Fahrentrappe
Fahrentrappe Stadt Hattingen | |
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Koordinaten: | 51° 19′ N, 7° 12′ O |
Höhe: | 194 m ü. NN |
Hof Fahrentrappe in Oberelfringhausen |
Fahrentrappe ist eine Hofschaft im Hattinger Ortsteil Oberelfringhausen, Ennepe-Ruhr-Kreis (Nordrhein-Westfalen).
Geographie
Die Hofschaft liegt auf 194 Meter über Normalnull im Felderbachtal Ausgangs der Herzkämper Mulde an der Stadtgrenze zu Sprockhövel. Östlich erhebt sich der 313,3 Meter über Normalnull hohe Winterberg. Benachbarte Orte sind Espe, Im Kreßsiepen, Im Äckersberge, Heege, Sondern, Kieker und Kühls.
Bei Fahrentrappe befinden sich das Stollenmundloch des Kreßsieper Erbstollens und ein Lichtloch des Herzkämper Erbstollens.
Geschichte
Fahrentrappe wurde erstmals im Jahr 837 in einem Verzeichnis der Reichsabtei Werden urkundlich erwähnt. Dort ist die Schenkung einer Rodung im Wagneswald zwischen den Bächen Farnthrapa (Felderbach) und Podrebeci (Porbecke) an das Kloster beurkundet. Die Bewohner gehörten zur bäuerlichen Oberschicht im Raum Hattingen und Sprockhövel. In dem Hof ist eine Mühle belegt, der Mühlenteich ist heute noch erhalten. Die Besitzerfamilie Varrentrapp/Fahrentrappe besitzt ein Wappen, in dem unter anderem eine Trappe abgebildet ist. Die Deutung des Ortsnamens in Zusammenhang mit der Vogelart dürfte aber erst später entstanden sein, Leithäuser sieht im alten urkundlich erwähnten Gewässernamens Farnthrapa eindeutig eine Form der germanischen -apa (= Wasser, Bach) verwirklicht, wie sie sich vielfach in der Region wiederfindet.[1] Flöer meint, die Deutung des Ortsnamens kann mit Ort bei einem Farnbestand umschrieben werden.[2]
Der Hof Fahrentrappe wurde erstmals im Jahre 1005 mit Hildebrandt ther Varentrape urkundlich erwähnt.[3] Sein Gut gehörte zu den 21 Unterhöfen des „Hofes Hattingen“ und ab 1243 in der Bauerschaft Elffrinckhuysen im Amt Blankenstein, Kirchspiel und Gericht Hattingen zur Grafschaft Mark. Im Jahr 1250 gab der Hof Varentrappe eine Geldspende an die Weinkellerei in Werden. Im Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 wurde in der Bauerschaft mit 24 Steuerpflichtigen Hof Vaerentrap mit 5 Goldgulden besteuert.[4]
Laut dem Weistum von 1543 hatte Hof Varentrappe an den Königshof von Hattingen an Geld und Naturalien abzugeben: Maibede 25 Croner albus; Herbstbede 27 Croner albus; Offergelt (Zehnt) 9 Croner albus; Hundehafer 2 Malter; an den Abt 2 ½ Scheffel Gerste, 5 Scheffel Hafer und 1 Herrenschilling; an den Schultheiß 1 Scheffel Hafer und 1 Mähdienst.[5] Laut Dienstgeldregister des Hauses Blankenstein von 1685 wurde in der Bauerschaft Hof Varentrapp mit dem höchsten Albus-Betrag besteuert.[6]
Im 15. Jahrhundert wurden einige Familienmitglieder Geistliche. Darunter der wohl berühmteste Sohn Elfringhausens, der Gelehrte Albert Varrentrapp. Im 17. Jahrhundert verzweigte sich die Familie in drei Linien. Die auf dem Hof in Elfringhausen, eine bürgerliche seit 1622 in Hattingen (bis Anfang des 18. Jh.) und ab 1681 eine in Frankfurt am Main. Deren bekanntesten Vertreter waren der Buchhändler und Verleger Franz Varrentrapp (1706–1786), der Mediziner Georg Varrentrapp und der Frankfurter Bürgermeister Adolf Varrentrapp.
