FIP (Hörfunksender)

FIP
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Hörfunksender (Öffentlich-rechtlich)
Empfanganalog terrestrisch, Kabel, Satellit, Internet
EmpfangsgebietFrankreich (UKW)
Sendestart1971
SendeanstaltRadio France
Liste von Hörfunksendern
Website

FIP (früher France Inter Paris) ist ein französischer Hörfunksender, der fast ausschließlich Musik jeglicher Stilrichtung ausstrahlt. FIP gehört zur öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt Radio France mit Sitz in Paris.

Der Slogan des Senders lautet: « Respirez ! Vous êtes sur FIP. » (deutsch: „Atmen Sie durch! Sie sind bei FIP.“)

Programm

Das Konzept des Senders hat sich seit der Gründung im Jahr 1971 kaum geändert und besteht aus einer eklektischen Musikauswahl vor allem aus den Bereichen Jazz, Pop, Chanson, Filmmusik, Weltmusik und Klassik, in die regionale Verkehrshinweise, Kultur- und Veranstaltungsinformationen eingebettet sind. Die Musikrichtungen wechseln sich von Titel zu Titel beliebig ab, ohne jedoch allzu abrupte Übergänge zu schaffen. Hinter der Auswahl stehen mehrere Musikredakteure, die sich um den Programmablauf des Senders kümmern. Unterbrochen wird das vollkommen werbefreie Programm tagsüber von 7 bis 19 Uhr durch Kurznachrichten jeweils zehn Minuten vor der vollen Stunde. Seit 1982 bereichert zudem die moderierte Jazz-Sendung Jazz à FIP jeden Abend von 19 bis 20 Uhr das Programm. Ab 20 Uhr folgen oft Themenabende oder Konzertübertragungen. Bekannt ist FIP für seinen ruhigen Ansagestil, der den lebhaften Moderationen anderer französischer Sender entgegensteht. In den Anfangsjahren war die Intonation der so genannten FIPettes prägend, d. h. von Ansagerinnen, die die wenigen Wortbeiträge mit einer beruhigenden, gleichsam sinnlichen Stimme verlasen und in Frankreich mit dem legendären Paris-Orly-Stil verglichen wurden, den Lautsprecher-Durchsagen am Pariser Flughafen Orly.

Geschichte und weitere Entwicklung

Das Programm wurde im Januar 1971 von Jean Garretto und Pierre Codou, zwei Moderatoren von France Inter, unter dem Namen France Inter Paris (FIP) geschaffen. Es sollte ein Pariser Großstadtradio sein, das Verkehrsinformationen und eine entspannende Musikmischung für den staugeplagten Pariser bietet. Die Ansagen erfolgen während Instrumental-Musikstücken und werden fast ausschließlich von weiblichen Sprechern gemacht. Diese wurden außer für ihre Stimmen vor allem auch dafür berühmt, dass sie die Verkehrsprobleme gerne mit Humor und Ironie beschrieben. Anfangs sendete man nur auf der Mittelwellenfrequenz 585 kHz (514 m), jedoch wurde bald auch mit der Verbreitung über Ultrakurzwelle begonnen, die mit der Zeit zudem um Stereoton ergänzt wurde.

Das Pariser Konzept wurde auf weitere französische Städte ausgeweitet. Die Benennung der neuen Stationen erfolgte analog, sodass bspw. in Straßburg das Programm France Inter Strasbourg (FIS) hieß. In den 1980er Jahren wurde die gemeinsame Marke „FIP“ geschaffen und die Stationen nach ihrem Standort in FIP Paris, FIP Strasbourg etc. umbenannt.

FIP-Stationen mit lokalem ProgrammSitzSendebeginnSendestopp
France Inter Paris (FIP); FIP ParisParis1971
France Inter Bordeaux (FIB); FIP BordeauxBordeaux19722020
France Inter Lille (FIL); FIP LilleLille19722000
France Inter Lorraine (FIL)
France Inter Metz (FIM); FIP Metz
Nancy
Metz
1972
1984
1984
2000
France Inter Lyon (FIL); FIP LyonLyon19722000
France Inter Marseille (FIM); FIP MarseilleMarseille19722000
France Inter Reims (FIR); FIP ReimsReims19721988
France Inter Côte d’Azur (FICA); FIP Côte d’AzurNizza19732000
France Inter Toulouse (FIT)Toulouse19731984
France Inter Loire-Atlantique (FILA); FIP NantesNantes19742020
France Inter Strasbourg (FIS); FIP StrasbourgStraßburg19782020
FIP ToursTours19851988
FIP CherbourgCherbourg19861987

Zwischen 1984 und 1988 wurden die FIP-Stationen in Toulouse, Cherbourg, Reims und Tours zugunsten von neuen öffentlich-rechtlichen Regionalprogrammen geschlossen. In Lothringen wurde die Station aus demselben Grund auf das Gebiet um Metz und Forbach beschränkt und das Studio von Nancy nach Metz verlagert.

