Fay Bainter

Fay Bainter im Jahr 1918, porträtiert von Robert Henri

Fay Okell Bainter (* 7. Dezember 1893 in Los Angeles, Kalifornien; † 16. April 1968 ebenda) war eine US-amerikanische Schauspielerin. Neben einer erfolgreichen Bühnenkarriere trat sie in über 60 Film- und Fernsehproduktionen in Erscheinung, vorwiegend Dramen. Für ihre Nebenrolle in William Wylers Spielfilm Jezebel – Die boshafte Lady (1938) wurde sie mit dem Oscar ausgezeichnet.

Leben

Fay Bainter wurde 1893 als Fay Okell Bainter in Los Angeles geboren. Ihre Eltern waren Charles Bainter, ein Erfinder, und dessen Ehefrau Mary (Geburtsname: Okell).[1] Bainter war die Tante der Schauspielerin Dorothy Burgess. Sie wurde von ihrer Mutter an die Schauspielerei herangeführt und war bereits im Alter von sechs Jahren (andere Quellen berichten von vier Jahren) auf der Bühne von Wandertheatern in ihrer Heimatstadt zu sehen. Von 1904 bis 1907 besuchte Bainter das Girl Collegiate Institute und wurde, nach langjähriger Arbeit im Wandertheater, im Alter von 19 Jahren Mitglied im Theaterensemble des bekannten Impresarios David Belasco.

Ihr Debüt am New Yorker Broadway absolvierte sie 1912 in The Rose of Panama, die nur vierundzwanzig Mal aufgeführt wurde. Bainter konnte sich in den folgenden Jahren als Theaterdarstellerin etablieren und wurde oft in den Rollen der Unschuldig-Naiven bzw. der Romantikerin besetzt. Nach Auftritten in fünfundzwanzig Broadway-Stücken, zuletzt in Dodsworth, das es von August 1934 bis Januar 1935 auf 168 Aufführungen brachte, wechselte Fay Bainter zum Film. Ihr Kinodebüt gab sie 1934 im Alter von 41 Jahren in William K. Howards Drama This Side of Heaven, an der Seite Lionel Barrymores. Nach Nebenrollen in George StevensQuality Street neben Katharine Hepburn und in Leo McCareys Make Way For Tomorrow (beide 1937) schrieb Bainter 1939 Filmgeschichte, als sie als erste Schauspielerin für die Dramen White Banners und Jezebel – Die boshafte Lady jeweils Nominierungen in zwei unterschiedlichen Darstellerkategorien (Beste Hauptdarstellerin und Beste Nebendarstellerin) erhielt. Bei der Oscarverleihung am 23. Februar 1939 musste sich die Schauspielerin in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin Bette Davis in Jezebel geschlagen geben. Sie gewann jedoch für ihren Auftritt in dem Film den Preis für die beste weibliche Nebenrolle.

Nach den großen Erfolgen ihrer fünften bzw. sechsten Filmrolle drehte Fay Bainter mit Frank Borzage, Michael Curtiz, Clarence Brown und Jean Negulesco, war aber auf Nebenrollen in mütterlichen Figuren als Ehefrau, Freundin oder Tante beschränkt („Es gibt nicht genügend Rollen, um für eine Frau meines Typs Ruhm zu begründen.“[1]). So unter anderem als Mickey Rooneys Mutter in Der junge Edison (1940), in Die Frau, von der man spricht (1942) mit Katharine Hepburn und Spencer Tracy in den Hauptrollen und Das Doppelleben des Herrn Mitty. Während des Zweiten Weltkriegs trat Bainter als Unterhaltungskünstlerin in Krankenhäusern auf und spielte 1944 eine ihrer wenigen boshaften Rollen in André De Toths Film noir Dark Waters mit Merle Oberon.

Bis in die frühen 1950er Jahre konzentrierte sich Fay Bainter, von sporadischen Ausflügen ins Theater abgesehen, auf ihre Filmkarriere, ehe sie sich verstärkt dem Fernsehen widmete. Ein großer Kritikererfolg war 1958 Bainters Part als morphiumsüchtige Ehefrau und Mutter in Eugene O’Neills Theaterstück Eines langen Tages Reise in die Nacht, in dem sie mit der National Company auf Tournee ging. 1961 gelang der Schauspielerin mit Infam die Rückkehr auf die Kinoleinwand. Für ihren Auftritt in der Verfilmung von Lillian Hellmans Theaterstück The Children's Hour wurde Bainter erneut für den Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert, nachdem sie den Part der Amelia Tilford Jahre zuvor auf der Theaterbühne verkörpert hatte. Ihren letzten Theaterauftritt absolvierte sie 1962 mit einer Aufführung von The Girls in 509 in Miami. In ihrer letzten Fernsehrolle spielte Bainter 1965 in der Episode Power of Attorney in The Alfred Hitchcock Hour neben Geraldine Fitzgerald.

