Exzellenzhaus

Exzellenzhaus
Exzellenzhaus, Innenhof
Exzellenzhaus, Innenhof

Das Exzellenzhaus (kurz: Exhaus) ist ein Gebäude in Trier. Es gehörte ursprünglich zum im 7. Jahrhundert erbauten Kloster St. Marien. Nach der Säkularisation diente es zunächst den Truppen Napoléon Bonapartes als Kaserne. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde es von der preußischen Armee genutzt. Aus dieser Zeit stammt der heutige Name.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zunächst als Lagerraum genutzt und verfiel zusehends. Im März 1972 wurde es von der Stadt Trier, die Eigentümerin der Immobilie ist, zu einem Jugendzentrum umgewidmet. Dies stellte einen wichtigen Schritt in der Stadtentwicklung dar.

1980 stand das Exzellenzhaus vor dem Aus, weil der Südflügel baufällig war und geschlossen werden musste. Erst ab 1983 war eine Sanierung finanziell schrittweise möglich.

Bis zur Schließung des Exzellenzhauses Ende 2020 beherbergte es ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum. Die Schwerpunkte lagen zum einen in der Jugendarbeit und zum anderen in der Förderung von Jugendkultur. Das Exzellenzhaus wurde bis zu dessen Insolvenz von einem gleichnamigen Verein verwaltet, der von der Stadt finanziell unterstützt wurde. Dieser war organisiert im Dachverband Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur & Kulturpädagogik Rheinland-Pfalz.

Durch einen Kinderhort und verschiedene sozialpädagogisch betreute Freizeitangebote für Jugendliche erfüllte das Exzellenzhaus eine wichtige Funktion im Stadtteil Trier-Nord, einem sozialen Brennpunkt. Es stellte außerdem Bands der regionalen Musikszene Probe- und Aufführungsräume zur Verfügung.

Im Exzellenzhaus fanden bis 2020 jährlich das Summerblast Festival statt, eines der bekannteren deutschen Musikfestivals aus den Bereichen Metalcore, Hardcore-Punk, Deathcore, Post-Hardcore und des Emocore.

Einschränkung und Schließung des Exhauses

Anfang 2015 wurden Brandschutzmängel im Exhaus festgestellt und daraufhin die maximal zulässige Zahl von Veranstaltungsbesuchern eingeschränkt.[1][2] Der Stadtrat beschloss im März 2016 eine Brandschutzsanierung, die ab Mai 2018 begonnen wurde.[1] Die Brandschutzmaßnahmen sahen zum Beispiel vor, eine Außentreppe vom Balkensaal auf den Parkplatz auf der Nordseite, sowie einen Tunnel vom großen Exil bis vor das benachbarte Nordbad zu führen. Unter anderem durch die geringeren Einnahmen aus dem Veranstaltungsbereich musste der Verein 2018 Insolvenz anmelden.[3] Der Verein initiierte kurz darauf die Spendenkampagne „Rettet das Exhaus“.[4] 2018 konnte die Insolvenz des Betreibervereins zunächst abgewendet werden.

Im Zuge der Baumaßnahmen fiel nach einiger Zeit unter anderem auf, dass die Holzbalkendecke im Mittelflügel des Gebäudes von Hausschwamm betroffen ist. Daraufhin wurde dieser Flügel im Spätsommer 2018 geschlossen. Anfang Februar 2019 wurde bekannt, dass tragende Bauteile im Gebäude marode sind, woraufhin das Gebäude von der Stadt Trier als Besitzerin unmittelbar geräumt und gesperrt wurde. Der Hort war bereits zuvor in die Ambrosius-Grundschule umgesiedelt worden, das Fanprojekt des Fußballvereins Eintracht Trier wurde in die ehemalige Geschwister-Scholl-Hauptschule ausgelagert.[2][1]

Im April 2019 wurde bekannt gegeben, dass der Exzellenzhaus e.V. in den Schießgraben unweit der Trierer Berufsschule angesiedelt werden sollte.[5] Am 21. September 2020 wurde allerdings bekannt gegeben, dass der Verein wegen Insolvenz zum Jahreswechsel komplett aufgelöst werden soll. Die Bereiche Hort, Fanprojekt, der Musikproberaum Bunker in der Karl-Grün-Straße und der Bereich Streetwork Blue in Trier-Ehrang/Quint wurden dabei von anderen Trägern der freien Jugendhilfe weitergeführt, die Bereiche Umsonstladen und der Kulturbereich wurden ersatzlos beendet.[6] Zum Erhalt der kompletten Arbeit in einer Trägerstruktur gründete sich das Aktionsbündnis Exhaus bleibt!, das mehrere Demonstrationen zu diesem Zweck am Trierer Rathaus mit jeweils 200 bis 300 Teilnehmenden organisierte. Aus dem Aktionsbündnis heraus gründete sich der Kulturgraben e.V., der die Arbeit des Exhauses weiterführen will. Am 6. Oktober 2020 beschloss der Trierer Stadtrat mit den Stimmen der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, CDU und Die Linke, dass in Sachen Jugend- und Kulturarbeit in Trier-Nord „die Entwicklung hin zu einer neuen Trägerstruktur“ seitens der Stadtverwaltung unterstützt werden müsse. Die verschiedenen Felder, auf denen der insolvente Verein Exzellenzhaus e. V. bislang aktiv war, müssten dabei „unter einem neuen institutionellen Dach vereint“ werden.[7]

