Feistritz an der Gail
Feistritz an der Gail | ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Kärnten | |
Politischer Bezirk: | Villach-Land | |
Kfz-Kennzeichen: | VL | |
Fläche: | 19,34 km² | |
Koordinaten: | 46° 34′ N, 13° 36′ O | |
Höhe: | 570 m ü. A. | |
Einwohner: | 650 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 34 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 9613 | |
Vorwahlen: | 0 42 56 | |
Gemeindekennziffer: | 2 07 07 | |
NUTS-Region | AT211 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Mehrzweckhaus 100 9613 Feistritz a.d.G. | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Dieter Mörtl (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2021) (11 Mitglieder) | ||
Lage von Feistritz an der Gail im Bezirk Villach-Land | ||
Dieses Bild zeigt Feistritz an der Gail vom Kirchberg aus gesehen | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Feistritz an der Gail (Slowenisch: Bistrica na Zilji) ist eine Gemeinde mit 650 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Villach-Land in Österreich, im Bundesland Kärnten.
Geographie
Feistritz liegt im Unteren Gailtal nahe dem Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien. Die Gail bildet die nördliche Gemeindegrenze, im Süden reicht das Gemeindegebiet bis auf den Hauptkamm der Karnischen Alpen. Die südöstliche Grenze bildet über weite Strecken der Feistritzgraben.
- Quarzkonglomerat – ein Geschenk der Eiszeit
Dieser im Feistritzgraben gefundene, fast 15 Tonnen schwere Gesteinsblock beeindruckt schon allein wegen seiner Größe. Er besteht aus zentimetergroßen Quarzgeröllen, umgeben von einer glimmerreichen Grundmasse. Die Glimmer sind stark verwittert und daher braun gefärbt. Sie und die weißen Quarze geben dem Stein seine einzigartige Struktur. Die Quarze sind vorwiegend gerundet, weswegen der Stein als Quarz-Konglomerat bezeichnet wird.
Neben seiner Schönheit und Größe hat der etwa 310 Millionen Jahre alte Stein noch eine Besonderheit aufzuweisen: sein Vorkommen hier. Denn solche Gesteine kommen nur zwischen dem Plöckenpass und dem Nassfeld vor. Der Feistritzbach kann den Stein also nicht hierher transportiert haben. Es gibt jedoch eine plausible Erklärung.
Während der letzten Eiszeit war das gesamte Gailtal bis in eine Seehöhe von rund 2.000 Metern von einem Gletscher bedeckt. Und ein Gletscher kann im Gegensatz zu Wasser über Pässe und Berge fließen. Er brachte das Quarz-Konglomerat aus den westlichen Karnischen Alpen vor rund 20.000 Jahren in die Gegend von Feistritz.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus der einzigen Katastralgemeinde und Ortschaft Feistritz an der Gail (Bistrica na Zilji).
Nachbargemeinden
Nötsch | ||
Sankt Stefan im Gailtal | Hohenthurn | |
Malborghetto Valbruna | Hohenthurn |
Geschichte
Feistritz wurde 1119 erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Dobratsch-Bergsturz 1348 versumpften die Ackerflächen, sodass sich die Bauern auf die Zucht von Noriker-Pferden spezialisierten. Bis 1849 war das heutige Gemeindegebiet auf sechs Herrschaften aufgeteilt, danach gehörte Feistritz zur Gemeinde Hohenthurn. Von 1906 bis 1973 war Feistritz selbständige Gemeinde, danach bis 1990 wieder Teil von Hohenthurn und wurde 1991 wiederum selbständig.
Bevölkerung
Nach der Volkszählung 2001 ist Feistritz an der Gail mit 661 Einwohnern, von denen 98,3 % die Österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, die kleinste Gemeinde Kärntens. 7,9 % der Bevölkerung gehören der slowenischsprachigen Volksgruppe an.
