Fastnachtshexe

„Eckhexen“ der Narrenzunft Aulendorf, Oberschwaben, 2006
Hexen beim Imster Schemenlaufen, Tirol, 2016

Die Fastnachtshexe ist eine beliebte Narrenfigur insbesondere der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.

Geschichte

Der Ursprung der Fastnachtshexe ist bisher nicht zureichend geklärt. Vorläufer der heutigen Hexenfiguren sind schon aus dem Mittelalter überliefert: Männer in Frauenkleidern, die nach dem Motto Verkehrte Welt kostümiert waren. Die älteste erhaltene Maske einer Hexenfigur stammt aus Tirol (alte Hexenmutterlarve); sie wird ins 18. Jahrhundert datiert. In der Tiroler Fasnacht gibt es noch heute Hexenfiguren, etwa beim Imster Schemenlaufen. Im 19. Jahrhundert wird die Furtwanger Hexe als eine traditionelle Fastnachtsfigur beschrieben, ebenso in weiteren Orten. Diese Hexen waren meist Figuren der unorganisierten bäuerlichen Fasnet, zu deren Handwerk neben dem Besenumtrieb auch das Rußeln gehören konnte, wie es heute noch von Rußhexen in Empfingen ausgeführt wird.

Als älteste Fastnachtshexen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht mit den heute üblichen Holzmasken gelten zwei Figuren aus der Ortenau – die Offenburger Hexe und die Gengenbacher Hexe, sowie die Löffinger Hexe aus dem Hochschwarzwald, die dort jeweils Mitte der 1930er Jahre eingeführt wurden.

Hexenfiguren sind, wohl aufgrund ihres wenig reglementiert erscheinenden, wilden Verhaltens bei Narrensprüngen, bei den Narren und beim Publikum gleichermaßen beliebt und haben sich von der Ortenau in das gesamte Verbreitungsgebiet der schwäbisch-alemannischen Fastnacht ausgebreitet und in Hexenzünften organisiert. Sie sind mittlerweile in allen anderen Regionen zu finden, weniger jedoch in den besonders traditionsbewussten Hochburgen (etwa bei den Vereinen des Viererbunds).

Narrendenkmal „Hexeneck“ in Obernheim

Die Fastnachtshexenfiguren heutiger Prägung gehen wohl auf die aus Märchen bekannten Hexen zurück. Von den Hexengilden wird häufig auch auf eine lokale Überlieferung von Ereignissen der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung verwiesen. Als Anregung für die Namen und die Gestaltung der Figuren wird gerne auf überlieferte lokale Sonderlinge und Originale zurückgegriffen, im Zollernalbkreis hingegen auf historische Hexenprozesse.[1] Die 1939 gegründete Hexenzunft Obernheim e. V. (Narrenruf: „Oho!“) greift eine Hinrichtung auf, die Murschel-Hexen hingegen beziehen sich auf einen Freispruch.

Kostüme

Die meisten Hexen tragen Strohschuhe, Ringelsocken, weiße Bauernunterwäsche, einen Rock und eine Jacke. Ebenso wird die Figur von einer Holzmaske abgeschlossen. In einzelnen Fällen wird das Gesicht auch angemalt oder mit einer Draht- oder Stofflarve (-maske) verhüllt. Dazu trägt die Hexe einen Besen.

Literatur

  • Jörg Kraus: Der Weg der Hexe in die Fasnacht. In: Gottfried Korff (Hrsg.): Wilde Masken. Ein anderer Blick auf die Fasnacht. Tübinger Vereinigung für Volkskunde, Tübingen 1989, ISBN 3-92534-058-0, S. 57–76
  • Elisabeth Skrzypek: "Toll trieben es die Weiberschaften..." Frauen feiern die fünfte Jahreszeit, Reutlingen 2016, S. 79–89

Weblinks

Commons: Fastnachtshexen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Renate Deregowski: Obernheim: Hexenzunft feiert 75. Geburtstag. In: Schwarzwälder Bote, 10. Februar 2014.

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Obernheim Hexeneck 2.jpg

Obernheim, Zollernalbkreis, Baden-Württemberg

Denkmal der Obernheimer Narrenzunft, mit lebensgroßen Figuren aus Bronze am nördlichen Ortsrand.
Narrenzunft Aulendorf Eckhexe Narrentreffen Meßkirch 2006.jpg
Autor/Urheber: Photo: Andreas Praefcke, Lizenz: CC BY 3.0

Narrenzunft Aulendorf, Figur: Eckhexe

Veranstaltung: Narrensprung beim Narrentreffen Meßkirch 2006
Imst Schemenlaufen 2016 57.jpg
Autor/Urheber: Photo: Andreas Praefcke, Lizenz: CC BY 4.0

Imst (Tirol), Imster Schemenlaufen 2016,

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