Im Jahr 2000 wurden weitere fünf FIP-Stationen trotz Zuhörerprotests geschlossen. Der damalige Präsident von Radio France, Jean-Marie Cavada, wollte mit dem Plan Bleu eine bessere Frequenzaufteilung schaffen und aus den bisherigen Regionalradios von Radio France und dem Seniorensender Radio Bleue eine fünfte nationale Kette (heute France Bleu) schaffen. Hierfür wurden die Frequenzen von FIP Metz und FIP Côte d’Azur sowie solche des Jugendprogramms Le Mouv' benötigt. Da FIP Lille, FIP Lyon und FIP Marseille nur über eine geringe Hörerschaft verfügten, wurden ihre Frequenzen im gleichen Zug Le Mouv' zugewiesen, dessen Reichweite ebenfalls ausgebaut werden sollte. FIP verblieben danach noch fünf terrestrische Frequenzen in Paris, Straßburg, Bordeaux und Nantes; hier verfügte FIP aus Sicht der Hörfunkdirektion über eine ausreichende Hörerschaft, die den Fortbestand rechtfertigte. Dennoch war FIP in Straßburg und Bordeaux weiterhin gefährdet, da Le Mouv' besonders in den Universitätsstädten verbreitet werden sollte.

Erst unter dem neuen Radio-France-Präsidenten Jean-Paul Cluzels brachen ab 2004 bessere Zeiten an; die Reichweite von FIP sollte von nun an wieder ausgebaut werden. Mit einer im Juli 2006 auf Sendung gegangenen Frequenz in Montpellier erfolgte die erste Neuaufschaltung für FIP seit langem. Jedoch wurde hier keine neue lokale FIP-Station geschaffen, sondern das Pariser Programm übernommen, das inzwischen durch eine neutrale, weniger Paris-zentrierte Variante ersetzt worden war. 2007 folgte eine zusätzliche Frequenz für FIP Bordeaux im nahen Arcachon. Im Juli 2007 wurden Frequenzen in Rennes und Marseille und im Juni 2008 in Toulouse aufgeschaltet, die das Pariser FIP-Programm übernahmen. Im Dezember 2020 wurden die drei verbleibenden lokalen FIP-Programme geschlossen und durch das Pariser Programm, das seither über alle FIP-Frequenzen zu hören ist, ersetzt.

Nachdem es 2008 zwischen Radio France und CanalSat zu keiner Einigung über die finanziellen Aspekte der Satellitenverbreitung der Radio-France-Programme kam, wurde diese von CanalSat zum 1. Juli 2008 unterbrochen und FIP war seitdem nicht mehr über TPS (Eutelsat 13° Ost) und CanalSat (Astra 19,2° Ost) empfangbar. Nachdem man sich über neue Vertragsbedingungen geeinigt hatte, wurde die Verbreitung durch CanalSat am 20. Januar 2009 wieder aufgenommen. Allerdings erfolgt die Ausstrahlung nur noch über Astra 19,2° Ost, da die Verbreitung des TPS-Pakets über Eutelsat 13° Ost Ende 2008 eingestellt worden war.

Seit dem Sommer 2016 gibt es neben dem Hauptprogramm sechs musikalisch-thematische FIP-Spartenkanäle, die als Webchannel (Streaming) verbreitet werden:

  • FIP Electro (elektronische Musik)
  • FIP Groove
  • FIP Jazz
  • FIP Monde (Weltmusik)
  • FIP Nouveautés (Neuheiten)
  • FIP Pop
  • FIP Reggae
  • FIP Rock

Sparpläne, die unter früheren FIP-Direktoren diskutiert wurden, sind unter der neuen Direktorin, Bérénice Ravache (seit 2017), nicht länger im Gespräch. Im Gegenteil, der Ausbau von FIP scheint greifbar. 2021 feierte FIP sein fünfzigjähriges Bestehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte es 742.000 UKW-Hörer pro Tag, was den ununterbrochenen Anstieg der Hörerzahl seit fünfzehn Jahren fortsetzte. Seine terrestrische Verbreitung, bisher auf zehn Städte und damit auf ein Gebiet von rund einem Viertel des französischen Territoriums beschränkt, soll durch den Einsatz digitalen terrestrischen Rundfunks im Jahr 2028 etwa 85 Prozent des Landes abdecken. Seit 2021 ist Ravache auch stellvertretende Direktorin der Regionalsenderkette von Radio France, France Bleu; eine bessere strategische Planung des lokalen Hörfunkangebots soll damit erreicht werden.[1]

