Ferdinand Bohlmann

Ferdinand Bohlmann

Ferdinand Bohlmann (* 28. August 1921 in Oldenburg; † 23. September 1991 in Berlin) war ein deutscher Naturstoff-Chemiker.

Leben

Bohlmann studierte von 1939 bis 1944 Chemie in Göttingen. Das Studium wurde von Kriegsdienst und Verletzung unterbrochen. Im Jahre 1946 wurde er bei Hans Brockmann (1903–1988) mit dem Thema Solvatochromie in der Pyridinreihe promoviert.[1] Er wechselte zu Hans Herloff Inhoffen an die Universität Marburg. Bohlmann folgte Inhoffen an die TH Braunschweig und habilitierte sich dort. Bohlmann wurde 1952 Dozent und 1957 außerplanmäßiger Professor. Im Jahre 1959 wurde er an der TU Berlin Nachfolger Friedrich Weygands (1911–1969) am Institut für Organische Chemie, wo er einen rasch wachsenden Arbeitskreis leitete. Sein bekanntester akademischer Schüler ist Helmut Schwarz.

Bohlmann starb am 23. September 1991.

Werk

Bohlmanns Hauptarbeitsgebiet waren Naturstoffe, insbesondere Terpene und Polyine. Diese wurden vor allem aus Korbblütlern (Asteraceae, früher Compositae) isoliert und deren Struktur aufgeklärt. Ein weiteres Arbeitsgebiet waren Chinolizidine, die zu den Alkaloiden zählen. Bohlmanns Publikationsliste umfasst 1453 Veröffentlichungen. Aus der Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Biodiversitätsinformatik am Botanischen Garten Berlin entstand ein System, mit dem die chemischen Substanzen der Compositae in einer Datenbank, den „Bohlmann-Files“, zugänglich gemacht wurden. Nach ihm und Dieter Rahtz ist die Bohlmann-Rahtz-Synthese benannt.

Der Hirsch-Index von Bohlmann liegt bei 46.

Ehrungen

Im Jahre 1954 erhielt er den Dozentenpreis des Fonds der Chemischen Industrie. 1958 bekam er den Göttinger Akademiepreis verliehen. Die Otto-Wallach-Plakette der GDCh erhielt er 1974.

Am Institut für Chemie der TU Berlin findet seit 1989 alljährlich die Bohlmann-Vorlesung statt. Von 2004 bis 2018 wurde diese Veranstaltung von der Schering Stiftung gefördert.[2] Seit dem Jahre 2019 wird die Veranstaltung in Kooperation mit der Fa. Bayer AG durchgeführt.[3]

