Fasces
Die Fasces (von Plural lateinisch Fasces) ist ein Bündel aus mehreren hölzernen Ruten (daher oft auch Rutenbündel genannt), in denen ein Beil steckt. In der Antike war es das Amtssymbol der höchsten Machthaber bei den Etruskern und später im Römischen Reich. Die Fasces wurden diesen von ihren Amtsdienern, den Liktoren, vorangetragen, und werden daher auch Liktorenbündel genannt (lateinisch Fasces Lictoriae, französisch: faisceau de licteur, italienisch: fascio littorio, englisch: lictor’s fasces).
In neuerer Zeit wird das Liktorenbündel von Staaten verwendet, die einen Bezug zum Römischen Reich herstellen möchten, etwa von Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika; aber auch das faschistische Italien und die faschistische Sozialrepublik (RSI) verwendeten dieses Machtsymbol. Eine mögliche Deutung könnte die Symbolik sein, dass ein einzelner Stab leichter zu brechen ist als ein Stabbündel. Das Beil stand als Symbol für die Todesstrafe, die von den Amtsträgern angeordnet werden konnte.
Geschichte
Etruskische Ursprünge
Das Rutenbündel mit Beil ist seit den Anfängen der etruskischen Geschichte belegt. In einem in der südlichen Toskana gelegenen Grab bei Vetulonia (etruskisch Vatluna) fand man ein solches Rutenbündel in verkleinertem Maßstab als Weihegabe. Das Artefakt ist aus Eisen hergestellt und stammt aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. Bei dem beigefügten Beil handelt es sich um eine Doppelaxt.[1]
Die Fasces als Attribute der Macht werden auch von den antiken Autoren als spezifisch etruskisch beschrieben. Nach Silius Italicus, einem Dichter aus der Zeit der Flavier, wurde das Rutenbündel in Vetulonia entwickelt.[2] Die Rutenbündel tragenden Amtsdiener zählten bei den etruskischen Herrschern ebenso zu den Insignien ihrer Macht wie das Zepter, die bestickte Toga (toga praetexta) und ein Herrscherstuhl (sella curulis). Die Axt besaß bereits bei den Mittelmeerkulturen auf Kreta und Sardinien einen politischen und religiösen Charakter. Die mediterranen Kulturströmungen brachten die Doppelaxt als Attribut der Macht in das archaische Italien, wo die Axt zur Waffe und zum Symbol des Anführers wurde.[3]
Römisches Reich
Die Römer übernahmen von den Etruskern zahlreiche kulturelle Errungenschaften, darunter auch viele zeremonielle Bräuche und äußere Attribute der Herrschergewalt. Die Fasces wurden zunächst den römischen Königen, nach deren Vertreibung dann den mit Imperium ausgestatteten Amtsträgern der Republik, also v. a. Konsuln, Prätoren und Diktatoren, vorangetragen. Auch die Promagistrate, als Statthalter fungierende ehemalige Konsuln oder Prätoren, führten die Fasces. Während eines Triumphzugs wurden auch dem triumphierenden Feldherrn von ausgezeichneten Angehörigen seines Heeres die Fasces vorangetragen. Diese Verwendung blieb auch im Prinzipat bestehen, welches die republikanischen Ämter unangetastet ließ.
Seit den Anfängen der Republik konnten römische Bürger nicht ohne Weiteres zum Tode verurteilt werden bzw. konnten gegen Urteile des Amtsträgers an das Volk appellieren. Aus diesem Grund ließen die Konsuln die Beile erst außerhalb der römischen Stadtgrenze einstecken. Einen Sonderfall bildet hierbei jedoch der Diktator, der als Zeichen seiner unbeschränkten Macht auch innerhalb der Stadtgrenze die Fasces mit eingesetztem Beil führte. Die Anzahl der dem jeweiligen Amtsträger vorangetragenen Fasces drückte dessen Rang aus. Führten die Konsuln zwölf Rutenbündel, wurden einem Prätor nur sechs Fasces vorangetragen. Ein Diktator dagegen führte 24 Rutenbündel.
