FDGB-Pokal 1968/69

Der 18. Wettkampf um den FDGB-Fußballpokal fand in der Saison 1968/69 statt.

In der ersten Pokalrunde traten 46 Mannschaften an: 15 Bezirkspokalsieger, 29 DDR-Ligisten und die zwei Oberligaabsteiger – jeweils nach dem Stand der Fußballsaison 1967/68. Die DDR-Liga-Mannschaft von Chemie Premnitz hatte ein Freilos. Für alle Paarungen des gesamten Wettbewerbs war das K.-o.-System vorgesehen, unentschiedene Spiele wurden verlängert und gegebenenfalls wiederholt.

Nach einer Ausscheidungsrunde, für die drei Bezirkspokalsieger und neun Mannschaften der DDR-Liga ausgelost wurden, griffen in der II. Hauptrunde die 14 Oberligamannschaften in den Wettbewerb ein. Mit Hansa Rostock, Rot-Weiß Erfurt und Stahl Riesa schieden hier bereits drei Oberligisten aus. Der neue Vizemeister FC Carl Zeiss Jena benötigte gegen den Bezirkspokalsieger Motor Grimma ein Wiederholungsspiel, das er dann allerdings hoch mit 10:1 gewann. Auch der zweite noch im Wettbewerb befindliche Bezirkspokalsieger BFC Dynamo II schied nach einem 1:2 gegen DDR-Ligist Dynamo Dresden aus.

Im Achtelfinale kam es zur Wiederholung des Vorjahres-Finales 1. FC Union BerlinFC Carl Zeiss Jena. Mit einem 1:0-Sieg in Berlin nahmen die Jenaer erfolgreich Revanche. Zwei DDR-Ligisten, Wismut Gera und Dynamo Dresden konnten sich für das Viertelfinale qualifizieren, mussten dort jedoch auswärts antreten und unterlagen jeweils klar. Auch Vorjahresfinalist Jena musste nach einer hohen 1:4-Niederlage beim neuen Meister Vorwärts Berlin die Segel streichen, aber auch der Meister verpasste nach einem 1:2 beim FC Karl-Marx-Stadt den Einzug in das Endspiel. Dagegen kam der 1. FC Magdeburg durch einen 2:1-Auswärtssieg beim BFC Dynamo zum dritten Mal ins Finale.

I. Hauptrunde

Die Spiele fanden am 11. August 1968 statt.

Ergebnis
Berliner FC Dynamo II*3:1BSG Post Neubrandenburg
BSG Chemie Veritas Wittenberge*6:1SG Lichtenberg 47
BSG Post Neubrandenburg II*2:3FC Hansa Rostock II
BSG Motor Ludwigsfelde*0:2SG Dynamo Schwerin
FSG Dynamo Frankfurt*1:5BSG Lokomotive Stendal
BSG Motor Grimma*3:2BSG Aktivist Karl-Marx Zwickau
ASG Vorwärts Cottbus II*2:5BSG Motor Hennigsdorf
BSG Lokomotive Halberstadt*2:3SG Dynamo Eisleben
SG Dynamo Dresden II*0:1ASG Vorwärts Leipzig
BSG Chemie Buna Schkopau*2:3FC Rot-Weiß Erfurt II
BSG Motor Gotha*2:4ASG Vorwärts Meiningen
SG Blau-Weiß Reichenbach*2:1FSV Lokomotive Dresden
BSG Chemie Schwarza*0:1 n. V.BSG Motor Wema Plauen
BSG Chemie Dermbach*1:4BSG Wismut Gera
BSG Einheit Greifswald*2:2 n. V.ASG Vorwärts Neubrandenburg
BSG Motor Bautzen0:3SG Dynamo Dresden
BSG Motor Babelsberg2:1FC Energie Cottbus
TSG Wismar0:1 n. V.ASG Vorwärts Stralsund
SC Fortschritt Weißenfels0:2FC Carl Zeiss Jena II
BSG Aktivist Schwarze Pumpe2:1BSG Stahl Eisenhüttenstadt
BSG Motor Köpenick1:0ASG Vorwärts Cottbus
BSG Motor Weimar1:1 n. V.BSG Motor Steinach
BSG Motor Eisenach2:0BSG Chemie Zeitz
Chemie PremnitzFreilos
* 
Bezirkspokalsieger

Wiederholungsspiele

Ergebnis
BSG Motor Steinach2:0BSG Motor Weimar
ASG Vorwärts Neubrandenburg4:3BSG Einheit Greifswald*
* 
Bezirkspokalsieger

Ausscheidungsrunde

Die Spiele fanden am 7. Oktober 1968 statt.