Zur Sanierung des Gebäudes und der erneuten Bewirtschaftung durch Jugend- und Jugendkulturarbeit startete das Aktionsbündnis Exhaus bleibt! am 20. August 2021 ein Bürgerbegehren.[8] Einige lokale Prominente unterstützten offiziell das Bürgerbegehren, darunter Helmut Leiendecker, Florian Valerius, die Spieler von Eintracht Trier, Jupiter Jones, Popperklopper, Christian Baron, Frank Jöricke, Love A und Pascow.[9] Das Aktionsbündnis reichte bis zum 17. Mai 2022 6.821 Unterschriften beim Wahlamt der Stadt Trier ein, davon 4.824 von wahlberechtigten Triererinnen und Trierern.[10] Das Quorum war damit erfüllt. Dennoch erklärte das Rechtsamt der Stadt Trier das Bürgerbegehren aus verschiedenen inhaltlichen Gründen einige Tage später für unzulässig.[11] Ende September bestätigte der Stadtrat bei einigen Gegenstimmen die Einschätzung der Stadtverwaltung.[12] Das Aktionsbündnis kritisierte zunächst die Auffassung des Rechtsamts, da in einem Gespräch zu Beginn der Kampagne keine Bedenken geäußert worden seien. Das Bündnis kündigte an, Einspruch gegen die Entscheidung zu erheben[11] und bekräftigte nach der Ratsentscheidung noch einmal, rechtliche Schritte einleiten zu wollen.[12]

Weblinks

Commons: Exzellenzhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Gravierende Mängel entdeckt: Stadt schließt Exhaus. Wochenspiegel, abgerufen am 4. August 2022.
  2. a b Jörg Pistorius: Sanierung: Neue Bauprobleme im Trierer Exhaus (Video). Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  3. Jörg Pistorius: Bauprobleme: Trier macht Kulturzentrum Exhaus völlig überraschend komplett dicht (Update). Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  4. Rettet das Exhaus! - Trierer Kulturzentrum braucht Hilfe, auf volksfreund.de, abgerufen am 14. November 2020
  5. Jörg Pistorius, Rainer Neubert: Lösung gefunden: Das Exhaus zieht für einige Jahre in den Trierer Schießgraben. Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  6. Christiane Wolff: Kulturinstitution: Verein Exhaus vor der Auflösung – Was wird aus Konzerten, Festivals und Jugendkultur? (Fotos). Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  7. Christiane Wolff: Jugendkultur: CDU, Linke und Grüne: Gemeinsam für’s Exhaus (Fotos). Abgerufen am 14. Oktober 2020.
  8. Florian Blaes: 'Exhaus bleibt!' startet mit drei Musikern aus Trier ein Bürgerbegehren. In: News Trier und Umgebung. N49 Agentur für Konzept und Performance GmbH, 20. August 2021, abgerufen am 23. August 2021 (deutsch).
  9. Unterstützer*innen – Exhaus bleibt! Bürgerbegehren. Abgerufen am 30. Mai 2022 (deutsch).
  10. Wie viele Unterschriften habt ihr eigentlich gesammelt? – Exhaus bleibt! Bürgerbegehren. Abgerufen am 30. Mai 2022 (deutsch).
  11. a b swr.de: Stadt Trier: Bürgerentscheid zum Exhaus rechtlich nicht zulässig
  12. a b swr.de: Trierer Stadtrat erklärt Bürgerbegehren "Exhaus bleibt!" für unzulässig

Koordinaten: 49° 46′ 11″ N, 6° 38′ 50″ O

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Autor/Urheber: Stefan Kühn, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Exzellenzhaus, Trier, Deutschlang
Trier Zurmaiener Strasse 114.jpg
Zurmaiener Straße 114: sogenanntes Exzellenzhaus; ehemaliges Wirtschaftsgebäude der Benediktinerabtei St. Maria ad Martyres; Dreiflügelanlage, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, Aufstockung des Südflügels 1875; Gartenmauer mit drei Pavillons, Gartenabschlussmauer mit Eingangstor
Trier Zurmaiener Strasse 114 2.jpg
Trier, Zurmaiener Straße 114: sogenanntes Exzellenzhaus; ehemaliges Wirtschaftsgebäude der Benediktinerabtei St. Maria ad Martyres; Dreiflügelanlage, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, Aufstockung des Südflügels 1875; Gartenmauer mit drei Pavillons, Gartenabschlussmauer mit Eingangstor