Ferrari 125 F1

Ferrari 125 F1

Konstrukteur:Italien Scuderia Ferrari
Designer:Gioacchino Colombo
Valerio Colotti
Aurelio Lampredi
Vorgänger:Ferrari 125GP
Nachfolger:Ferrari 275F1
Technische Spezifikationen
Chassis:Rohrrahmen
Motor:1,5-l-V12-Kompressormotor
3,3-l-V12-Saugmotor
Radaufhängung vorn:Doppelquerlenker
Radaufhängung hinten:Pendelachse, De-Dion-Achse
Länge:3685 mm
Breite:1400 mm
Höhe:1025 mm
Radstand:2160 mm (GP)
2320 mm (F1)
Gewicht:710 kg
Reifen:Pirelli
Benzin:Shell
Statistik
Fahrer:Frankreich Raymond Sommer
Italien Luigi Villoresi
Italien Alberto Ascari
Vereinigtes Konigreich Peter Whitehead (privat)
Erster Start:Großer Preis von Italien 1948
StartsSiegePolesSR
3 (F1)
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:k. A. / tba
Vorlage:Infobox Rennwagen/Wartung/Alte Parameter

Der Ferrari 125 F1 war der erste von der Scuderia Ferrari nur für die Automobil-, genauer Formel-1-Weltmeisterschaft als „Einsitzer“ (Monoposto) konzipierte Rennwagen. Er war eine Weiterentwicklung des Ferrari 125 S und wurde von Enzo Ferrari zusammen mit den Konstrukteuren Valerio Colotti und Gioacchino Colombo entwickelt. Ursprünglich hatte der Wagen die Bezeichnung 125 GPC für „Gran Premio Città“ oder „Grand Prix Compressore“.[1][2]

Entwicklung des Wagens

Die ersten Skizzen für einen Formel-1-Ferrari (damals „Formula-Grand-Prix“) entstanden in den frühen Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkrieges und stammten von Giuseppe Busso.[3] Als Gioacchino Colombo von Alfa Romeo zu Ferrari wechselte, verwarf er Bussos Entwürfe und entwickelte ein eigenes Konzept. Speziell um die Gestaltung der Hinterachse gab es Differenzen zwischen den beiden Konstrukteuren: Bussos Entwurf sah eine De-Dion-Achse vor, während Colombo den Einbau einer Pendelachse favorisierte. Ferrari entschied sich für die Variante Colombos, obwohl Tazio Nuvolari, der oft in Maranello war, mehrfach von den „großartigen Eigenschaften“ der De-Dion-Achsen sprach, die er noch von den Auto Union Typ C aus der Vorkriegszeit kannte. Diese Meinungsverschiedenheiten veranlassten Busso, Ferrari zu verlassen, um zu Alfa zu wechseln.[3]

Der 125 F1 hatte eine Schneckenlenkung mit Zahnradsektor sowie Trommelbremsen an allen Rädern, dem damaligen Stand der Technik entsprechend. Der ursprüngliche Radstand von 2160 mm wurde bei der Neugestaltung von 1949 auf 2320 mm erhöht. Das Fahrgestell war ein Rohrrahmen mit Querträgern. Es stammte wie auch die Konstruktion des Getriebes von Valerio Colotti.

Das ursprüngliche Chassis ist verloren gegangen (es wurde für einen Ferrari 275F1 verwendet), aber eine exakte Nachbildung des originalen Colombo-Motors befindet sich derzeit im Museo Ferrari in Maranello.

Entwicklung des Motors

Der Ferrari 125-F1-Motor in der ersten Version. Das Foto wurde während der Tests des Turiner GP 1948 aufgenommen.

Der 125 F1 wurde in seiner ersten Version von einem von Colombo entworfenen 1,5-Liter-V12-Motor (1497 cm³) mit einem Zylinderbankwinkel von 60° angetrieben. Der Motor hatte zwei Ventile pro Zylinder, eine einzelne obenliegende Nockenwelle in jeder Zylinderbank und einen Weber-40DOC3- oder 50WCF-Vergaser. Mit einem Verdichtungsverhältnis von nur 6,5 : 1 leistete der durch einen einstufigen Roots-Gebläse aufgeladene Motor 230 PS (169 ; 227 PS) bei 7000/min.[4]

Mit diesem Konzept konnte er jedoch nicht die erforderliche Leistung erzeugen, um mit dem starken Achtzylinder des Alfa Romeo 158 und dem Vierzylinder-Maserati-4CLT mitzuhalten. Starke fahrerische Leistungen und ein agiles Fahrwerk ermöglichten es Ferrari jedoch, bei seinem ersten Einsatz beim Großen Preis von Italien im Parco del Valentino in Turin am 5. September 1948 mit Raymond Sommer den dritten Platz zu belegen.