Zur römisch-katholischen Kirche bekennen sich 94,3 % der Gemeindebevölkerung, zur evangelischen Kirche 2,7 %, ohne religiöses Bekenntnis sind 2,0 %.
Bevölkerungsentwicklung
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Katholische Pfarrkirche Feistritz an der Gail hl. Martin: Urkundlich 1182 erwähnt, seit 1424 Pfarre, ist ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert. Sie liegt auf dem Berg oberhalb des Ortes und ist von dem Friedhof umschlossen.
- Die Filialkirche hl. Magdalena, Feistritz_an_der_Gail aus 1501 liegt westlich von Feistritz an der Gail und weist einige kulturgeschichtliche Besonderheiten auf, so ein slowewnischsprachiges barockes Chronogramm.
- Bekannt ist Feistritz vor allem durch das alljährliche Kirchfest am Pfingstmontag. An diesem Tag wird die Gailtaler Tracht von den unverheirateten Burschen und Mädchen, die älter sind als 15 Jahre, getragen. Nach der Messe in der Kirche und nach dem traditionellen Mittagessen mit der Festtagssuppe findet am Nachmittag erst im Oberfeistritz und dann im Unterfeistritz das Kufenstechen mit Lindentanz statt. Am folgenden Tag treffen sich die Verheirateten des Dorfes in ihrer Erwachsenentracht zur Messe in der Kirche, zum Umtrunk in verschiedenen Häusern und zum Lindentanz.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftssektoren
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Anzahl der Betriebe und der Beschäftigten in den Wirtschaftssektoren:[1][2][3]
Wirtschaftssektor | Anzahl Betriebe | Erwerbstätige | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
2021[4] | 2011 | 2001 | 2021[4] | 2011 | 2001 | |
Land- und Forstwirtschaft 1) | 32 | 70 | 75 | 34 | 27 | 17 |
Produktion | 9 | 4 | 4 | 128 | 42 | 17 |
Dienstleistung | 25 | 16 | 16 | 74 | 53 | 31 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999, Arbeitsstätten im Jahr 2021
Verkehr
- Straße: Die Verkehrserschließung erfolgt über die Gailtal Straße (B 111) sowie die Landesstraßen L 27 und L 27a.
- Eisenbahn: Der nächste Bahnhof liegt rund 2 Kilometer nordwestlich des Hauptortes in Nötsch. Von dort gibt es stündliche Schnellbahnverbindungen nach Hermagor und nach Villach.[5]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat von Feistritz hat 11 Mitglieder.
- Nach der Gemeinderatswahl 2015 hatte er folgende Verteilung: 7 ÖVP, 3 SPÖ, 1 FPÖ[6]
- Nach der Gemeinderatswahl 2021 hat er folgende Verteilung: 9 ÖVP, 2 SPÖ.[7]
Bürgermeister
Direkt gewählter Bürgermeister ist Dieter Mörtl (ÖVP).[8]
Wappen
Das Wappen von Feistritz ist an den örtlichen Brauch des Kufenstechens angelehnt und zeigt in einem roten Schild einen goldenen Pfahl mit aufgesetzter Kufe, der schräglinks von einer spitz zulaufenden Keule („koleč“) überdeckt ist. Wappen und Fahne wurden der Gemeinde am 8. Oktober 1992 verliehen, die Fahne ist Rot-Gelb mit eingearbeitetem Wappen.[9]
Partnergemeinde
Partnergemeinde von Feistritz an der Gail ist die italienische Gemeinde Malborghetto Valbruna.[10]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Adolf Scherwitzl (* 1938), Biathlet
- Hans Wallner (* 1953), Skispringer
- Tomaž Druml (* 1988), Nordischer Kombinierer
Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten
- Birgit Hebein (* 1967), Politikerin (Die Grünen) und Sozialarbeiterin[11]
- Edwin Wiegele (* 1954), Maler, Grafiker, Kunsterzieher, Galerist und Musiker
- Peter Wiesflecker (* 1965), Historiker und Archivar
- Sepp Gratzer (* 1955), Skisprung-Funktionär
Literatur
- Herbert Michor: Geschichte des Dorfes Feistritz/Gail und Hofchronik. Feistritz-Nötsch 1950/1951.[12]
- Peter Wiesflecker: Ein Dorf im Schnittpunkt dreier Kulturen. Chronik Feistritz an der Gail. Hrsg. von der Gemeinde, o. J.
