Flugplatz Itzehoe/Hungriger Wolf

Flugplatz Itzehoe/Hungriger Wolf
Hungriger Wolf - DWD - panoramio.jpg
(c) wusel007, CC BY-SA 3.0
Hohenlockstedt
Kenndaten
ICAO-CodeEDHF
IATA-CodeIZE
Koordinaten

53° 59′ 46″ N, 9° 34′ 27″ O

Höhe über MSL25 m  (82 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum8 km nordöstlich von Itzehoe
StraßeB77
NahverkehrBSicon BUS.svg3260
Basisdaten
BetreiberFlugplatz Hungriger Wolf Entwicklungs- und Betriebs GmbH
Fläche48[1] ha
Start- und Landebahnen
02/201040 m × 30 m (550 m Asphalt, 490 m Gras)
09/27708 m × 40 m Gras



i7

i11 i13

Der Flugplatz Itzehoe/Hungriger Wolf ist ein Verkehrslandeplatz in Hohenlockstedt, nordöstlich der Stadt Itzehoe im Süden Schleswig-Holsteins. Er ist einer der ältesten Flugplätze Deutschlands. Der Flugplatz ist für Segelflugzeuge, Motorsegler, Ultraleichtflugzeuge und Motorflugzeuge mit einem Höchstabfluggewicht von bis zu 5,7 Tonnen zugelassen.

Herkunft des Namens

Über die Herkunft des Namens Hungriger Wolf existieren mehrere Geschichten. Eine davon leitet ihn von einem Bauern namens Wulf ab, der sein Anwesen in der Gegend hatte. Dessen Knechte und Mägde entwickelten einen außergewöhnlichen Appetit, wenn sie von jemandem zum Essen eingeladen wurden. So wurden sie nach kurzer Zeit nur noch Die vom Hungrigen Wulf genannt, was sich dann als Bezeichnung für die Gegend um das ehemalige Anwesen einbürgerte. Eine andere Deutungsweise geht auf das Mittelalter zurück. Zu dieser Zeit führten die Handelswege von Dänemark nach Hamburg durch die Gegend um den heutigen Flugplatz. Da die Gegend damals so einsam war, dass Zugtiere der Händler immer wieder von Wölfen angegriffen wurden, erhielt die Gegend unter den Händlern den Namen Hungriger Wolf[2].

Geschichte

Drachenballon auf der Hasenheide
Leutnant von Hiddensee auf der Hasenheide

Vor dem Ersten Weltkrieg

Bereits 1898 nutze das Deutsche Heer das Gelände östlich des heutigen Flugplatzes als Truppenübungsplatz Lockstedter Lager. Ab 1905 wurde von den Luftschiffer-Abteilungen auf der Hasenheide nahe dem Truppenübungsplatz ein provisorischer Feldflugplatz eingerichtet, um mit Freiballonen zu fliegen und das Artilleriefeuer auf dem Übungsplatz zu beobachten. Wenig später stiegen auch die ersten Jagd- und Beobachtungsflugzeuge – unter anderem eine Rumpler Taube von hier auf. 1915 besuchte Leutnant von Hiddensee, der kurz zuvor als erster deutscher Kampfflieger einen militärischen Einsatz über Paris geflogen war, den Flugplatz.[3]

Zwischenkriegszeit

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Truppenübungsplatz praktisch aufgelöst. Lediglich ein kleiner Teil wurde für Fahr- und Rahmenübungen durch die Reichswehr erhalten. Ab 1932 nutzte eine Geländesportschule, ab 1935 eine Sportschule der SA das Gelände. Im Jahr 1936 wurde das Gelände des heutigen Flugplatzes planiert und ein Rollfeld mit Grasnarbe angelegt.[3]

Zweiter Weltkrieg

Bereits vor 1939 wurde der Platz als Zwischenlandeplatz verwendet. Im Herbst 1939 wurden Baracken errichtet und aus dem Rollfeld wurde ein vollwertiger Feldflugplatz. Zusätzlich wurde das Kloster Itzehoe enteignet und dem Flugplatzgelände zugeschlagen, sodass das Flugplatzgelände auf eine Fläche von 260 ha vergrößert wurde. 1942 wurde das Luftwaffenersatzbataillon XI auf dem Platz stationiert und dem Kommandanten des Fliegerhorsts Uetersen unterstellt. Es bestand aus 11 Offizieren, 127 Unteroffizieren und 461 Mannschaftsdienstgraden, die mit sechs Kraftfahrzeugen, jedoch nicht mit Flugzeugen ausgerüstet waren. Am 18. Juli des gleichen Jahres wurde das Bataillon nach Neumünster verlegt.[3]

