Evangelische Superintendentur A. B. Mähren und Schlesien

Evangelische Superintendentur A. B. Mähren und Schlesien
DiözesangebietMähren und Österreichisch-Schlesien
Pfarrgemeinden45 (Stand: 1913)
Filialgemeinden6 (Stand: 1913)
Predigtstationen47 (Stand: 1913)

Die Evangelische Superintendentur A. B. Mähren und Schlesien war eine Diözese der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich, die von 1784 bis 1918 bestand.

Organisation

Die Superintendentur umfasste 45 (Stand: 1913)[1] Pfarrgemeinden in Mähren und Österreichisch-Schlesien. Bis zur Gründung der Evangelischen Superintendentur A. B. Galizien im Jahr 1804 unterstanden ihr auch die evangelischen Pfarrgemeinden in Galizien. Sie war in drei Seniorate gegliedert: das Seniorat Brünn, das Seniorat Zauchtel und das Seniorat Schlesien. 1913 gehörten zur Superintendentur mehr als 136.000 Gläubige, die mehrheitlich polnischsprachig, ferner deutsch- und tschechischsprachig waren.[2] Der Amtssitz des der Superintendentur vorstehenden Superintendenten war dessen jeweiliger Wohnsitz, wobei darauf geachtet wurde, dass es sich dabei um eine größere Stadt handelte.[3]

Geschichte

Die Evangelische Superintendentur A. B. Mähren und Schlesien wurde 1784 unter Kaiser Joseph II. eingerichtet.

Superintendent Andreas Paulini

Die Superintendenten von Mähren und Schlesien waren (Amtszeit in Klammern):

  • Johann Traugott Bartelmus (1784–1809)
  • Johann Georg Schmitz (1810–1825)
  • Andreas Paulini (1825–1829)
  • Johann Georg Lumnitzer (1830–1864)
  • Karl Samuel Schneider (1864–1882)
  • Theodor Karl Haase (1882–1909)
  • Andreas Krzywoń (1909–1911)
  • Andreas Glajcar (1912–1918)[4]

Die Superintendentur hörte mit dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns und der Gründung der Tschechoslowakei 1918 zu bestehen auf. Die tschechoslowakische Regierung untersagte den Gemeinden einen Verbleib bei der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich. Dies entsprach überwiegend den Wünschen der tschechischsprachigen Gemeinden, die sich am 17. Dezember 1918 in der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder zusammenschlossen. Die deutschsprachigen Gemeinden wurden Teil der 15. Oktober 1919 gegründeten Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien. Der Grenzverlauf zwischen Polen und der Tschechoslowakei im ehemaligen Kronland Schlesien wurde am 28. Juli 1920 festgelegt. Die nunmehr in Polen gelegenen Gemeinden des ehemaligen Seniorats Schlesien wurden Teil der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen (heutige Diözese Cieszyn). Die tschechoslowakischen Gemeinden im ehemaligen Seniorat Schlesien entschlossen sich teils zum Anschluss an die Deutsche Evangelische Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien, teils zum Anschluss an die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und teils zur am 16. August 1920 erfolgten Gründung einer eigenen, polnischsprachigen Kirche, der Schlesischen Evangelischen Kirche A. B.[2]

Gemeinden (Auswahl)