Ergebnis
BSG Chemie Veritas Wittenberge*0:4Berliner FC Dynamo II*
SG Blau-Weiß Reichenbach*1:1 n. V.BSG Motor Eisenach
BSG Motor Babelsberg0:1BSG Wismut Gera
ASG Vorwärts Meiningen1:0FC Rot-Weiß Erfurt II
BSG Aktivist Schwarze Pumpe2:0ASG Vorwärts Leipzig
ASG Vorwärts Stralsund0:0 n. V.BSG Chemie Premnitz
* 
Bezirkspokalsieger

Wiederholungsspiele

Ergebnis
BSG Motor Eisenach2:0SG Blau-Weiß Reichenbach
BSG Chemie Premnitz1:2 n. V.ASG Vorwärts Stralsund

II. Hauptrunde

Die Spiele fanden am 16. November 1968 statt.

Ergebnis
BSG Motor Grimma*1:1 n. V.FC Carl Zeiss Jena
Berliner FC Dynamo II*1:2SG Dynamo Dresden
ASG Vorwärts Neubrandenburg0:61. FC Magdeburg
FC Carl Zeiss Jena II1:5HFC Chemie Halle
SG Dynamo Eisleben2:3 n. V.BSG Wismut Aue
ASG Vorwärts Meiningen2:3 n. V.BSG Sachsenring Zwickau
SG Dynamo Schwerin0:3FC Vorwärts Berlin
ASG Vorwärts Stralsund1:1 n. V.Berliner FC Dynamo
BSG Motor Eisenach0:0 n. V.BSG Chemie Leipzig
FC Hansa Rostock II1:1 n. V.1. FC Union Berlin
BSG Motor Steinach1:3FC Karl-Marx-Stadt
BSG Motor Hennigsdorf2:0FC Hansa Rostock
BSG Wismut Gera2:1FC Rot-Weiß Erfurt
BSG Motor Wema Plauen2:1BSG Stahl Riesa
BSG Aktivist Schwarze Pumpe0:21. FC Lokomotive Leipzig
BSG Motor Köpenick1:2BSG Lokomotive Stendal
* 
Bezirkspokalsieger

Wiederholungsspiele

Ergebnis
FC Carl Zeiss Jena10:10BSG Motor Grimma
Berliner FC Dynamo5:0ASG Vorwärts Stralsund
BSG Chemie Leipzig4:0BSG Motor Eisenach
1. FC Union Berlin3:1 n. V.FC Hansa Rostock II

Achtelfinale

Die Spiele fanden am 1. Dezember 1968 statt.

Ergebnis
1. FC Magdeburg4:1BSG Sachsenring Zwickau
BSG Wismut Gera1:0HFC Chemie Halle
BSG Motor Wema Plauen0:2BSG Chemie Leipzig
SG Dynamo Dresden2:11. FC Lokomotive Leipzig
FC Karl-Marx-Stadt3:1BSG Wismut Aue
1. FC Union Berlin0:1FC Carl Zeiss Jena
BSG Motor Hennigsdorf0:2FC Vorwärts Berlin
Berliner FC Dynamo1:0 n. V.BSG Lokomotive Stendal

Viertelfinale

Die Spiele fanden am 23. April 1969 statt.

Ergebnis
FC Vorwärts Berlin4:1FC Carl Zeiss Jena
Berliner FC Dynamo3:0SG Dynamo Dresden
FC Karl-Marx-Stadt5:3BSG Wismut Gera
BSG Chemie Leipzig1:21. FC Magdeburg

Halbfinale

Die Spiele fanden am 8. Mai 1969 statt.

