Flussschwimmbad

Badeschiff Kohl“, Main, Frankfurt, 1800
Flussschwimmbad in der Elbe (links im Bild), Dresden, um 1900
(c) Bundesarchiv, Bild 183-T1030-503 / CC-BY-SA 3.0
Flussbad Pochhammer, Berlin, 1927
Frauenbad am Stadthausquai, Zürich, 2011
Spree, Berlin, 2008[1]

Ein Flussschwimmbad oder ein Flussbad, in der Schweiz auch Kastenbad genannt, ist ein Schwimmbad, dessen Wasserfläche sich in einem Fließgewässer befindet. Dabei kann es sich entweder um einen abgetrennten Bereich des Flusses oder ein mit Wasser gefülltes, schwimmendes Bassin innerhalb des Flusses handeln, auch in Form eines so genannten Badeschiffes.

Geschichte

Galt noch im 17. Jahrhundert das Baden als gefährlich, wurde die Badekultur im 18. Jahrhundert im Zeitalter der Aufklärung immer populärer, auf Grund der positiven Auswirkungen auf die Gesundheit durch die Reinigung und die sportliche Betätigung.[2] Um eine Alternative zur Badekur in Seebädern und Kurorten zu schaffen, wurden am Rande von Flüssen und Seen hölzerne Absperrungen oder Buden errichtet. Diese schwammen meist frei auf dem Wasser und waren über Stege zu erreichen. Schwimmen und Baden fand zunehmend Eingang in das öffentliche Bewusstsein und neben Kureinrichtungen entstanden auch Schwimmschulen. Diese wiesen in der Regel eine rechteckige offene Wasserfläche auf, die von einer umlaufenden schmalen Plattform umgeben war; in der Regel war sie zudem mit einem Sichtschutz umgeben. Häufig wurde sie durch Umkleidekabinen und eine Aufenthalts- und Liegefläche ergänzt.

Die erste europäische Flussbadeanstalt entstand 1760 in Paris. Die erste deutsche Badeanstalt wurde 1777 in Mannheim am Rhein gegründet. Es folgten unter anderem Wien 1781, Breslau 1783 und Hamburg 1792.[3]

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auch bei Frauen das öffentliche Baden populär und viele der Flussbadeanstalten erhielten eine Abtrennung, so dass ein nach Geschlechtern getrenntes Baden und Schwimmen möglich war. Mit dem Wachstum der Städte stieg die Popularität der Flussbadeanstalten, und allein im damaligen Berlin (vor den Eingemeindungen zu Groß-Berlin) gab es fünfzehn private Bäder in der Spree. Vielerorts ist die Zunahme aber auch auf die Umwandlung sogenannter wilder Badestellen in geordnete und beaufsichtigte Badeanstalten zurückzuführen.

In Hamburg gab es mehrere populäre Badeschiffe. Das Flussbadeschiff in der Elbe erfreute sich besonderen Zulaufs.

Mit der Industrialisierung stieg gerade in den Städten die Verschmutzung der Flüsse stark an, so dass die Flussschwimmbäder nach und nach geschlossen wurden.[4] Aus diesem Grund ist beispielsweise das Flussbaden in der Pariser Seine seit 1923 verboten.[5] In Deutschland haben sich nur noch vereinzelt Flussbadeanstalten erhalten oder wurden zu einem vom Fluss getrennten Freibad umgebaut, so etwa das Brentanobad in Frankfurt am Main.

Gegenwart

Seit den 1990er Jahren sind Flusschwimmbäder mit der steigenden Sauberkeit der Fließgewässer wieder häufiger anzutreffen. In der Schweiz gibt es mehrere Flussschwimmbäder, darunter das Marzilibad in Bern und das Frauenbad am Stadthausquai in Zürich. In Berlin setzt sich das Projekt Flussbad Berlin für die Realisierung eines Flussbades nahe der Berliner Museumsinsel ein. In Dessau wird unter anderem mithilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz das ehemalige Flussbad Rehsumpf restauriert.[6]

Ausstellungen

Siehe auch

Beispiele

Literatur

  • Bettina Schröder-Bornkampf, Elisabeth Kremer, Ulrich Lange, Karin Weigt, Joachim Krausse, Klaus Meier, Lutz Reichhoff, Walter Schaller: Mehr Licht, Luft, Sonne – Das Flussbad am Dessauer Rehsumpf. Hrsg. Rehsumpf e. V. Dessau, Jonitzer Verlag, Dessau 2019, ISBN 978-3-945927-08-3
Commons: Flussschwimmbad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Badeschiff Berlin – Spree - Schwimmbad – Stadtstrand Berlin. Abgerufen am 30. Juni 2019 (deutsch).
  2. Bettina Kratz-Ritter: „Manchmal ein wenig schmutzig?“ Zur (Mentalitäts-)Geschichte des Flussbadens in Göttingen, in: Göttinger Jahrbuch, Bd. 62 (2014), S. 167–187. - Digitalisat auf publicus.info, abgerufen am 23. Dezember 2023.
  3. Hella Kemper: Elbschwimmer: die Rückkehr einer Badekultur. Murmann Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-938017-54-6, S. 18.
  4. Uni Wuppertal: Flussschwimmbad Köln-Mülheim (Memento desOriginals vom 29. November 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arch.uni-wuppertal.de, abgerufen am 31. August 2011
  5. Christine Longin: Zum Baden nach Paris - Natürliches Badeerlebnis im Fluss-Schwimmbad. In: volksfreund.de vom 18. Juli 2017. Abgerufen am 2. August 2017.
  6. Beatrice Härig: Schwimmen im Schweinekasten. Flussbadeanstalten gestern und heute, in: Monumente-Magazin August 2018, S. 66–73
  7. Swim City | S AM Schweizerisches Architekturmuseum. Abgerufen am 30. Juni 2019.
  8. Badische Zeitung: Warum die Schweizer so gerne in ihren Flüssen baden - Basel - Badische Zeitung. Abgerufen am 29. Juni 2019.
  9. Badische Zeitung: Aqua Incognita - Führung zu magischen Orten am Rhein - Freizeittipps und Feste (TICKET) - Badische Zeitung. Abgerufen am 29. Juni 2019.

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Das Badeschiff von Johann Gottfried Kohl auf dem Main
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Zürich, Frauenbad, Stadthausquai
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Berlin, Flussbad Pochhammer

ADN-ZB, Berlin Das Flußbad Pochhammer, gelegen zwischen Waisenbrücke und Jannowitzbrücke (Aufn. 1927)

[Berlin.- Schwimmschule / Flussbad Pochhammer an der Spree, im Vordergrund Dampfer "Lotte Herta"]
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