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Prinzipskizze eines Fabry-Pérot-Interferometers
Das Fabry-Pérot-Interferometer, auch Pérot-Fabry-Interferometer, wurde 1897 von den französischen Physikern Charles Fabry und Alfred Pérot entwickelt. Es ist ein optischer Resonator, der aus zwei teildurchlässigen Spiegeln gebildet wird. Ist der Spiegelabstand unveränderbar (bspw. Glas mit aufgedampften Spiegeln), so werden diese Aufbauten auch als Maßverkörperung benutzt und dann als Fabry-Pérot-Etalon oder einfach Etalon bezeichnet. Ein eintreffender Lichtstrahl wird nur dann durch diesen Aufbau geleitet (transmittiert), wenn er dessen Resonanzbedingung erfüllt.
Damit lässt sich das Fabry-Pérot-Interferometer u. a. als optischer Filter einsetzen, der aus einer breitbandigen Strahlung ein schmalbandiges Spektrum herausfiltert. Spiegelverschiebungen ermöglichen es darüber hinaus, die spektralen Eigenschaften der transmittierten Strahlung einzustellen. Das Transmissionsverhalten lässt sich mit der Airy-Formel berechnen.
Ein Michelson-Interferometer liefert bei monochromatischem Licht eine Interferenz in Form einer Kosinuswelle, die aus der Überlagerung zweier Strahlen resultiert. Charles Fabry verfolgte das Ziel, die Zahl dieser Strahlen zu erhöhen, um schärfere Interferenzstreifen zu erzeugen. Dies ist vergleichbar mit der höheren Auflösung eines Beugungsgitters bei zunehmender Linienzahl.[1]
Dazu setzte er zwei parallele, teilreflektierende Spiegel ein, deren Reflexionsvermögen die Anzahl der austretenden Teilwellen bestimmte. Dieses physikalische Prinzip ähnelte klassischen Mehrstrahlinterferenzen wie dem Doppelspalt oder dem Fraunhofer-Gitter, doch seine Umsetzung war weitaus komplexer.
Unterstützt von Alfred Pérot entwickelte Fabry im Jahr 1896 ein erstes Gerät mit festen Spiegeln. Es wurde als »Étalon« (französisch für »Eichmaß«) bezeichnet, um es vom variabel aufgebauten Interferometer abzugrenzen.
Aufgrund der hohen Spiegelreflektivität entstanden Interferenzmuster aus zahlreichen Teilwellen, die im monochromatischen Licht als konzentrische, fein aufgelöste Ringe erschienen.
Bis 1902 hatten Fabry und Pérot die Methoden zur Wellenlängenmessung mithilfe von Étalons perfektioniert. Diese hatten den Vorteil, dass aufgrund der sehr hohen Interferenzordnung jede einzelne Linie direkt mit dem Primärnormal verglichen werden konnte. Dadurch konnten die mit der Verwendung eines Gitters verbundenen kumulativen Fehler vermieden werden.[2] Mit dieser Methode gelang es Fabry und Pérot im Jahr 1902 eine absolute Wellenlängenmessungen durchzuführen und somit das Sonnen- und Eisenspektrum zu ermitteln.[3]
Wirkungsweise
Transmissionsspektrum eines Fabry-Pérot-Interferometers für verschiedene Finessen F
Ein Fabry-Pérot-Interferometer besteht aus zwei teilreflektierenden Spiegeln mit hoher Reflektivität, die gemeinsam einen optischen Resonator bilden. Zwischen diesen Spiegeln interferieren die mehrfach reflektierten Teilstrahlen je nach Wellenlänge konstruktiv oder destruktiv. Dadurch zeigt das Transmissionsspektrum schmale Maxima für jene Wellenlängen, die die Resonanzbedingung erfüllen, während andere Spektralbereiche nahezu vollständig ausgelöscht werden.
In einem Resonator mit einem Spiegelabstand und einer optischen Weglänge (wobei der Brechungsindex des Mediums zwischen den Spiegeln ist), kann sich genau dann eine stehende Welle ausbilden, wenn ein ganzzahliges Vielfaches der halben Wellenlänge in den Resonator hineinpasst:
Mit der Frequenz ist dies gleichbedeutend damit, dass in Resonanz
Mit der Wellenzahl beträgt die Phasenverschiebung für einen gesamten Umlauf[5]:
Transmission im Fabry-Pérot-Interferometer mit zwei verschiedenen Spiegeln
Feldamplituden im Fabry-Pérot-Interferometer
Betrachtet man ein Fabry-Pérot-Interferometer, das aus zwei parallelen, teildurchlässigen Spiegeln besteht. Der linke Spiegel hat einen Transmissionskoeffizienten und einen Reflexionskoeffizienten , der rechte Spiegel hat einen Transmissionskoeffizienten und einen Reflexionskoeffizienten . Dabei gilt jeweils und . Einfallendes Licht der Amplitude durchläuft die Struktur als Wanderwelle mehrfach, da es zwischen den Spiegeln reflektiert wird. Der direkt transmittierte Strahl erhält die Amplitude , wobei eine Phasenverschiebung beim Durchgang beschreibt ( ohne Einschränkung). Der erste reflektierte Strahl durchläuft den Hohlraum im Resonator vor der nächsten Transmission einmal mit der Amplitude . Dabei beschreibt die Phasenverschiebung pro Umlauf im Resonator und berücksichtigt auch die Phasensprünge, die bei jeder Reflexion auftreten. Der nächste Strahl wird zweimal reflektiert und beträgt und so weiter. Die Gesamtamplitude der transmittierten Welle ist die Summe aller einzelnen Beiträge:[6]
Dies ist eine geometrische Reihe mit dem Quotienten . Für konvergiert die Reihe und ergibt .[7] Damit folgt:
Die transmittierte Intensität ist proportional zum Betrag der Amplitude zum Quadrat:
Berücksichtigt man einen pauschalen Verlustkoeffizienten pro Umlauf, dann ändert sich die Airy-Formel zu:[9]
.
mit , , , und dem Finesse-Koeffizient
und der Intensität .
