Fitzcarraldo

Film
TitelFitzcarraldo
ProduktionslandBundesrepublik Deutschland, Peru
OriginalspracheEnglisch, Spanisch, Asháninka
Erscheinungsjahr1982
Länge158 Minuten
Altersfreigabe
Stab
RegieWerner Herzog
DrehbuchWerner Herzog
ProduktionWerner Herzog,
Lucki Stipetic,
Walter Saxer,
Willi Segler
MusikPopol Vuh
KameraThomas Mauch
SchnittBeate Mainka-Jellinghaus
Besetzung
  • Klaus Kinski: Brian Sweeney Fitzgerald – ‚Fitzcarraldo‘
  • Claudia Cardinale: Molly, Bordellbesitzerin
  • José Lewgoy: Don Aquilino, mächtiger Kautschukplantagenbesitzer
  • Miguel Ángel Fuentes: Cholo, der Maschinist
  • Paul Hittscher: Kapitän Orinoco-Paul
  • Huerequeque Enrique Bohorquez: Huerequeque, der Koch
  • Ruy Polanah: Kautschukbaron
  • David Pérez Espinosa: Chef der Campaindianer
  • Peter Berling: Operndirektor
  • Milton Nascimento: Türsteher der Oper
  • Grande Otelo: Bahnhofsvorsteher
  • Salvador Godínez: Alter Missionar
  • Dieter Milz: Junger Missionar

Fitzcarraldo ist ein Film des Regisseurs Werner Herzog und war dessen vierte Zusammenarbeit mit Klaus Kinski, der einen Exzentriker spielt: Er will im Dschungel ein Opernhaus bauen und versucht dafür scheinbar Unmögliches. Der Film startete am 4. März 1982 in den bundesdeutschen Kinos.

Inhalt

Der exzentrische Abenteurer und an die historische Person des Carlos Fermín Fitzcarrald angelehnte Opernliebhaber Brian Sweeney Fitzgerald – von den spanischsprechenden Peruanern Fitzcarraldo genannt – ist besessen davon, in Iquitos im peruanischen Dschungel ein Opernhaus nach dem Vorbild des Teatro Amazonas in Manaus zu errichten und den Sänger Enrico Caruso zu engagieren. Um den Bau finanzieren zu können, kauft er mit dem Geld seiner Geliebten Molly – einer erfolgreichen Bordellbesitzerin – ein Erschließungsrecht für Kautschuk-Gewinnung in einem auf dem Flussweg unerreichbaren Urwaldabschnitt sowie einen alten Flussdampfer, mit dem er den Kautschuk transportieren will.

Da der Fluss zwischen den gewinnversprechenden Kautschuk-Feldern und dem Amazonas durch Stromschnellen unpassierbar ist, kommt Fitzgerald auf die Idee, über den benachbarten Fluss eine Stelle anzusteuern, an der nur ein kleiner, bewaldeter Bergrücken die Flüsse trennt. Hier will er das Schiff über den Berg ziehen, um es auf dem anderen Fluss oberhalb der Stromschnellen als Transportschiff zu benutzen. Dabei helfen ihm unerwartet als feindselig gefürchtete peruanische Ureinwohner, die in dem Schiff ein Gefährt aus göttlicher Verheißung zu erkennen glauben.

In der Nacht nach der Erfolgsfeier der geglückten Bergrücken-Überquerung lösen die Indianer die Ufer-Vertäuung des Schiffs, unbemerkt von der an Bord schlafenden Restmannschaft, um es der von den Eingeborenen angenommenen Bestimmung zuzuführen, nämlich ihnen die Fahrt in ihre göttlich verheißene Zukunft zu ermöglichen und sie dabei vor bösen Naturdämonen zu beschützen. Das manövrierunfähige Schiff treibt durch die Stromschnellen und wird dabei leicht beschädigt, wozu vom Grammofon das Sextett aus der Oper Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti („Wer vermag, den Zorn zu hemmen“) erklingt. Aufgrund der Unmöglichkeit einer Rückkehr hat das Schiff seine kommerzielle Bestimmung verwirkt.

