Flachdecke

Die Flachdecke ist ein Bauteil und bezeichnet eine unterzugslose Decke, die im Regelfall als Ortbeton- oder als Elementdecke ausgeführt wird.

Flachdecke

Bei diesem Tragsystem trägt die Deckenplatte ihre Lasten nicht über Unterzüge in die Stützen ab, sondern ist punktförmig durch Stützen und etwaige Wände gestützt. Üblicherweise bestehen heutzutage die Flachdecken aus Stahlbeton oder bei größeren Stützweiten ab ungefähr 9 m aus Spannbeton. Die Vorteile liegen insbesondere in der einfachen Einschalung und Herstellung, geringere Konstruktionshöhe als die Trägerdecke, glatte Deckenuntersichten und bei Bürogebäuden die freie Leitungsführung der Installationen und Flexibilität in der Raumeinteilung. Nachteilig sind das gegenüber der Plattenbalkendecke höhere Deckengewicht, die größere Verformungsempfindlichkeit sowie die aufgrund des zweiachsigen Lastabtrages schwierigere Bemessung der erforderlichen Bewehrung. Insbesondere die Krafteinleitung am Stützenkopf ist sorgfältig zu planen und auszuführen, um das Durchstanzen zu vermeiden.

Durchstanzbewehrung in einer Deckenbewehrung mit darunterliegender Stütze

Werden in die Decke zur Gewichtsreduktion Hohlkörper zwischen der tragenden Bewehrung als Abstandhalter eingebaut, so ergibt sich eine Reduktion des Eigengewichts von 25 bis 35 Prozent gegenüber dem Vollquerschnitt, was größere Stützweiten ermöglicht.

Pilzdecke im Lagerhaus Giesshübel in Zürich

Pilzdecke

Die ersten unterzugslosen Decken waren Pilzdecken.[1] Bei diesen werden die Stützen unterhalb der Decke pilzhutförmig verbreitert. Dadurch ist der Lastabtrag der Decke in die Stütze aufgrund einer gleichmäßigeren Verteilung der Spannungen in der Decke besser. Erste Pilzdecken wurden 1906 von C.A.P. Turner in Minneapolis in den USA gebaut, in Europa erstellte der Schweizer Robert Maillart die ersten unterzugslosen Decken 1910 im Lagerhaus der Mangili Lagerhausgesellschaft AG an der Giesshübelstrasse in Zürich.[2]

Slim-Floor-Decke

Bei den Slim-Floor-Flachdecken erfolgt der Lastabtrag der Decke auf die Stützen durch deckenbündig eingebaute Stahl- oder Stahlverbundträger, wobei die Decken aus Ortbeton oder Betonfertigteilen (Elementdecke) bestehen können. Dieses Deckensystem wurde in Skandinavien entwickelt und ist dort weit verbreitet.

Literatur

  • Gesellschaft für Ingenieurbaukunst (Hrsg.): Robert Maillart – Betonvirtuose. 3. Auflage. vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich 2007, ISBN 978-3-7281-3104-1.
  • Gotthard Franz, Kurt Schäfer: Konstruktionslehre des Stahlbetons. Band II: Tragwerke, Teil A: Typische Tragwerke. Springer-Verlag Berlin, ISBN 3-540-16861-3.

Einzelnachweise

  1. Eine kurze Geschichte der Pilzdecke findet sich in: Karl-Eugen Kurrer: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Ernst & Sohn, Berlin 2018, ISBN 978-3-433-03229-9, S. 709–712.
  2. Maillart Robert: Zur Entwicklung der unterzugslosen Decke in der Schweiz und in Amerika. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 87/88, Nr. 21, 1928, S. 263–265, doi:10.5169/seals-40893.

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Lagerhaus Giesshuebel 08 11.jpg
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Lagerhaus Giesshübel, erbaut 1910; Zürich, Schweiz. Bei diesem Gebäude wandte Robert Maillart das erste Mal die Technik der Pilzdecke an. 2008 wurde das Gebäude in ein Wohn- und Gewerbehaus umgebaut. Details der Pilzdecke im Erdgeschoss.
Durchstanzbewehrung in einer Decke.jpg
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Durchstanzbewehrung in einer Deckenbewehrung mit darunterliegender Stütze