Für 1949 wurde der Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen (jedoch immer noch zwei Ventilen pro Zylinder) und einem zweistufigen Lader weiter modifiziert. Diese Kombination gab dem Auto eine bessere Spitzenleistung und die daraus resultierenden 260–280 PS (191–206 kW; 256–276 PS) ermöglichten fünf Grand-Prix-Siege.[4]

Die Entwicklung wurde im folgenden Jahr fortgesetzt, die problematischen Kompressoren wurden zugunsten eines größeren Hubraums fallen gelassen, und der „275“-Motor von Aurelio Lampredi (3,3 Liter) ersetzte den ursprünglichen Colombo-Motor (1,5 Liter).

Bewertung

Die Entwicklung des von Enzo Ferrari selbst gewünschten Zwölfzylinders war von Anfang an äußerst kompliziert. Insbesondere in der aufgeladenen Version erwies er sich als umständlich, schwer, gehandicapt durch übermäßigen Kraftstoffverbrauch und einen regelmäßigen Leistungsverlust bei hohen Drehzahlen durch „Ziehen“ des Kompressors. Theoretisch hätte der V12 eine Höchstdrehzahl von 10.000/min erreichen können, in der Praxis waren es jedoch nie mehr als 7500/min, da keine ausreichende Zündung vorhanden war. Ungefähr ein Jahr nach seiner Vorstellung erschien eine aktualisierte Version des 125 F1 mit zwei Roots-Kompressoren und zwei Nockenwellen pro Zylinderbank, die von Zahnrädern angetrieben wurden. Das war der Versuch, Alfa Romeo und Maserati entgegenzutreten, die deutlich stärkere Motoren hatten. Auch der Radstand wurde verlängert und der Kraftstofftank vergrößert, um konkurrenzfähiger zu werden.

Für die Saison 1950 modifizierte der neue ChefingenieurAurelio Lampredi den Wagen weiter: Er verwarf die Pendelachse zugunsten einer De-Dion-Hinterachse. Ein neues Vierganggetriebe wurde mit dem Differential gemeinsam in einem Gehäuse an der Hinterachse eingebaut, und die Motorleistung konnte auf 280 PS (147 kW) gesteigert werden. Auch äußerlich gab es einige Änderungen, die dazu führten, dass der Wagen dem später eingeführten 375F1 ähnelte.

Galerie

Statistik

Rennhistorie

Der 125 F1 debütierte am 5. September 1948 beim Grand Prix von Italien in Turin. Drei Autos wurden eingesetzt, die von Prinz Bira, Nino Farina und Raymond Sommer gefahren wurden. Sommer qualifizierte sich für die erste Startreihe (damals aus vier Fahrzeugen bestehend) und konnte den dritten Platz im Rennen belegen. Bira schied mit Getriebeschaden aus, Farina hatte einen Unfall.

Mit dem 125 F1 errangen sowohl das Werksteam der Scuderia als auch einige Privatfahrer Siege in verschiedenen Rennserien:

JahrDatumSerieRennenOrt/StreckeFahrer
194824. OktoberGrand PrixItalien Circuito del GardaSalòGiuseppe Farina
19493. JuliGrande ÉpreuveSchweiz Großer Preis der SchweizBremgartenAlberto Ascari
31. JuliGrand PrixNiederlande Großer Preis von ZandvoortZandvoortLuigi Villoresi
20. AugustGrand PrixVereinigtes Konigreich Daily Express International TrophySilverstoneAlberto Ascari
11. SeptemberGrande ÉpreuveItalien Großer Preis von ItalienMonzaAlberto Ascari
25. SeptemberGrand PrixTschechoslowakei Großer Preis der TschechoslowakeiBrünnPeter Whitehead
195013. Juli[5]Jersey Jersey Road RaceSaint HelierPeter Whitehead
12. August[6]Vereinigtes Konigreich Ulster TrophyDundrodPeter Whitehead
1. OktoberFormula Libre[7][8]Brasilien 1889 Interstate RaceInterlagosChico Landi
195127. JanuarFormula Libre[9]Brasilien 1889 Großer Preis von São PauloInterlagosChico Landi
20. Mai[10]Brasilien 1889 Governador Noguera Garcez RaceInterlagosChico Landi
28. Juni[11]Brasilien 1889 Bõa Vista Grand PrixRio de JaneiroChico Landi

