FDGB-Pokal 1954/55
In der Saison 1954/55 wurde zum fünften Mal der FDGB-Fußballpokal-Wettbewerb ausgetragen.
Die 1. Hauptrunde wurde mit 56 Mannschaften aus den Bezirkspokalwettbewerben, 18 Mannschaften der zweitklassigen DDR-Liga und den 14 Vertretern der höchsten DDR-Fußballklasse Oberliga durchgeführt. Bis zur 3. Runde waren alle Mannschaften dem K.-o.-System unterworfen. In Runde 4 waren zehn Mannschaften vertreten, Fortschritt Meerane und Empor Rostock kamen durch Freilos weiter. Das Viertelfinale bestritten nur sechs Teams, der SC Wismut Karl-Marx-Stadt kam durch ein Freilos weiter. Erst das Halbfinale wurde wieder regulär mit vier Mannschaften bestritten. Hier waren mit Empor Rostock, Turbine Erfurt, Wismut Karl-Marx-Stadt und Aktivist Brieske-Senftenberg nur noch Oberligisten vertreten. Mit Fortschritt Weißenfels war im Viertelfinale die letzte Ligamannschaft ausgeschieden. Dort hatte auch der Pokalverteidiger Vorwärts Berlin mit 1:3 bei Turbine Erfurt die Waffen strecken müssen.
1. Runde
Die 1. Runde wurde am 7. August 1954 ausgetragen.
Wiederholungsspiele
Ergebnis | ||
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BSG Motor Altenburg | 1:0 | BSG Motor Reichenbach |
BSG Stahl Freital | 1:0 | BSG Stahl Brandis |
2. Runde
Ergebnis | ||
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BSG Lok Weimar | 0:1 n. V. | BSG Motor Zwickau |
HSG Wissenschaft Halle | 4:6 n. V. | ZSK Vorwärts Berlin |
BSG Rotation Babelsberg | 2:1 | SC Motor Jena |
BSG Chemie Leuna | 4:0 | BSG Stahl Lippendorf |
SC DHfK Leipzig | 4:1 | SG Dynamo Berlin-Mitte |
BSG Motor Zschopau | 5:0 | BSG Traktor Obermaßfeld |
BSG Stahl Freital | 4:3 | BSG Chemie Riesa |
BSG Lok Haldensleben | 4:1 | BSG Einheit Malchin |
BSG Motor Altenburg | 2:0 | BSG Motor Teltow |
BSG Chemie Radebeul | 1:4 | BSG Traktor Teuchern |
BSG Empor Wurzen West | 2:0 | BSG Motor Oberlind Sonneberg |
BSG Wismut Aue | * | 0:1BSG Chemie Agfa Wolfen |
BSG Aktivist Brieske-Ost | 15:0 | BSG Eintracht Frankfurt/Oder |
BSG Lok Wittenberge | 4:3 | BSG Einheit Wismar |
BSG Einheit Pankow | 1:2 | BSG Motor Stralsund |
BSG Stahl Thale | 5:1 | SG Dynamo Schwerin |
BSG Motor Süd Brandenburg | 0:2 | BSG Fortschritt Meerane |
SC Fortschritt Weißenfels | 1:0 | BSG Turbine Halle |
BSG Motor Mitte Magdeburg | 1:3 | SC Turbine Erfurt |
BSG Empor Lauter | 3:2 | BSG Motor Steinach |
SG Dynamo Dresden | 7:1 | BSG Motor Bautzen |
BSG Motor Oberschöneweide | 3:2 | BSG Einheit Ost Leipzig |
Zwischen zweiter und dritter Runde wurden folgende Mannschaften umbenannt bzw. delegiert:
BSG Wismut Aue | SC Wismut Karl-Marx-Stadt |
SG Dynamo Berlin | SG Dynamo Berlin-Mitte |
SG Dynamo Dresden | SC Dynamo Berlin |
BSG Empor Lauter | SC Empor Rostock |
BSG Aktivist Brieske-Ost | SC Aktivist Brieske-Senftenberg |
3. Runde
Ergebnis | ||
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BSG Traktor Teuchern | 3:4 | SC Dynamo Berlin |
BSG Motor Zwickau | 5:0 | BSG Motor Altenburg |
BSG Rotation Babelsberg | 2:3 | SC Fortschritt Weißenfels |
SC Empor Rostock | 4:1 | BSG Empor Wurzen West |
BSG Motor Oberschöneweide | 2:2 n. V. | BSG Chemie Leuna |