Reflektierte und umlaufende Welle in einem Fabry-Pérot-Interferometer mit zwei unterschiedlichen Spiegeln
Der zweite Spiegel lässt nur einen Bruchteil des intern umlaufenden Feldes als transmittiertes Feld durch. Für die Feldamplitude im Resonator gilt:
mit der Intensität
und dem Finesse-Koeffizienten . Bei hoher Amplitudenreflektivität wird die intern umlaufende Intensität mit sehr hoch!
Aus der Energieerhaltung folgt zwangsläufig eine reflektierte Welle . Sie entsteht durch Interferenz des sofort reflektierten Lichts mit dem einmal umlaufenden Feld , das am zweiten Spiegel reflektiert wird (Faktor: ) und der erste Spiegel transmittiert (Faktor: ):
Das Minuszeichen resultiert aus einer fehlenden Reflexion am ersten Spiegel im Vergleich zur Umlaufwelle. Mit wird daraus:[10]
Die reflektierte Intensität ist zwar das Betragsquadrat der reflektierten elektrischen Feldstärke, im absorptionsfreien Fall aber auch einfach[8]
Intensitäten in einem absorptionsfreien Fabry-Pérot-Interferometer mit Spiegeln gleicher Reflektivität
Bei identischen Spiegeln () wird die maximale Intensität erreicht und damit auch die transmittierte Intensität.
Dabei ist der Finesse-Koeffizient: . Die reflektierte Intensität vereinfacht sich zu:
und die Intensität des intern umlaufenden Feldes vergrößert sich
Phasendifferenzen von Fabry-Pérot-Interferometer und Fabry-Pérot-Etalon
Fabry-Pérot-Interferometer (FPI) und Fabry-Pérot-Etalons bezeichnen optische Resonatoren, bestehend aus zwei parallelen, teilreflektierenden Spiegeln. Trotz ihrer identischen physikalischen Struktur unterscheiden sich die Begriffe durch ihren Anwendungsfokus:
Fabry-Pérot-Etalon: Dies ist die Bezeichnung für die Anordnung, wenn sie als passives, frequenzselektives Element eingesetzt wird, beispielsweise zur Modenselektion in Lasern oder zur spektralen Filterung. Der Spiegelabstand ist in der Regel entweder fest oder fein justierbar. Die Durchlassbereiche sind durch Interferenzbedingungen festgelegt. Für die Phasendifferenz (siehe Durchmesser der Interferenzringe unten) und den freien Spektralbereich gilt
mit als Verstimmung der Frequenz von der Mode und damit ergibt sich weiter die transmittierte Intensität eines Fabry-Pérot-Etalons zu:
.
Fabry-Pérot-Interferometer: Dies ist die Bezeichnung für dieselbe Struktur, wenn die Interferenz aktiv ausgewertet wird, beispielsweise durch die Beobachtung von Transmissions- oder Reflexionsmustern, um Wellenlängen, Frequenzen oder Änderungen des Brechungsindexes präzise zu bestimmen. Der Begriff ist in interferometrischen Messanordnungen üblich. Er bezieht sich auf die Phasenverschiebung
nach einem Hin- und Rücklauf einer ebenen Lichtwelle oder einer Mode mit verschwindender Gouy-Phase im Resonator. Damit beträgt die transmittierte Intensität eines Fabry-Pérot-Interferometers
.
mit als Frequenzabweichung von der Mode . Die Resonanzmaxima sind die longitudinalen Moden eines Lasers. Je nach dessen Verstärkungsbandbreite kann er auf einer oder auf mehreren dieser Moden anschwingen bzw. „lasern“.
Wichtige Kenngrößen
Der Finesse-Koeffizient ist ein dimensionsloser Parameter, der die Schärfe der Resonanzkurve eines Fabry-Pérot-Interferometers beschreibt. Er hängt von der Intensitätsreflektivität der Spiegel ab und ist gegeben durch
Er tritt in der Airy-Formel für die transmittierte Intensität
auf, wobei die maximale Transmissionsintensität, der Finesse-Koeffizient und der freie Spektralbereich des Interferometers sind, bestimmt durch den Plattenabstand und den Brechungsindex des Mediums. Der Finesse-Koeffizient legt die Steilheit der Transmission in der Nähe der Resonanz fest.
Die Halbwertsbreite beim Fabry-Pérot-Interferometer charakterisiert die spektrale Breite eines einzelnen Transmissionsmaximums bei halber Maximalintensität und bestimmt damit unmittelbar die spektrale Auflösung des Resonators.[11]
Die Halbwertsbreite ist durch die Frequenzdifferenz definiert, für die gilt:
Im Resonanzbereich gilt für kleine Frequenzabweichungen
Damit folgt die Bedingung für die Frequenzen bei halber Intensität:
also
Die Halbwertsbreite ergibt sich zu
Der Finesse-Koeffizient wird im Wesentlichen durch die Spiegelreflektivität bestimmt und beschreibt, wie stark die Resonanzmaxima gegeneinander abgegrenzt sind.
Die Finesse dient zur Charakterisierung des Resonators. Sie ist definiert als Verhältnis zwischen dem freien Spektralbereich und der Halbwertsbreite eines einzelnen Maximums:
.