Fitzgerald verkauft das Schiff notgedrungen dem früheren Eigentümer und nutzt den Erlös für die Verwirklichung seines Traums auf anderem Wege: Er macht das Schiffsdeck zu seinem „Opernhaus“ im Urwald für eine einzige Aufführung; Fitzgerald genießt dies als eine Traumverwirklichung vor dem Hintergrund seines Scheiterns im Großen. In der Schlussszene wird auf dem Schiff das berühmte vom Chor begleitete Duett „A te, o cara“ (An dich, oh Teure) aus der Oper I puritani von Vincenzo Bellini aufgeführt.

Hintergrund

Vor Beginn der Dreharbeiten

Im Februar 1979 erschienen Vertreter der 1978 von Werner Herzog und Walter Saxer gegründeten Filmgesellschaft Wildlife Films Peru[2][3] in der Gemeinde von Wawaim, um über die geplanten Dreharbeiten vor Ort zu informieren.[4][5] Das Volk der Aguaruna lehnte jede Kooperation ab und schickte einen Einspruch an die zuständigen Behörden. Im Juli kam es erneut zu Verhandlungen. Die Gemeindeversammlung lehnte weiterhin ab, erst im August konnte es zu einer vertraglichen Einigung kommen. Während Herzog im SPIEGEL erklärte, nach anfänglichen Problemen sei man „in vollem Einvernehmen“ mit der Bevölkerung, beschuldigten Vertreter der Aguaruna das Filmteam, die Unterzeichnung des Vertrages mit Gewalt erzwungen zu haben.[4] Im Dezember 1979 wurde das Camp des Filmteams gestürmt. Der Drehort wurde daraufhin verlagert.

Die Kontroversen fanden ein breites internationales Medienecho und führten zu politischen Kampagnen gegen das Filmvorhaben.[6] Die deutsche Regisseurin Nina Gladitz thematisierte die Ereignisse in ihrem Dokumentarfilm Land der Bitterkeit und des Stolzes von 1982.[7]

Dreharbeiten

Die Dreharbeiten in Peru verliefen unter teilweise äußerst schwierigen Umständen, die das Projekt in die Länge von insgesamt zwei Jahren zogen.[8] Ursprünglich war Jack Nicholson für die Titelrolle vorgesehen, der auch sehr interessiert war, jedoch mit 5 Mio. US-Dollar eine für die Produktion viel zu hohe Gagenforderung stellte.[9][10] Auch Warren Oates interessierte sich für die Rolle, erkrankte jedoch an Krebs und starb 1982 an dessen Folgen. Schließlich wurde Jason Robards für die Rolle des Fitzcarraldo verpflichtet, während Mick Jagger dessen Gehilfen und Mario Adorf den Kapitän spielen sollten. 40 Prozent des Films wurden mit diesen drei Schauspielern gedreht. Nachdem Robards die Dreharbeiten wegen einer Krankheit hatte abbrechen müssen, über die viel spekuliert wurde, überlegte Werner Herzog kurzzeitig, die Hauptrolle selbst zu spielen.[11] Vorübergehend stand der völlige Abbruch des Films zur Diskussion, auch die Finanziers waren skeptisch. Mick Jagger, der zuvor in Begleitung von Jerry Hall die erste Fassung des Films in Peru gedreht hatte, wollte zunächst weitermachen, musste dann aber wegen einer anstehenden Welttournee der Band The Rolling Stones absagen.[12] Adorf kehrte angesichts der Unterbrechung der Dreharbeiten nach Europa zurück. Nachdem er wochenlang nichts mehr von Herzog gehört hatte, hielt er das Projekt für erledigt und ließ sich von Rainer Werner Fassbinder für dessen Film Lola gewinnen.[13] Schließlich wurde Klaus Kinski für die Hauptrolle engagiert, wobei die Erstellung eines detaillierten Vertrags erforderlich war. Auch das Drehbuch musste umgeschrieben werden, unter anderem wurde die für Jagger vorgesehene Rolle des Gehilfen entfernt. Die Rolle des Kapitäns übernahm anstelle von Adorf der Laiendarsteller Paul Hittscher, der sich als gebürtiger Hamburger mit einem Restaurant in Peru niedergelassen hatte und zuvor lange Seemann gewesen war.[14]