BSG Chemie Wittenberge | 2:7 | SC Aktivist Brieske-Senftenberg |
SG Dynamo Berlin-Mitte | 1:0 | BSG Stahl Thale |
BSG Fortschritt Meerane | 5:2 | BSG Motor Zschopau |
SC Turbine Erfurt | 5:0 | BSG Lok Wittenberge |
ZSK Vorwärts Berlin | 3:0 | BSG Stahl Freital |
SC Wismut Karl-Marx-Stadt | 5:0 | BSG Lok Haldensleben |
Wiederholungsspiel
Ergebnis | ||
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BSG Chemie Leuna | 3:1 | BSG Motor Oberschöneweide |
Achtelfinale
Ergebnis | ||
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SC Dynamo Berlin | 3:5 n. V. | SC Wismut Karl-Marx-Stadt |
SG Dynamo Berlin-Mitte | 1:4 | ZSK Vorwärts Berlin |
BSG Chemie Leuna | 2:3 | SC Turbine Erfurt |
SC Aktivist Brieske-Senftenberg | 2:1 | BSG Motor Zwickau |
SC Fortschritt Weißenfels | 3:1 | BSG Motor Stralsund |
Freilos: BSG Fortschritt Meerane und SC Empor Rostock
Viertelfinale
Ergebnis | ||
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SC Empor Rostock | 2:0 | BSG Fortschritt Meerane |
SC Turbine Erfurt | 3:1 | ZSK Vorwärts Berlin |
SC Fortschritt Weißenfels | 1:1 n. V. | SC Aktivist Brieske-Senftenberg |
Freilos: SC Wismut Karl-Marx-Stadt
Wiederholungsspiel
Ergebnis | ||
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SC Aktivist Brieske-Senftenberg | 9:0 | SC Fortschritt Weißenfels |
Halbfinale
Ergebnis | ||
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SC Empor Rostock | 2:1 n. V. | SC Turbine Erfurt |
SC Wismut Karl-Marx-Stadt | 4:2 | SC Aktivist Brieske-Senftenberg |
Finale
Statistik
Paarung | SC Wismut Karl-Marx-Stadt – SC Empor Rostock |
Ergebnis | 3:2 n. V. (2:2, 1:0) |
Datum | 19. Juni 1955 |
Stadion | Bruno-Plache-Stadion, Leipzig |
Zuschauer | 18.000 |
Schiedsrichter | Gerhard Schulz (Berlin) |
Tore | 1:0 Manfred Kaiser (2.) 1:1 Herbert Zwahr (46.) 2:1 Kurt Viertel (58.) 2:2 Karl Pöschel (71.) 3:2 Armin Günther (111.) |
SC Wismut Karl-Marx-Stadt | Kurt Steinbach – Heinz Glaser, Bringfried Müller, Erhard Bauer – Karl Wolf, Siegfried Wolf – Konrad Wagner (91. Hans Meyer), Manfred Kaiser, Kurt Viertel, Armin Günther, Karl-Heinz Mohr Cheftrainer: Karl Dittes |
SC Empor Rostock | Rudi Leber – Gerhard Schaller, Kurt Zapf, Karl-Heinz Singer – Rudolf Schneider, Heinz Minuth – Franz Bialas (46. Herbert Zwahr), Horst Zedel, Herbert Holtfreter, Arthur Bialas, Karl Pöschel Cheftrainer: Oswald Pfau |
Spielverlauf
Im fünften Endspiel um den FDGB-Fußballpokal standen sich mit dem SC Wismut Karl-Marx-Stadt der Zweite und mit dem SC Empor Rostock der Neunte der abgelaufenen DDR-Oberligasaison 1954/55 gegenüber. Beide Mannschaften mussten auf wichtige Stammspieler verzichten, Wismut auf Tröger, Satrapa und Freitag, Empor konnte Leeb und Speth nicht einsetzen. Die Wismut-Elf unterstrich bereits nach 90 Sekunden ihre leichte Favoritenstellung mit dem Führungstreffer. Ihr Spiel war zunächst technisch und taktisch überlegen, im Mittelfeld überraschte sie ständig mit Positionswechseln. Auf der anderen Seite sah man bei Rostock Abwehrschwächen, unsichere Ballannahme und ungenaues Passspiel. Erst nach etwa zwanzig Minuten fand der SC Empor den Spielfaden, erhöhte die Laufleistung und begann im Angriff variabler zu agieren.