Technik

Das Musikbett sowie die stündlichen Nachrichten von FIP werden zentral in Paris zusammengestellt und an alle FIP-Stationen über interne Leitungen verteilt. Vor Ort werden über das gelieferte Zentralsignal dann von den lokalen „Fipettes“ während instrumentaler Musikstücke die Ansagen für die jeweiligen Städte gemacht. Das moderierte Abendprogramm zwischen 19.30 und 23 Uhr wird ebenfalls in Paris produziert und überall unverändert ausgestrahlt. Nachts zwischen 23 und 7 Uhr erfolgt die Musikauswahl automatisiert mit aufgezeichneten Ansagen, in denen u. a. die Frequenzen genannt werden.

Da es aber keine offizielle überregionale Version von FIP für die Allgemeinheit gibt, wird in allen französischen Kabelnetzen außerhalb des Gebiets der Lokalstationen, über das Satellitenbouquet von CanalSat, über die DAB-Testensembles von Radio France in Paris, Marseille, Toulouse und Nantes sowie über die Internet-Streams die Pariser Variante des FIP-Programms verbreitet. Auch die 2006 in Betrieb genommene Frequenz in Montpellier strahlte die Pariser Variante aus.

Im März 2007 wurde über den Satelliten Atlantic Bird 3 hingegen die bisher nur intern verteilte „Blanko“-Variante ohne lokale Ansagen aufgeschaltet, die seitdem unter der Kennung „FIP Region“ auf diesem Satelliten für jeden öffentlich zugänglich ist. Diese Verbreitung wird auch für die Zuführung für die neu zugeteilten Frequenzen genutzt.

Da FIP durchgängig Musik ausstrahlt, die nur von kurzen Nachrichten unterbrochen wird, dient es als „principal fil musical de secours“ von Radio France, also als „Haupt-Musikleitung im Notfall“. Dies bedeutet, dass bei technischen Pannen oder einem Streik der Mitarbeiter eines anderen Radio-France-Programms auch dort FIP zu hören ist. Kurzzeitig gelangt das Programm so zu einer nationalen Verbreitung auf UKW (etwa als Ersatz des France-Inter-Programms), während FIP normalerweise das Programm mit den wenigsten Frequenzen von Radio France ist.

Empfang

Terrestrische Frequenzen

  • Paris 105,1 MHz
  • Arcachon 96,5 MHz
  • Bordeaux 96,7 MHz
  • Marseille 90,9 MHz
  • Montpellier 99,7 MHz
  • Nantes 95,7 MHz
  • Rennes 101,2 MHz
  • Saint-Nazaire 97,2 MHz
  • Straßburg 92,3 MHz
  • Toulouse 103,5 MHz[2]

Unverschlüsselte digitale Verbreitung über Satellit

  • Astra 1H (19,2° Ost)
    • Programm: FIP Paris
    • Downlinkfrequenz: 12.363,00 MHz, vertikale Polarisation
    • Symbolrate: 27,500 MSymb/s
  • Atlantic Bird 3 (5° West)
    • Programm: FIP (ohne lokale Informationen)
    • Downlinkfrequenz: 12.543,00 MHz, horizontale Polarisation (Transponder KA7)
    • Symbolrate: 27,5 MSymb/s
    • Verbreitung zur Signalzuführung terrestrischer Sender

Webchannel

Die Spartenkanäle von FIP werden als reiner Webchannel im Internet verbreitet.

FIP als Piratensender

In der südenglischen Stadt Brighton wurde FIP über sieben Jahre lang von Fans des Senders als Piratensender auf zwei UKW-Frequenzen verbreitet und erfreute sich mit seiner bunten Musikmischung dort großer Beliebtheit. Mittlerweile wurde die Ausstrahlung durch die britische Aufsichtsbehörde beendet, jedoch gilt die FIP-Ausstrahlung als der am längsten durchgehend sendende landbasierte Piratensender im Vereinigten Königreich. Nach der Abschaltung hat sich eine Vereinigung gegründet, die für die Rückkehr von FIP in den Brightoner Äther kämpft.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.offremedia.com/berenice-ravache-devient-numero-2-de-france-bleu, abgerufen am 5. Juni 2022.
  2. https://www.fip.fr/comment-ecouter-fip.

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