Fliegerhorst Neubiberg

Fliegerhorst Neubiberg
Kenndaten
FlugplatztypMilitärflugplatz
Koordinaten

48° 4′ 27″ N, 11° 38′ 15″ O

Höhe über MSL551 m  (1.808 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum8 km südöstlich von München
Basisdaten
Eröffnung1933
Start- und Landebahn
07/25



i7 i11 i13

Luftaufnahme von Südwesten, 2019

Der Fliegerhorst Neubiberg ist ein ehemaliger Fliegerhorst im Süden von München.

Lage

Der Fliegerhorst liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Neubiberg und Unterhaching. Den westlichen Teil der Start- und Landebahn kreuzt die Autobahn München–Salzburg, die hier im dafür errichteten Tunnel Neubiberg verläuft.

Geschichte

Der Flugplatz wurde unter dem Namen Flugplatz München Süd 1933 eröffnet und militärische Fliegerausbildung durch den Deutschen Luftsportverband durchgeführt. Zwischen 1935 und 1945 wurde der Flugplatz von der Luftwaffe genutzt. Ende der 40er Jahre musste für den Einsatz der amerikanischen F-84 die Startbahn verlängert werden. Dazu wurde am östlichen Ende die Rosenheimer Landstraße in einem Bogen um mehrere hundert Meter verlegt, und am westlichen Ende die Trasse der Autobahn München – Rosenheim unterbrochen, die eine Umfahrungsstraße als Ersatz erhielt.[1] Erst sehr viel später wurde der Flugplatz untertunnelt. Die folgende Tabelle zeigt eine Auflistung ausgesuchter fliegender aktiver Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht, die hier zwischen 1940 und 1945 stationiert waren.[2]

VonBisEinheitAusrüstung
November 1940Dezember 1940III./ZG 26 (III. Gruppe des Zerstörergeschwaders 26)Messerschmitt Bf 110
März 1942Mai 1942I./ZG 1Messerschmitt Bf 110
Mai 1943Juni 1943I./JG 77Messerschmitt Bf 109G-4 trop, Messerschmitt Bf 109G-6 trop
September 1943Dezember 1943IV./JG 3Messerschmitt Bf 109G-6
August 1943Dezember 1943II./JG 51Messerschmitt Bf 109G-6
September 1943Mai 1944I./JG 301Messerschmitt Bf 109G-6
Januar 1944April 1944II./ZG 76Messerschmitt Bf 110G-2
April 1944April 1940III./JG 26Messerschmitt Bf 109G-6
Juni 1944September 1944I./NJG 6Messerschmitt Bf 110G-4
August 1944September 1944II./KG 26Junkers Ju 88A-17, Junkers Ju 88A-4 LT
Dezember 1944Februar 1945Stab, 1., 2./FAGr. 5 (Stab, 1. und 2. Staffel der Fernaufklärungsgruppe 5)Junkers Ju 290A-5, Junkers Ju 290A-7
Dezember 1944April 1945V./NJG 2Junkers Ju 88G-6
Januar 1945April 1945IV./NJG 6Junkers Ju 88G-6
Februar 1945April 1945III./NJG 6Messerschmitt Bf 110G-4
Februar 1945April 19452./FAGr. 1Junkers Ju 188
April 1945April 1945TGr. 30 (Transportgruppe 30)Heinkel He 111H

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Flugplatz zunächst als Airfield R.85 und später unter dem Namen Neubiberg Air-Base ein Stützpunkt der United States Air Forces in Europe. Die Basis war von Oktober 1950 bis November 1952 Heimatstützpunkt des mit F-84E ausgerüsteten 86th Fighter Bomber Wing. Zwischen 1952 und 1955 diente Neubiberg Air Base phasenweise als Ausweichplatz zunächst für RF-80 und später für C-119, deren Heimatbasis bei Toul (Frankreich) sich noch im Ausbau befand. Die Bundeswehr übernahm den Stützpunkt 1958 und verlegte die Offizierschule der Luftwaffe nach Neubiberg.

Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 in München baute die Bundeswehrverwaltung den Flugplatz aus zur Entlastung des Riemer Flughafens für den mit den Spielen verbundenen allgemeinen Luftverkehr. Für den entsprechenden Charterverkehr wurde der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck umgebaut.[3]

Um Platz für die neu gegründete Universität der Bundeswehr München zu schaffen, zog die Offizierschule 1977 auf den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck um. Ebenfalls ab 1958 war das Lufttransportgeschwader 61 mit Douglas DC-3 (C-47) und Noratlas N 2501 bis 1971 hier stationiert, von 1971 bis 1977 die Fliegerhorstgruppe Neubiberg, die von der Fliegerhorststaffel Neubiberg abgelöst wurde, die bis 1991 bestand. Zwischen 1971 und 1973 war außerdem eine Fluglehrgruppe in Neubiberg tätig.