Bohlmann-Vorlesung
GastJahrTitel des VortragsInstitutionWirkungsort
Albert Eschenmoser1989Warum nicht Hexose-Nukleinsäuren?ETH ZürichSchweiz Schweiz
Meinhart H. Zenk1990Warum müssen Pflanzen virtuose Chemiker sein?LMU MünchenDeutschland Deutschland
Elias James Corey1991New Developments in the Field of SteroidsHarvard UniversityVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Duilio Arigoni1992Synthese und Nachweis von chiralen t-Butyl-GruppenETH ZürichSchweiz Schweiz
Kyriacos Costa Nicolaou1993Chemistry and Biology of the Enediyne Anticancer AntibioticsUCSDVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Koji Nakanishi1994Lessons from NatureColumbia UniversityVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Jean-Marie Lehn1995Supramolekulare Chemie: Konzepte und RezepteCollège de FranceFrankreich Frankreich
Ekkehard Winterfeldt1996Naturstoffsynthese: Experimentelle Herausforderung, intellektuelles Spiel, chemische FundgrubeLeibniz Universität HannoverDeutschland Deutschland
Yoshito Kishi1997Stereochemistry Assignment by Organic SynthesisHarvard UniversityVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Jack E. Baldwin1998How old is PenicillinUniversity of OxfordVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Ryoji Noyori1999Asymmetric Catalysis: Science and OpportunitiesUniversität NagoyaJapan Japan
Dieter Seebach2000Ein Ausflug in die Welt der β-ProteineETH ZürichSchweiz Schweiz
George Whitesides2001Polyvalency in BiochemistryHarvard UniversityVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Samuel J. Danishefsky2002On the Awesome Power of Chemical SynthesisMemorial Sloan-Kettering Cancer CenterVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Peter B. Dervan2003Molecular Recognition of DNA by Small MoleculesCalifornia Institute of TechnologyVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Manfred T. Reetz2004Gerichtete Evolution enantioselektiver EnzymeMax-Planck-Institut für KohlenforschungDeutschland Deutschland
Christopher T. Walsh2005Tailoring of Natural Products by Biosynthetic HalogenationsHarvard Medical SchoolVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Robert H. Grubbs2006Olefin Metathesis: from Fundamental Science to ApplicationsCalifornia Institute of TechnologyVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Aaron Ciechanover2007The Ubiquitin System – From Bench to BedsideTechnionIsrael Israel
Richard R. Schrock2008Monoalkoxide Monopyrrolide Olefin Metathesis Catalysts of MolybdenumMassachusetts Institute of TechnologyVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Gerhard Ertl2009Elementarschritte bei der heterogenen KatalyseFritz-Haber-Institut der Max-Planck-GesellschaftDeutschland Deutschland
Ada E. Yonath2010The amazing ribosome, its tiny enemies and hints of its originWeizmann Institute of ScienceIsrael Israel
Ei-ichi Negishi2011Magical Power of Transition Metals: Past, Present, and Future[4]Purdue UniversityVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
David MacMillan2012New Catalysis ConceptsPrinceton UniversityVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
David Milstein2013Discovery of Metal-Catalyzed Reactions for Sustainable ChemistryWeizmann Institute of ScienceIsrael Israel
François Diederich2014Neue Acetylen- und Kumulenchemie: von optoelektronischen und chiroptischen molekularen Materialien zu supramolekularen SystemenETH ZürichSchweiz Schweiz
Phil Baran2015Studies in Natural Product SynthesisThe Scripps Research InstituteVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Frances Arnold2016Innovating with Evolution: Expanding the Enzyme UniverseCalifornia Institute of TechnologyVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Alois Fürstner2017Catalysis for Synthesis – Concepts and ScrutinyMax-Planck-Institut für KohlenforschungDeutschland Deutschland
Ben L. Feringa2018The Art of Building Small – from Molecular Switches to MotorsStratingh Institute for ChemistryNiederlande Niederlande
Hiroaki Suga2019Revolutionizing the discovery processes of de novo bioactive peptides and biologicsUniversity of TokyoJapan Japan
Scott E. Denmark2022Application of Chemoinformatics and Machine Learning to Enantioselective Catalysis[5]University of Illinois at Urbana-ChampaignVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Véronique Gouverneur2023Rejuvenating Fluorine Chemistry with Global Challenges in Mind[6]University of OxfordVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

(Name des Vortragenden farbig unterlegt: Nobelpreisträger)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Informationen zu und akademischer Stammbaum von Ferdinand Bohlmann bei academictree.org, abgerufen am 7. Januar 2018.
  2. Seite der Bohlmannvorlesung auf der Homepage der Schering Stiftung abgerufen am 11. Oktober 2019
  3. Ankündigung der Vorlesung auf der Seite der TU Berlin, Institut für Chemie abgerufen am 11. Oktober 2019
  4. Ei-ichi Negishi: Nobel Lecture: Magical Power of Transition Metals: Past, Present, and Future. auf nobelprize.org.
  5. Stefanie Terp: Einladung zur Bohlmann-Vorlesung. 8. November 2022, abgerufen am 21. November 2022.
  6. Die Bedeutung des Elements Fluor. In: tu.berlin Pressemitteilung. TU Berlin, 8. November 2023, abgerufen am 6. April 2024.

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Ferdinand Bohlmann, Professor für Organische Chemie an der Technischen Universität Berlin