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Baracken zunächst zur Unterbringung von ehemaligen Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern genutzt – ab 1946 zur Unterbringung von Heimatvertriebenen. Nachdem der Platz ab 1951 durch den Itzehoer Luftsportverein bereits für den Modellflugsport genutzt worden war, erteilte das zuständige Ministerium in Kiel dem Verein die Genehmigung zur Nutzung des Geländes für den Segelflug. Am 25. Mai 1955 wurde auf dem Hungrigen Wolf der erste Sportflugplatz der noch jungen Bundesrepublik eingeweiht[3]. Noch im gleichen Jahr wurden der Tower, eine Halle und eine Tankstelle gebaut.[4]

Nutzung durch die Bundeswehr

Zwischen 1958[4] und 2004[5] wurde der Flugplatz überwiegend von Heeresfliegereinheiten der Bundeswehr genutzt. Am 4. Mai 1959 wurde die Heeresfliegerstaffel 6 auf dem Flugplatz stationiert. Die Staffel war zu diesem Zeitpunkt mit Dornier Do 27 ausgerüstet. Des Weiteren verfügte sie zu Testzwecken über Saunders-Roe Skeeter Hubschrauber. Die Tests ergaben allerdings mangelhafte Leistungen, so dass die Maschinen im März 1960 durch Aérospatiale SE.3130 Alouette II ersetzt wurden. Im Jahr 1962 wurde die Heeresfliegerstaffel 6 in Heeresfliegerbataillon 6 umbenannt. Im Frühjahr 1963 wurden wiederum zu Testzwecken mehrere Sikorsky H-34G auf dem Flugplatz stationiert, die allerdings die Testphase bestanden und in den regulären Dienst übernommen wurden. Zwischen 1968 und 1971 wurden die Sikorsky H-34G durch Bell UH-1D ersetzt. Im Jahr 1971 wurden auch die Do 27 ausgemustert. Ab 1980 übernahm der vom Bataillon zum Heeresfliegerregiment 6 umgegliederte Verband neben den bisherigen Transportaufgaben auch Panzerabwehraufgaben. Aus diesem Grund wurden auf dem Flugplatz Bölkow Bo 105M und Bo 105P stationiert. Bis 1982 wurden die Alouette II ausgemustert. Während der Neuordnung der Bundeswehr zwischen 1990 und 1993 wurde die durch das Bataillon unterstützte 6. Panzergrenadierdivision aufgelöst und in der Folge die Bo 105-Hubschrauber an andere Standorte verlegt und durch weitere Bell UH-1D ersetzt. Im Jahr 2004 wurde das Heeresfliegerregiment 6 im Zuge der Bundeswehrreform aufgelöst und die Bundeswehr verließ den Flugplatz,[2] nachdem der Flugbetrieb schon 2002 eingestellt worden war.

Vereine und Unternehmen

Neben dem Itzehoer Luftsportverein e. V. als Eigentümer des Flugplatzes mit angeschlossener Motorflugschule[6] sind weitere Unternehmen am Flugplatz angesiedelt. Das Xwind Training Center Germany bietet Simulatortrainings für Crosswindlandungen[7] an und das Verkehrsinstitut Nord veranstaltet Fahrsicherheitstrainings auf dem Flugplatz[8]. Am Tower befindet sich das Tower Bistro mit angeschlossenem Gästehaus mit dreißig Betten und Räumlichkeiten für Veranstaltungen[9]. Dieser Tower im Westen des Geländes ist allerdings außer Betrieb. Seit 2018 sitzt die Flugleitung in einem Neubau östlich der Landebahn. Dort liegen Werkststatt, Tankstelle und die Hallen für rund 100 Flugzeuge nah beieinander.