Ergebnis
FC Karl-Marx-Stadt2:1FC Vorwärts Berlin
Berliner FC Dynamo1:21. FC Magdeburg

Finale

Statistik

Paarung1. FC MagdeburgFC Karl-Marx-Stadt
Ergebnis4:0 (1:0)
Datum1. Juni 1969
StadionRudolf-Harbig-Stadion, Dresden
Zuschauer20.000
SchiedsrichterHans-Joachim Schulz (Görlitz)
Tore1:0 Ohm (28.)
2:0 Walter (51.)
3:0 Ohm (60.)
4:0 Sparwasser (68.)
1. FC MagdeburgHans-Georg MoldenhauerManfred ZapfGünter Fronzeck, Peter Sykora, Jörg Ohm, Rolf RetschlagHermann Stöcker, Wolfgang Seguin, Wolfgang AbrahamJürgen Sparwasser, Joachim Walter
Cheftrainer: Heinz Krügel
FC Karl-Marx-StadtJoachim Gröper (63. Manfred Kaschel) – Albrecht Müller, Eberhard Schuster, Fritz Feister, Peter MüllerFriedrich-Wilhelm Göcke, Rolf Steinmann, Dieter ErlerGotthard Zölfl (46. Karl-Heinz Zeidler), Manfred Lienemann, Eberhard Vogel
Cheftrainer: Bringfried Müller

Spielverlauf

Im Duell des Meisterschaftsdritten gegen den siebten der Oberliga-Abschlusstabelle 1968/69 waren im sächsischen Dresden nur die Anhänger des 1. FC Magdeburg unterlegen. Lediglich 200 Magdeburger sahen sich einer Kulisse von 7000 Karl-Marx-Städtern gegenüber. Ganz anders waren die Verhältnisse auf dem Rasen des Dynamostadions. Ein eindeutig überlegener 1. FC Magdeburg erzielte mit 4:0 den höchsten Endspielsieg seit 1950, als EHW Thale mit dem gleichen Ergebnis den Pokal gewonnen hatte.

Die Begegnung begann hektisch, bereits nach einer Viertelstunde hatten Göcke (FCK) und Zapf (FCM) verletzt am Boden gelegen. Beide konnten jedoch weiterspielen, und zunächst erarbeiteten sich die Karl-Marx-Städter voller Elan gute Torchancen. In der 12. Minute verfehlte Göcke nur knapp das Tor, in der 27. Minute musste Zapf auf der Torlinie klären. Die Magdeburger gingen auf Lauerstellung, vertrauten auf ihre sichere Deckung und warteten auf Kontermöglichkeiten. Das ergab sich bereits eine Minute nach Zapfs Rettungstat. Stöcker startete einen Lauf auf der linken Spielfeldseite, überlief Göcke und spielte Peter Müller aus. Seine halbhohe Flanke erreichte Ohm, der den Ball per Kopf ins Tor beförderte. Von diesem Moment an hatten die Magdeburger das Spielgeschehen in der Hand, bereits aus der eigenen Abwehr wurden die Stürmer immer wieder nach vorne geschickt, im Mittelfeld dominierten Ohm, Seguin und Abraham. Das Spiel des FCK zerfiel in erfolglose Einzelaktionen, seine Stürmer wurden bis zur Wirkungslosigkeit abgeschirmt.

Der 1. FCM nutzte seine Überlegenheit in der zweiten Spielhälfte konsequent. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff war erneut Stöcker Ausgangspunkt des nächsten Tores. In seinen Eckstoß hechtete Walter und erzielte das 2:0. In ihrem Bemühen, das Spiel noch zu wenden, warfen die Karl-Marx-Städter danach alles nach vorn, boten damit dem Gegner aber dadurch noch mehr freie Räume. Diese wurden dankbar angenommen, in der 60. Minute konnte Ohm von der Mittellinie einen Sololauf starten und den Ball gefühlvoll über Torwart Gröper zum 3:0 hinwegheben. Nach acht Minuten war es Sparwasser, der zwei Gegner ausspielend das vierte Tor für Magdeburg erzielte. Diese Mannschaft spielte sich in einen wahren Rausch, hatte weitere Großchancen. Die letzte in der 85. Minute, als Sparwasser den eingewechselten Torwart Kaschel zu einer Glanzparade zwang.

Mit einer hervorragenden Leistung hatte der 1. FC Magdeburg zum dritten Mal den Pokal gewonnen. Dresdens Fußballidol vergangener Zeiten Richard Hofmann gratulierte anerkennend:

„Vielen Dank Jungens für diesen Fußballgenuß. Das war eine echte Werbung für unseren schönen Sport. Ihr habt klar und verdient gewonnen. Eure Deckung stand goldrichtig, war clever. Eure Angriffsspitzen kamen mit zunehmenden Spiel immer wirkungsvoller zur Geltung. Souverän habt ihr den Pokal erkämpft. Es war ein schönes Spiel, es war eine Freude, euch spielen zu sehen.“
(Volksstimme Magdeburg, 2. Juni 1969)

Quelle