Je größer die Finesse, desto mehr Strahlenbündel interferieren miteinander und desto schärfer sind also die Interferenzringe. Einfachste Fabry-Pérot-Interferometer erreichen bei sichtbarem Licht Finessen von ungefähr . Bei hohen Reflektivitäten der Spiegel und geringer Dämpfung im Resonator nimmt die Finesse große Werte an:
Mit dielektrischen Dünnschichtbelägen und gekrümmten Spiegeln lassen sich Finessen bis zu erreichen.[12]
Bei steigender Finesse wächst bei Resonanz die Intensität bzw. Feldstärke der Lichtwellen innerhalb des Interferometers bzw. Resonators auf Werte an, die wesentlich höher sind als diejenigen des durchtretenden Lichtes. Diese Tatsache muss bei Anwendungen, bei denen die Leistung im Vordergrund steht, berücksichtigt werden (z. B. bei Laser-Resonatoren und -Modulatoren).
Modenstruktur im Resonator
Gauß-Mode im Resonator mit sphärischen Spiegeln
Gauß-Grundmode in der Strahltaille. Zentrum: nahezu ebene Wellenfronten, außerhalb schnell wieder Kugelform – Bild von א (Aleph)
Die fundamentale transversale elektromagnetische Mode (TEM00) in einem Resonator mit sphärischen Spiegeln wird als Gauß-Mode bezeichnet. Sie beschreibt die Feldverteilung eines paraxialen Strahls, dessen Querschnitt quer zur Resonatorachse eine Intensitätsverteilung gemäß einer Gauß-Kurve aufweist.
Die elektrische Feldstärke der Gauß-Mode lässt sich durch die folgende Lösung der paraxialen Helmholtz-Gleichung beschreiben:[13]
wobei:
die maximale Feldstärke im Strahlzentrum ist,
der Strahlradius (1/e Amplitude) in Abhängigkeit von der axialen Position :
der minimale Strahlradius (Beam Waist) im Fokus,
die Rayleigh-Länge,
der Krümmungsradius der Wellenfronten: ,
die Gouy-Phase,
die Wellenlänge des Lichts und die Wellenzahl sind.
Die Intensitätsverteilung ergibt sich aus dem Betragsquadrat des elektrischen Feldes
mit der maximalen Intensität im Strahlzentrum bei .
Gauß-Mode im Resonator bei vorgegebenen Spiegelradien
Bei vorgegebenen Krümmungsradien der Spiegel und dadurch festgelegten Resonatorparametern das folgende Gleichungssystem zu lösen:
mit der Rayleigh-Länge bei minimalem Strahlradius im Fokus bei . Bei dieser Wahl von wird und mit positiven Krümmungsradien für konvexe Spiegel. Die Spiegellagen und die Rayleigh-Länge ergeben sich dann zu[14]:
Um das Quadrat der Rayleigh-Länge positiv zu machen, erhält man die Stabilitätsbedingungen eines Fabry-Pérot-Resonators:[14]
Nebenrechnung
Ausmultiplizieren und Auflösen nach ergibt:
Mit den Resonator--Parametern bzw. gilt:
Damit wird
Berechnung der Rayleigh-Länge :
Der minimale Strahlradius im Fokus oder die Strahltaille (Beam Waist) sowie die Fleckengrößen an den Spiegeln und sind weitere Strahlparameter:[14]
Nebenrechnung
Damit wird der Fleckgröße am Spiegel 1 zu:
Ebenso berechnet man mit
die Fleckgröße am Spiegel 2 zu:
Gauß-Strahlen, Matrizenoptik und Resonatorstabilität
Stabilitätsdiagramm von optischen Fabry-Pérot-Resonatoren
Trifft ein Gauß-Strahl auf eine parabolische[15] Linse oder einen parabolischen Spiegel, bleibt der resultierende Strahl ebenfalls gaußförmig. Daher lassen sich die Übertragungsregeln der Matrizenoptik aus der geometrischen Optik direkt auf Gauß-Strahlen anwenden. Führt man den komplexen Strahlparameter ein, so transformiert die ABCD-Matrix eines optischen Systems diesen Parameter gemäß[16]
Auch für den Fabry-Pérot-Resonator lässt sich eine Gesamt-ABCD-Matrix bilden. Zwei Spiegel mit den Radien links und rechts bei einem Spiegelabstand sind äquivalent zur Linsenleitung mit zwei Halblinsen und einer Mittellinse . Sie lautet:[17]
mit den Resonatorparametern und .
Berechnung der ABCD-Matrix
Da ist .
Außerdem ist und mit der Nebenrechnung
Es gilt aber auch
Beide Ausdrücke sind identisch und entsprechen der C-Komponente der ABCD-Matrix, die nun lautet:
Außerdem ist
Soll der Gauß-Strahl den Fabry-Pérot-Resonator nicht verlassen, so muss bei -maligem Umlauf die Matrix
immer noch endlich bleiben. Die lineare Algebra zeigt, dass für einen stabilen Resonator sein muss.
Die Potenz der -Matrix lässt sich effizient über Diagonalisierung berechnen. Die Eigenwerte sind Lösungen des charakteristischen Polynoms:[19]
Mit und lautet das Polynom
mit den Nullstellen :
Die Eigenwerte sind reell falls . Das Produkt der Eigenwerte und damit ist einer der Eigenwerte , der andere . Da geht für , ist der Resonator instabil, denn der Lichtstrahl verlässt ihn.
Den stabilen Resonator beschreibt der zweite Fall . Mit sind die Lösungen komplex konjugiert
und liegen auf dem Einheitskreis in der komplexen Ebene[20]. Die Anwendung der Matrix ist eine Drehung auf diesem Einheitskreis um den Winkel . Das entspricht einem stabilen Resonator.
