Fernmeldeturm Kiel

Fernmeldeturm Kiel
Bild des Objektes
Fernmeldeturm im Juni 2018
Basisdaten
Ort:Kiel-Gaarden-Süd und Kronsburg
Land:Schleswig-Holstein
Staat:Deutschland
Höhenlage:43 m ü. NHN
Koordinaten: 54° 18′ 2,1″ N, 10° 7′ 5,8″ O
Verwendung:Fernmeldeturm, Rundfunksender
Zugänglichkeit:Sendeturm öffentlich nicht zugänglich
Besitzer:Deutsche Funkturm
Turmdaten
Bauzeit:1973–1974
Bauherr:Deutsche Bundespost
Architekt:Gerhard Kreisel, Günter H. Müller
Baustoffe:Beton, Stahlbeton
Betriebszeit:seit 1974
Gesamthöhe:226,9 m
Betriebs­raum:108,2 m
Daten zur Sendeanlage
Letzter Umbau (Antenne):Oktober 2004
Wellenbereich:UKW-Sender
Rundfunk:UKW-Rundfunk
Sendetypen:DVB-T2 HD, Richtfunk
Weitere Daten
Baubeginn:16. Juni 1973
Durchmesser Turmkorb:40 m
Höhe Turmschaft:211,5 m
Betriebsfläche Turmkorb:625 

Positionskarte
Fernmeldeturm Kiel (Schleswig-Holstein)
Fernmeldeturm Kiel
Lokalisierung von Schleswig-Holstein in Deutschland

Der Fernmeldeturm Kiel (auch Fernsehturm Kiel) ist mit 226,9 Metern das zweithöchste Bauwerk in Schleswig-Holstein. Das digitale Fernsehen DVB-T sowie einige UKW-Rundfunkprogramme werden von diesem Fernmeldeturm aus gesendet. Er befindet sich im Stadtteil Gaarden-Süd im Vieburger Gehölz und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Geschichte

Erster Fernmeldeturm (1956–1979)

Der alte Kieler Fernmeldeturm Typenturm (FTZ Typ C), der noch einige Jahre neben dem neu erbauten Fernmeldeturm stand, wurde 1956 errichtet, war 54 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 6 Metern.[1] Er diente ab Dezember 1956 zunächst dem Richtfunkverkehr der Deutschen Bundespost und ab 1. April 1963 als Sender für das ZDF im Regelbetrieb. Den gestiegenen Anforderungen aufgrund der wachsenden Zahl der Fernsehteilnehmer konnte der alte Sendeturm nicht mehr gerecht werden.

Erster Fernmeldeturm in Kiel (1956–1979), hier im März 1968

Aus diesem Grund entschied sich die Oberpostdirektion Kiel zu einem Neuentwurf, der Ende 1972 dem Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen zur Genehmigung vorgelegt wurde. Charakteristisch an diesem Vorentwurf war der verhältnismäßig große Turmkopf mit 40 Metern Durchmesser. Aufgrund der Ähnlichkeit des Kopftragewerks am Stuttgarter Fernmeldeturm, der von 1969 bis 1971 errichtet wurde, konnte in der konstruktiven Bearbeitung auf die an diesem Turm gewonnenen Erfahrung zurückgegriffen werden.[2]

Im Herbst 1979 wurde der alte Typenturm abgerissen.

Heutiger Fernmeldeturm

Die Architekten Gerhard Kreisel und Günter H. Müller aus Kiel entwarfen diesen Sonderturm. Am 16. Juni 1973 wurde mit dem Bau begonnen, das Fundament wurde am 23. Dezember 1973 fertiggestellt. Am 18. März 1974[3] begannen die Gleitarbeiten, am 15. November 1974 konnte Richtfest gefeiert werden. Der Hochbau war am 31. Oktober 1975 fertiggestellt. Die Gesamthöhe betrug bei Fertigstellung etwa 230 Meter.

Im Zuge des DVB-T-Ausbaus erhielt der Turm am 23. Oktober 2004 eine neue Antenne, durch die der Turm etwa fünf Meter an Höhe eingebüßt hat.

Im Jahre 2016 wurde für eine regelmäßig notwendige Betonsanierung ein Seil gespannt, mit dem ein Arbeitskorb Material bis zur Turmspitze transportieren kann.

Wie alle anderen großen Fernmeldetürme gehört dieses Bauwerk der Deutschen Funkturm, einem Tochterunternehmen der Deutschen Telekom AG.

Beschreibung

Lage

Fernmeldeturm Kiel

Der Fernmeldeturm Kiel steht im Stadtteil Nr. 13 Gaarden-Süd und Kronsburg im Stadtwald Vieburger Gehölz. Westlich und östlich vom Standort befinden sich Wohngebiete. Nordwestlich vom Fernmeldeturm steht das Stadion Waldwiese. Zum Turm führt eine Stichstraße von nördlicher Richtung; das Gelände selbst ist nur von Betriebsmitarbeitern zu betreten. Von südlicher Richtung führt ein Waldweg zum Betriebsgelände des Turms, der in die befahrbare Stichstraße mündet.