Kinski verhielt sich teils kooperativ, teils schwierig; er stellte während der Dreharbeiten viele Forderungen, die er lautstark durchsetzen wollte. Auch private Umstände trugen zu Kinskis wechselnder Stimmung bei.[15] Während der Dreharbeiten boten die Ureinwohner nach Angaben Herzogs an, Klaus Kinski zu töten, der bei den Dreharbeiten wiederholt seine gefürchteten Wutausbrüche hatte. Besonders ein heftiges Wortgefecht zwischen Kinski und dem Produzenten Walter Saxer wurde berühmt,[16] nachdem es in Herzogs Dokumentation Mein liebster Feind gezeigt worden war. Andererseits ermunterte Kinski auch Herzog dazu, trotz der Schwierigkeiten der Dreharbeiten den Film zu vollenden, und gab wichtige Impulse.[8] Das glückliche Ende der Arbeit an Fitzcarraldo wurde von allen Beteiligten mit großer Freude und Erleichterung begrüßt.[17]

Der originale Flussdampfer von Carlos Fermín Fitzcarrald verrottet heute in der Region Madre de Dios

Die Dreharbeiten im Dschungel gestalteten sich als schwierig, zumal Herzog mitten im Urwald ohne Spezialeffekte, wenngleich mit Bulldozern, den Flussdampfer über den Berg ziehen ließ.[18] Dabei schrieb Herzog in seinen 2004 veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen Eroberung des Nutzlosen, dass „meine Aufgabe und die der Figur identisch geworden sind“.[19] Dazu kamen Finanzierungsprobleme; über die Verhandlungen mit der Chefetage von Twentieth Century Fox in Hollywood schreibt Herzog: „[Es] gilt hier als nicht diskutierte Selbstverständlichkeit, ein Modellschiff aus Plastik über einen Studiohügel zu ziehen, möglicherweise sogar in einem botanischen Garten, […] und ich sagte, die nicht diskutierbare Selbstverständlichkeit müsse ein wirklicher Dampfer über einen wirklichen Berg sein, aber nicht um des Realismus willen, sondern wegen der Stilisierung eines großen Opernereignisses.“[20] Mario Adorf hat später in Der Grenzgänger Herzog als menschenverachtenden und größenwahnsinnigen Regisseur dargestellt, der nicht nur hunderte von Urwaldbäumen fällen lässt, sondern auch planmäßig das Leben von Schauspielern und Indigenen riskiert. Umgekehrt sah Herzog bei den beiden ursprünglichen Darstellern Robards und Adorf „Starallüren“ und warf ihnen Feigheit und Dummheit vor.[21]

Tatsächlich kam es zu mehreren Unglücken am Filmset. Die Hand des Kameramanns Thomas Mauch wurde aufgerissen, ohne dass medizinische Hilfe in der Nähe war. Bei den Szenen, in denen das Schiff durch die starken Strömungen schlitterte, mussten sechs Menschen auf dem Schiff anwesend sein, um es zu navigieren. Von den sechs Freiwilligen, zu denen auch Herzog gehörte, verletzten sich drei dabei. Nach Angaben von Herzog wurde ein peruanischer Arbeiter von einer hochgiftigen Schlange gebissen und schnitt sich daraufhin seinen eigenen Fuß mit der Motorsäge ab, damit sich das tödliche Gift nicht im Körper verteilte. Des Weiteren wurde einem Kameramann von einem Piranha ein Zeh abgebissen. Es kam am Rande der Dreharbeiten zu einem Flugzeugabsturz, bei dem sechs Personen beteiligt waren. Einige der Insassen wurden zwar schwer verletzt, haben jedoch überlebt. Weiterhin wurde das Filmset von einem Urwald-Volk auf Beutejagd attackiert, wobei weitere Menschen verletzt wurden.[22] Die Beziehungen zwischen Herzog und den mit ihm zusammenarbeitenden Ureinwohnern wurden indes als weitgehend positiv geschildert. Andere Stimmen warfen dem Regisseur jedoch auch vor, dass er die am Film beteiligten Ureinwohner unter schlechten Bedingungen hausen ließ und ihnen nur einen geringen Lohn gab.[23] Werner Herzogs persönlicher Berater, der Anthropologe Cesar Vivanco, beschrieb in einem Interview, wie Herzog die Ureinwohner mit Waffen bezahlte, um den Film fertigzustellen.[24]