Frankreich: Französische Revolution und Republik
Nach dem Untergang des Römischen Reiches wurden das Liktorenbündel als Symbol erst wieder im Zuge der Französischen Revolution aufgegriffen, wo es ab Frühjahr 1790 als Symbol der Einigkeit und – nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1792 – zusätzlich als Symbol der Republik diente. Zusammen mit dem Streithahn, der Coquarde, der Jakobinermütze und später der Trikolore, wurde das Liktorenbündel ein französisches Staatssymbol. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Liktorenbündel in Frankreich lange nicht mehr öffentlich gezeigt, da das Symbol durch dessen Gebrauch im italienischen Faschismus diskreditiert war. Erst unter Präsident Valéry Giscard d’Estaing (1974–1981) wurde es als Emblem wieder verwendet.[4]
Italien: Republik und Faschismus
Meist wird davon ausgegangen, dass die Bezeichnung „Faschismus“ (it. Fascismo) vom Begriff der Fasces abgeleitet worden ist. Der Ausdruck fasci wurde in der italienischen Politik bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts verwendet, allerdings in erster Linie von Sozialisten, Syndikalisten und Republikanern. Die als eine Art von außerparlamentarischer Opposition gegründeten Landarbeiterzusammenschlüsse fasci dei lavoratori oder fasci siciliani waren offenbar die Wortschöpfer dieses Begriffs.[5][6]
Das Symbol erscheint bereits als Logo der Arbeiterzeitung Es muß Tag werden! im Jahr der Märzrevolution 1848. Weiterhin scheinen die fasces bei den Parlamentswahlen am 11. November 1919 aufgetaucht zu sein.[7] Erst später wurden sie zum Parteiabzeichen des Partito Nazionale Fascista auserkoren. Benito Mussolini wollte in seiner Bildsprache an Ruhm und Glanz des Römischen Weltreichs anknüpfen und wählte für seine politische Bewegung das Zeichen der Liktoren aus. Er selbst erklärte dazu später: Der Faschismus fordere „Disziplin und eine Autorität, die in die Geister eindringt und darin unumstritten herrscht. Sein Wahrzeichen ist daher das Liktorenbündel, das Symbol der Einheit, der Kraft und der Gerechtigkeit“.[8] Mit Gesetzesdekret vom 12. Dezember 1926 wurde das Liktorenbündel ein offizielles Staatsemblem des Königreichs Italien.[9] Während des Zweiten Weltkriegs waren die Fasces auch das Hoheitsabzeichen auf den Flugzeugen der italienischen Luftwaffe, der Regia Aeronautica.
Auch das aus der Zeit des Faschismus stammende Bozner Siegesdenkmal (errichtet 1926/28 von Marcello Piacentini mit der dort formulierten liktorischen Säulenordnung)[10] und das Abzeichen der italienischen Division der Waffen-SS führten die Fasces.
Heutige Verwendung in der Symbolik
Das aktuelle Hoheitszeichen Frankreichs, der spanischen Guardia Civil, das Wappen des Schweizer Kantons St. Gallen und auch das Staatswappen von Kamerun zeigen ein Liktorenbündel, zum Teil verdeckt. Das auch auf der Nationalflagge verwendete Wappen Ecuadors zeigt jeweils ein Rutenbündel.
In den USA wird das Symbol häufig verwendet, u. a. das Siegel des Senats der Vereinigten Staaten und das Siegel des National Guard Bureau mit zwei gekreuzten Liktorenbündeln. Ebenso findet es sich mehrfach zu Füßen (im vom unmittelbar vor dem Gebäude stehenden Fußgänger nicht einsehbaren Sockel) der die Kuppel des Washingtoner Kapitols zierenden Freiheitsstatue und auch links und rechts des Rednerpults im Repräsentantenhaus der USA.
