Fehlerkosten

Fehlerkosten (englisch failure costs) sind Kosten in Unternehmen, die durch Fehlproduktion und deren Auswirkungen verursacht werden.

Allgemeines

Fehlleistungen sind nicht geplant, wertmindernd, führen zu Nacharbeit oder sind wertvernichtend und führen zu Ausschuss.[1] Fehlproduktion bedeutet eine Abweichung der tatsächlichen von der idealen Produktqualität/Dienstleistungsqualität. Es kann sich mithin erst dann um eine Fehlproduktion handeln, wenn die vorgesehene Produktqualität in der Produktion nicht erreicht wird. Für den Fehlerbegriff im Sinne der Produkthaftung genügt die objektive Geeignetheit, das Integritätsinteresse des Kunden zu schädigen. Die Fehlproduktion führt zu Fehlerkosten, weil auch die fehlerhaften Produkte Herstellkosten verursacht haben, obwohl sie unverkäuflich sind und deshalb keine Erlöse generieren. Diese Fehlerkosten schmälern den Gewinn.[2] Die Fehlerkosten bilden einen Teil der Qualitätskosten und erreichen im Regelfall den höchsten Anteil hieran.[3]

Wurden Produkte dennoch verkauft und dem Käufer fallen die Sachmängel auf, entstehen weitere Kosten durch Gewährleistung, Produzentenhaftung oder Rückrufaktionen. Neben den Kostennachteilen sind die Unternehmen durch Fehlproduktion einem hohen Reputationsrisiko ausgesetzt und erleiden einen nicht zu unterschätzenden Reputationsschaden in der Öffentlichkeit, der die Fehlerkosten weit übersteigen kann. Schlimmstenfalls droht der Verlust von Kunden oder Marktanteilen.

Arten

Unterschieden wird zwischen betriebsinternen Fehlerkosten und externen Fehlerkosten. Die betriebsinternen Fehlerkosten (Ausschuss, Nacharbeit, Reparatur) fallen bereits vor der Lieferung an den Kunden an und sollen dazu beitragen, die Qualitätsstandards der Produkte oder Dienstleistungen wiederherzustellen und sie marktreif zu machen. Die externen Fehlerkosten (Reklamation, Retoure, Kulanz, Garantie, Produzentenhaftung) dagegen treten erst nach Auslieferung an den Kunden auf.[4]

Als Fehlerfolgekosten werden alle Folgekosten bezeichnet, die kurz-, mittel- und langfristig durch die Wirkung von Fehlern entstehen.[5] Fehlerfolgekosten beinhalten nicht die Fehlerkosten der unmittelbaren Fehlerbeseitigung, sondern die Kosten aller zusätzlichen Folgewirkungen.

Steuerung mit Fehlerkosten

Fehlerkosten stellen eine Qualitätskennzahl dar, mit der im Rahmen des Qualitätsmanagements die Qualität der Produkte und Dienstleistungen gesteuert werden kann. Hierzu müssen den Fehlerkosten die Fehlerverhütungs- und Prüfkosten gegenübergestellt werden. In der Summe ergeben diese drei Kostenarten die Qualitätskosten. Da sich diese Kostenarten gegenseitig beeinflussen (erhöht ein Betrieb die Prüfkosten, so senkt er die Fehlerkosten), können Fehlerkosten nicht isoliert betrachtet (und optimiert) werden. Um Fehler und Fehlerkosten möglichst vorbeugend auszuschließen, wird bei der Prozessplanung die FMEA eingesetzt.

Hohe Fehlerkosten sind ein Hinweis auf ungünstige und noch zu verbessernde Produktionsprozesse. Durch eine Fehler-Ursachen-Analyse werden die Störungen erforscht und der Prozess entsprechend umgestaltet.

Abgrenzung

Abzugrenzen sind die Fehlerkosten von den Fehlmengenkosten, die durch Fehlmengen oder Überbuchungen entstehen.

Einzelnachweise

  1. Gerd F. Kamiske/Jörg-Peter Brauer: Qualitätsmanagement von A bis Z. Wichtige Begriffe des Qualitätsmanagements und ihre Bedeutung. 7. aktualisierte und erweiterte Auflage. Carl Hanser Verlag, München 2011, ISBN 978-3-446-42581-1.
  2. Norbert Hochheimer, Das kleine QM-Lexikon, 2011, S. 84
  3. Jochem Piontek, Controlling, 2005, S. 192
  4. Jochem Piontek, Controlling, 2005, S. 191 f.
  5. Manfred Noé, Projektbegleitendes Qualitätsmanagement, 2006, S. 128