Flexitarismus
Der Flexitarismus ist eine Esskultur, welche den gelegentlichen Fleischkonsum zulässt, ihn jedoch nicht zum Mittelpunkt macht. Flexitarier essen selten Fleisch, ausgewähltes Fleisch oder wenig Fleisch.
Begriff
Der Begriff Flexitarier ist die Übersetzung des englischsprachigen Worts flexitarian. Merriam-Websters Wörterbücher definieren den flexitarian als „one whose normally meatless diet occasionally includes meat or fish“ („jemanden, dessen normalerweise fleischlose Ernährung gelegentlich Fleisch oder Fisch einschließt“). Die Wortherkunft erklärt Merriam-Webster mit „flexible + vegetarian“ („flexibel + Vegetarier“). Die bekannte Erstverwendung wird auf 1998 datiert.[1]
Die American Dialect Society kürte flexitarian im Jahr 2003 zum Gewinner in der Kategorie „Most Useful: word or phrase which most fills a need for a new word“ („Nützlichstes Wort oder Phrase, die am ehesten eine Lücke im Wortschatz füllt“).[2]
Der Duden definiert den Flexitarier als „Person, die sich überwiegend vegetarisch ernährt, aber auch gelegentlich hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch zu sich nimmt“.[3] Flexitarier bezeichnen sich auch als „Teilzeit-Vegetarier“ oder „Wochenend-Vegetarier“.
Konsumforscher der Universität Wageningen sehen eine Entwicklung des Begriffs Flexitarismus. Anfang des 21. Jahrhunderts stand der Ausdruck demnach noch für die Bezeichnung einer vegetarischen Ernährungsweise, welche den gelegentlichen Konsum von Fleisch einschloss. Inzwischen sei der Flexitarismus ein breiter zu interpretierendes Konzept; zentral sei eine bewusste Reduktion des Fleischkonsums, ohne jedoch grundsätzlich auf den Konsum von Fleisch zu verzichten.[4]
Von einigen Tierrechtsorganisationen und aus vegetarischer sowie veganer Perspektive wird der Begriff des Flexitarismus als irreführend charaktierisiert. Kritiker sehen in der flexitarischen Ernährungsweise eine Greenwashing von Fleischkonsum, da wie bei einer karnistisch fundierten Ernährungsweise alle Produkte konsumiert würden. Die reine Fokussierung auf qualitativ hochwertige tierische Produkte oder die Reduktion dieser rechtfertige noch keinen eigenen Begriff.[5][6]
Verbreitung in Deutschland
Die Studie „Zukunft Gesundheit“ sah 2023 den Anteil bei 48–49 %.[7]
Eine Studie der Universität Göttingen und der Universität Hohenheim definierten die Flexitarier als Konsumenten, „die nur selten, nur ausgewähltes oder sehr wenig Fleisch essen“. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa aus dem Jahr 2020 konnten nach dieser Definition 44 % als Flexitarier identifiziert werden.[8][9][10]
In einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung aus dem Oktober 2015 gaben 37 % der teilnehmenden Haushalte an, dass sie den Konsum von Fleisch bewusst reduzieren. Diese Gruppe kaufte im Jahreszeitraum 20 % weniger Fleisch und 18 % weniger Wurst, aber fast 400 % mehr Fleischersatzprodukte als die Haushalte der teilnehmenden Nicht-Flexitarier. In der Umfrage korrelierte der Anteil der Flexitarier ab dem vierten Lebensjahrzehnt mit dem Alter der Teilnehmer: Er war bei den über 70-Jährigen fast doppelt so hoch wie bei den unter 40-Jährigen.[11]
Motivation
Die GfK geht davon aus, dass die „Achtsamkeit für die Gesundheit“ in allen Altersgruppen ein wichtiger Grund für reduzierten Fleischkonsum ist. Gesundheitliche Motive seien auch der entscheidende Grund dafür, dass der Anteil der Flexitarier in den älteren Haushalten um so viel höher ausfällt. Denn „das Alter“ wisse die Gesundheit höher zu schätzen als „die Jugend“.[12]
Der Flexitarismus ist auch durch den Wunsch nach einer artgerechten Tierhaltung und der Kritik an der Intensivtierhaltung motiviert. Der Flexitarismus ist eine Gegenbewegung zum Trend nach immer günstigeren Lebensmitteln und sogenanntem „Billigfleisch“ als Massenware.[13]
Ein weiteres Motiv ist die Eindämmung der schädlichen Umweltauswirkungen der Massentierhaltung.[14]
Gesundheitliche Bewertung
Helmut Heseker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), geht davon aus, dass Flexitarier gesünder leben. Sie würden insgesamt weniger Fleisch essen und sich damit den Empfehlungen der DGE von 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche nähern. Laut Heseker sei die „flexitarische Ernährung genau das Richtige“, da alle lebenswichtigen Nährstoffe aufgenommen würden und ein Mangel an Mineralstoffen oder Vitaminen nicht drohe. Wer insgesamt weniger Fleisch und insbesondere weniger rotes Fleisch und weniger verarbeitete Fleischprodukte esse, senke sein Risiko für koronare Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und Krebs.[15]
Weblinks
- Steak vs. Tofu: Wohin geht der Trend in Europa?, ARTE Europa, 2023.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Merriam-Webster: flexitarian.