Aufgrund der erhöhten Lage (43 m ü. NHN) im Vieburger Gehölz ist der Turm von fast allen Seiten der Stadt und im Umland zu sehen. Der Kieler Fernsehturm ist nach dem 249 Meter hohen Sender Bungsberg das zweithöchste Bauwerk Schleswig-Holsteins. Das Maritim Travemünde ist mit 119 Metern Höhe das höchste Hochhaus und höchste Leuchtfeuer im Land.

Bauwerk

Der Stahlbetonschaft fußt in einer Tiefe von 4 Metern auf einer flachen Kegelschale mit Druckplatte und vorgespanntem Ringfundament, das einen Durchmesser von 31 Metern aufweist. Dabei weist der innere Ring einen Durchmesser von 21 Metern auf, die Ringbreite beträgt 5 Meter. Das Fundament ragt bis 9,50 Meter in die Erde. Der Druckplattendurchmesser misst 13,54 Meter und die mittlere Schalenneigung ist 30° bei einer Schalendicke von 1,80 Meter. Der relativ flache Kegel vermindert die Druckkräfte in der oberen Platte und den Ringzugkräften. Außerdem verbessert es die Biegemomente. Der Fundamentring besteht aus fünf Ringen, die von je zehn Spanngliedern vorgespannt sind. Als Baugrund wurde ein dicht gelagerter Sand ermittelt. Das Fundament wurde in einem Arbeitsgang innerhalb von 24 Stunden betoniert.[4]

Der Schaft, ohne Antennenträger, ragt in eine Höhe von 211,50 Metern auf. Auf Bodenniveau weist der Schaft einen Durchmesser von 13,54 Meter bei einer Wanddicke von 80 Zentimetern auf. Die Dicke verjüngt sich nach oben bis auf 50 Zentimeter. Auf einer Höhe von 102,74 Meter steigt diese Dicke zur Aufnahme der Belastung durch den Turmkorb wieder auf 70 Zentimeter an. Dort beträgt der Schaftdurchmesser 7,04 Meter. In Richtung des Antennenträgers nimmt der Durchmesser auf 3,20 Meter und die Schaftdicke auf 30 Zentimeter ab. An den Schaft schließt sich oberhalb ein 19,40 Meter langer Antennenträger aus Stahl an, der mit Schraubverbindungen an dem Schaft befestigt ist.[5]

Der Turmkorb auf einer Höhe zwischen 108,2 und 113 Meter hat inklusive Nebenräumen eine Betriebsfläche von 625 Quadratmetern. Der Durchmesser des Turmkorbs beträgt 40 Meter. Ähnlich wie beim Heinrich-Hertz-Turm in Hamburg und dem Stuttgarter Fernmeldeturm verwendete man für das Tragwerk des Betriebskorbs ein bewährtes ringförmiges Hohlkastensystem aus Kegelschale und einem vorgespannten Ring und Deckenscheiben. Die Schalenneigung beträgt dabei 18° – im Vergleich dazu in Hamburg 24° und Stuttgart 20°. Die Schale ist 35 bis 40 Zentimeter stark bei einer entsprechenden Auskragung von 15,40 Metern. Die Decken wurden als Plattenbalkendecken mit einer Aufteilung der Radialträger von 15° Grundriss.[6]

Rezeption

Nachbauten des Turmes erfolgten in Bremen, Münster und Cuxhaven. Die beim Bau des Kieler Turmes angewandte Fertigteil-Konstruktion der Kegelschale der Betriebskanzel wurde bei den vorgenannten Nachbauten aus urheberrechtlichen Gründen nicht mehr angewandt.

Frequenzen und Programme

Analoger Hörfunk (UKW)

Folgende Radioprogramme werden vom Fernmeldeturm Kiel ausgestrahlt:

Frequenz 
(MHz)
ProgrammRDS PSRDS PIRegionalisierungERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
97,0Radio BOB!
RADIOBOB
D5EA (regional),
D3EA
Kiel0,5D (280–170°, 200–250°)H
97,4Klassik RadioKLASSIK_D75B0,25D (260–30°, 80–230°)H
101,2Kiel FM_Kiel FM_10E10,08D (340–70°)H
102,4R.SHR.SH_KI_
_R.SH___
D5E8 (regional)
D3E8
Kiel15NDH
104,7Deutschlandfunk KulturDlf_KultD2200,3D (40–310°)H
105,9delta radiodelta_KI
_delta__
D5E9 (regional)
D3E9
Kiel15D (70–340°)H

Digitales Fernsehen (DVB-T2)

Die DVB-T2-Ausstrahlungen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Standorten.

