Riesen-Schwingel
Riesen-Schwingel | ||||||||||||
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Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Festuca gigantea | ||||||||||||
(L.) Vill. |
Der Riesen-Schwingel[1][2] (Festuca gigantea(L.) Vill., Syn.: Lolium giganteum(L.) Darbysh.), auch als Bachweizen bezeichnet,[3] ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Dieses Waldgras ist in Eurasien und Afrika weitverbreitet und fällt durch seine Größe auf.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Riesen-Schwingel ist eine sommergrüne[1], ausdauernde krautige Pflanze. Es wächst horstförmig und bildet keine Ausläufer. Die 40 bis 150 Zentimeter (bis zu 2 Meter) hohen Halme steigen aufrecht oder vom Grund an bogig auf,[4] sind unverzweigt und verfügen über zwei bis fünf bräunlich-rötlich gefärbte Knoten.
Die wechselständigen Laubblätter sind in Blattscheide und Blattspreite gegliedert. Die kahlen und an den Rändern rauen Blattscheiden sind offen und auf dem Rücken gerundet. Die oberste Blattscheide umhüllt den Halm bis zur Basis der Blütenrispe. Das Blatthäutchen (Ligula) ist bis zu 2 Millimeter lang, ist gestutzt und trägt an der Mündung große, spitze, den Halm krallenartig umfassende Blattöhrchen. Die bogig überhängenden Grund- und Stängelblätter sind flach, bis zu 60 Zentimeter lang und 5 bis 15 Millimeter breit. Die Blattoberseite ist grau-grün und zuweilen rau, die -unterseite dunkel-grün, glänzend und meist glatt.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juni bis August.[4] Der allseitswendige rispige Blütenstand ist bis zu 40 Zentimeter lang. Die Rispenäste stehen stets in Paaren an der rauen Rispenachse, wobei der kürzere meist mehrere Ährchen trägt. Die Rispenäste stehen zunächst weit, fast waagerecht ab, später hängen sie schlaff über. Die locker drei- bis zehnblütigen Ährchen sind bei einer Länge von 10 bis 15 Millimeter schmal-lanzettlich. Die Hüllspelzen sind bei einer Länge von etwa 8 Millimeter linealisch und zugespitzt. Die Deckspelzen sind bei einer Länge von etwa 9 Millimeter breit lanzettlich. Sie sind fein rau, auf dem Rücken gerundet und fünfnervig. Sie tragen eine 10 bis 20 Millimeter lange, gerade oder leicht geschlängelte Granne.[4] Die Abbruchstelle des Kallus ist sehr schief; ein Merkmal, das nur diese Festuca-Art hat.[4] Die Vorspelzen sind fein rau gekielt. Die Staubblätter sind 2,5 bis 3 Millimeter lang.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.[5]
Vorkommen
Der Riesen-Schwingel ist in Eurasien von Spanien bis zum südlichen zentralen China weitverbreitet.[6] Die Angaben von Bioko in Afrika sind unrichtig und beziehen sich auf Festuca mekisteClayton.[4] In Europa kommt er in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Island, Lettland und Nordmazedonien.[7]
Der Riesen-Schwingel wächst in Mitteleuropa in feuchten Wäldern, besonders in Eichen-, Buchen- und Laubmischwäldern, auf Waldwegen und Lichtungen. Er gedeiht meist auf feuchten bis nassen, nährstoff- und basenreichen Tonböden. Er wächst vor allem längs der Wasserläufe in Auwäldern, als deren Verbandscharakterart er gilt (Alno-Ulmion).[8] In den Allgäuer Alpen steigt er in Bayern zwischen Trifthütte und Speicherhütte nördlich Warth (Vorarlberg) bis zu einer Höhenlage von 1700 Meter auf.[9] In Liechtenstein erreicht er am Heubühl und bei Triesen gegen den Mittlerspitz eine Höhenlage von 1600 Meter.[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[2]
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Bromus giganteus durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 77.[6] Die Neukombination zu Festuca gigantea(L.) Vill. wurde bereits 1787 durch Dominique Villars in Histoire des Plantes de Dauphiné, Volume 2, Seite 110 veröffentlicht.[6] Die Neukombination zu Lolium giganteum(L.) Darbysh. wurde 1993 durch S. J. Darbyshire in Novon, Volume 3, Seite 241 veröffentlicht.[6] Der Name Schedonorus giganteus(L.) Holub wurde 1998 durch Josef Holub in Preslia, Volume 70, Seite 113 veröffentlicht. Je nach Autor werden andere Namen als gültig dargestellt.[7]