- ↑ 2003 Words of the Year, American Dialect Society.
- ↑ Duden: Flexitarier.
- ↑ M. C. D. Verain, H. Dagevos, G. Antonides: Flexitarianism: a range of sustainable food styles. In: L. A. Reisch, J. Thogersen, Edward Elgar (Hrsg.): Handbook of Research on Sustainable Consumption. 2015, ISBN 978-1-78347-126-3, S. 209–223.
- ↑ Kilian Dreißig: Phänomen Flexitarier: Greenwashing für Fleischesser?
- ↑ Flexitarier: Warum es nicht reicht, weniger Fleisch zu essen. Abgerufen am 16. Januar 2024.
- ↑ Gesundheitsstudie: Klimaschutz geht bei jungen Bundesbürgern durch den Magen. S. PDF Seite 54, abgerufen am 6. März 2023.
- ↑ Anette Cordts, Achim Spiller, Sina Nitzko, Harald Grethe, Nuray Duman: Fleischkonsum in Deutschland: Von unbekümmerten Fleischessern, Flexitariern und (Lebensabschnitts-)Vegetariern. In: FleischWirtschaft. 23. Juli 2013.
- ↑ Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Gutachten, Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung, Kapitel 4, S. 73 ff.
- ↑ Veganfreundlich.org - Deine vegane, freundliche Welt. Abgerufen am 31. Januar 2021.
- ↑ Gesellschaft für Konsumforschung: Immer schön flexibel bleiben – Consumer Index 03/2016. S. 1–2.
- ↑ Gesellschaft für Konsumforschung: Immer schön flexibel bleiben – Consumer Index 03/2016. S. 2.
- ↑ Nur noch Bio? So hat sich die Ernährung gewandelt. In: Westfälische Nachrichten. 19. August 2016.
- ↑ Dem Flexitarier gehört die Zukunft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 29. Juni 2016.
- ↑ Claudia Ehrenstein: Deutschland nimmt Abschied vom Fleisch In: DIE WELT. 12. Mai 2015.
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Autor/Urheber: Hannah Ritchie, Lizenz: CC BY-SA 4.0
If we would shift towards a more plant-based diet we don’t only need less agricultural land overall, we also need less cropland. This might go against our intuition: if we substitute beans, peas, tofu and cereals for meat and dairy, surely we would need more cropland to grow them?
Let’s look at why this is not the case. In the chart here we see the amount of agricultural land the world would need to provide food for everyone. This comes from the work of Joseph Poore and Thomas Nemecek, the largest meta-analysis of global food systems to date. The top bar shows the current land use based on the global average diet in 2010.
As we see, almost three-quarters of this land is used as pasture, the remaining quarter is cropland. If we combine pastures and cropland for animal feed, around 80% of all agricultural land is used for meat and dairy production.
This has a large impact on how land requirements change as we shift towards a more plant-based diet. If the world population ate less meat and dairy we would be eating more crops. The consequence – as the following bar chart shows – would be that the ‘human food’ component of cropland would increase while the land area used for animal feed would shrink.
In the hypothetical scenario in which the entire world adopted a vegan diet the researchers estimate that our total agricultural land use would shrink from 4.1 billion hectares to 1 billion hectares. A reduction of 75%. That’s equal to an area the size of North America and Brazil combined.
But importantly large land use reductions would be possible even without a fully vegan diet. Cutting out beef, mutton and dairy makes the biggest difference to agricultural land use as it would free up the land that is used for pastures. But it’s not just pasture; it also reduces the amount of cropland we need.
This is an important insight from this research: cutting out beef and dairy (by substituting chicken, eggs, fish or plant-based food) has a much larger impact than eliminating chicken or fish.