Die Eigenvektoren sind Lösungen des linearen Gleichungssystems:
Für
Anlog für :
Da die Eigenwerte unterschiedlich sind, ist die Matrix diagonalisierbar und kann dargestellt werden als:[21]
Ausmulitiplizieren von nur drei -Matrizen statt Matrizen liefert:
Ausmultiplizieren der -Matrizen
Mit den Zwischenrechnungen
wird
Aus folgt und damit gilt mit den Produktgesetzen trigonometrischer Funktionen[23]
und es folgt:
und damit endgültig
Hermite-Gauß-Moden
Verschiedene Intensitätsprofile für einen Resonator mit rechteckigen Spiegeln (TEMxy)
In einem optischen Fabry-Pérot-Resonator mit gekrümmten Spiegeln und gleichem Krümmungsradius bilden sich stationäre Lösungen der paraxialen Wellengleichung aus. Diese transversalen Eigenmoden lassen sich in kartesischen Koordinaten als Hermite-Gauß-Moden oder in Zylinderkoordinaten als Laguerre-Gauß-Moden darstellen. Sie sind durch die Gouy-Phasenverschiebung charakterisiert.[24]
Die transversale Feldverteilung der Hermite-Gauß-Mode ist gegeben durch[24]
wobei:
: Hermite-Polynom der -ten Ordnung () ist,
: Strahltaille in Abhängigkeit von ,
der minimale Strahlradius (Beam Waist) im Fokus,
die Rayleigh-Länge,
: Krümmungsradius der Wellenfront,
: Gouy-Phase,
die Wellenlänge des Lichts und die Wellenzahl,
: Normierungskonstante.
Der Index beschreibt die Anzahl der Intensitätsmaxima entlang - und -Richtung. ist die Grundmode mit gaußförmigem Intensitätsprofil.
In Zylinderkoordinaten ergibt sich die transversale Feldverteilung der Laguerre-Gauß-Mode zu[24]
mit:
: assoziierte Laguerre-Polynome,
: Radialindex (Anzahl der Intensitätsringe),
: Strahltaille in Abhängigkeit von ,
der minimale Strahlradius (Beam Waist) im Fokus,
die Rayleigh-Länge,
: Krümmungsradius der Wellenfront,
: Gouy-Phase,
die Wellenlänge des Lichts und die Wellenzahl sind,
: Azimutalindex (Anzahl der -Phasendrehungen um die Achse),
: Normierungskonstante.
Für ergibt sich im Zentrum () eine Intensitätsnullstelle, sodass ein charakteristisches ringförmiges Profil entsteht. Diese Moden tragen einen Bahndrehimpuls von pro Photon.
hat ein torusförmiges Profil mit einem ringförmigen Maximum und einer Phasensingularität im Zentrum.
Ince-Gauß-Moden
Transversales Amplitudenprofil der geradzahligen Ince-Gauß-Moden niedrigster Ordnung.
Ince-Gauß-Moden (IG-Moden) bilden eine verallgemeinerte Modenfamilie in der paraxialen Optik. Sie treten in optischen Resonatoren oder Lichtfeldern mit elliptischer Symmetrie auf und erweitern die bekannten Hermite-Gauß- und Laguerre-Gauß-Moden zu einer einheitlichen Beschreibung[25].
Die transversale Feldverteilung der geraden Ince-Gauß-Mode ergibt sich in elliptischen Koordinaten , die über
die Wellenlänge des Lichts und die Wellenzahl sind,
: Normierungskonstante.
Ungerade Moden löst das Ince-Polynom statt mit .
Die Ince-Gauss-Moden enthalten als Spezialfälle die Laguerre-Gauss-Moden für zylindrische Symmetrie () und die Hermite-Gauss-Moden für kartesische Symmetrie (). Die Ince-Gauss-Moden bilden ein vollständiges, orthonormales Basissystem für Moden mit elliptisch strukturierten Intensitätsprofilen. Deren Symmetrie lässt sich über den Elliptizitätsparameter variabel steuern. Zudem können sie komplexe Polarisations- sowie Drehimpulsstrukturen tragen.
Ince-Gauss-Moden finden breite Anwendung in optischen Systemen, beispielsweise in elliptisch geformten Fallen zur optischen Manipulation, im modenselektiven Laserdesign, in der Freiraumkommunikation, in der Quantenoptik mit strukturiertem Licht sowie bei der adaptiven Strahlenformung bei elliptischen Aberrationen.
Gouy-Phasenverschiebung und Resonanzbedingungen
Hermite-Gauß- bzw. Laguerre-Gauß-Moden sind keine ebenen Wellen mehr. Aufgrund der Gouy-Phasenverschiebung und ihrer Abhängigkeit von der jeweiligen Modenzahl haben die verschiedenen Transversalmoden in einem stabilen Gauß-Resonator unterschiedliche Resonanzfrequenzen und Frequenzverschiebungen. Die gesamte Phasenverschiebung von einem Ende des Hohlraums zum anderen, einschließlich des −Terms und der Gouy-Phasenverschiebungsterme, lautet:
Mit den Parametern , und unseres oben dargestellten Gauss-Strahls vereinfacht sich die gesamte Gouy-Phasenverschiebung entlang der Resonatorlänge mit den Resonatorparametern und den Krümmungsradien der Spiegel auf:[27]
Dabei gilt das Plusvorzeichen für den oberen rechten Quadranten des Stabilitätsdiagramms () und das Minusvorzeichen für den unteren linken Quadranten. Diese Gouy-Phasenverschiebung führt im Resonator zu einer Modendispersion. Die Resonanzfrequenzen im sphärischen Fabry-Pérot-Resonator sind gegeben durch:[29]
für Hermite-Gauß-Moden und
für Laguerre-Gauß-Moden.