Bezüge zur Realität

Die Figur des Fitzcarraldo entstand in Anlehnung an den wohlhabenden Kautschuk-Baron Carlos Fermín Fitzcarrald, genannt „Fitzcarraldo“, sowie an das Leben des Kautschuk-Barons Waldemar Scholz.[25][26] Soweit bekannt, interessierte sich der reale Fitzcarraldo jedoch nicht für die Oper, und ferner hat Enrico Caruso nie in Manaus gesungen. Allerdings transportierte Fitzcarrald sein Schiff ebenfalls über einen Berg, jedoch nicht als Ganzes, sondern in Einzelteile zerlegt. Fitzcarrald schiffte vom Río Ucayali flussaufwärts in den Río Urubamba, dann in den Río Inuya und ließ dort die Schiffsteile über den heute nach ihm benannten Isthmus tragen. Dies erforderte in Wirklichkeit jedoch einen wesentlich längeren Marsch als im Film gezeigt. Er beschäftigte für dieses Unternehmen tatsächlich hunderte Ureinwohner, darunter Machiguenga, Asháninka, Yine und Shipibo-Conibo, wobei die Opferzahl wesentlich höher lag als im Film. Dazu war die Mitarbeit der Ureinwohner in der Realität nicht freiwillig. Herzog beschäftigte beim Dreh Indianer der ethnischen Gruppen der Asháninka und Ashéninka, Machiguenga und einigen wenigen Yaminahua und Yin, die in ihrer tatsächlichen Kleidung spielten und ihre originäre Sprache sprachen.

Durch die freie Interpretation der Geschichte und die Wahl nicht originalgetreuer Drehorte entstanden einige geografische Ungenauigkeiten: In Wirklichkeit mündet der Río Pachitea in den Río Ucayali und dieser bildet südlich von Iquitos zusammen mit dem Marañón den Amazonas. Pachitea und Ucayali sind sich, außer bei deren Zusammenfluss, niemals näher als etwa 50 Kilometer, getrennt durch die 700 bis 1500 Meter hohe Gebirgskette Cordillera del Sira. Der als Drehort gewählte Berg befindet sich auf 11° 44′ 20,2″ S, 72° 56′ 10,2″ W, 900 Kilometer südlich von Iquitos bzw. 400 Kilometer südöstlich von Pucallpa. Durch den Drehort stimmt auch die Fließrichtung des Río Ucayali nicht. Auf einer Wandkarte sind die beiden Flüsse Río Pachitea und Río Ucayali zu sehen, die in gleicher Himmelsrichtung in den Amazonas fließen. Demnach müsste das Schiff, nachdem es über den Berg gezogen wurde, nach links flussabwärts treiben. Im Gegensatz dazu ist in der Szene, in der das Schiff wieder ins Wasser gleitet, zu sehen, dass der Ucayali vom Berg aus gesehen nach rechts fließt. Dies hat damit zu tun, dass das Schiff im Film tatsächlich von Osten nach Westen über den Berg gezogen wurde, entgegen der Absicht, wie sie Kinski im Film erklärt (von Westen nach Osten). In Wirklichkeit wird das Schiff vom Rio Camisea hinüber zum Rio Urubamba gezogen. Die beiden Flüsse trennen an der Stelle nur etwa 700 Meter Luftlinie.

Dokumentation

Der Dokumentarfilm Die Last der Träume von Les Blank schildert die Dreharbeiten in Peru. Archivaufnahmen von Robards und Jagger sind auch in Werner Herzogs Dokumentation Mein liebster Feind von 1999 zu sehen. In diesem Film über die Zusammenarbeit und die Freundschaft mit Klaus Kinski spricht Werner Herzog unter anderem mit Claudia Cardinale und dem Fotografen Beat Presser über Fitzcarraldo und sagt dabei, dass die zentrale Szene des über den Berg gezogenen Schiffs eine wichtige Metapher sei – er wisse nur nicht, wofür. Auch in den erwähnten Aufzeichnungen stellt Herzog dieses Bild an den Anfang, als eine „Vision“, die sich in ihm „festgekrallt“ habe.[27] Der Filmwissenschaftler Thomas Koebner deutet sie als Verbildlichung der Krise des deutschen Films, der sich in den beginnenden 1980er Jahren in einer schwerfälligen Phase, wenn nicht gar in einem Stillstand befand.