Bis Oktober 1998 wurde der Flugplatz von der Polizeihubschrauberstaffel Bayern genutzt, bevor diese zum Flughafen München im Erdinger Moos umzog. Ein weiterer Nutzer war bis 1997 der Fliegerclub München,[4] dessen Flugbetrieb nach der Schließung von München-Oberwiesenfeld 1968 nach Neubiberg verlagert wurde und ursprünglich bereits Ende 1985 beendet werden sollte.[5]

Motorsport

Zwischen 1962[6] und 1974 wurde (nicht in jedem Jahr; 1970 war das 5. Rennen) zu wechselnden Terminen das Flugplatzrennen Neubiberg ausgetragen. Die Streckenlänge betrug um 5700 bzw. 5750 m und war homologiert für Tourenwagen, aber auch Sportwagen, Formel-2- und Formel-3-Rennwagen.

Es zählte nicht zu den Meisterschaftsläufen, war aber beliebt bei Amateurfahrern und lockte auch stark motorisierte Prototypen.[7] und namhafte Fahrer an[8] Rosi Mittermaier feierte hier 1970 den Sieg bei einem Prominentenrennen auf MAHAG-Formel V. Veranstalter war der A.C. Dachau unter Mitwirkung u. a. von Sepp Greger.[9]

Zwischenfälle

Heutige Nutzung

Ehemalige Start- und Landebahn im Landschaftspark Hachinger Tal, 2009

Auf dem südlichen Teil des Geländes ist der Landschaftspark Hachinger Tal entstanden. Die betonierte Start- und Landebahn ist weitgehend erhalten geblieben und Teil des Parks.

Am östlichen Ende der Bahn wurde der neue Friedhof der Gemeinde Neubiberg angelegt, eine Querung (Einhausung) der ehemaligen Startbahn für die Staatsstraße 2078 sowie einige Wohngebäude errichtet.

Der nördliche Teil des Geländes wird von der Universität der Bundeswehr genutzt, ist eingezäunt und kann nur über die Tore betreten werden.

Literatur

  • Uwe Spindelmann: Fliegerhorst Neubiberg. Hrsg.: Fliegerhorst Neubiberg – Kasernenkommandant. Süss-Druck, Moosburg 1969, DNB 996656006.
  • Günter Soltau: Der Fliegerhorst Neubiberg im Spiegel der deutschen Luftfahrtgeschichte. Aviatic Verlag, Oberhaching 2005, ISBN 3-925505-84-9.

Persönlichkeiten, die zeitweise hier waren

Commons: Fliegerhorst Neubiberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsche Generalkarte 1:200.000 (23) München (Ost), Landshut, Passau 1:200.000 (1954) - Landkartenarchiv.de. In: landkartenarchiv.de. Abgerufen am 10. April 2023.
  2. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935-45 Germany (1937 Borders), S. 464–466, abgerufen am 1. März 2020.
  3. Großauftrag für die Bundeswehrverwaltung. In: Wehrkunde. Organ der Gesellschaft für Wehrkunde. Bd. 26, Verlag Europäische Wehrkunde, 1972, S. 403.
  4. Homepage des Fliegerclubs München. Abgerufen am 10. April 2023.
  5. Die Zeit, 7. Dezember 1990:"23 Jahre Lärm: Ewig nur vorübergehend"
  6. F2 Register - Index. In: www.devontophotels.com. Abgerufen am 10. April 2023 (englisch).
  7. https://www.filmothek.bundesarchiv.de/video/584934?set_lang=de
  8. 1969 Flugplatzrennen Neubiberg. Abgerufen am 10. April 2023.
  9. Sepp Greger gestorben / Vermischtes Sonstiges - SPEEDWEEK.COM. In: www.speedweek.com. Abgerufen am 10. April 2023.
  10. Unfallbericht DC-3 42-93723, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 15. Mai 2017.
  11. Joe Baugher: USAF serials (englisch), abgerufen am 15. Mai 2017.
  12. Unfallbericht C-82A Packet 45-57743, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 15. Mai 2017.
  13. Joe Baugher: USAF serials (englisch), abgerufen am 15. Mai 2017.
  14. www.stripes.com, 13. April 1951:"Ike inspects Air Force bases, GIs"
  15. www.stripes.com, April 1952:"Gen. Eisenhower inspects an F-84E jet, 1952"
  16. Stadt München, Chronik 1949

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Landschaftspark Hachinger Tal, Blick auf die ehemalige Landebahn
Neubiberg Airfield Aerial.jpg
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Luftaufnahme der Bayerischen Vermessungsverwaltung: Ehemaliger Fliegerhorst Neubiberg im Landkreis München, Bayern.
2019-08-03 Landschaftspark Hachinger Tal, Unterhaching.jpg
Autor/Urheber: Maksym Kozlenko, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Landschaftspark Hachinger Tal, Unterhaching