Interne Anordnungen optischer Resonatoren, mit Spiegelradien
Herleitung der Modendispersion
Die Berechnung der Gouy-Phasenverschiebung ist der nächste Schritt:
Mit folgt für die Differenz der inversen trigonometrischen Funktionen[30]
Der Quotient im Argument von muss berechnet werden. Mit den folgenden Zwischenergebnissen:
ergibt sich
Die Gouy-Phasenverschiebung vereinfacht sich deutlich zu:
Eine weitere Vereinfachung lässt sich durch die Beziehung zwischen den trigonometrischen Funktionen[31] und erreichen:
Das zeigt, dass
Wenn das einfallende Licht exakt an die Grundmode angepasst ist, d. h., wenn die Wellenfronten des Gauß-Strahls mit den Spiegelflächen übereinstimmen und der Strahl präzise entlang der optischen Achse ausgerichtet ist, entstehen keine transversalen Moden höherer Ordnung , bzw. . Das Transmissionsspektrum des Resonators besteht dann ausschließlich aus Moden, die sich lediglich durch den Longitudinalmodusparameter unterscheiden mit einem Frequenzabstand zweier benachbarten Moden als freien Spektralbereich :
Die Frequenzlage höherer transversaler Moden hängt dagegen deutlich vom Spiegelabstand und den Krümmungsradien und ab.
Im Spezialfall gleicher Spiegelradien und eines Spiegelabstands spricht man von einem konfokalen Resonator. In dieser Konfiguration schneiden sich alle Strahlen nach zwei Reflexionen erneut, und das Modenspektrum vereinfacht sich erheblich. Die Resonatorparameter verschwinden und die Gouy-Phasenverschiebung beträgt . Die Resonanzfrequenzen im konfokalen Fabry-Pérot-Resonator sind für Hermite-Gauß-Moden gegeben durch:[32]
Aus der Gleichung ergeben sich zwei zentrale Konsequenzen: Erstens zeigt der konfokale Resonator eine Modenentartung, das heißt, mehrere transversale Moden unterschiedlicher Ordnung besitzen dieselbe Resonanzfrequenz wie die Grundmode
Zweitens weist das Modenspektrum eine regelmäßige, äquidistante Struktur auf.: Die Frequenzdifferenz zwischen benachbarten Resonanzen beträgt
Ohne gezielte Anpassung der einfallenden Strahlform an die Grundmode ist es daher sehr wahrscheinlich, dass auch höhere Moden angeregt werden, die dann ebenfalls zur Transmission beitragen.
Beim konzentrischen Resonator mit werden die Resonatorparameter und die Gouy-Phasenverschiebung wird . Die Resonanzfrequenzen im konzentrischen Fabry-Pérot-Resonator lauten für Hermite-Gauß-Moden:[33]
Durchmesser der Interferenzringe
Strahlenverlauf eines unter dem Winkel α in das Fabry-Pérot-Interferometer einfallenden Strahls.
Der Wegunterschied und die Phasendifferenz sind nach der Skizze gegeben durch
,
mit der Phasendifferenz
.
Mit der Interferenzordnung folgt
und aufgelöst nach
.
Daraus folgen Resonanzwellenlänge und Resonanzfrequenz der Ordnung :
und
.
Zu jedem Interferenzring gehört also ein Winkel , wie sich dieser für verschiedene Interferenzordnungen ändert, wird später klarer. Zunächst gilt es noch den freien Spektralbereich als Funktion des Einfallswinkels auszudrücken. Dieser ergibt sich aus:
und führt zu:
Um den Abstand der Interferenzringe besser zu veranschaulichen, genügt eine Taylor-Entwicklung von:
Fabry-Pérot-Interferometer mit Linsen der Brennweite f.
Mit einer Kleinwinkelnäherung ergibt sich für den Ringdurchmesser :
Setzt man nun in die Formel für ein erhält man:
Gleichzeitig ergibt sich für die Resonanzwellenlänge und Resonanzfrequenz:
und
Löst man nach auf, ergibt sich für den Durchmesser der Interferenzringe folgender wurzelförmiger Zusammenhang:
ist die Modenzahl im Resonator für und ist nicht zwangsläufig eine natürliche Zahl, weswegen ein Korrekturfaktor eingeführt wird. Die Zahl ist die Nummer des Interferenzringes und wird von innen nach außen gezählt. Nun ist es so, dass für moderate Winkel ungefähr der Resonanzwellenlänge für entspricht (), woraus für den Durchmesser des p-ten Ringes folgendes gilt:
Für die Resonanzwellenlänge und die Resonanzfrequenz des p-ten Ringes gilt:
Somit lässt sich zu jedem Ringdurchmesser eine Wellenlänge und eine Frequenz bestimmen, bzw. die Durchmesser der entstehenden Ringe in guter Näherung berechnen.
Anwendungen des Fabry-Pérot-Interferometers
Präzise abstimmbares optisches Filter
Das Fabry-Pérot-Etalon dient als hochpräzises, abstimmbares optisches Filter oder Spektralanalysator.[34] Damit keine Mehrdeutigkeiten auftreten, muss die spektrale Breite des einfallenden Lichts kleiner sein als der freie Spektralbereich . Eine Änderung des Spiegelabstands verschiebt die Resonanzfrequenzen
wobei eine ganzzahlige Ordnungszahl ist. Eine kleine Variation führt zu einer Frequenzverschiebung
während der freie Spektralbereich nur um
leicht verändert wird.
Beispiel: Für und Brechungsindex ergibt sich . Bei einer optischen Frequenz von () bewirkt eine relative Änderung (d. h. ) eine Verschiebung der Resonanzfrequenz um
Währenddessen ändert sich der freie Spektralbereich nur geringfügig um auf .
Kalibrierung von Frequenzskalen
Aufgrund seiner periodischen Resonanzstruktur mit einem freien Spektralbereich
eignet sich das Fabry-Pérot-Interferometer hervorragend zur Eichung von Frequenzskalen. Dies ist insbesondere dann nützlich, wenn eine Lichtquelle über eine unbekannte oder nichtlineare Frequenzabstimmung verfügt. Dabei dienen die bekannten Resonanzabstände als optisches Lineal.
