Expositionsklasse

Die Expositionsklasse ist ein Begriff aus dem Betonbau.

Um eine ausreichende Dauerhaftigkeit sicherzustellen, müssen Betonbauteile ausreichend widerstandsfähig gegenüber chemischen und physikalischen Einwirkungen aus ihrer Umgebung und Nutzung sein. Die Einwirkungen aus den verschiedenen Umweltbedingungen werden in Expositionsklassen eingeordnet, die auf den Beton, den Betonstahl oder metallische Einbauteile einwirken können und die nicht als Lasten bei der konstruktiven Bemessung berücksichtigt werden. Daraus folgen die Anforderungen an die Zusammensetzung des zu verwendenden Betons, sowie die Betondeckung und die zulässige Rissbreite.

Expositionsklassen nach Eurocode, DIN und ÖNORM

Die Bezeichnungen der einzelnen Expositionsklassen setzt sich aus dem Buchstaben X (für Exposition), der Kennung für die Art der schädigenden Einwirkung und einer Ziffer, die die Intensität der Schädigungseinflüsse kennzeichnet, zusammen. Für die verschiedenen Arten von Einwirkungen werden folgende Abkürzungen aus dem Englischen verwendet:

  • 0 für Zero Risk (kein Angriffsrisiko)
  • C für Carbonation (Carbonatisierung)
  • D für Deicing Salt (wechselfähige Chloride beispielsweise aus Streusalz)
  • S für Seawater (Meerwasser)
  • F für Frost (Frost und Taumittel)
  • A für Chemical Attack (chemischer Angriff)
  • M für Mechanical Abrasion (mechanischer Angriff (Abrieb, Verschleiß o. Ä.))

In Deutschland sind die Expositionsklassen in DIN EN 1992-1-1 („Eurocode 2“) mit dem nationalen Anhang DIN EN 1992-1-1/NA geregelt. Außerdem sind die DIN EN 206-1 mit den Änderungen A1 und A2 und die DIN 1045–2 mit den Anwendungsregeln zur DIN EN 206-1 zu berücksichtigen.

In der letzten, inzwischen zurückgezogenen Fassung der DIN 1045-1 (2008–08) wurden die Expositionsklassen um die Exposition W „Betonkorrosion infolge Alkali-Kieselsäure-Reaktion“ erweitert. Dieser Exposition werden keine Mindestbetonfestigkeitsklassen zugewiesen. In Österreich sind diese Expositionsklassen gleich benannt, weisen jedoch in der Zuordnung andere Beispiele auf.

Tabelle der Expositionsklassen (Umgebungsklassen)

Expositionsklassen nach Eurocode 2 (EN 1992)
ExpositionsklasseUmgebungsbedingungBeispiele für die Zuordnung (informativ) nach nationalem Anhang DIN EN 1992–1-1/NA [2011–01]
Kein Korrosions- oder Angriffsrisiko
X0Kein Korrosions- oder Angriffsrisikounbewehrte Fundamente ohne Frost, unbewehrte Innenbauteile
XC: Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Karbonatisierung
XC1Trocken oder ständig nassBauteile in Innenräumen mit üblicher Luftfeuchte (Küche, Bad in Wohngebäuden o. ä.)
XC2Nass, selten trockenTeile von Wasserbehältern, Gründungsbauteile
XC3Mäßige FeuchteBauteile mit häufigem oder ständigem Kontakt zur Außenluft (offene Hallen), Innenräume mit hoher Luftfeuchtigkeit (gewerbliche Küchen, Bädern, Wäschereien), in Feuchträumen von Hallenbädern und Viehställen
XC4Wechselnd nass und trockenAußenbauteile mit direkter Beregnung, Bauteile in Wasserwechselzonen
XD: Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Chloride, ausgenommen Meerwasser
XD1Mäßige FeuchteBauteile im Sprühnebelbereich von Verkehrsflächen
XD2Nass, selten trockenSchwimmbecken, Bauteile, die chloridhaltigen Industrieabwässern ausgesetzt sind
XD3Wechselnd nass und trockenTeile von Brücken, Fahrbahndecken, Parkdecks
XS: Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Chloride aus Meerwasser
XS1Salzhaltige Luft, kein unmittelbarer Kontakt mit MeerwasserAußenbauteile in Küstennähe
XS2Unter WasserBauteile in Hafenbecken, die ständig unter Wasser liegen
XS3Tidebereiche, Spritzwasser- und SprühnebelbereicheKaimauern in Hafenanlagen
XF: Betonangriff durch Frost mit und ohne Taumittel
XF1Mäßige Wassersättigung ohne TaumittelAußenbauteile
XF2Mäßige Wassersättigung mit Taumittel oder MeerwasserBetonbauteile im Sprühnebelbereich von taumittelbehandelten Verkehrsflächen, Betonbauteile im Sprühnebel von Meerwasser
XF3Hohe Wassersättigung ohne Taumitteloffene Wasserbehälter, Bauteile in der Wasserwechselzone von Süßwasser
XF4Hohe Wassersättigung mit Taumittel oder MeerwasserStraßenbeläge, die mit Taumitteln behandelt werden, Bauteile im Spritzwasserbereich von taumittelbehandelten Verkehrsflächen, Räumerlaufbahnen von Kläranlagen, Meerwasserbauteile in der Wasserwechselzone
XA: Betonangriff durch chemischen Angriff der Umgebung
XA1Chemisch schwach angreifende UmgebungBehälter von Kläranlagen, Güllebehälter
XA2Chemisch mäßig angreifende Umgebung und MeeresbauwerkeBetonbauteile, die mit Meerwasser in Berührung kommen, Bauteile in stark betonangreifenden Böden
XA3Chemisch stark angreifende UmgebungIndustrieabwasseranlagen mit chemisch sehr stark angreifenden Abwässern
Zusätzliche Expositionsklassen nach deutschem nationalem Anhang zum Eurocode 2 (DIN EN 1992–1-1/NA:2011–01)
W: Betonkorrosion infolge Alkali-Kieselsäure-Reaktion
WOBeton, der nach dem Austrocknen während der Nutzung weitgehend trocken bleibt