Weitere Synonyme von Festuca gigantea(L.) Vill. sind: Lolium giganteum(L.) Darbysh., Avena flaccidaHack., Avena gigantea(L.) Salisb., Bromus aquaticusSchrank, Bromus bonassorumBornm., Bromus giganteus var. depauperatusBréb., Bromus giganteus var. hispidusPauquy, Bromus giganteus var. hispidusMutel, Bromus giganteus var. pubescensPauquy, Bromus giganteus var. triflorusSweet, Bromus giganteus var. villosusKoeler, Bromus glaberReichard nom. illeg., Bromus gyganteusCrantz orth. var., Bromus longifoliusLyons, Bromus scheuchzeriC.C.Gmel. nom. superfl., Bromus strigosusLam., Bromus triflorusL., Bucetum giganteumParn., Drymonaetes giganteus(L.) Fourr., Festuca bonassorumBornm., Festuca gigantea var. arcanaStepanov, Festuca gigantea var. glaucescensZapał., Festuca gigantea var. latifoliaPeterm., Festuca gigantea var. multifloraLegendre, Festuca gigantea var. multifloraAlef., Festuca gigantea var. nemoralisAsch. & Graebn., Festuca gigantea var. pubescensGrognot, Festuca gigantea var. subtrifloraSchur, Festuca gigantea var. triflora (L.) Alef., Festuca gigantea var. triflora(L.) Hartm., Festuca gigantea var. uliginosaSchur, Festuca haussknechtiiTorges, Festuca pseudogiganteaOvcz. & Shibkova, Festuca triflora(L.) Sm. nom. illeg., Forasaccus giganteus(L.) Bubani, Trisetum flaccidum(Hack. ex Hook. f.) R.R.Stewart Zerna gigantea (L.) Gray und Zerna gigantea var. triflora(L.) Gray.[6]
Quellen
Literatur
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- J. Grau, B. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold, D. Triebel: Gräser. Mosaik Verlag, München 1990, ISBN 3-576-10702-9.
- Charles Edward Hubbard: Gräser – Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart, 1985, ISBN 3-8001-2537-4.
- Ernst Klapp, W. O. v. Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung, Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1990, ISBN 3-489-72710-X.
Einzelnachweise
- ↑ a b Festuca gigantea (L.) Vill., Riesen-Schwingel. auf FloraWeb.de
- ↑ a b Festuca gigantea (L.) Vill. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 3. August 2023.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 151. (eingescannt).
- ↑ a b c d e f Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. S. 555–557. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1994, ISBN 3-489-52020-3.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 208.
- ↑ a b c d e Datenblatt Lolium giganteum (L.) Darbysh. bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ a b B.Valdés, H.Scholz; with contributions from E. von Raab-Straube & G.Parolly (2009+): Poaceae (pro parte majore). Datenblatt Schedonorus giganteus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen. Franckh-Kosmos Verlag, 12. Auflage, 2011, ISBN 978-3-440-12573-1.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 197.
Weblinks
- Festuca gigantea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 3. August 2023.
- Riesen-Schwingel. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Weltweite Verbreitung.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ährchen mit:
Glu = Hüllspelzen
Lem = Deckspelzen
Pal = Vorspelzen
Taxonym: Festuca gigantea ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Glasweiner Wald südwestlich von Porrau, Bezirk Hollabrunn, Niederösterreich - ca. 300 m ü. A.
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY 4.0
Illustration of Bromus Giganteus.
Rare Books
Keywords: Botany; Plant; Drawing
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Rispe
Taxonym: Festuca gigantea ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: "Diebsgraben" in den Leiser Bergen, Bezirk Mistelbach, Niederösterreich - ca. 330 m ü. A.
Autor/Urheber: Petr Filippov, Lizenz: CC BY 3.0
Festuca gigantea, Choceň, Czech Republic