Faniteum

Südansicht des Faniteum
(c) Haeferl, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 at
Kuppel der Kapelle des Faniteums

Das Faniteum ist ein Gebäude im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzing. In der Ende des 19. Jahrhunderts als Genesungsheim mit Mausoleum errichteten Anlage ist seit 1974 das Kloster St. Josef der unbeschuhten Karmelitinnen untergebracht.

Geschichte

Karl Graf Lanckoroński stiftete das Faniteum im Andenken an seine verstorbene erste Frau Franziska Xaveria von Attems-Heiligenkreuz, genannt „Fani“ (1861–1893), als Rekonvaleszentenheim für Mädchen, dessen Kapelle er als Mausoleum für seine Frau bestimmte. Der Architekt der von 1894 bis 1896 erbauten Anlage war der Schweizer Emanuel La Roche. (Ursprünglich wollte Lanckoroński hier, am Hanschweg 1 nahe dem St. Veiter Tor des Lainzer Tiergartens, mit seiner ersten Frau ein Sommerhaus bauen. Als sie bei der Geburt des Sohnes Anton starb, änderte er seine Pläne.)

1899 wurde das Gebäude umgestaltet und erweitert durch die Architekten Amand Louis Bauqué und Albert Emilio Pio.

1938 beschlagnahmte die Luftwaffe der deutschen Wehrmacht das Gebäude. Anschließend diente es von 1945 bis 1948 der britischen Besatzung. Im Jahr 1974 erwarb der Konvent der unbeschuhten Karmelitinnen das Faniteum und richtete dort das Kloster St. Josef ein. Die ursprünglich zweiflügelige Anlage wurde von 1976 bis 1977 nach Plänen des Architekten Walter Hildebrand zu einem viertraktigen Gebäude erweitert.

Lage und Architektur

Inneres der Kuppel

Das Faniteum steht in erhöhter Lage am Gemeindeberg im Bezirksteil Ober-St.-Veit. Der Bauteil aus dem 19. Jahrhundert ist im Stil der Neorenaissance gehalten.

Die Kapelle, unter der sich der Gruftraum befindet, ist in Anlehnung an die Pazzi-Kapelle in Florenz gestaltet. Es handelt sich um einen Zentralbau mit Kuppel. Die mit korinthischen Säulen versehene Arkadenvorhalle ist in Blickrichtung des Stephansdoms ausgerichtet. In der Lünette des Hauptportals ist ein steinernes Relief italienischer Herkunft angebracht, das Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffen wurde. Das steinerne Taufbecken und das Weihwasserbecken wurden um 1500 in Italien hergestellt. Zwei barocke Gemälde an der Westwand stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. In einem über ein venezianisches Fenster erreichbaren Nebenraum steht ein Marmorgrabstein der Familie Lanckoroński aus der Zwischenkriegszeit.

Im alten Trakt des Klosters, dessen Fassade mit einer Loggia und Pfeilerarkaden gegliedert ist, befinden sich zahlreiche weitere Kunstwerke. Aus der Zeit um 1500 stammen eine italienische Terrakotta-Statue Christus als Weltenherrscher, ein Madonna-Tondo im Stil der florentinischen Bildhauerfamilie Della Robbia und das steinerne Türgewände in der Sakristei. Vier Heiligenfiguren aus Holz wurden im 17. Jahrhundert hergestellt und befanden sich zuvor im kaiserlichen Karmelitinnenkloster am Salzgries. In einem Korridor des Ostflügels sind Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit darstellende Wandmalereien angebracht, die Wilhelm Steinhausen 1895/1896 schuf.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Aleksandra Szymanowicz-Hren: Faniteum. Sein Bau und seine Geschichte. LIT Verlag, Wien 2018, ISBN 978-3-643-50888-1.
  • Dietmar Grieser: In memoriam Fanitae. In: Ders.: Eine Liebe in Wien, St.Pölten-Wien-Linz 2003 (10. Auflage)
  • Emmerich Schaffran: Heimatkundliche Wanderungen. 1924.
  • Vinzenz Jerabek: Erlebtes und Erlauschtes aus Wiens Vorstadt. 1956.
  • Hietzing, ein Heimatbuch des 13. Wiener Gemeindebezirkes. 1. Band, 1925.
  • Gerhard Weissenbacher: In Hietzing gebaut. Band I, 1996.

Weblinks

Commons: Faniteum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DEHIO Wien – X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Schroll, Wien 1996, ISBN 3-7031-0693-X, S. 167–169.

Koordinaten: 48° 10′ 34,9″ N, 16° 15′ 20,2″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Faniteum.jpg
(c) Haeferl, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 at
Faniteum, Karmelitinnenkloster
Hietzing (Wien) - Kirche Maria Geburt.JPG
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Westansicht der röm.-kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Hietzing im 13. Wiener Bezirk Hietzing.
Nach Zerstörung der Vorgängerkirche 1683 durch die Türken wurde sie 1685 neu aufgebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts (um 1865) wurde das Gotteshaus umgebaut und nach den Plänen von Carl Roesner Richtung Westen erweitert. Dabei wurden die Westfassade und der Glockenturm im neugotischen Stil errichtet.
Hietzing (Wien) - Karmel St. Josef.JPG
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Südansicht des Karmel St. Josef bzw. des Klosters der Unbeschuhten Karmelitinnen an der Adresse Hanschweg 1 im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing.
Ursprünglich von Karl Graf Lanckoronski 1894–1896 zum Andenken bzw. als Mausoleum seiner verstorbenen Gattin Franziska „Fani“, geb. Gräfin Attems-Heiligenkreuz, nach Plänen der Architekten Emanuel La Roche aus Basel und Leopold Eber aus Wien im Stil der florentinischen Frührenaissance erbaut und als „Faniteum“ bezeichnet. Nachdem 1898 das Gebäude an die Gemeinde Wien vermietet wurde, weil eine Bestattung der Gattin im errichteten Mausoleum gesetzlich verboten war, diente es als ein Mädchen-Rekonvaleszentenheim: [1]. Als ein Abbruch des Gebäudes angedacht war, wurde es 1968 unter Denkmalschutz gestellt. 1974 erwarb der Konvent der Karmelitinnen das Faniteum: [2]. Im Anschluss wurde 1976/77 die 2-flügelige Anlage durch den Architekten Walter Hildebrand adaptiert und um einen West- und Nordtrakt erweitert, sodass ein vierflügeliges Gebäude entstand, das am 1. Okt. 1977 geweiht wurde: [3].
Karmelitinnenkloster, ehem. Faniteum - Kuppel innen.jpg
Autor/Urheber: Duke of W4, Lizenz: CC BY-SA 3.0 at
Das Faniteum wurde von 1894 bis 1896 nach Plänen von Emanuel La Roche im Stil der Neorenaissance erbaut. Es diente ursprünglich als von Karl Lanckoroński gestiftetes Mädchengenesungsheim mit Mausoleum. Seit 1974 ist hier das Kloster St. Josef der unbeschuhten Karmelitinnen untergebracht, das von 1976 bis 1977 nach Plänen von Walter Hildebrand erweitert wurde.