Modenselektion mit einem Fabry-Pérot-Etalon
Zur Modenselektion kann ein dünnes Fabry-Pérot-Etalon mit einem geringen Spiegelabstand eingesetzt werden, der deutlich kürzer ist als die Länge des Laserresonators. Sein freier Spektralbereich übersteigt die Verstärkerbandbreite , sodass nur eine einzelne Etalon-Mode innerhalb dieser Bandbreite liegt. Das Etalon wird so justiert, dass diese Mode mit der Longitudinalmode des Resonators mit maximalem Gewinn (oder einer gezielt gewählten Mode) übereinstimmt. Die Feineinstellung erfolgt durch minimale Rotationen, Temperaturänderungen oder eine präzise Anpassung von mittels piezoelektrischer Elemente. Um unerwünschte Reflexionen zu unterdrücken, wird das Etalon leicht zur Resonatorachse verkippt und in der Regel temperaturstabilisiert, um die Frequenzstabilität zu optimieren.[35]
H-alpha-Filter zur monochromatischen Abbildung der Chromosphäre der Sonne
Die Photosphäre emittiert ein kontinuierliches Spektrum, das an der H-Linie
durch Absorption in der Chromosphäre abgeschwächt wird. Da die absorbierten Photonen isotrop remittiert werden, gelangt nur ein geringer Bruchteil davon in Richtung des Beobachters, weshalb die Photosphäre in dieser Linie dunkel erscheint (Fraunhofer-C-Linie). Die Chromosphäre selbst emittiert jedoch H-Strahlung, die als Aufhellung im Linienzentrum sichtbar wird.[36]
Ein H-Filter isoliert einen extrem schmalen Spektralbereich ( Å) um das Linienzentrum und unterdrückt das kontinuierliche Photosphärenlicht. Das Kernstück des Filters ist ein Fabry-Pérot-Etalon, das aus zwei hochreflektierenden, planparallelen Spiegeln im Abstand besteht. Für konstruktive Interferenz gilt
2
Dabei sind der Brechungsindex, der Einfallswinkel und die Interferenzordnung. Bei senkrechtem Einfall liegen die Transmissionsmaxima periodisch mit dem freien Spektralbereich (FSB)
auseinander. Ein zusätzlicher Blockierfilter unterdrückt höhere Ordnungen. Typisch wird gewählt[37], was bei eine Etalondicke von
ergibt. Die Halbwertsbreite der Maxima wird durch die Finesse bestimmt:
bei Å. Der Reflexionsgrad der Spiegel ergibt sich zu
Die optische Ebenheit und Parallelität der Spiegel ist entscheidend. Abweichungen verringern die effektive Finesse und erhöhen das Hintergrundrauschen, wodurch schwache Protuberanzen und kontrastarme Details verloren gehen.[38]
Für die exakte Abstimmung auf die H-Linie wird der optische Weg feinjustiert. Dies erfolgt entweder durch Temperaturregelung des Etalons[39] (Änderung von ) oder Piezo-Elemente zur Verkippung des Etalons (Änderung von ).
Fabry-Pérot-Interferometer als Laserresonator
Fabry-Pérot-Interferometer finden beim Aufbau vieler Lasertypen breite Anwendung. In einem Gaslaser etwa werden die Atome angeregt, die dann spontan Strahlung über einen breiten Frequenzbereich und in alle Raumrichtungen emittieren. Wird das Gas jedoch zwischen den Spiegeln eines Fabry-Pérot-Resonators platziert, werden nur bestimmte, stark gebündelte und schmalbandige Moden unterstützt. Diese Resonanzmoden werden im Laser-Resonator durch stimulierte Emission selektiv verstärkt, wodurch der Laserprozess einsetzt.[40]
Das Fabry-Pérot-Interferometer im Diodenlaser – Diodenlaser besitzen von Natur aus eine Fabry-Pérot-Resonatorstruktur: Die beiden planparallelen Endflächen des Halbleiterchips wirken dabei wie teildurchlässige Spiegel. Bei GaAs beträgt der Brechungsindex . Damit tritt an der Luft/Halbleiter-Grenzfläche bereits eine Reflektivität von auf und die Resonatorendflächen müssen nicht verspiegelt werden. Das emittierte Licht wird im aktiven Bereich hin und her reflektiert. Diese Rückkopplung ist entscheidend für die Verstärkung durch stimulierte Emission und die Ausbildung von Laserstrahlung.[41]
Nur diejenigen Wellenlängen werden innerhalb des Resonators verstärkt, die die Resonanzbedingung erfüllen, wobei eine ganze Zahl (longitudinaler Modenindex), der Brechungsindex des Halbleitermaterials und die Länge des Resonators ist. Die zulässigen Frequenzen liegen äquidistant mit dem Modenabstand (freier Spektralbereich) .
Longitudinale Moden – Die Verstärkungsbandbreite des Halbleitermaterials () ist typischerweise viel größer als der Modenabstand . Daher können mehrere Moden im Verstärkungsbereich liegen und werden verstärkt. Ohne zusätzliche Maßnahmen arbeitet der Diodenlaser daher oft multimodal.
Beispiel – Ein GaAs-Diodenlaser mit einer Resonatorlänge von und einem Brechungsindex hat einen freien Spektralbereich von . Die Verstärkungsbandbreite beträgt typischerweise , sodass ca. longitudinale Moden gleichzeitig verstärkt werden können.