PfarrgemeindeGründungsjahrSenioratKirchengebäudeBild
Alt-Bielitz1827SchlesienJohanneskirche in Alt-Bielitz; Evangelische Kirche in Kamienica (Filialgemeinde)Johannes-der-Täufer-Kirche in Alt-Bielitz
Alt-Hammer1885[5] (1869 als Filialgemeinde von Kameral-Ellgoth[6])SchlesienEvangelische Kirche in Alt-Hammer (jetzt in Ostrawitz)Evangelische Kirche in Alt-Hammer
Bielitz1782SchlesienErlöserkirche in BielitzErlöserkirche in Bielitz
Brünn1782BrünnChristuskirche in BrünnChristuskirche in Brünn
Bystrschitz1782SchlesienEvangelische Kirche in BystrschitzEvangelische Kirche in Bystrschitz
Christdorf1849 (1782 als Filialgemeinde von Hillersdorf)ZauchtelEvangelische Kirche in Christdorf[7]Evangelische Kirche in Christdorf
Drahomischl1788SchlesienEvangelische Kirche in Drahomischl
Ernsdorf1782SchlesienEvangelische Kirche in ErnsdorfEvangelische Kirche in Ernsdorf
Freiwaldau1883[8] (1879 als Filialgemeinde von Hillersdorf)SchlesienEvangelische Kirche in FreiwaldauEvangelische Kirche in Freiwaldau
Friedek1913[9]SchlesienEvangelische Peter-und-Paul-Kirche in FriedekEvangelische Kirche in Friedek
Freudenthal1898[10] (zuvor Filialgemeinde von Troppau)SchlesienEvangelische Kirche in FreudenthalEvangelische Kirche in Freudenthal
Goleschau1785SchlesienEvangelische Kirche in GoleschauEvangelische Kirche in Goleschau
Groß-Lhota1782BrünnUntere evangelische Kirche in Groß-Lhota (bis etwa 1870 Gebäudenutzung gemeinsam mit der Gemeinde H. B. in Groß-Lhota)Untere evangelische Kirche in Groß-Lhota
Groß-Werbka1782BrünnEvangelische Kirche in Groß-WerbkaEvangelische Kirche in Groß-Werbka
Hillersdorf1782SchlesienEvangelische Kirche in HillersdorfEvangelische Kirche in Hillersdorf
Hohenstadt1905BrünnChristuskirche in Hohenstadt; Kapelle in Müglitz (Predigtstelle)Evangelische Kirche in Hohenstadt
Hoschtialkow1782ZauchtelEvangelische Kirche in HoschtialkowEvangelische Kirche in Hoschtialkow
Hotzensdorf1782ZauchtelPeter-und-Paul-Kirche in HotzensdorfEvangelische Kirche in Hotzensdorf
Iglau1911 (1824 als Filialgemeinde von Brünn)BrünnPauluskirche in IglauPauluskirche in Iglau
Jägerndorf1909 (1882 als Filialgemeinde von Troppau[11], 1898 als Filialgemeinde von Freudenthal)[12]SchlesienEvangelische Kirche St. Peter und Paul in JägerndorfEvangelische Kirche in Jägerndorf
Jassena1782ZauchtelEvangelische Kirche in Jassena; Evangelische Kirche in Zadwierschitz (Filialgemeinde; Gebäudenutzung gemeinsam mit der Gemeinde H. B. mit Sitz in Zadwierschitz)Evangelische Kirche in Jassena
Kameral-Ellgoth1782SchlesienToleranzkirche in Kameral-EllgothEvangelische Kirche in Kameral-Ellgoth
Klein-Bressel1866 (zuvor Filialgemeinde von Hillersdorf)ZauchtelToleranzkirche in Klein-BresselVraclávek, Toleranzkirche
Mährisch-Ostrau1875[13] (1863 als Filialgemeinde von Orlau)SchlesienChristuskirche in Mährisch-OstrauChristuskirche in Mährisch-Ostrau
Mährisch-Schönberg1899 (1848 als Filialgemeinde von Brünn)BrünnEvangelische Kirche in Mährisch-SchönbergEvangelische Kirche in Mährisch-Schönberg
Mährisch-Trübau1916BrünnEvangelische Kirche in Mährisch-Chrostau (Filialgemeinde)Evangelische Kirche in Mährisch-Trübau
Nawschi1791SchlesienEvangelische Kirche in Nawschi
Nieder-Bludowitz1782SchlesienBartholomäuskirche in Nieder-BludowitzEvangelische Kirche in Nieder-Bludowitz
Ober-Dubenky1783BrünnToleranzkirche in Ober-DubenkyEvangelische Kirche in Ober-Dubenky
Ober-Kurzwald1864SchlesienEvangelische Kirche in Ober-KurzwaldEvangelische Kirche in Ober-Kurzwald
Olmütz1877 (1785 als Filialgemeinde von Brünn)BrünnChristuskirche in OlmützChristuskirche in Olmütz
Orlau1861SchlesienEvangelische Kirche in Orlau; Evangelische Kirche in Oderberg (Filialgemeinde)
Perschno1782ZauchtelEvangelische Kirche in PerschnoEvangelische Kirche in Perschno
Ratjiborsch1782ZauchtelEvangelische Kirche in RatjiborschEvangelische Kirche in Ratjiborsch
Rottalowitz1782ZauchtelDreifaltigkeitskirche in RottalowitzEvangelische Kirche in Rottalowitz
Skotschau1862SchlesienDreifaltigkeitskirche in Skotschau
Teschen1709SchlesienJesuskirche in Teschen
Troppau1871[14] (zuvor Filialgemeinde von Klein-Bressel)SchlesienEvangelische Kirche in TroppauEvangelische Kirche in Troppau
Trzynietz1902[15] (zuvor Filialgemeinde von Teschen)SchlesienEvangelische Kirche in TrzynietzEvangelische Kirche in Trzynietz
Ustron1783SchlesienJakobskirche in Ustron
Weichsel1782SchlesienPeter-und-Paul-Kirche in WeichselPeter-und-Paul-Kirche in Weichsel
Wsetin1782ZauchtelEvangelisch-lutherische Kirche in Wsetin; Toleranzbethaus in Howieschy (Filialgemeinde)Evangelisch-lutherische Kirche in Wsetin
Zauchtel1782ZauchtelEvangelische Kirche in ZauchtelEvangelische Kirche in Zauchtel
Znaim1877[16] (1861 als Filialgemeinde von Brünn)BrünnEvangelische Kirche in ZnaimEvangelische Kirche in Znaim

Siehe auch

  • Evangelische Superintendentur H. B. Mähren

Literatur

  • Julius A. Kolatschek: Die evangelische Kirche Oesterreichs in den deutsch-slavischen Ländern. Eine Darstellung des Arbeitsfeldes des evangelischen Vereins der Gustaf Adolf-Stiftung in den genannten Ländern und zugleich ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Protestantismus. