Fahrradstadt

Eine Fahrradstadt ist eine Stadt, in der dem Radverkehr eine besonders große Bedeutung zukommt, etwa, weil das Radfahren einen überdurchschnittlich hohen Anteil bei den Wegen der Einwohner hat (Verteilung der Verkehrsmittel im Modal Split) oder Stadtverwaltung und Politik dem Radverkehr einen besonderen Stellenwert beimessen. Die Kriterien sind nicht eindeutig. Zahlreiche Städte führen die Bezeichnung „Fahrradstadt“ im Tourismus-Marketing, was nicht immer berechtigt ist.

Berufsverkehr im dänischen Kopenhagen, wo 36 % der Bevölkerung mit dem Fahrrad zur Arbeit oder Ausbildung pendeln: Neben Brüssel,[1] Paris[2] und Moskau einer der (teils selbsternannten)[3] „Fahrradhauptstädte Europas[4]

In Deutschland gelten seit den 1990er Jahren Münster, Erlangen, Bremen, Oldenburg (Oldenburg), Freiburg im Breisgau, Heidelberg oder Bocholt als Fahrradstädte. Karlsruhe, Kiel oder Greifswald, das mit 44 % den höchsten Radverkehrsanteil an den Wegen der Einwohner hat, sind hingegen bundesweit weniger bekannt.[5] Die Stadt München versuchte als Radlhauptstadt, Bonn will als Fahrradhauptstadt Bonn 2020 ihre teilweise ambitionierten Pläne zur Steigerung des Radverkehrs mit einem entsprechenden Label zu vermarkten.

In anderen Ländern werden zum Beispiel Kopenhagen in Dänemark, Sandnes in Norwegen, Groningen, Utrecht[6] und Amsterdam in den Niederlanden oder Bozen und Ferrara in Italien als Fahrradstadt wahrgenommen.

Städtevergleiche

Fahrradstadt Amsterdam: viel genutzte Radroute durch das Rijksmuseum in Richtung Stadtmitte.

Nach unabhängigen, weltweiten Städtevergleichen mit unterschiedlichen Methoden und Kriterien war 2009 bis 2013 Amsterdam vor Kopenhagen und Utrecht oder Barcelona vor Portland und Kopenhagen die fahrradfreundlichste (große Groß-)Stadt der Welt[7][8][9].

Nach einem politischen Beschluss von 2011 bestand in Kopenhagen die Zielsetzung, bis Ende 2015 die weltbeste Fahrradstadt zu werden.[10] Für die Umgestaltung von Städten mit besonderer Bevorzugung des Radverkehrs hat sich im Englischen bereits das Wort copenhagenize (dt. „Kopenhagenisierung“) eingebürgert. Inzwischen wird dieser Ruf nicht mehr nur unter Fachleuten, sondern zunehmend auch in Medien verschiedener Staaten weiterverbreitet.[11][12]

Nach einer europaweiten Untersuchung des Verkehrsclub Österreich VCÖ 2013 ist allerdings Houten der Spitzenreiter, was den Anteil des Fahrrads am Verkehr betrifft. Etwa 44 Prozent der Wege der Einwohner werden hier mit dem Rad zurückgelegt, auf Houten folgen Oldenburg (Oldenburg) mit 43 %, Münster mit 38 %, Kopenhagen mit 35 %, Leiden mit 33 % und Groningen mit 31 %.[13]

Streetfilms hat Groningen 2013 zur Welt-Fahrradstadt erklärt und in einem englischsprachigen Video Eindrücke zum Verkehrsgeschehen, Hintergründe zur besonderen Attraktivität des Fahrradverkehrs und Stimmen von Nutzern zusammengestellt. Das Fahrrad ist dort wegen bewusst geplanter Einschränkungen für den Autoverkehr bei gleichzeitiger Bevorzugung des Radverkehrs besonders im Stadtkern, aber auch in anderen Quell-Ziel-Verbindungen deutlich zeitschneller als das Auto und der Bus. So gibt es spezielle Brücken für Fußgänger und Radfahrer über einen vielbefahrenen Kanal, wo Autos an einer Drehbrücke bis zu zehn Minuten auf passierende Schiffe warten müssen.[14]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Fahrradhauptstadt Europas: Brüssel. Abgerufen am 30. April 2020.
  2. Paris will Europas Fahrradhauptstadt werden. Abgerufen am 30. April 2020.
  3. Matthias Schepp, Claudia Thaler, DER SPIEGEL: Moskau will Fahrradhauptstadt Europas werden - DER SPIEGEL - Reise. Abgerufen am 30. April 2020.
  4. Radfahren: Die Top-Ten der fahrradfreundlichsten Städte Europas. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 9. Juni 2016; abgerufen am 30. April 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.geo.de
  5. Greifswald ist Fahrradhauptstadt Deutschlands. Website der Stadt Greifswald, abgerufen am 28. Dezember 2013
  6. Utrecht: In zehn Jahren zur Fahrradstadt der Superlative auf adfc.de, abgerufen am 8. Juni 2022.
  7. Blog Copenhagenize, Dänemark, englisch
  8. Copenhagenize-Index 2013
  9. Blog Treehugger, USA, englisch
  10. Kopenhagener Radverkehrsstrategie 2011–2025, englisch (Memento desOriginals vom 13. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cycling-embassy.dk
  11. Michael Graham Richard: Best of Green — Best City for Cyclists: Copenhagen In: Treehugger, 8. April 2010. Abgerufen am 29. September 2012. 
  12. Tyler Brûlé: Metropolis now In: Financial Times, 11. Juni 2010. Abgerufen am 29. September 2012. 
  13. Archivlink (Memento desOriginals vom 12. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vcoe.at VCÖ-Untersuchung: In welchen Städten Europas am meisten Rad gefahren wird - 2. Juni 2013
  14. http://www.amara.org/de/videos/hG6YbFt6OlVG/info/ Beitrag in Streetfilms zu Groningen als Welt-Fahrradstadt

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Amsterdam Fahrrad Radroute durch das Rijksmuseum Richtung Stadtmitte ds wmc 06 2015.jpg
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Amsterdam: viel genutzte Fahrradroute durch das Rijksmuseum in Richtung Stadtmitte
Cyclists at red 2.jpg
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Cyclists in w:Copenhagen waiting for a green signal.