Komplette Ergebnisse in der Automobil-Weltmeisterschaft

JahrMotorReifenFahrerRennen
Flag of the United Kingdom.svgFlag of Monaco.svgUS flag 48 stars.svgFlag of Switzerland within 2to3.svgFlag of Belgium (civil).svgFlag of France.svgFlag of Italy.svg
1950Ferrari 125 F1 1.5 V12DVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter WhiteheadDNS37
PItalienItalien Luigi VilloresiDNFDNF6
ItalienItalien Alberto Ascari2DNF
FrankreichFrankreich Raymond Sommer4
Flag of Switzerland within 2to3.svgUS flag 48 stars.svgFlag of Belgium (civil).svgFlag of France.svgFlag of the United Kingdom.svgFlag of Germany.svgFlag of Italy.svgFlag of Spain (1945 - 1977).svg
1951Ferrari 125 F1 1.5 V12DVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter WhiteheadDNFDNF
PDNF
Flag of Switzerland within 2to3.svgUS flag 48 stars.svgFlag of Belgium (civil).svgFlag of France.svgFlag of the United Kingdom.svgFlag of Germany.svgFlag of the Netherlands.svgFlag of Italy.svg
1952Ferrari 166 F2 2.0 V12DVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Whitehead10DNQ

Quelle: Steve Small: The Guinness Complete Grand Prix Who's Who (1994). Guinness, 1994, ISBN 0-85112-702-9, S. 37, 357, 388 and 400.

Nachkriegs Grandes-Épreuves-Ergebnisse

JahrTeamMotorFahrerRennen
MonacoSchweizFrankreichGroßer Preis von Frankreich 1948ItalienGroßer Preis von Italien 1948Vereinigtes KonigreichGroßer Preis von Großbritannien 1948
1948Scuderia FerrariFerrari 125 F1 1.5 V12FrankreichFrankreich Raymond Sommer3DNA
Thailand Prinz BiraNC
ItalienItalien Giuseppe FarinaDNFDNA
Vereinigtes KonigreichGroßer Preis von Großbritannien 1949BelgienSchweizFrankreichGroßer Preis von Frankreich 1949ItalienGroßer Preis von Italien 1949
1949Scuderia FerrariFerrari 125 F1 1.5 V12ItalienItalien Alberto Ascari31WD1
ItalienItalien Luigi Villoresi22DNFDNF
ItalienItalien Felice BonettoDNF
FrankreichFrankreich Raymond Sommer5
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Dudley Folland8*
PrivatfahrerFerrari 125 F1 1.5 V12Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Whitehead8*9
43DNF

* Punkteteilung durch Fahrerwechsel auf dem gleich Fahrzeug. (engl.: „Shared drive“)

Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Literatur

  • Antoine Prunet: Ferrari: Sport- u. Rennwagen, Prototypen. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-87943-930-3.

Weblinks

Commons: Ferrari 125 F1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. gilcodesign.com: Ferrari125GPC. In: gilcodesign.com. Abgerufen am 26. April 2020 (italienisch, englisch).
  2. Leonardo Acerbi: Ferrari: All The Cars. Hrsg.: Haynes Publishing. Haynes Publishing, 2012, S. 9.
  3. a b alfa-romeo-club.ch: Alfa-Romeo-Persönlichkeiten: Giuseppe Busso. (PDF) In: Kleeblatt 1/2012 (Clubzeitschrift). Alfa Romeo Club Schweiz, 2012, abgerufen am 30. April 2020.
  4. a b mitorosso.com: 125 Single Stage F1. In: mitorosso.com. Abgerufen am 26. April 2020 (englisch).
  5. Das Jersey Road Race 1950 war ein Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus, das am 9. Juli 1950 auf dem Saint Helier Circuit in Saint Helier, Jersey, ausgetragen wurde. Es war das zwölfte Rennen der Formel-1-Saison 1950.
  6. Die Ulster Trophy 1950 war ein Formel-1-Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus, das am 12. August 1950 auf dem Dundrod Circuit in Nordirland ausgetragen wurde.
  7. Interlagos (Formula Libre) (englisch)
  8. Interlagos - List of Races (englisch)
  9. South American Formula Libre/Temporada Races 1946-1952. Abgerufen am 1. Mai 2020.
  10. Leonardo Acerbi: Ferrari: A Complete Guide to All Models. MBI Publishing Company LLC, 2006, ISBN 978-0-7603-2550-6 (google.de [abgerufen am 1. Mai 2020]).
  11. Ferrari 125 F1 – Enzyklopädie – Enzyklopadie. Abgerufen am 1. Mai 2020 (amerikanisches Englisch).

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