Veranstaltungen

Neben dem regulären Flug- und Fallschirmsprungbetrieb finden auf dem Flugplatz verschiedene Veranstaltungen statt.

Habitat-Festival

Das Habitat-Festival ist ein Electronic-Musikfestival mit circa 3000 Besuchern.[12]

Classic Motor Days 2013

Classic Motor Days

Die Classic Motor Days ist eine zweitägige Straßen-Motorsport- und Flugveranstaltung, an der viele klassische Fahrzeuge und Flugzeuge teilnehmen. Sie wird vom Hamburger Motorsport Club veranstaltet.[13]

Wolfsmeile

Die Wolfsmeile ist ein Trucker- und Countryfestival. Hier werden Trucks vom Oldtimer bis zur modernen Zugmaschine vorgestellt. Neben Truckrennen werden Flugshows, Rundflüge und Livemusik geboten.[14]

Unfälle

  • Am 16. Oktober 2011 startete ein vierzigjähriger Pilot mit einem Passagier in seiner Lancair 235 vom Flugplatz. Fünfzehn Minuten nach dem Start stürzte die Lancair in ein Maisfeld im Langwedeler Ortsteil Blocksdorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Pilot und Passagier wurden beim Aufprall getötet.[15]
  • Am 30. August 2015 setzte eine Jakowlew Jak-18T ohne Abfangmanöver mit allen drei Rädern gleichzeitig auf und überschlug sich. Die Yak befand sich auf einem Trainingsflug mit Fluglehrer. Der 70-jährige Pilot und der 66-jährige Fluglehrer sowie ein weiterer Passagier wurden dabei schwer verletzt.[16]

Bilder

Weblinks

Commons: Flugplatz Hungriger Wolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Flugplatz Hungriger Wolf. hamburg-tourism.de, abgerufen am 19. März 2018.
  2. a b Bundeswehr in Hohenlockstedt: Hungriger Wolf. (Nicht mehr online verfügbar.) flugplatzfeuerwehr-601.de, archiviert vom Original am 31. März 2009; abgerufen am 29. März 2018.
  3. a b c d Frank Quast: Flugplatz Hohenaspe / Hungriger Wolf. Abgerufen am 19. März 2018.
  4. a b Rudi Biehl: Chronik 1950 bis 1977. Itzehoer Luftsportverein, abgerufen am 28. März 2018.
  5. Itzehoe: Flugplatz Hungriger Wolf. Military Airfield Directory, abgerufen am 29. März 2018.
  6. Website des Itzehoer Luftsportvereins e. V. Itzehoer Flugsportverein e. V., abgerufen am 29. März 2018.
  7. Website des Xwind Training Centers Germany. Xwind Training Center Germany, abgerufen am 29. März 2018.
  8. Website des Verkehrsinstituts Nord. Verkehrsinstitut Nord, abgerufen am 29. März 2018.
  9. Flyer des Flugplatzes. flugplatz-edhf.de, abgerufen am 29. März 2018.
  10. Website von YUU Skydive. Yuu Skydive, abgerufen am 29. März 2018.
  11. Liste der vom Luftfahrt-Bundesamt genehmigten Luftfahrtunternehmen (aktive Betriebsgenehmigungen). Luftfahrt-Bundesamt, abgerufen am 17. Januar 2019.
  12. Habitat-Festival 2018. Kopf & Steine GmbH, abgerufen am 29. März 2018.
  13. Classic Motor Days – Hungriger Wolf 2018. Hamburger Motorsport Club, abgerufen am 29. März 2018.
  14. Wolfsmeile. globus-events, abgerufen am 29. März 2018.
  15. Eckard Gehm: Todesflug mit Bausatz-Flieger. Website des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag, 19. Oktober 2011, abgerufen am 29. März 2018.
  16. Stefan Maser, Michael Schell: Zwischenbericht Unfall am 30. August 2015 am Flugplatz „Hungriger Wolf“. Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Dezember 2015, abgerufen am 29. März 2018.

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Das Lockstedter Lager wurde als Standort nach dem ersten Weltkrieg aufgelöst

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Leutnant von Hiddensee auf dem Flugplatz Hungriger Wolf

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Luftschiff am Flugplatz Hungriger Wolf

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Karte des Deutschen Reiches von 1893, Itzehoe

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