Fackelträger-Säule

Die Fackelträgersäule und der ebenfalls von Hermann Scheuernstuhl geschaffene Fischreiter-Putto am Maschsee

Die Fackelträger-Säule in Hannover ist eine denkmalgeschützte Stele mit der Figur eines Fackelträgers. Standort ist das Nordufer des Maschsees,[1] an dem nach Kurt Schwitters benannten Kurt-Schwitters-Platz[2] im hannoverschen Stadtteil Südstadt.[3]

Geschichte

Nachdem der Gründer des „vermutlich ersten Kanu-Clubs in Deutschland überhaupt“,[4] der Rudersportler Karl Thiele, schon 1904 eine Maschsee-Kommission gegründet hatte, beschloss das hannoversche Bürgervorsteherkollegium noch in der Weimarer Republik 1932 den Bau des Maschsees mit Hilfe des von der Reichsregierung aufgelegten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme-Programms. Nach langen Planungen wurde der Bau jedoch erst zur Zeit des Nationalsozialismus begonnen.[5]

Im Zuge der geplanten Verschönerungsarbeiten für das Maschsee-Nordufer hatte der hannoversche Senator Fritz Beindorff einen mit 50.000 Reichsmark dotierten Wettbewerb ausgelobt, den der Bildhauer Hermann Scheuernstuhl mit seinem Entwurf für sich entschied.[6] Ursprünglich sollte die Skulptur lediglich dem Bau des Maschsees ein Denkmal setzen[7] – und war auch rechtzeitig[6] zur Einweihungsfeier des Sees am 21. Mai 1936 fertiggestellt.[5]

Da im selben Jahr jedoch auch etwa die Olympischen Spiele 1936 ausgetragen wurden,[7] interpretierten Zeitgenossen die Stele mit dem Fackelträger einerseits als „Symbol des sieghaften Künstlers einer neuen Zeit“. Dazu veranlasste sie die 18,5 Meter hohe Stele, vor allem aber die 20 Zentner schwere, 4,5 Meter große, vergoldete Figur mit der erhobenen Rechten und die Inschriften[5]

„Wille zum Aufbau gab werkfrohen Händen den Segen der Arbeit
Freude, Gesundheit und Kraft spende fortan euch der See
1934–1936[5]

sowie

„Verkünderin des Guten und Starken[5]

mit Reichsadler, Lorbeerkranz und Hakenkreuz (das 1945 entfernt wurde).[5]

Andererseits hatte es bei der Fertigstellung der Stele Gerüchte gegeben, „hier würde freimaurerische Symbolik dargestellt“. Dies führte dazu, dass die Skulptur selbst offiziell erst nachträglich, am 26. Juni 1937 eingeweiht wurde.[5]

Ganz in der Nähe wurde 1938 die Skulptur „Fischreiter“ aufgestellt, ebenfalls von dem Bildhauer Hermann Scheuernstuhl.[7]

In der Öffentlichkeit wurde der Symbolgehalt der Fackelträger-Säule „seit den 1990er Jahren kritisch gesehen“.[5][8][9]

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Knocke, Hugo Thielen: Maschsee. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 170f.
  • Karljosef Kreter: Der Maschsee. Bebauung und Skulpturen aus der Zeit des Nationalsozialismus, Faltblatt des Projektes Erinnerungskultur in Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover, der Oberbürgermeister, Fachbereich Bildung und Qualifizierung, sowie dem Stadtbezirksrat Südstadt-Bult, Stadt Hannover, Februar 2012; herunterladbar als PDF-Dokument
  • Ludwig Zerull: Kunst ohne Dach. Skulpturen und Objekte im Stadtbild Hannovers, Hannover: Ed. Libri Artis, Schäfer, 1992, ISBN 3-88746-278-5
  • Ines Katenhusen: Fackelträger-Säule. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 173.
  • Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Der See entsteht. In: Waldemar R. Röhrbein: Der Maschsee in Hannover. Seine Entstehung und Geschichte, mit Beiträgen von Ernst August von der Haar, Hannover: Schlüter, 1986, ISBN 3-87706-046-3, S. 66f.