Abbildungen
- Breitenheim (Rheinland-Pfalz)
- Legau (Bayern)
- Ühlingen-Birkendorf (Baden-Württemberg)
- Kirchzarten-Zarten (Baden-Württemberg)
- Tolochenaz im Kanton Waadt
- Schildhalter im Wappen von Vilnius (Litauen)
- Emblem der Guardia Civil (Spanien)
- Wappen des Departamento de Norte de Santander (Kolumbien)
- Rutenbündel an den Armlehnen des Lincoln Memorial
- Revers der 10-Cent-Münze („Mercury“ Dime von 1936)
- Siegel des Administrative Office of the United States Courts
- Siegel des National Guard Bureau (US-Nationalgarde)
- Siegel des US-Bundesstaats Colorado
- Wappenschild des Kardinal Mazarins (1602–1661)
- Wappen der Batavischen Republik (1796)
- Zweite Französische Republik (1848–1852)
- Überarbeitetes Staatssymbol der Dritten (1870–1940) sowie später Vierten Republik (1946–1958)
- Staatssymbol der Fünften Republik
(1958–heute) - Ehemaliges Emblem des Staatspräsidenten Frankreichs (Hoheitszeichen Frankreichs)
Einzelnachweise
- ↑ Jacques Heurgon: Die Etrusker. 4. Auflage. Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-010400-9, S. 66.
- ↑ Silius Italicus, Punica VIII, 483 ff.
- ↑ Massimo Pallottino: Etruskologie: Geschichte und Kultur der Etrusker. 7. Auflage, Springer, Basel 1988, ISBN 3-0348-6048-X, S. 297–298.
- ↑ Gustav Pfeifer: Unicipal Heraldry in Fascist Italy: The Case of the Bozen Civic Arms (1926–1943). In: The Coat of Arms. The journal of the Heraldry Society. Third series, Volume IV, Part 2, 2010, S. 81–100, hier S. 86. (online)
- ↑ Sven Reichardt: Prinzipien und Praxis der Organisationen. In: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA. Böhlau, Köln/Weimar/Wien, 2. durchgesehene Auflage 2009, ISBN 978-3-412-13101-2.
- ↑ Grazia Ambrosio: Le origini proletarie del fascio littorio. In: Storia Illustrata. Nr. 333, August 1985, ZDB-ID 1256702-4, S. 125.
- ↑ Gert Buchheit: Mussolini und das neue Italien. Neff, Berlin 1938, S. 106.
- ↑ Arnold Rabbow: dtv-Lexikon politischer Symbole. A–Z (= dtv 3084). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1970, S. 77.
- ↑ Regio Decreto Legge 12 Dicembre 1926, n. 2061. In: infoleges.it. Abgerufen am 22. Oktober 2020 (italienisch).
- ↑ Sabrina Michielli, Hannes Obermair (Red.): BZ ’18–’45: ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen. Begleitband zur Dokumentations-Ausstellung im Bozener Siegesdenkmal. Folio Verlag, Wien-Bozen 2016, ISBN 978-3-85256-713-6, S. 89 und 95 (mit Abb.).
Literatur
- T. Corey Brennan: The fasces: a history of ancient Rome’s most dangerous political symbol. Oxford University Press, New York 2022, ISBN 978-0-19-764488-1.
- Antje Middeldorf-Kosegarten: Fasces. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 7: Farbe, Farbmittel – Fensterladen. Beck, München 1981, ISBN 3-406-14007-6, Sp. 461–496.
Siehe auch
Weblinks
- Jona Lendering: Fasces. In: Livius.org (englisch)
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Louis Dreka designed the actual seal, first used in 1885 per here. Vectorized from a version in stained glass.
The Seal of the United States Senate, the upper house of the United States Congress. See also the Seal of the United States House of Representatives.
La Déclaration des droits de l'homme et du citoyen de 1789, une des premières consécration juridiques de droits fondamentaux.