- Peter Wiesflecker: Festschrift: 100 Jahre Pferdezuchtverein K 15 Feistritz an der Gail. Selbstverlag, Feistritz an der Gail 2004.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Feistritz an der Gail, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Feistritz an der Gail, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Feistritz an der Gail, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- ↑ a b STATcube. Statistik Austria, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- ↑ Fahrplan. ÖBB, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Feistritz an der Gail. Amt der Kärntner Landesregierung, 1. März 2015, abgerufen am 15. April 2022.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2021 in Feistritz an der Gail. Amt der Kärntner Landesregierung, 28. Februar 2021, abgerufen am 15. April 2022.
- ↑ Bürgermeisterwahl 2021. Land Kärnten, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. November 2021; abgerufen am 9. Oktober 2023. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gemeindewappen – Land Kärnten. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Mai 2021; abgerufen am 28. November 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gemeinde – Gemeinde Feistritz an der Gail. Abgerufen am 28. November 2020.
- ↑ https://gailtal-journal.at/leute/ich-vergesse-nie-woher-ich-komme/, abgerufen am 13. Juni 2020.
- ↑ online als PDF: Teil 1 (190 S.), Teil 2 (119 S.)
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Österreich
Wappen von Freistritz an der Gail
Bezirk Villach-Land
(c) EPei in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Gailtaler Frauentracht (Feistriz/Gail)
Autor/Urheber: Johann Jaritz, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Quarzkonglomerat und der Dobratsch (Villacher Alpe) im Hintergrund, Gemeinde Feistritz an der Gail, Bezirk Villach Land, Kärnten, Österreich, EU
Autor/Urheber: TheRunnerUp, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blick auf Feistritz an der Gail vom Kirchberg aus. Im Hintergrund rechts der Dobratsch. Kärnten, Österreich
Autor/Urheber: Johann Jaritz, Lizenz: CC BY-SA 3.0 at
Pfarrkirche hl. Martin, Gemeinde Feistritz an der Gail, Bezirk Villach Land, Kärnten, Österreich, EU
Karte des österreichischen Bundeslandes Kärnten, Villach-Land hervorgehoben
(c) Michael Gäbler, CC BY 3.0
Das Kufenstechen ist ein Kärntner Reiterbrauch, der in den Untergailtaler Orten von den Burschenschaften an ihrem jährlichen Kirchtag durchgeführt wird. Das bekannteste Kufenstechen findet am Pfingstmontag in Feistritz an der Gail statt. Unverheiratete Burschen des Dorfes reiten in ihrer Gailtaler Männertracht mit der Eisenkeule in der Hand auf ungesattelten Norikerpferden in schnellem Ritt heran und stechen auf die bereitgestellte Kufe. Wenn das Holzfass zersplittert ist, nimmt der Sieger den Kranz entgegen, führt die ledigen Dorfmädchen in ihrer farbenprächtigen und kostbaren Gailtaler Tracht zur Dorflinde und eröffnet dort den Lindentanz. Das Kufenstechen ist Teil des ganztägigen Kirchtags mit Gottesdienst, dem Essen der Kirchtagssuppe, dem Kufenstechen, dem Lindentanz und dem anschließenden Dorffest, bei dem von manchen Einwohnern noch die Gailtaler Tracht getragen wird. Das Wappen von Feistritz an der Gail zeigt die beim Kufenstechen verwendete Eisenkeule und die auf dem Pfahl aufgesetzte Kufe.