Feldhäcksler
Der Feldhäcksler ist ein landwirtschaftliches Gerät zur Aufnahme, Zerkleinerung und Verladung von Erntegut wie Gras, Luzerne oder Mais, insbesondere bei der Bereitung von Silage bzw. Ganzpflanzensilage, daneben erlangt das Gerät in letzter Zeit wachsende Bedeutung bei der Ernte nachwachsender Rohstoffe. Ein weiteres Einsatzgebiet ist das Häckseln von Stroh. Hierdurch sollen bessere Eigenschaften bei Verwendung als Einstreu erzielt werden.
Bauarten von Feldhäckslern
Die Feldhäcksler lassen sich hinsichtlich der Bauart der Schneidorgane (also des Häckselwerkes) in folgende drei Hauptformen unterscheiden:
Die üblichen Schneidwerke haben eine Arbeitsbreite von 4,5 bis 9 Metern.
- Beim Schlegelfeldhäcksler wird das bereits abgemähte oder auch noch nicht abgemähte Erntegut durch Schlegel, die auf einer horizontalen, rechtwinklig zur Fahrtrichtung angeordneten rotierenden Welle angebracht sind, aufgenommen, im Zusammenwirken der Schlegelwelle mit einer feststehenden Gegenschneide zerrissen und durch den Auswurfturm(-kamin) auf ein nebenherfahrendes Transportfahrzeug geschleudert. Vorteilhaft am Schlegelfeldhäcksler ist der einfache und robuste Aufbau, nachteilig ist, dass Bodenunebenheiten leicht zur Verschmutzung des Erntegutes durch mit aufgenommene Erde führen können.
- Bei Scheibenradhäckslern hingegen wird das Erntegut entweder über eine Pickup oder aber direkt vom Mähwerk oder Maisgebiss aus aufgenommen und dem eigentlichen Häckslerwerk zugeführt. Das Schneiden und Befördern auf das Transportfahrzeug erfolgt hier durch eine mit Messern und Wurfschaufeln besetzte Scheibe, welche um eine in Fahrtrichtung liegende Welle rotiert. Die Schnittlänge (angestrebt werden vier bis zwanzig mm) lässt sich durch Änderung der Messerzahl, der Geschwindigkeit der Erntegutzuführung und der Scheibendrehzahl regulieren.
- Bei den Trommelfeldhäckslern wird das Erntegut ebenso entweder über eine Pickup oder direkt vom Mähwerk oder Maisgebiss aus aufgenommen und zur als Schneid- und Wurforgan dienenden schnell rotierenden Häckslertrommel zugeführt. Die Trommel ist im rechten Winkel zum Gutstrom angeordnet und mit etwa 20 bis 50 Messern, welche zugleich als Schneid- und Wurforgan ausgebildet sind, bestückt. Die Schnittlänge des Häckselgutes (ebenfalls vier bis zwanzig mm) kann wie beim Scheibenhäcksler durch Verändern der Messerzahl auf der Trommel, der Geschwindigkeit der Zuführung des Erntegutes oder der Drehzahl der Häckseltrommel bestimmt werden. Moderne Selbstfahrhäcksler haben eine Schnittleistung von bis zu 25.000 Schnitten pro Minute. Bei der Bergung von Futtermais ist hinter der Häckseltrommel noch ein Aufbereiter erforderlich, der die Maiskörner aufquetscht und damit verdaubar macht. Aufgrund der begrenzten Wurfweite der Häckseltrommel wird das zerkleinerte Erntegut mittels Nachbeschleuniger durch den Turm auf das Transportfahrzeug geworfen.
Weiterhin ist zwischen selbstfahrenden Feldhäckslern und an Traktoren im Front- oder Heckanbau angebauten oder von diesem gezogenen Feldhäckslern zu unterscheiden.
Weitere Verfahrenskette
Üblicherweise wird das gehäckselte Erntegut auf ein nebenher fahrendes Transportfahrzeug geladen. Diese sind in der Regel Traktoren mit Anhängern von 30–50 m³ Ladevolumen. In einigen Ländern kommen teilweise auch Lastkraftwagen als Transportfahrzeuge zum Einsatz. Ebenso kann der Häcksler auch einen von ihm selbst gezogenen Anhänger beladen (etwa beim ersten Durchfahren des Feldes zum Schaffen einer Transportgasse), mit einem Dolly zum Ziehen eines Sattelaufliegers oder einem fest angebauten Bunker (etwa für schwierige Bodenverhältnisse – das Erntegut wird am Feldrand übergeben) ausgerüstet werden.[1]
Beim Anhäckseln (regional auch Anstich) eines Maisfeldes ist meist hohe Konzentration der beteiligten Fahrer erforderlich. Wenn das Nachbarfeld nicht befahren werden kann, weil etwa noch nicht abgeerntet, kann das Transportfahrzeug nicht neben dem Häcksler her fahren. Der Auswurfturm des Häckslers wird dann nach hinten geschwenkt, das Transportfahrzeug fährt in kurzem Abstand dahinter. Bei Traktor-Anhänger-Gespannen muss, wenn der Traktor dem Häcksler folgt, die Wurfweite ausreichen, um das Erntegut über die Länge des Traktors zu werfen. Teilweise ist daher auch zu beobachten, dass das Schlepper-Anhänger-Gespann in Rückwärtsfahrt, also mit dem Anhänger unmittelbar hinter dem Schlepper, dem Häcksler nachfolgt. Plötzliche Stopps des Häckslerfahrers durch Hindernisse oder Verstopfungen führen in beiden Fällen schnell zu Auffahrunfällen.
Geschichte
Seit ihrer Erfindung durch Friedrich Segler (damals Schlawe, später Quakenbrück) in den 1940er-Jahren haben sie sich zu Höchstleistungsmaschinen entwickelt und gelten bezüglich der Motorleistung momentan als stärkste in der Landwirtschaft eingesetzte Fahrzeugkategorie.[2] In früheren Jahren waren Feldhäcksler hauptsächlich als zapfwellenbetriebene Anbaugeräte (meist an der Dreipunkthydraulik, manchmal gezogen) für Traktoren konzipiert.
Mit der zunehmenden Verbreitung des Maisanbaus auch in nördlichen Gebieten und der Rationalisierung der Landwirtschaft sind in den 1970er-Jahren die ersten Selbstfahrer auf den Markt gekommen. Anfänglich betrug die Arbeitsbreite etwa zwei Meter bei einer Motorleistung von unter 75 kW. Den zunehmenden Betriebsgrößen in der Landwirtschaft entsprechend boten die Hersteller immer größere Maschinen an; mittlerweile sind Mais-Schneidwerke mit zehn Metern Arbeitsbreite und Motorleistungen bis rund 850 kW verfügbar. Mit spezieller Ausrüstung werden Feldhäcksler nun auch zur Ernte von Energiepflanzen (z. B. in Kurzumtriebsplantagen) eingesetzt. Durch das damit gegebene breitere Einsatzspektrum und die hohen Anforderungen dürfte auch in Zukunft noch mit noch leistungsfähigeren Maschinen zu rechnen sein.
Heute werden weltweit jährlich etwa 2000 selbstfahrende Feldhäcksler verkauft. Weltmarktführer bei der Herstellung und Verkauf von selbstfahrenden Feldhäckslern ist die Firma Claas in Harsewinkel. Der stärkste momentan auf dem Markt befindliche Häcksler ist der Big X 1180 der Firma Krone mit 1156 PS Motorleistung.
Literatur
- Horst Eichhorn (Hrsg.): Landtechnik. 7. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 405 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Archivlink (Memento vom 25. Oktober 2008 im Internet Archive) Claas Field Shuttle
- ↑ http://rl.vdl.de/Journal_Digital/Schwerpunkt/2006/Schwerpunkt01_2006/hermann.php (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. VDL – Mechanisierung in der Landwirtschaft
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(c) James T M Towill, CC BY-SA 2.0
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