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Emblem of Cispadane Republic (1797)
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Statue of Abraham Lincoln in the Lincoln memorial in Washington DC
Die „Schwarze Fahne des Faschismus“ (italienisch: Il drappo nero del fascismo oder Il drappo nero fascista) bzw. „faschistische Flagge“ (Bandiera fascista) wurde spätestens seit 28. Oktober 1934 von Italiens faschistischer Staatspartei Partito Nazionale Fascista (PNF) benutzt und war bis zum Parteikongress der neugegründeten republikanisch-faschistischen Partei (PFR) in Verona am 14./15. November 1943 in Gebrauch. In der Öffentlichkeit wurde die „Schwarze Flagge des Faschismus“ zusammen mit der italienischen Trikolore gehisst. Die Flagge wurde in verschiedenen Modifikationen verwendet, die Größe, Form und die Farbtöne der auf dem schwarzen Tuch dargestellten Liktorenbündel (fascio littorio) variierten sehr stark, und auch parallel verschiedene Versionen der Flagge genutzt wurden. Die hier dargestellte Variante wurde spätestens seit 1938 bis 1943 verwendet. Anders als das Hakenkreuz in der Parteifahne der deutschen NSDAP, wurde die Stilistik des Liktorenbündels im italienischen Faschismus niemals vereinheitlicht (Vgl. Emilio Gentile: The Sacralization of Politics in Fascist Italy. Cambridge/ Massachusetts/ London 1996, S. 119; Vojtech Kárpáty: Slovenská politická symbolika 1939–1945 [= Die slowakische politische Symbolik 1939–1945]. In: Peter Sokolovič (Hg.): Od Salzburgu do vypuknutia Povstania. Slovenská republika 1939–1945 očami mladých historikov VIII [= Von Salzburg bis zum Ausbruch des Aufstands. Die Slowakische Republik 1939–1945 in den Augen der jungen Historiker VIII]. Bratislava 2009, S. 31–47, S. 36 (slowakisch); Rolf Wörsdorfer: Krisenherd Adria 1915–1955. Konstruktion und Artikulation des Nationalen im italienisch-jugoslawischen Grenzraum. Paderborn 2004, S. 79 f.
"Coat of arms of the French Fifth Republic", displayed with the 1953 grand collar of the Legion of Honour. Blazoning: D'azur, au faisceau de licteur contourné posé en pal, sur deux branches de chêne et d'olivier passées en sautoir, le tout d'or lié par un ruban du même, chargé de la devise : Liberté — Fraternité — Égalité en lettres de sable. This is a copyrighted work of Max Guéguen, heraldist: [1].
Reverse of the "Mercury" Dime
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Escudo del departamento de Norte de Santander, Colombia:[1][2]
Escudo ovalado. En campo de azur, un hacedillo de lanzas con la segur, arcos y flechas cruzadas, atadas en cinta tricolor por la parte interior, acompañado de dos cornucopias llenas de flores y frutos. Bordura de plata, con el lema en letras de sable: “DEPARTAMENTO DE NORTE DE SANTANDER”.
Autor/Urheber: Heralder, vectorised from File:Escudo Oficial Guardia Civil.svg, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Official emblem of the Civil Guard of Spain
Great Seal of the State of Colorado
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Coat of arms of the French First Republic (1794).
Model voor de vlag van de Bataafse Marine, 1796, Rijksmuseum
Grand Coat of arms of Vilnius
Autor/Urheber: Extracted from Flag of Ecuador.svg von Ysangkok., Lizenz: CC0
Coat of arms of Ecuador
Barack Obama's address to Congress. (in pink, Hillary Clinton)
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Coat of arms of Cardinal Mazarin
Former Seal of the National Guard Bureau
Couple of Fasces. Diocletian's baths museum, Rome
Autor/Urheber: Jacques-Jean Barre, traced by User:Simtropolitan, Lizenz: CC BY 3.0
Großes Siegel der Französischen Republik
Coat of arms of the French Third Republic, displayed with the 1881 grand collar of the Legion of Honour. Blazoning: D'azur, au faisceau de licteur contourné posé en pal, sur deux branches de chêne et d'olivier passées en sautoir, le tout d'or lié par un ruban du même, chargé de la devise : Liberté — Fraternité — Égalité en lettres de sable
Current (1986) version of the coat of arms of Cameroon, a modified version of the original design adopted 1960...
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unofficial armorial bearings of the French republic, created from France coa.png. (The only official emblem of France is its tricolour flag).
Flag of the Cispadane Republic