Das Schiff

Das Fitzcarraldo-Schiff Molly Aida war 40 Meter lang und 160 Tonnen schwer, ein exakter Nachbau eines Flussdampfers der Jahrhundertwende. Werner Herzog hatte es 1981 mit einem Kugelschreiber auf einem Blatt Papier skizziert. Die Schiffszeichnung sowie eine Storyboard-Zeichnung des Malers und Filmausstatters Henning von Gierke (wie das Schiff aus einem Quellfluss des Amazonas zu einem anderen mit einer Zugvorrichtung über den Berg gezogen werden sollte, im Film umgesetzt), das 4 Meter lange Schiffsmodell der Molly Aida[28] und viele weitere Requisiten seiner Sammlung schenkte Herzog dem Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. Das gebaute Schiff liegt seit Jahren abgewrackt, rostend und von Pflanzen überwuchert in der peruanischen Region Madre de Dios im Urwald.[29]

Synchronisation/Soundtrack

Fitzcarraldo wurde von einem deutschen Filmteam gedreht, die Besetzung jedoch war international und viele der Darsteller beherrschten kein Deutsch. Daher mussten alle Szenen vor der Kinopremiere entsprechend auf Deutsch nachsynchronisiert werden.[30]

RolleDarstellerDt. Synchronstimme
Brian Sweeney Fitzgerald (‚Fitzcarraldo‘)Klaus KinskiKlaus Kinski
MollyClaudia CardinaleRose-Marie Kirstein
CholoMiguel Ángel FuentesWolf Goldan
Kapitän Orinoco PaulPaul HittscherBruce Low
Huerequeque, der KochHuerequeque Enrique BohorquezWolfgang Hess
Plantagenbesitzer Don AquilinoJosé LewgoyDonald Arthur
Kautschuk-BaronRoy PolonahWolfgang Büttner
Opern-IntendantPeter BerlingPeter Berling

Der Soundtrack des Films besteht zu großen Teilen aus Originalaufnahmen Enrico Carusos. Bei ihrer Überspielung wurde allerdings nicht beachtet, dass die Abspielgeschwindigkeit der frühen Grammophonplatten noch nicht vereinheitlicht war. Durch die (zu schnelle) Wiedergabe mit exakt 78/min klingen daher einige Aufnahmen im Film entstellt.[31]

Rezeption

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: „Die filmische Realisation dieser Abenteuergeschichte gewinnt Reiz und Spannung aus der gewaltigen Kulisse und dem Widerstand einer exotischen Urlandschaft.“[32]
  • Christian David schreibt in seinem Buch Kinski. Die Biographie: „In der Schlussszene fährt Fitzcarraldo auf seinem Schiff, eine Oper wird behelfsmäßig aufgeführt, Klaus Kinski raucht eine große Zigarre – und er lacht, ganz entspannt, lacht all das Brütend-Hitzige der Herzog-Kinski-Filme einfach weg. Cardinale steht am Ufer, sieht und lächelt ihm zu, weil auch sie weiß, dass da jemand endlich bei sich selbst angekommen ist. Man fühlt sich an den Falstaff Giuseppe Verdis erinnert, der am Ende, nach all seinen Fehlschlägen und Irrtümern ebenfalls in ein großes Gelächter ausbricht – eine wenngleich verzweifelte Demontage der übertriebenen Ernsthaftigkeit, die ausdrücken möchte: Wir sind noch nicht tot, wir lachen noch! Und die Weisheit des Verdischen Falstaff ist auch jene von Herzog-Kinskis Fitzcarraldo, für Gehetzt-Verbissenes ist kein Platz mehr, und so wird dieser Film die Krönung der gemeinsamen Arbeit, das Lachen Fitzcarraldos konterkariert gleichsam das Bisherige, alle Ausbrüche, Verfluchungen, das Lachen ist auch eines über sich selbst. Hinter diesen Moment kann man nicht mehr zurückgehen. Fast scheint es, als habe Fitzcarraldo in einem kathartischen Akt Kinski und Herzog erlöst, der Film war ein Bruch im Schaffen von Regisseur und Hauptdarsteller gleichermaßen, er verlangte einen Neubeginn. Dies war einer der Gründe, weshalb Cobra Verde, der letzte Herzog-Kinski-Film, scheitern würde.“[33]
  • Die Deutsche Welle sagt in ihrer Filmkritik: „Fitzcarraldo ist wuchtiges Kino, das an die Grenzen geht. Besessenheit, der Wille, im wahrsten Sinne des Wortes Berge zu versetzen, der Zwang, eine Vision in die Tat umzusetzen – darum geht es in diesem ebenso epischen wie drastischen Abenteuer-Drama.“[34]