Nachdem mit Caspar Diedrich Varentrapp die Linie des Hofes im Mannesstamm ausstarb, wurde Erbtochter Agnes Christina Varentrapp Hofbesitzerin. Sie heiratete um 1720 den aus dem Raum Sprockhövel stammenden Johann Mathias Mahler. Seitdem nannte sich die Familie Mahler genannt (zu) Varentrapp, später bis heute mit Familiennamen Mahler. Zum Gut Varentrappe gehörten zu Beginn des 19. Jahrhunderts ca. 400 Morgen Land und Wald. Um 1900 nur noch ca. 240 Morgen, davon 90 Morgen Waldungen und 150 Morgen Ackerland, Weide und Wiesen. Zwei zugehörige Kötterbetriebe wurden um 1720 (In der Espe) und 1965 (Auf der Kuhle) verkauft.
1818 brannte das Wohnhaus auf dem Hof durch Blitzschlag total aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hof durch Bombenabwurf teilweise zerstört und es stehen vom ursprünglich alten Varentrapper Hof nur noch zwei Nebengebäude, ein Fachwerkhaus im Südwesten und eine Scheune mit Sockel aus Sandstein im Nordosten. Der Teich am Hof diente u. a. als Löschteich, außerdem auch als Reserveteich für die Mühle; es gab einen Durchlass zum Mühlteich, der bei Bedarf geöffnet werden konnte.
In der frühen Neuzeit wurde im Nahbereich der Herzkämper Mulde Steinkohle abgebaut. Zur Drainage des Abbaugebietes wurde ab 1745 der 1,8 Kilometer lange Kreßsieper Erbstollen angelegt, der bei Fahrentrappe endete und in den Felderbach entwässerte. Er wurde durch den tiefer liegenden, 3,8 Kilometer langen Herzkämper Erbstollen abgelöst, der ab 1784 angelegt wurde und bei Fahrentrappe ein Lichtloch besitzt.
Das Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen von 1887 gibt für Vahrentrappe eine Zahl von 33 Einwohnern an, die in vier Wohnhäusern lebten.[7] Der Ort gehörte zu dieser Zeit zur Landgemeinde Oberelfringhausen im Amt Hattingen des Kreises Hattingen.[7]
Mühle Fahrentrappe
Nördlich vom Hof befand sich die Mühle Fahrentrappe. Ihre Mahlgerechtigkeit war 1536 schon ein uraltes Recht. Sie wurde zwischen 1728 und 1739 als Privat- oder Partikuliermühle für 51 Personen (Mahlgenossen) aus Elfringhausen neuerbaut. Dies war nötig, da die königliche Mühle es nicht mehr schaffte, alle Einwohner, die dem Mühlenbann unterlagen, zu versorgen. Die Mühle brannte 1904 ab, wurde wieder aufgebaut und in der Zwischenkriegszeit stillgelegt. Zur Mühle gehört der von Osten kommende Obergraben und der Mühlteich. Bei einem ehemaligen Angelteich unterhalb der Mühle handelt es sich um den verbreiterten Untergraben der Mühle. Heute ist die ehemalige Mühle ein umgebautes Wohnhaus ohne historische Merkmale.
Grüner Weg
Der einzige Weg, der schon in frühgeschichtlicher Zeit den Wagneswald als Alt- und Kirchweg durchquerte und den Hof Varentrapp in Oberelfringhausen als südlichsten Hof des „Hofes von Hattingen“ mit dem Cleverhof als seinem Salhof mit der Eigenkirche (St. Georg) verband, war der „Grüne Weg“.[8] Er führte nach Norden über eine Strecke von 11,2 km über die Höfe bzw. Wohnplätze Am Loh, Bergerhof in Oberstüter, An der Berkenberge, Am Schwills und Schreppingshof in Bredenscheid durch das Steinhagentor in die Hattinger Altstadt.[9]
Persönlichkeiten
- Albert Varrentrapp (* 1375 in Fahrentrappe; † 1438 in Köln ?), deutscher Gelehrter, wirkte an den Universitäten von Prag, Leipzig und Köln, Mitglied des Domkapitels von Lüttich, Sekretär König Sigismunds. Von 1415 bis 1418 Teilnehmer des Konstanzer Konzils. Von 1433 bis 1435 Gesandter (Protonotar) des Erzbischofs Dietrich von Köln beim Konzil von Basel.
Literatur
- Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel e.V. (Hrsg.): Der Herzkämper-Mulde-Weg. Broschüre Bergbauwanderweg
- Arnswaldt, Werner: Aus der Geschichte der Familie Varrentrapp, Frankfurt a. M. 1908 – Online-Ausgabe der Universitäts- u. Landesbibliothek Düsseldorf, 2015
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Julius Leithäuser: Ortsnamen im Wuppergebiete. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Band 34, S. 102.
