Führerhauptquartier Tannenberg

Lage des FHQ Tannenberg in Europa

Das Führerhauptquartier (FHQ) Tannenberg lag an der Schwarzwaldhochstraße in der Nähe der Alexanderschanze auf dem fast 1.000 Meter hohen Kniebis im nördlichen Schwarzwald (Gemeindegebiet von Baiersbronn). Heute liegt das Areal mit den Resten des ehemaligen FHQ Tannenberg in der Kulisse des Nationalparks Schwarzwald.

Bau und Planung der Anlage

Hotel Alexanderschanze

Tannenberg entstand während der Vorbereitungen des Frankreichfeldzuges am Rande einer hochmoorartigen Lichtung nahe dem Hotel Alexanderschanze. Ausgeführt durch die Organisation Todt und einige private Subunternehmen, begannen die Bauarbeiten am 1. Oktober 1939. Es handelte sich nicht um einen Neubau, sondern um den Ausbau und die Erweiterung einer schon vorhandenen Anlage des Westwalles.

Bis zum 1. Juli 1940 entstanden neben den entsprechenden Zufahrtswegen zwei Bunker mit einer Gesamtnutzfläche von 275 m² und eine Baracke von 85 m². Der eine Bunker sollte Hitler als Unterkunft dienen, im anderen war eine Fernmeldezentrale untergebracht. Daneben wurden auch die bereits vorhandenen Unterkunftsgebäude und Unterstände ausgebaut und erweitert. Die Abteilung Landesverteidigung des Wehrmachtführungsamtes des OKW bezog ihr Quartier in dem rund 2 Kilometer entfernten Hotel Alexanderschanze, welches noch existiert, aber leersteht.

Insgesamt wurden bis zum 1. Juli 1940 2.340 m³ Beton verbaut. Der Arbeitseinsatz entsprach bei einer Wochenarbeitszeit von 54 Stunden 43.750 Tagwerken, wobei ein Tagwerk der Arbeitszeit eines Arbeiters an einem Werktag entspricht.

Hitlers Aufenthalt in Tannenberg

(c) Bundesarchiv, Bild 183-R99057 / UnbekanntUnknown / CC-BY-SA 3.0
Hitler mit seinem Gefolge im Juni 1940 im Führerhauptquartier Felsennest

Hitler hielt sich nur ein Mal im FHQ Tannenberg auf, vom 27. Juni bis zum 5. Juli 1940, nach dem Triumph in Frankreich. Er zeigte sich gerne in der Öffentlichkeit, u. a. beim Besuch von Verwundeten im Lazarett Freudenstadt, was der Stadt Jahre später beim Vorrücken der Franzosen wenig Sympathien einbrachte.

Seine Ankunft und die damit verbundene Verlegung vom bisherigen Standort Wolfsschlucht zum Kniebis wurde durch einen Besuch des Kommandanten des FHQ und des Chefadjutanten der Wehrmacht am 16. Juni 1940 angekündigt. Neun Tage später, am 25. Juni 1940, trafen die einzelnen Gruppen der Obersten Führung in Tannenberg ein. Während seines Aufenthaltes unternahm Hitler von hier Ausflüge ins benachbarte Elsass. Zudem empfing er zahlreiche Gäste, unter ihnen den italienischen Botschafter Alfieri, außerdem Baldur von Schirach, Josef Bürckel, Arthur Seyß-Inquart, Reichsminister Lammers, Goebbels und Josef Terboven.

Am 2. Juli 1940 redigierte Hitler in Tannenberg den von Alfred Jodl entworfenen „Abschlussbericht des OKW über den Feldzug im Westen“. Am selben Tag legte der Chef des Wehrmachtführungsstabes Hitler auch die ersten Entwürfe und Pläne für eine Invasion in Großbritannien vor. Am Mittag des 5. Juli 1940 verließ Hitler Tannenberg. Das Führer-Begleit-Bataillon, das für seinen Schutz verantwortlich war, wurde ebenfalls abgezogen und in das Führerhauptquartier Kehlsteinhaus (Adlerhorst) verlegt, um es für das Unternehmen Seelöwe vorzubereiten, das aber 1941 aufgegeben wurde. In Tannenberg blieb lediglich ein kleines Wachkommando zurück. Im November 1940 wurde die Anlage vom Wehrkreiskommando Stuttgart übernommen und bis Ende März 1945 als Kommandoposten genutzt.