Spektrale Einengung – Um eine einmodige Emission zu erreichen, werden oft zusätzliche Filtermechanismen eingesetzt, beispielsweise durch externe Gitter, Fabry-Pérot-Etalons oder durch integrierte Strukturen wie sie in Distributed-Feedback-(DFB)- und Distributed-Bragg-Reflector-(DBR)-Lasern verwendet werden. Diese verringern die Anzahl der möglichen Moden und ermöglichen so eine präzise spektrale Kontrolle.[42]
Modenreiniger für Laserstrahlen mit Mehrmodenstruktur
Viele Laser emittieren Strahlen mit komplexem Intensitätsprofil, da mehrere transversale Moden des Laserresonators angeregt sind. Für hochpräzise Anwendungen wird jedoch ein nahezu idealer Gauß-Strahl benötigt. Ein Modenreiniger basiert auf einem Fabry-Pérot-Resonator hoher Finesse, dessen Länge und Spiegelform so gewählt werden, dass ausschließlich die fundamentale TEM-Mode resonant ist und transmittiert wird. Höhere transversale Moden erfüllen die Resonanzbedingung nicht und werden am Eingangsspiegel reflektiert. Dadurch weist der austretende Strahl eine stark erhöhte Modenreinheit auf.[40]
Laserstabilisierung nach Pound-Drever-Hall
Die Frequenz eines Lasers lässt sich mit höchster Präzision auf zwei Arten stabilisieren:
durch Kopplung an einen atomaren oder molekularen Referenzübergang,
durch Lock-in an die Resonanzfrequenz eines hochstabilen Fabry-Pérot-Resonators.
Die zweite Methode wird durch die Pound-Drever-Hall-(PDH)-Technik realisiert, die eine empfindliche Messung kleinster Frequenzabweichungen und deren aktive Korrektur ermöglicht.[43]
Prinzip: Das Laserlicht mit Kreisfrequenz wird zunächst durch einen elektro-optischen Modulator schwach phasenmoduliert,
wobei die Halbwertsbreite der Resonanzkurve ist. Das modulierte Licht tritt in den Resonator ein; die am Eingang reflektierte Leistung
hängt von der frequenzabhängigen Reflektivität ab und ist besonders empfindlich auf Abweichungen von der Resonanzfrequenz . Für Modulationsfrequenzen kann die Antwort des Resonators als quasistationär beschrieben werden:
Die Reflektivität eines Fabry-Pérot-Resonators lautet mit
wobei der Finesse-Koeffizient und der freie Spektralbereich sind.
In der Resonanznähe () gilt und lässt sich mittels schreiben als
Mit dem Finesse-Koeffizienten und dem Zusammenhang der Linienbreite mit der Finesse bzw. , lautet die Reflektivität:
Somit gilt für die Ableitung:
Damit folgt für die reflektierte Intensität:
Der modulierte Anteil ist proportional zur Frequenzabweichung und liefert damit ein empfindliches Fehlersignal.
Fehlersignal und Rückkopplung: Das reflektierte Licht wird von einem Photodetektor registriert, der den Wechselstromanteil extrahiert. Dessen Amplitude ist direkt proportional zur Frequenzabweichung und treibt eine Rückkopplungsschleife, welche die Laserfrequenz aktiv auf die Resonanzfrequenz verriegelt.
Anwendung: Die PDH-Technik wurde von Ronald Drever für Gravitationswellendetektoren entwickelt, basierend auf Arbeiten von Robert Pound, und später von John Lewis Hall realisiert. Heute ist sie ein Standardverfahren für hochpräzise Frequenzstabilisierung in der Laserphysik.[43]
Einsatz im Gravitationswellendetektor aLIGO
Vereinfachter Aufbau des aLIGO
Der Advanced LIGO-Gravitationswellendetektor (aLIGO) ist ein hochempfindliches Michelson-Interferometer mit zwei senkrecht zueinander stehenden Armen von jeweils Länge. Eine durchlaufende Gravitationswelle wirkt als Quadrupolstörung, d. h., ein Arm wird um gedehnt, während der andere um denselben Betrag verkürzt wird. Diese Längenänderung erzeugt eine Phasendifferenz der Teilstrahlen, sodass die Ausgangsintensität in Abhängigkeit von der Eingangsintensität durch[44]
gegeben ist. Die durch eine Gravitationswelle induzierte dimensionslose Dehnung
ist extrem klein (), sodass selbst bei Kilometerskalen nur Längenänderungen im Bereich von entstehen. Um ein messbares Signal zu erzeugen, muss die effektive optische Weglänge daher erheblich vergrößert werden. Gleichzeitig muss die Lichtlaufzeit durch den Resonator kürzer sein als die charakteristische Zeitänderung der Gravitationswelle. Bei einer typischen Frequenz von beträgt die Periodendauer . Während einer halben Periode (), in der ein Interferometerarm gedehnt und der andere gestaucht wird, legt das Licht eine Strecke von etwa zurück. Die Abschätzung zeigt, dass für Gravitationswellen mit einer Frequenz von etwa eine effektive Armlänge von rund erforderlich wäre, da das Licht auf dem Hin- und Rückweg den Arm zweimal durchläuft.[45]
Solche Dimensionen sind auf der Erde jedoch technisch nicht realisierbar. Um dennoch eine vergleichbare optische Weglänge zu erreichen, nutzt aLIGO in jedem Arm Fabry-Pérot-Resonatoren. In diesen läuft das Licht durch vielfache Reflexionen zwischen Eingangsspiegel (Input Test Masse – ITM) und Ausgangsspiegel (End Test Masse – ETM) hunderte Male hin- und her, wodurch sich der effektive Armpfad stark verlängert.