- ↑ Michael Flöer: Die Ortsnamen des Ennepe-Ruhr-Kreises, der Stadt Bochum und der Stadt Herne, in: Westfälisches Ortsnamenbuch, Band 14, Bielefeld 2020, S. 85, Digitalisat [1]
- ↑ Elfringhauser Chronologie 837–1486. In: Bürger-, Heimat- und Verkehrsverein Elfringhausen und Umgebung e.V. (Hrsg.): Elfringhauser Heimatschriften, Band 6, 1999, S. 26, 30–38, pdf [2]
- ↑ Aloys Meister: Die Grafschaft Mark, Festschrift zum Gedächtnis der 300-jährigen Vereinigung mit Brandenburg-Preußen. 2. Band, Dortmund 1909, S. 18 – Auszug aus dem Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 (Bauerschaft Elfringhausen)
- ↑ Heinrich Eversberg: Das mittelalterliche Hattingen – Kulturgeschichte und Siedlungsgeographie einer Stadt an der Ruhr, Hrsg.: Heimat- und Geschichtsverein Hattingen e.V. 1985, S. 55
- ↑ Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen / D 002 / Kleve-Märkische Regierung / Landessachen / Nr. 452 / mit Dienstgeldregister des Hauses Blankenstein von 1685 für die Bauerschaften
- ↑ a b Königliches Statistisches Bureau (Preußen) (Hrsg.): Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und andere amtlicher Quellen. (Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Band X), Berlin 1887.
- ↑ Heinrich Eversberg: Das mittelalterliche Hattingen – Kulturgeschichte und Siedlungsgeographie einer Stadt an der Ruhr, Hrsg.: Heimat- und Geschichtsverein Hattingen e.V. 1985, S. 265
- ↑ Reinhard Gaida, Walter E. Gantenberg, Martin Lücke, Martina Schneider-Gaida: Auf dem Altweg Grüner Weg durch die Schichtrippenlandschaft des Hattinger Hügellandes vom Bach Farnthrapa (Felderbach) zum Bach Emscher (Reschop) in Hattingen, nebst einem Abstecher durch das Wodantal. Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal, 2019.
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(c) Morty, CC BY-SA 3.0
Lichtloch des Herzkämper Erbstollens auf einer Weide an der Fahrentrappe, Gemarkung Oberelfringhausen, Hattingen, Deutschland.
Autor/Urheber: Bärwinkel,Klaus, Lizenz: CC BY 3.0
Blick auf die älteste Hofanlage im Felderbachtal. Der Hof Fahrentrappe im Hattinger Ortsteil Oberelfringhausen. Schon vor dem Jahre 800 entstand hier die Rodung Varentrappe, als der sächsische Siedler Älfried mit seiner Sippe ein Blockhaus erbaute. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahre 1005 mit Hilbrandt ther Varentrape. Er gehörte zu den 21 freien Königshofbauern des Reichshofes Hattingen. 1375 wurde auf dem Gut der bedeutende deutsche Gelehrte Albert Varrentrapp geboren. Im Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 wird der Hof Vaerentrap mit einer Abgabe von fünf Goldgulden genannt. Um 1800 gehörten zum Gut ca. 400 Morgen Land und Wald, um 1900 noch ca. 240 Morgen. Das Gut befindet sich seit 1720 durch Heirat der Erbtochter des Hofes in Besitz der Familie Mahler. - In der Nähe des linken Hauses (ehem. Mühle) vor dem Kottenberg befindet sich das Bodendenkmal „Lichtloch Herzkämper Erbstollen“. Im Hintergrund der Kreßsiepen auf Sprockhöveler Gebiet. Am Horizont links der Winterberg (315 m).
Wappen von Albert und Heinrich Varrentrapp (Hof Fahrentrappe in Hattingen-Oberelfringhausen). Im blauen Schild als Wappenbild eine silberne Trappe (Laufvogel) mit blaugrünen Krallen auf einer goldenen, dreisprossigen Leiter. Auf der Spitze des Helmes wiederholt sich als Helmbusch das Wappenbild. Wappenbrief-Verleihung an die beiden Brüder am 4. August 1417 im Auftrag von König Sigismund, verliehen durch Markgraf Friedrich von Brandenburg, vermutlich während des Konzils von Konstanz. – Original des Wappenbriefes im Österreichischen Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien.