Filz-Segge

Filz-Segge

Filz-Segge (Carex tomentosa)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung:Süßgrasartige (Poales)
Familie:Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung:Seggen (Carex)
Art:Filz-Segge
Wissenschaftlicher Name
Carex tomentosa
L.

Die Filz-Segge (Carex tomentosa), auch als Filzfrüchtige Segge bezeichnet, ist ein in Mitteleuropa zerstreut bis selten wachsender Angehöriger der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae).

Beschreibung

Die untersten Blattscheiden sind purpurn und zerfasern beim Aufreißen netzartig.
Blütenstand mit oben einer ♂ und unten einer ♀ Ähre.
♀ Ähre (Ausschnitt), die Schläuche sind dicht weißlich-kurzhaarig.
Feinflaumig behaarter Schlauch mit drei Narben und Deckblatt
Filz-Segge (Herbarbeleg)

Die Filz-Segge ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 20 bis 40 cm erreicht und lange Ausläufer besitzt. Der steif aufrecht stehende, dreikantige Stängel ist nur oben rau behaart und besitzt am Grunde eine schwarzrote Blattscheide. Die Stängelblätter sind graugrün, höchstens 2 mm breit und mit einer dreikantigen Spitze ausgestattet.

Das unterste Tragblatt ist laubartig ausgebildet und überragt das Ährchen. Zuletzt steht es oft waagerecht ab. Meist besitzt die Pflanze ein bis zwei etwa 0,5 bis 1,5 cm lange weibliche und ein endständiges männliches Ährchen. Diese sind walzlich geformt, kurz gestielt und etwas entfernt stehend. Die fruchtenden Ährchen sind weißlich und braun gescheckt. Die Spelzen sind spitz, rot bis hellbraun gefärbt und besitzen einen grünen Mittelnerv. Die Fruchtschläuche sind 1,5 bis 2 mm lang, von graubrauner Färbung, kugelig-verkehrt-eiförmig, fast schnabellos und dicht weißlich filzig behaart.

Sie blüht vorwiegend im Mai und Juni.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48.[1]

Vorkommen

Carex tomentosa kommt von Süd-Skandinavien und England bis Norditalien, den Balkan und östlich bis Westsibirien und Zentralasien[2] vor. Sie ist ein gemäßigt-kontinentales Florenelement. In Österreich ist die Art zerstreut vorkommend und gefährdet, während sie in der Schweiz allgemein verbreitet vorkommt. Die Filz-Segge tritt in Deutschland nur im mittleren und südlichen Gebiet zerstreut auf. Sie fehlt in Norddeutschland wie auch in den Mittelgebirgen und in den Alpen in größeren Gebieten.[3]

Sie besiedelt vorzugsweise wechselfeuchte Wiesen, Grabenränder und lichte, etwas feuchte Laubwälder.[3] Sie steigt in den Alpen kaum über 1500 m auf.[3] In den Allgäuer Alpen übersteigt sie kaum die 800-Meter-Höhengrenze.[4] Die Filz-Segge braucht[3] sommertrockenen, aber winter- und frühjahrsfeuchten, lehmigen oder tonigen, kalk- oder basenreichen, stickstoffarmen Boden in nicht zu beschatteter Lage.[3] Sie ist ein Charakterart der Ordnung Molinietalia, kommt aber auch im Querco-Ulmetum des Verbands Alno-Ulmion vor.[1]

Die Filz-Segge erträgt Düngung schlecht, und sie ist daher vielerorts aus Grünlandstandorten verschwunden. In feuchten Streuwiesen kam sie noch um 1900 in größeren Beständen in Mitteleuropa vor.[3]

Artenschutz

Gefährdung in Deutschland: Kategorie 3: gefährdet

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 184.
  2. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Carex tomentosa. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 25. Oktober 2016.
  3. a b c d e f Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X, S. 276.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 261.

Weblinks

Commons: Filz-Segge – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder:

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Carex tomentosa sl5.jpg
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♀ spike (detail), utricles densely white-puberulent

Taxonym: Carex tomentosa ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Location: near Martenhofen-Lacken (Seewinkel), district Neusiedl am See, Burgenland, Austria - ca. 120 m a.s.l.

Habitat: salty meadow
Carex tomentosa sl12.jpg
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Netzig zerfasernde, purpurne untere Blattscheide

Taxonym: Carex tomentosa ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Dernberg, Nappersdorf-Kammersdorf, Bezirk Hollabrunn, Niederösterreich - ca. 260 m ü. A.

Standort: Halbtrockenrasen
Carex tomentosa sl3.jpg
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Inflorescence, at the top a ♂ spike and a ♀ spike below

Taxonym: Carex tomentosa ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Location: near Martenhofen-Lacken (Seewinkel), district Neusiedl am See, Burgenland, Austria - ca. 120 m a.s.l.

Habitat: salty meadow
Carex tomentosa sl17.jpg
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Schlauch mit Deckblatt

Taxonym: Carex tomentosa ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Dernberg, Nappersdorf-Kammersdorf, Bezirk Hollabrunn, Niederösterreich - ca. 260 m ü. A.

Standort: Halbtrockenrasen