(trocken)

Innenbauteile eines Hochbaus

Bauteile, auf die Außenluft, aber kein Niederschlag, Oberflächenwasser, Bodenfeuchte einwirken und/oder die nicht ständig einer rel. Luftfeuchte > 80 % ausgesetzt sind

WFBeton, der während der Nutzung häufig oder längere Zeit feucht ist

(feucht)

Ungeschützte Außenbauteile mit Einwirkung von Niederschlägen, Oberflächenwasser und Bodenfeuchte

Innenbauteile des Hochbaus für Feuchträume mit einer überwiegend höheren relativen Luftfeuchte als 80 %, (z. B. Hallenbäder, Wäschereien, andere gewerbliche Feuchträume) Bauteile mit häufiger Taupunktunterschreitung (z. B. Schornsteine, Wärmeübertragerstationen, Filterkammern und Viehställe)
Massige Bauteile gemäß DAfStb-Richtlinie mit kleinsten Abmessungen > 0,80 m (unabhängig vom Feuchtezutritt)

WABeton, der während der Nutzung häufig oder längere Zeit feucht ist und zusätzlich häufiger oder langzeitiger Alkalizufuhr von außen ausgesetzt ist

(feucht + Alkalizufuhr von außen)

Bauteile mit Meerwassereinwirkung

Bauteile unter Tausalzeinwirkung ohne zusätzliche hohe dynamische Beanspruchung (z. B. Spritzwasserbereiche, Fahr- und Stellflächen in Parkhäusern), Bauteile von Industriebauten und landwirtschaftlichen Bauwerken (z. B. Güllebehälter) mit Alkalisalzeinwirkung

WSBeton der Klasse WA mit zusätzlicher hoher dynamischer Beanspruchung

(feucht + Alkalizufuhr von außen + starke dynamische Beanspruchung)

Bauteile unter Tausalzeinwirkung mit zusätzlicher hoher dynamischer Beanspruchung (z. B. Betonfahrbahnen)
Zusätzliche Expositionsklassen nach DIN 1045–2:2008–08
XM: Betonangriff durch Verschleißbeanspruchung
XM1Mäßige VerschleißbeanspruchungStraßenbeläge in Wohngebieten
XM2Schwere VerschleißbeanspruchungStraßenbeläge von Hauptverkehrsstraßen, Verkehrsflächen mit schwerem Gabelstaplerverkehr
XM3Extreme VerschleißbeanspruchungBeläge von Flächen, die häufig mit Kettenfahrzeugen befahren werden (Kasernenhof), Wasserbauwerke in geschiebebelasteten Gewässern (Oberlauf von Flüssen, Tosbecken)


Im DVGW-Arbeitsblatt W 300 mit Erscheinungsdatum Oktober 2014 wird für die Anwendung in Trinkwasserbehältern eine eigene Expostitionklasse X TWB definiert.

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