Von 1921 bis zu seinem Tod war Fay Bainter mit Reginal S. Venable (1890–1964) verheiratet, einem ehemaligen Lieutenant Commander der United States Navy. Aus der Ehe entstammte der einzige Sohn, Richard Venable (1926–1974), der wie seine Mutter als Schauspieler arbeitete. Bainter lebte mit ihrer Familie in Los Angeles und Palm Springs und zählte das Kochen zu ihren Hobbys.[1] Sie verstarb nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren in ihrer Geburtsstadt an einer Lungenentzündung. Sie wurde auf dem Nationalfriedhof von Arlington neben ihrem Ehemann beigesetzt. An die Schauspielerin erinnert ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame (7021 Hollywood Boulevard).

Theaterstücke (Auswahl)

JahrTheaterstückRolleBühne
1911Mrs. Bumpstead LeighViolet de SalleTournee
1912The Rose of PanamaCeline MarinterDaly’s (New York)
1913The Bridal PathAlice Weston39th Street Theatre (New York)
1916Arms and the GirlRuth SherwoodFulton Theatre (New York)
1917The Willow TreeImage / Mary TempleCohan and Harris Theatre (New York)
1918The Kiss BurglarAlineGeorge M. Cohan’s Theatre (New York)
1918East is WestMing ToyAstor Theatre (New York)
1922The Lady CristilindaLady CristilindaBroadhurst Theatre (New York)
1923The Other RoseRose CoeMorosco Theatre (New York)
1924/25The Dream GirlElspethAmbassador Theatre (New York) / Tournee
1925The EnemyPauli ArndtTimes Square Theatre (New York)
1925The Two OrphansLouiseCosmopolitan Theatre (New York)
1926First LoveMaicaBooth Theatre (New York)
1927PygmalionGalateaActor’s Theatre (New York)
1927Fallen AngelsJulia Sterrol49th Street Theatre (New York)
1928She Stoops to ConquerKate HardcastleErlanger’s Theatre (New York) / Tournee
1928The Beaux’ StratagemMrs. SullenHampden’s Theatre (New York)
1928/29JealousyValerieMaxine Elliott’ Theatre (New York) / Tournee
1930CapriceIlsa Von IlsenCurran Theatre (San Francisco)
Mason Theatre (Los Angeles)
1930LysistrataKalonika44th Street Theatre (New York)
1931/32The Admirable CrichtonLady Mary LasenbyNew Amsterdam Theatre (New York) / Tournee
1931The Way of the WorldMrs. MillamantGuild Theatre (New York)
1932The Man Who Changed His NameMrs. Selby CliveBroadhurst Theatre (New York)
1932The Perfect MarriageLouise MorelBijou Theatre (New York)
1933For Services RenderedEva ArdsleyBooth Theatre (New York)
1933Uncle Tom’s CabinTopsyAlvin Theatre (New York)
1933Gay DivorceMimiApollo Theatre (Chicago)
1933Move On, SisterMrs. BellPlayhouse Theatre (New York)
1934DodsworthFran DodsworthShubert Theatre (New York)
1935The Lambent FlameMarcia WilliamsWhite Plains Theatre (New York)
1945The Next Half-HourMargaret BrennanTournee / Empire Theatre (New York)
1947The Skull BeneathKitty McCrackenWestport, Connecticut
1949GaydenGrace SibleyPlymouth Theatre (New York)
1949O Mistress MineOlivia BrownLakewood Theatre (Skowhegan)
1950Nothing Serious / House on the CliffSarahLocust St. Theatre (Philadelphia)
1952Swallow’s NestSophie Van EyckCape May Playhouse (Cape May) / Niagara Falls
1953The Velvet GloveMother HildebrandBerkshire Playhouse (Stockbridge (Massachusetts))
1953The Children’s HourMrs. Amelia TilfordTournee
1954/55Put Them All TogetherMrs. HallTournee
1955,
1956/57
The Glass MenagerieAmandaAlley Theatre (Houston) / Tournee
1957/58Long Day’s Journey Into NightMary Cavan TyroneTournee
1958Fever for LiveDorey BigberryWestport Country Playhouse (Westport (Connecticut))
1959Look Homeward, AngelEliza GantTournee
1962The Girls in 509Aunt HettieSombrero Playhouse (Phoenix)
Coconut Grove Playhouse (Miami)

Filmografie (Auswahl)

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Fay Bainter – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c Nelson, Elizabeth R.: Fay Bainter. In: American National Biography Online (aufgerufen am 1. März 2008)

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