR537/8642M was moved by road to Bournemouth Aviation Museum on 5th April, being placed on the civil register as G-NATY in June 1990. Although known on the civil register as G-NATY, the aircraft has permission to be displayed in her correct Red Arrows livery and with her former military registration of XR537. Following a two-year restoration programme, XR537 was granted its Permit to Test on 14th June 2007 and completed its inaugural return to flight on 9th August 2007.