Auszeichnungen

Literatur

  • Jacob-Ivan Eidt: Aesthetics, Opera, and Alterity in Herzog’s Work. In: CLCWeb. Comparative Literature and Culture 14 (2012), Nr. 1.
  • Roger Hillman: Unsettling Scores. German Film, Music, and Ideology. Indiana University Press, Bloomington 2005, ISBN 0-253-34537-5, Kapitel Fitzcarraldo (1981). S. 140–146.
  • Werner Herzog: Eroberung des Nutzlosen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18348-7.
  • Werner Herzog: Fitzcarraldo. Erzählung. Hanser, München/Wien 1982, ISBN 3-446-13547-2.
  • Eine Welt in der Schiffe über Berge fliegen. In: Der Spiegel. Nr. 35, 1981 (online).
  • John E. Davidson: Contacting the Other. Traces of Migrational Colonialism and the Imperial Agent in Werner Herzog’s Fitzcarraldo. In: Film & History 24 (1994), Nr. 3/4, S. 66–83.
  • Brad Prager: Werner Herzog’s Hearts of Darkness. Fitzcarraldo, Scream of Stone and Beyond. In: Quarterly Review of Film and Video 20 (2003), S. 23–35.
  • Lilian Friedberg, Sara Hall: Drums along the Amazon. The Rhythm of the Iron System in Werner Herzog’s Fitzcarraldo. In: Stephan K. Schindler, Lutz P. Koepnick (Hrsg.): The Cosmopolitan Screen. German Cinema and the Global Imaginary, 1945 to the Present. University of Michigan Press, Ann Arbor 2007, ISBN 978-0-472-09966-5, S. 117–139.
  • Will Lehman: A March into Nothingness. The Changing Course of Herzog’s Indian Images. In: Brad Prager (Hrsg.): A Companion to Werner Herzog. Wiley-Blackwell, Chichester u. a. 2012, ISBN 978-1-4051-9440-2, S. 371–392.
  • Manfred Schäfer (Hrsg.): Weil wir in Wirklichkeit vergessen sind. Gespräche mit Indianern im Tiefland von Peru. Trickster, München 1982, ISBN 3-923804-02-4.
  • Alonso Zarzar: De Fitzgerald a „Fitzcarraldo“. Las míticas metamorfosis de un cauchero. In: Moisés Lemlij, Luis Millones, Dana Cáceres (Hrsg.): Historia, memoria y ficción. Simposio Internacional „La Novela en la Historia y la Historia en la Novela“. Reunió en octubre de 1995, Lima. Seminario Interdisciplinario de Estudios Andinos, Lima 1996, S. 548 ff.
  • Ronald H. Dolkart: Civilisation’s Aria. Film as Lore and Opera as Metaphor in Werner Herzogs’s Fitzcarraldo. (PDF; 9,1 MB) In: Journal of Latin American Lore 11 (1985), Nr. 2, S. 125–141.
  • Holly Rogers: Fitzcarraldo’s Search for Aguirre. Music and Text in the Amazonian Films of Werner Herzog. In: Journal of the Royal Musical Association 129 (2004), Nr. 1, S. 77–99.
  • Richard Leppert: Opera, Aesthetic Violence, and the Imposition of Modernity: Fitzcarraldo. In: Daniel Goldmark, Lawrence Kramer, Richard Leppert (Hrsg.): Beyond the Soundtrack. Representing Music in Cinema. University of California Press, Berkeley u. a. 2007, ISBN 978-0-520-25069-7, S. 99–119.
  • María del Carmen Rodríguez Rodríguez: Extranjeros en América Latina, aculturación y expolio: Fitzcarraldo. In: María Dolores Pérez Murillo (Hrsg.): La memoria filmada. Historia socio-política de América Latina a través de su cine. La visión desde el norte. Iepala, Madrid 2009, ISBN 978-84-89743-50-2, S. 65–79.
  • Lester Caltvedt: Herzog’s Fitzcarraldo and the Rubber Era. In: Film & History 18 (1988), Nr. 4, S. 74–84.
  • Lutz P. Koepnick: Colonial Forestry. Sylvan Politics in Werner Herzog’s Aguirre and Fitzcarraldo. In: New German Critique 60 (1993), S. 133–159.
  • Richard John Ascárate: „Have You Ever Seen a Shrunken Head?“ The Early Modern Roots of Ecstatic Truth in Werner Herzog’s Fitzcarraldo. In: PMLA. Publications of the Modern Language Association of America 122 (2007), Nr. 2, S. 483–501.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Fitzcarraldo. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Mai 2014 (PDF; Prüf­nummer: 52 985-a K).