Mittelstürmer Holtfreter übernahm das Kommando in der Offensive und leitete mit seinem 20-m-Schuss den Rostocker Ausgleich 150 Sekunden nach Beginn der zweiten Halbzeit vor. Sein Schuss prallte zwar noch gegen die Torlatte, doch der neu ins Spiel gekommene Zwahr verwandelte überlegt in die rechte Ecke. Als es den Anschein hatte, Empor könnte sich nun mit seinem athletischen Spiel gegen die Wismut-Mannschaft durchsetzen, wurden die Rostocker durch einen Torwartfehler wieder zurückgeworfen. Zuvor hatte schon Stopper Zapf seinen Gegenspieler Viertel nicht halten können, dessen Flachschuss schließlich Torwart Leber unter seinem Körper hindurchrutschen ließ. Der SC Empor ließ sich durch den erneuten Rückstand allerdings nicht entmutigen, in der 71. Minute schaffte er nach einem sehenswerten Spielzug erneut den Ausgleich. Pöschel war überraschend auf die rechte Angriffsseite gewechselt, übernahm einen Steilpass von Zedel und schoss aus vollem Lauf ins Wismut-Tor.
Da es nach 90 Minuten immer noch 2:2 stand, mussten beide Mannschaften in die Verlängerung. Wismut-Trainer Karl Dittes nutzte nun seinerseits die Wechselmöglichkeit und ersetzte seinen rechten Stürmer Wagner gegen Hans Meyer. Außerdem beorderte er Mittelfeldspieler Siegfried Wolf in den Angriff, dessen Bruder Karl Wolf agierte zeitweise als sechster Stürmer. Die so verstärkte Offensive setzte den SC Empor erheblich unter Druck, brauchte aber 20 Minuten, um zu einem zählbaren Erfolg zu kommen. Den sechsten Eckball für Wismut, von rechts getreten, wehrte Torwart Leber zu kurz ab, der Wismut-Stürmer Mohr erkämpfte sich trotz Bedrängnis den Ball und spielte ihn zu seinem Sturmpartner Günther. Dieser stand ungedeckt vor dem Rostocker Tor und schoss aus sechs Metern hoch in die linke Ecke zum 3:2 für Wismut ein. Von diesem abermaligen Rückstand erholte sich der SC Empor in den letzten zehn Minuten nicht mehr.
Siehe auch
Weblinks
- DDR-Fußballjahr 1954/55 auf rsssf.org (englisch)
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(c) Bundesarchiv, Bild 183-31222-0007 / Kister / CC-BY-SA 3.0
Vor 18.000 Zuschauern holte sich der "Ewige Zweite", SC Wismut, beim Endspiel um den FDGB-Pokal gegen den SC Empor Rostock im Leipziger Bruno-Plache-Stadion nach zweimal 15 Minuten Verlängerung mit einem 3:2 Erfolg die Trophäe.
(c) Bundesarchiv, Bild 183-31222-0001 / Kister / CC-BY-SA 3.0