Weblinks

Commons: Fackelträger-Säule (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Ness: Maschsee. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06203-7, S. 133f., sowie Anlage Südstadt. In: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 7ff.
  2. Helmut Zimmermann: Fackelträgersäule, in ders.: Hannover in der Tasche. Bauten und Denkmäler von A bis Z. 2. Auflage. Feesche, Hannover 1988, ISBN 3-87223-046-8, S. 33
  3. Helmut Zimmermann: Kurt-Schwitters-Platz, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 152
  4. Dirk Böttcher: THIELE, Karl. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 358; online über Google-Bücher
  5. a b c d e f g h Waldemar R. Röhrbein: Maschsee. In: Stadtlexikon Hannover, S. 430ff.
  6. a b Ines Katenhusen: Fackelträger-Säule. In: Stadtlexikon Hannover, S. 173
  7. a b c Helmut Knocke, Hugo Thielen: Maschsee
  8. Simon Benne: Umstrittene Skulptur: Wie braun ist der Fackelläufer am Maschsee in Hannover? Hannoversche Allgemeine Zeitung, 17. April 2011
  9. Johanna di Blasi, Dirk Altwig: Steht doch keine Nazi-Kunst am Maschsee? (Memento desOriginals vom 4. September 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.neuepresse.de, Neue Presse, 8. November 2012

Koordinaten: 52° 21′ 46″ N, 9° 44′ 18,6″ O

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Fackelträger-Säule am Maschsee NS-Verherrlichung im Sinne von Gesundheit und Kraft, Hakenkreuz 1945 herausgeschlagen.jpg
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Der Spruch unter dem Reichsadler an der Fackelträger-Säule heroisiert Gesundheit und Kraft, und ob der "Wille zum Aufbau" am erstmals um 1900 erdachten Maschsee immer "freudig" und "freiwillig" war ...
Fackelträger Putto Maschsee.jpg
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Bronzeplastik des olympischen Fackelträgers am Maschsee
Fackelträger-Säule am Maschsee in Hannover Stadttafel 135 Kunst im Dritten Reich Art under the Third Reich.jpg
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An der Fackelträger-Säule am Maschsee ist die Stadttafel Nummer 135 unter den Titeln "Kunst im Dritten Reich und Art under the Third Reich" eine der ersten mehrsprachigen in Hannover. Abschrift der nicht urheberrechtlich geschützten Texte:

„1937 stellte die Stadt die 4,5 m große Statue "Fackelträger" von Hermann Scheuernstuhl (1894-1982) auf den bereits zur Einweihung des Maschsees errichteten 18 m hohen Pfeiler. NS-Kunst heroisierte "Gesundheit" und "Kraft". Die auf einer Kugel postierte nackte Figur nimmt Bezug auf den Hitlergruß und das Olympische Feuer, das 1936 erstmals von Olympia zu den Spielen getragen wurde. Die "Siegessäule" vereinnahmte den Bau des Sees und verherrlichte den NS-Staat mit der Inschrift am Sockel. 1945 wurde das Hakenkreuz herausgeschlagen.“

Fackelträger-Säule, 4,5 Meter großer verherrlichender Fackelträger auf der Siegesäule am Maschsee in Hannover mit Hitlergruß und Olympia-Fackel, 1937 von Hermann Scheuernstuhl.jpg
Autor/Urheber: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die 4,5 Meter hohe Fackelträger-Säule, eine nackte Figur auf einer Weltenkugel, nimmt Bezug auf den Hitlergruß und das und das Olympische Feuer, das 1936 erstmals von Olympia zu den Spielen getragen wurde. Die Figur wurde erst 1937 auf den 18 Meter hohen Pfeiler gestellt und offiziell eingeweiht, da die Nationalsozialisten am Ensemble freimaurerische Symbolik vermuteten ...