Flussjungfern

Flussjungfern
Asiatische Keiljungfer (Gomphus (Stylurus) flavipes)
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0

Asiatische Keiljungfer (Gomphus (Stylurus) flavipes)

Systematik
Klasse:Insekten (Insecta)
Unterklasse:Fluginsekten (Pterygota)
Ordnung:Libellen (Odonata)
Unterordnung:Großlibellen (Anisoptera)
Überfamilie:Aeshnoidea
Familie:Flussjungfern
Wissenschaftlicher Name
Gomphidae
Rambur, 1842

Die Flussjungfern (Gomphidae) sind eine Familie der Großlibellen (Anisoptera). Sie gehören damit auch zu den Libellen (Odonata). Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Tropen Ostasiens und Südamerikas. Weltweit bilden sie 91 Gattungen mit etwa 950 Arten, von denen es in Deutschland nur sieben Arten gibt, die zum Teil gefährdet sind.

Die Imagines der Flussjungfern erreichen Körperlängen von maximal fünf Zentimetern (lediglich der Seedrache wird bis zu 5,7 cm lang) und fallen innerhalb der Großlibellen durch deutlich voneinander getrennte Komplexaugen auf. Sie sind schwarz-gelb oder schwarz-grün gezeichnet. Wie ihr Name bereits andeutet, findet man die Tiere vor allem an Bächen und Flüssen, die meisten Arten können sich aber auch in Stillgewässern entwickeln. Auf ihren Jagdflügen fliegen sie auch weitab der Gewässer, vornehmlich in bewaldeten Gebieten.

Phylogenie

Die Flussjungfern gelten als morphologisch ursprüngliche Familie der Großlibellen, die zahlreiche plesiomorphe Merkmale erhalten haben, zum Beispiel in der Flügeladerung. Nach molekularen Merkmalen (Phylogenomik, Vergleich homologer DNA-Sequenzen) ist ihre Schwestergruppe die pazifisch verbreitete Familie der Petaluridae, mit denen sie unter anderem die weit getrennten Komplexaugen gemeinsam haben. Diese beiden sind vermutlich Schwestergruppe der anderen Großlibellen zusammengenommen.[1]

Innerhalb der Familie werden acht Unterfamilien unterschieden,[2] die nach den molekularen Ergebnissen aber nicht alle monophyletisch sind. In Zukunft sind daher Veränderungen des Systems zu erwarten.

  • Hageniinae
  • Octogomphinae
  • Gomphinae
  • Epigomphinae
  • Austrogomphinae
  • Phyllogomphinae
  • Onychogomphinae
  • Lindeniinae

Arten

Ein markantes Merkmal der Flussjungfern (hier: Gomphus vulgatissimus) sind die deutlich getrennt stehenden Komplexaugen

Die folgende Übersicht stellt die europäischen Vertreter der Flussjungfern dar.

Seedrache (Lindenia tetraphylla), Männchen
Fossil von Cordulagomphus tuberculatus aus der Santana-Formation Brasiliens, im Naturhistorischen Museum Wien

Flussjungfern – Gomphidae

  • Gattung KeiljungfernGomphus
    • Asiatische KeiljungferGomphus (Stylurus) flavipes
    • Französische KeiljungferGomphus graslinii (Iberien, Südwest-Frankreich)
    • Westliche KeiljungferGomphus pulchellus
    • Türkische KeiljungferGomphus schneiderii (Südosteuropa)
    • Gelbe KeiljungferGomphus simillimus (Mittelmeergebiet)
    • Gemeine KeiljungferGomphus vulgatissimus
  • Gattung Seedrachen (Libelle)Lindenia
    • Seedrache (Libelle)Lindenia tetraphylla (Italien, Balkan)
  • Gattung ZangenlibellenOnychogomphus
    • Braune ZangenlibelleOnychogomphus costae (Iberien)
    • Zierliche ZangenlibelleOnychogomphus flexuosus (Osteuropa)
    • Kleine ZangenlibelleOnychogomphus forcipatus
    • Große ZangenlibelleOnychogomphus uncatus
  • Gattung Flussjungfern – Ophiogomphus
  • Gattung SandjungfernParagomphus
    • Afrikanische Sandjungfer, Zwerg-Flussjungfer – Paragomphus genei (Mittelmeergebiet)

Literatur

  • G. Jurzitza: Der Kosmos-Libellenführer. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2000.
  • K. D. Dijkstra: Libellen Europas – Der Bestimmungsführer Haupt Verlag, Bern 2014.
  • K. Sternberg, R. Buchwald (Hrsg.): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera). Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3514-0.
  • H. Heidemann: Die Gomphus-Arten Deutschlands und Frankreichs. Bestimmungsschlüssel der Larven und Felddiagnose der Imagines (Anisoptera, Gomphidae). In: Libellula. 7, 1988, S. 27–40.
  • H. Donath: Zum Vorkommen der Flußjungfern (Odonata, Gomphidae) am Mittellauf der Spree. In: Entomologische Nachrichten und Berichte. 29, 1985, S. 155–160.
  • F. Suhling, O. Müller: Die Flussjungfern Europas – Gomphidae. (= Die Neue Brehm-Bücherei. 628). Westarp, Magdeburg/ Spektrum, Heidelberg 1996, ISBN 3-89432-459-7.
  • E. Schmidt: Generic reclassification of some westpalaearctic Odonata taxa in view of their nearctic affinities (Anisoptera, Gomphidae). In: Advances in Odonatology. 3, 1987, S. 135–145.

Einzelnachweise

  1. Frank Louis Carle, Karl M. Kjer, Michael L. May: A molecular phylogeny and classification of Anisoptera (Odonata). In: Arthropod Systematics and Phylogeny. 73 (2), 2015, S. 281–301. (PDF)
  2. Frank Louis Carle: The classification, phylogeny and biogeography of the Gomphidae (Anisoptera). In: Odonatologica. 15, 1986, S. 275–326. cit. nach Frank Suhling, Ole Müller: Die Flußjungfern Europas. (= Die neue Brehm-Bücherei. Band 628). Westarp Wissenschaften, Magdeburg 1996, ISBN 3-89432-459-7, S. 11–13.

Weblinks

Commons: Gomphidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Bladetail (Lindenia tetraphylla) male Macedonia.jpg
Autor/Urheber: Charles J. Sharp , Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bladetail (Lindenia tetraphylla) male, Republic of Macedonia (now North Macedonia)
GomphusFlavipes2.jpg
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Junges Weibchen der Asiatischen Keiljungfer (Gomphus flavipes). Beachte die typische Brustzeichnung. Das Tier habe ich leblos (scheinbar ertrunken) auf der Oberfläche eines Tümpels treibend gefunden und zum Fotografieren auf dem Untergrund "zurechtgesetzt" (daher auch die nicht ganz natürliche Beinhaltung). Etwas später ist dann völlig überraschend wieder Leben in die Libelle gekommen. Die mehr osteuropäisch-asiatisch verbreitete Art ist in Westdeutschland sehr selten (aber zeitweise in Ausbreitung?); ich fand nur dieses eine Exemplar in einer Kiesgrube am Rand der niedersächsischen Elbtalaue (Wendland).
Cordulagomphus tuberculatus.jpg
Fossil eines Cordulagomphus tuberculatus (syn - Gomphus tuberculatus) Aus dem Naturhistorischem Museum Wien
Libelle Nahaufnahme-Bild3.jpg
Autor/Urheber: Andreas Weber, Lizenz: CC BY 2.5
Nahaufnahme einer Gomphus vulgatissimus