Abriss nach 1945

Gesprengte Bunkerreste

Anfang April 1945 erreichten Einheiten des V. US-Korps Tannenberg, das deutsche Pioniere einige Tage zuvor gesprengt hatten. In den Jahren 1946 und 1947 wurden viele Überreste abtransportiert, die Trümmer dienten der Bevölkerung jahrelang als Baumaterial. Anfang der 1960er Jahre wurden schließlich die meisten Reste des ehemaligen Führerhauptquartiers Tannenberg beseitigt und die Fundamente der Gebäude eingeebnet. Heute sind nur noch wenige gesprengte Bunker- und Fundamentreste vorhanden.

Literatur

  • Arno Fröba und Friedrich Wein: Das Führerhauptquartier „Tannenberg“ im Nordschwarzwald. 1. Auflage. Explorate Verlag, Königsfeld 2021, ISBN 978-3-937779-41-6 (224 Seiten).
  • Ralf Bernd Herden: Das „Führerhauptquartier Tannenberg“ auf dem Kniebis. In: Die Ortenau. Jahresband 82, 2002, S. 681–684.
  • Ralf Bernd Herden: Der „Hofstaat“ des Führerhauptquartiers [auf dem Kniebis]. In: Die Ortenau. Jahresband 93, 2013, S. 443–452.
  • Franz W. Seidler, Dieter Zeigert: Die Führerhauptquartiere. Anlagen und Planungen im Zweiten Weltkrieg. Herbig, München 2000, ISBN 3-7766-2154-0, S. 180–183.

Weblinks

Commons: Führerhauptquartier Tannenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 29′ 45,7″ N, 8° 15′ 52,3″ O

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FHQ Tannenberg, Bunkerreste im Wald
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eine der am besten erhaltenen Grundmauern des Führer-Hauptquartiers in Tannenberg, Baden-Württemberg
Bundesarchiv Bild 183-R99057, Führerhauptquartier, Adolf Hitler mit Stab.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R99057 / UnbekanntUnknown / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Zentralbild

Faschistenführer Hitler mit seinem Stab im Hauptquartier Im Juni 1940 ließ sich Hitler mit seinem Gefolge, es ist anzunehmen, daß dieses Foto in der „Wolfsschanze“ (gebaut von 1940–1942) aufgenommen wurde, im Führerhauptquartier fotografieren. Soweit bekannt vlnr:

SA-Obergruppenführer Wilhelm Brückner,
OKH-Adjutant Major Engel,
Reichspressechef Dr. Otto Dietrich,
Hitlers Begleitarzt Dr. Karl Brandt,
Chef des OKW Generaloberst Wilhelm Keitel,
Luftwaffenadjutant Generalmajor [Karl] Bodenschatz,
Adolf Hitler,
Wehrmachtsadjutant Oberst Rudolf Schmundt,
SS-Adjutant SS-Gruppenführer Julius Schaub,
Chef des Wehrmachtsführungsamtes im OKW General Alfred Jodl,
Adjutant Himmler und Verbindungsmann zu Hitlers SS-Gruppenführer Karl Wolff,
Leiter der Parteikanzlei Reichsleiter Martin Bormann,
Hitlers Leibarzt Prof. Dr. [Theo] Morell,
Luftwaffenadjutant Hauptmann von Below,
Reichsbilderstatter der NSDAP Heinrich Hoffmann.
Die „Wolfsschanze“, ein von Hitler geprägter Name, lag in der Nähe der Stadt Ketrzyn, Wojewodschaft warmińsko-mazurskie (früher Rastenburg, Amtsbezirk Allenstein), Republik Polen.
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Lage der Führerhauptquartiere (FHQ) während des II. Weltkrieges
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Das denkmalgeschützte Wanderhotel Alexanderschanze an der Passhöhe geht auf ein Forsthaus aus dem Jahr 1868 zurück. Dieses brannte 1911 ab und wurde durch den heute noch bestehenden Bau ersetzt.
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Gesprengte Reste des Führerhauptquartiers Tannenberg nördlich der Alexanderschanze; Baden-Württemberg, Deutschland.
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Sockel von Baracken
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