Fluttermühle

Fluttermühle bei der „Moorseer Mühle“ in Nordenham
Fluttermühle beim Museumsbauernhof Lütjegaste (Gemeinde Westoverledingen in Ostfriesland)
Nachbau einer Fluttermühle im Dorfmuseum Münkeboe

Die Fluttermühle oder der Flutter, abgeleitet von fries. fletta = bewegen (ndl. tjasker), ist die einfachste und kleinste Bauart einer Windmühle und dient dem vertikalen Wassertransport und der Entwässerung.

Die Mühle wurde im 16. Jahrhundert in Holland erfunden, diente dort zur Einpolderung und in Ostfriesland zur Entwässerung von Feuchtgebieten und war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, durch moderne Pumpwerke verdrängt, beinahe verschwunden. Heute existieren in Norddeutschland wieder eine Handvoll in Museen und im Einsatz zur Wiederbefeuchtung von Biotopen. In Nordholland stehen noch 14 dieser Mühlen, elf in Friesland.

Im Wesentlichen besteht der Flutter aus einer Archimedischen Schraube und einem kleineren Windflügelkreuz (1,5–7 m Durchmesser) mit Brett- oder Segelgatterflügeln (siehe dort). Dieses sitzt unmittelbar am oberen Ende der Archimedischen Schraube; direkt am Wellkopf hinter den Flügeln stützt ein kleiner Bock unter einem Winkel von um die 30 ° das gesamte Gerät. Das untere Ende der Archimedischen Schraube ragt in den Wassergraben, aus dem das Wasser gehoben und nach außen geleitet werden soll. Sie wird von Hand in den Wind gedreht. Weil sie klein und leicht waren, ließen sich diese Mühlen einfach versetzen, wenn das Wasser aus dem Graben abgepumpt oder in einer Region die Entwässerung nicht mehr nötig war. Heute würde man den Förderbereich als Mantelrohrschneckenpumpe bezeichnen, denn der bei Schneckenpumpen übliche Trog wird hier durch ein Mantelrohr ersetzt, das fest auf der Helix befestigt ist und der Rotation folgt.

Am häufigsten waren diese Mühlen in den Niederungen in Ostfriesland und in den Niederlanden (Provinzen Nordholland und Friesland).

Deutschland

In Deutschland stehen Flutter heute in Riepe, Bedekaspel, Weenermoor und in Lütjegaste in Ostfriesland sowie in Moorsee im Landkreis Wesermarsch. Der Nachbau einer Fluttermühle wird im Dorfmuseum Münkeboe ausgestellt.

Niederlande

In den Niederlanden sind Tjasker noch in den Polderregionen verbreitet.

Literatur

  • Albert Betz: Windenergie und ihre Ausnutzung durch Windmühlen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1926, heute erhältlich als unveränderter Nachdruck, Ökobuch, Staufen, ISBN 3-922964-11-7
  • Leo Hopf: Mühlentechnisches Praktikum.
    Bd. 1: Müllerei. Leipzig 1950.
    Bd. 2: Mühlenbau. Leipzig 1952
  • Friedrich Kettenbach: Der Müller und Mühlenbauer. Praktisches Handbuch für Müller, Mühlenbauer und technische Lehranstalten, Bd. 1 und 2, Leipzig 1907/1908
  • Johannes Mager: Mühlenflügel und Wasserrad. Leipzig 1990, ISBN 3-343-00257-7
  • Rudolf Sacher: Handbuch des Müllers und Mühlenbauers. Leipzig 1921. 2. Aufl. ebd. 1924
  • Werner Schnelle: Mühlenbau: Wasserräder und Windmühlen – bewahren und erhalten. Berlin 1999, ISBN 3-345-00678-2.

Weblinks

Commons: Fluttermühlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Rekonstruktion eine Fluttermühle, wie sie früher in Ostfriesland zum entwässern tiefer gelegener Gebiete genutzt wurde. Das Foto wurde aufgenommen im Dorfmuseum Münkeboe
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Elsloo Tjasker Vesuvius
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Tjaskermolen in het Venebosch in de Weerribben aan de Hooge Weg te Kalenberg
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