Die Armresonatoren sind nahezu konzentrische Fabry-Pérot-Systeme, da die Spiegel sphärisch gekrümmt sind mit Radien[46] von und . Damit sind sie halb so lang wie der Resonatorabstand , etwas weniger als die nominellen , um konstruktive Details wie Aufhängung und thermische Längenänderungen zu berücksichtigen. Da die Krümmungsradien der Spiegel annähernd halb so lang wie der Spiegelabstand sind, handelt es sich bei aLIGO um einen konzentrischen Fabry-Pérot-Resonator. Somit kann sich ein gaußförmiger Strahl als Eigenmode ausbilden, da seine Phasenfront ebenfalls sphärisch ist. Resonanz tritt auf, wenn zwei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind:[47]
Geometrische Bedingung: Die Krümmungsradien der Wellenfront des Strahls stimmen an den Spiegelpositionen exakt mit den Krümmungsradien der Spiegel überein. Dabei sind auch Lage und Größe der Strahltaille konsistent gewählt. Mit den Resonatorparametern und gilt für den Fokusabstand des Eingangsspiegels und des Ausgangsspiegels . Die Rayleigh-Länge ist . Das Produkt aus den Resonator-g-Parametern[46] beträgt und nähert sich damit der Stabilitätsgrenze von . Der Strahlradius am Eingangsspiegel ist und am Ausgangsspiegel .
Longitudinale Resonanzbedingung: Die optische Weglänge des Hohlraums muss ein ganzzahliges Vielfaches von sein, damit stehende Wellen ausgebildet werden können.
Die optische Finesse der Armresonatoren beträgt
mit den Amplitudenreflektivitäten (ITM) und (ETM). Sie gibt die effektive Anzahl der interferierenden Partialwellen im Resonator an.[46] Dies entspricht auch der Anzahl der Umläufe einer Welle, bis sie aus einem der Spiegel austritt. Dabei erhöht sich die optische Weglänge von auf etwa . Damit verbessert sich die Phasenempfindlichkeit von bisher auf . Somit verstärkt die Mehrfachdurchstrahlung die Empfindlichkeit des Interferometers gegenüber Längenänderungen um etwa den Faktor , der etwa 200 beträgt. Diese Mehrfachdurchläufe haben zwei zentrale Effekte:[46]
Sie erhöhen die gespeicherte Laserleistung im Interferometer und damit das Signal-Rausch-Verhältnis.
Sie verstärken die Phasenempfindlichkeit des Interferometers gegenüber winzigen Längenänderungen um den Faktor . Dadurch ist aLIGO in der Lage, Gravitationswellen mit Dehnungen im Bereich nachzuweisen.
Das Fabry-Pérot-Interferometer wird auch angewendet:
als mechanischer Modulator für monochromatische Strahlung, beispielsweise eines CO2-Lasers bei einer Wellenlänge von 10,6 µm (modulierbare Strahlleistung bis über 100 Watt)
Praktische Aspekte des Fabry-Pérot-Interferometers
Für den erfolgreichen Einsatz eines Fabry-Pérot-Interferometers sind neben der theoretischen Funktionsweise insbesondere praktische Aspekte entscheidend. Dazu zählen die optische Qualität der Spiegel, die mechanische Stabilität des Aufbaus, die Justierung der Resonatorparameter und die Minimierung externer Störungen.[48]
Spiegelqualität und Planparallelität – Die beiden Spiegel des Fabry-Pérot-Resonators müssen eine extrem hohe optische Qualität aufweisen. Bereits kleinste konvexe oder konkave Abweichungen der Oberflächen führen zu erhöhten Beugungsverlusten und reduzieren die Finesse drastisch. Um die erforderliche Finesse zu erreichen, werden Spiegeloberflächen mit einer Ebenheit von besser als gefertigt. Ebenso entscheidend ist die exakte Parallelität der Spiegel, da selbst geringste Winkelabweichungen die Resonanzbedingungen verändern.
Verwendung gekrümmter Spiegel zur Stabilisierung – Zur Unterdrückung von Instabilitäten und zur Reduzierung von Diffraktionseffekten werden oft leicht gekrümmte Spiegel eingesetzt. Diese verbessern die Modenselektion und tragen zur Stabilisierung der Resonatorgeometrie bei.
Feineinstellung des Spiegelabstands – Die Resonanzfrequenzen des Interferometers sind äußerst empfindlich gegenüber Änderungen des Spiegelabstands. Für die präzise Feineinstellung werden piezoelektrische Elemente verwendet, die eine kontrollierte Variation des Abstands im Bereich von Nanometern ermöglichen. Dies erlaubt sowohl die Grobjustierung als auch die kontinuierliche Abstimmung des Interferometers.
Einfluss externer Störungen – Mechanische Vibrationen und Temperaturschwankungen wirken sich direkt auf die Stabilität der Resonanz aus. Temperaturdrift verändert den Spiegelabstand und damit die Resonanzfrequenzen, während Vibrationen zu Fluktuationen in der optischen Weglänge führen. Daher ist eine thermische Stabilisierung und die Entkopplung von mechanischen Erschütterungen unerlässlich.
Leistungsaspekte im Resonator – Mit steigender Finesse wächst bei Resonanz die Feldstärke im Resonator stark an und kann die einfallende Lichtintensität um Größenordnungen übersteigen. Dies muss bei leistungskritischen Anwendungen wie Lasermodulatoren oder hochleistungsfähigen Resonatoren berücksichtigt werden.
Literatur
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Einzelnachweise
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Fabry-Perot-Transmissionsspektrum.svg Transmissionsspektrum des Fabry-Pérot-Interferometers für F=1 und F=50. Der Wellenlängenbereich geht von 400 bis 400,0004 nm; n=1; l=1
Optical-cavity-en.svg Autor/Urheber:Д.Ильин: vectorization,
Lizenz:CC0 Types of two-mirror optical cavities, with mirrors of various curvatures, showing the radiation pattern inside each cavity.