  2. Lothar Wehrle: Die Tränen des Mondes. 1980, S. 129.
  3. Lateinamerika-Komitee München (Hrsg.): Die Auguaruna und der Zorn des Werner Herzog. 1981, S. 53.
  4. a b Ein Gringo im Urwald. In: Der Spiegel. 9. September 1979, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. Oktober 2022]).
  5. Evaristo Nugkuag: Die Aguarunaindianer über Werner Herzog. In: Lateinamerika-Nachrichten. März, 1982, S. 36 (lateinamerika-nachrichten.de [PDF]).
  6. Gaston Kirsche: Spektakel mit Eingeborenen (nd-aktuell.de). Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  7. Sabine Rollberg: Sabine Rollberg: Die Filme der Nina Gladitz. Abgerufen am 28. Oktober 2022 (deutsch).
  8. a b Robert Preuße: Die Dreharbeiten und der Film „Fitzcarraldo“ im Hinblick auf Gewalt. In: Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte. 2011, S. 1 (uni-erfurt.de [PDF; 62 kB; abgerufen am 12. September 2022]).
  9. IMDb Trivia
  10. Walter Saxer, in einem Interview Anfang Februar 2012 auf YouTube.
  11. Jason Robards - der gefallene Fitzcarraldo. In: STOCKPRESS.de. 1. August 2010, abgerufen am 25. Juni 2021 (deutsch).
  12. Wolfgang Stock: Mick Jagger ist Wilbur. In: STOCKPRESS.de. 24. September 2010, abgerufen am 5. September 2022 (deutsch).
  13. Seine Erlebnisse bei den Dreharbeiten für Fitzcarraldo schildert Adorf unter dem Titel Der Grenzgänger in seinem Buch: Der römische Schneeball. Wahre und erfundene Geschichten. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001, S. 107–173.
  14. "Wie ich einmal mit Fitzcarraldos Kapitän aneinander gerasselt bin"
  15. Christian David: Kinski. Die Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2006, S. 296–305.
  16. YouTube-Video: " Klaus Kinski - Wutausbruch am Filmset von Fitzcarraldo"
  17. Christian David: Kinski. Die Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2006, S. 307.
  18. IMDb Trivia
  19. W. Herzog: Eroberung des Nutzlosen. Eintrag vom 18. Februar 1981, S. 158.
  20. W. Herzog, Eroberung des Nutzlosen, Eintrag vom 19./20. Juli 1979, S. 10.
  21. W. Herzog, Eroberung des Nutzlosen, Einträge vom 6. Januar 1981, S. 132, 7. Februar 1981, S. 141 f. u. a.
  22. IMDb Trivia
  23. IMDb Trivia
  24. „Bei den Dreharbeiten wurde er zu Fitzcarraldo“. In: jungewelt.de. 21. November 2020, abgerufen am 12. September 2022.
  25. Auf der "Amazon Clipper" von Manaus in den Regenwald. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  26. AMAZONAS: AUF DEM FLUSS DER REKORDE. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  27. W. Herzog, Eroberung des Nutzlosen, „Prolog“, S. 7.
  28. Christian Schröder: „Molly Aida“ - Kinski, ahoi (Letzter Hafen Filmmuseum: Ein Schiffsmodell aus „Fitzcarraldo“ legt am Potsdamer Platz an). In: tagesspiegel.de. 20. Januar 2009, abgerufen am 11. September 2022.
  29. Roland Mischke: Das Fitzcarraldo-Schiff. In: welt.de. 31. Juli 2010, abgerufen am 11. September 2022.
  30. Fitzcarraldo bei der Synchrondatenbank
  31. Pietro Gargano/ Gianni Cesarini: Caruso. Eine Biographie, Zürich 1991, S. 149.
  32. Fitzcarraldo. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  33. Christian David: Kinski. Die Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2006, S. 306–307.
  34. Robert Bales: Fitzcarraldo. In: dw.com. 17. Juni 2010, abgerufen am 12. September 2022.

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Autor/Urheber: Dr. Eugen Lehle, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Flussdampfer aus dem Werner-Herzog-Film Fitzcarraldo mit Klaus Kinski führt heute ein Schattendasein im Dschungel in der Region Madre de Dios.
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