KanalFrequenz 
(MHz)
MultiplexProgramme im MultiplexERP 
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FECGuard-
intervall
Bitrate 
(MBit/s)
SFN
21474Gemischter Multiplex von ZDF und freenet TV20NDH64-QAM 
(16-k-Modus)
3/519/12822Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
28530freenet TV20NDH64-QAM 
(32-k-Modus)
2/31/1627,6Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
39618ARD regional (NDR)50NDH64-QAM 
(16-k-Modus)
1/219/12818,2Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
45666freenet TV20NDH64-QAM 
(32-k-Modus)
2/31/1627,6Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
47682ARD Digital50NDH64-QAM 
(16-k-Modus)
1/219/12818,2Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
52722freenet TV20NDH64-QAM 
(32-k-Modus)
2/31/1627,6Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)

bis zum 25. April 2017 ist folgender DVB-T-Nachlauf zu empfangen:

KanalFrequenz 
(MHz)
MultiplexProgramme im MultiplexERP 
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FECGuard-
intervall
Bitrate 
(MBit/s)
SFN
57762NDR (DVB-T alt)20NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)

Digitales Fernsehen (DVB-T)

Bis zum Wechsel auf DVB-T2 am 29. März 2017 liefen die DVB-T-Ausstrahlungen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Standorten.

ehemaliges Angebot:

KanalFrequenz 
(MHz)
MultiplexProgramme im MultiplexERP 
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FECGuard-
intervall
Bitrate 
(MBit/s)
SFN
21474ZDFmobil32NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
35586ProSiebenSat.1 Media Hamburg/Schleswig-Holstein50NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
39618ARD regional (NDR)50NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
45666RTL Group Hamburg/Schleswig-Holstein50NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
47682ARD Digital (NDR)40NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)
57762Gemischt Privat Schleswig-Holstein20NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel, Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen)

Analoges Fernsehen (PAL)

Bis zur Umstellung auf DVB-T wurden die folgenden analogen Fernsehprogramme ausgestrahlt.

KanalFrequenz 
(MHz)
ProgrammERP
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
24495,25RTL Television (Schleswig-Holstein)0,4DH
35583,25ZDF250NDH
37599,25VOX3DH
45663,25ProSieben0,5DH
53727,25Sat.1 (Hamburg/Schleswig-Holstein)0,4DH
55743,25NDR Fernsehen Schleswig-Holstein250NDH

Trivia

In der Silvesternacht und zu anderen seltenen Anlässen wird die Betriebskanzel beleuchtet.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg Schlaich, Ulrich Otto: Der Fernmeldeturm Kiel. In: Beton- und Stahlbetonbau, Verlag Wilhelm Ernst Sohn, Berlin, Mai 1977, Nr. 5 V. 72, S. 117–120.

Weblinks

Commons: Fernmeldeturm Kiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Telegraf/Telefon/Funk
  2. Schlaich, Otto: Der Fernmeldeturm Kiel in: Beton- und Stahlbetonbau. S. 117.
  3. Kristiane Backheuer: Fernsehturm: Das Bauwerk seines Lebens. Heute vor 40 Jahren wurde Günter H. Müller damit fertig, pünktlich zu seinem Geburtstag. In: Kieler Nachrichten. Nr. 254. Kiel 31. Oktober 2015, S. 29.
  4. Schlaich, Otto: Der Fernmeldeturm Kiel in: Beton- und Stahlbetonbau. S. 120.
  5. Schlaich, Otto: Der Fernmeldeturm Kiel in: Beton- und Stahlbetonbau. S. 117, 118.
  6. Schlaich, Otto: Der Fernmeldeturm Kiel in: Beton- und Stahlbetonbau. S. 118.

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Reliefkarte Deutschland.png
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Reliefkarte Deutschland
2018-06-08 - Fernmeldeturm Kiel.jpg
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Blick auf den Fernmeldeturm Kiel. (Mit einem Multicopter fotografiert.)
Neubau Fernmeldeturm im Vieburger Gehölz (Kiel 55.503).jpg
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Grundsteinlegung. Beginn der Erdarbeiten für das Fundament. Blick vom alten Fernmeldeturm.
Fernmeldeturm Kiel am Vieburger Gehölz (Kiel 42.723).jpg
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Blick vom Krummbogen.
Autoverkehr auf dem Sophienblatt (Kiel 56.539).jpg
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Blickrichtung Rondeel. Im Hintergrund der alte Fernmeldeturm (rechts) und der neue Fernmeldeturm (links).
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Betriebskanzel in über 100 Meter Höhe, auf der die Verschalungen zum Bau der drei Antennenplattformen errichtet werden.
Fotos 15058.jpg
Autor/Urheber: Friedrich Magnussen , Lizenz: CC BY-SA 3.0
Betriebskanzel in über 100 Meter Höhe, auf der die Verschalungen zum Bau der drei Antennenplattformen errichtet werden.
Kiel - Fernmeldeturm1.jpg
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Fernmeldeturm Kiel
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Fernmeldeturm im Bau
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Blick vom neuen Fernmeldeturm auf den alten Fernmeldeturm, dahinter Wohnhäuser am Krummbogen.