Exulantenkirche
Als Exulantenkirchen werden Kirchen in Exulantensiedlungen, die von böhmischen Exulanten in ihrer neuen Heimat errichtet oder genutzt wurden, bezeichnet. Die Protestanten aus Böhmen wanderten größtenteils ins benachbarte Kurfürstentum Sachsen, nach Franken oder in die Mark Brandenburg aus. Dort wurden sie in den bestehenden Gemeinden integriert oder sie bildeten eigene Exulantengemeinden, in denen Exulantenkirchen errichtet wurden.
Heute werden diese Kirchen als normale Pfarrkirchen von den Gemeinden der jeweiligen Landeskirche, z. B. Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens oder Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, genutzt.
Ehemalige Exulantenkirchen
- Johanniskirche oder Böhmische Kirche Dresden, ab 1650 zunächst Nutzung der hölzernen Friedhofskirche St. Johannis vor dem Pirnaischen Tor (Johannisgasse) in der Pirnaischen Vorstadt von Dresden und ab 1795 des spätbarocken Nachfolgebaus, der zweiten Johanniskirche oder Böhmischen Kirche. Die Gottesdienste durften auf Tschechisch abgehalten werden.
- Erlöserkirche Dresden, erbaut in Dresden-Striesen (Wittenberger Straße/Ecke Paul-Gerhardt-Straße), Architekt Gotthilf Ludwig Möckel, geweiht 1880 als dritte Kirche der böhmischen Exulantengemeinde zu Dresden.[1][2]
- Stadtkirche Johanngeorgenstadt, im Jahr 1654 Gründung der Exulantengemeinde Johanngeorgenstadt mit Genehmigung des Kurfürsten Johann Georg I., 1655 bis 1657 Bau der ersten Kirche, 1867 wurde die erste Exulantenkirche durch einen Stadtbrand vernichtet, 1869 bis 1872 Neubau als neogotische Hallenkirche unter der Verwendung des alten Turmmauerwerks nach den Plänen der Architekten Arnold und Pfau aus Annaberg.[3]
- Exulantenkirche „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ Neusalza, OT von Neusalza-Spremberg, erbaut 1675 bis 1679 von Hans Sarn aus Bautzen, zugleich Grenzkirche wegen ihrer Lage zum grenznahen Schluckenauer Zipfel in Böhmen, heute Tschechien
- Exulantenkirche Zinnwald-Georgenfeld, erbaut von 1908 bis 1909 nach einem Entwurf der Architekten Lossow und Kühne aus Dresden. Die Bergmannsbilder in der Kirche stammen vom Dresdner Maler Paul Herrmann.
- Exulantenkirche Oberneuschönberg, heute OT von Olbernhau, 1695 als Hallenkirche von Christian Schupp und George Creer errichtet, verputzter Bruchsteinbau mit Walmdach und Dachreiter mit geschweifter Kupferhaube, originale Innenausstattung erhalten, Altar aus dem Jahr 1737 von Andreas Nördling.[4]
- Exulantenkirche Zittau im Heffterbau – Teil des ehemaligen Franziskanerklosters, nach 1690 zur Exulantenkirche umgebaut.[5]
- Erlöserkirche Bärenstein, erbaut 1655.
- Exulantenkirche Deutschneudorf, 1736 geweiht.[6]
- Schrotholzkirche Wespen in Wespen bei Barby, 1687 erbaut, gehörte damals zur kursächsischen Sekundogenitur Sachsen-Weißenfels, Aufnahme von böhmischen Exulanten ab 1669 unter Herzog August von Sachsen-Weißenfels.
- Friedrichskirche im Weberviertel von Nowawes, seit 1924 Babelsberg, 1752/1753 als Exulantenkirche auf dem Weberplatz errichtet von Johann Boumann.
Bilder von Exulantenkirchen
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Die Musik der böhmischen Exulantengemeinde 1650–1880. Johannes-Kantorei Dresden, abgerufen am 9. März 2015.
- ↑ Johanniskirche. In: Stadtwiki Dresden. Abgerufen am 9. März 2015.
- ↑ Exulantenkirche Johanngeorgenstadt - Montanregion Erzgebirge (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)(abgerufen am 22. Februar 2016)
- ↑ Exulantenkirche Olbernhau - Montanregion Erzgebirge (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)(abgerufen am 22. Februar 2016)
- ↑ Heffterbau. In: city-map Zittau, Görlitz und Weißwasser. Abgerufen am 9. März 2015.
- ↑ Geschichte der Erlöserkirche Bärenstein. Ev.-Luth. Kirchgemeinde Bärenstein, abgerufen am 9. März 2015.
Literatur
- Lutz Mohr: Neusalza-Spremberg – Eine Zeitreise 1242-2017. Autoren- und Verlagsservice Frank Nürnberger (Oberlausitzer Verlag), Spitzkunnersdorf 2017, ISBN 978-3-9818434-0-8.
- Christian Schultze: Exulanten in Sachsen. GRIN Verlag, 2013, 68 Seiten.
- Christian Adolf Pescheck: Die Böhmischen Exulanten in Sachsen, S. Hierzel, Leipzig 1857 (Digitalisat).
- Wulf Wäntig: Grenzerfahrungen. Böhmische Exulanten im 17. Jahrhundert. Konstanz 2007, 664 S., siehe auch exulanten.de.
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04.07.2009 01773 Zinnwald (Zinnwald-Georgenfeld zu Altenberg/Sachs.): Evangelische Exulantenkirche Zinnwald,
Teplitzer Straße 23 (GMP: 50.736385,13.760752). Erbaut 1908-1909 nach Plänen der Dresdner Architekten Lossow &
Kühne. Sicht von Osten. [DSCN38099-38100.TIF]20090704170MDR.JPG(c)BlobeltAutor/Urheber: Norbert Kaiser, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blick auf die 1734/36 erbaute evangelische Kirche in Deutschneudorf im Erzgebirge.
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Exulantenkirche Johanngeorgenstadt
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Oberneuschönberg: Exulantenkirche
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Ev. Kirche in Bärenstein (Erzgebirge)
Autor/Urheber: Lysippos, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Evangelische Pfarrkirche in Neusalza (Neusalza-Spremberg, Sachsen, Deutschland)
Erlöserkirche in Dresden-Striesen
J. Franke - Die Johanniskirche in Dresden
Autor/Urheber: Olaf Meister (Olaf2), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schrotholzkirche Wespen
Autor/Urheber: Jwaller, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Heffterbau in Zittau, ursprünglich Teil des ehemaligen Franziskanerklosters
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Weberplatz mit Friedrichskirche in Babelsberg.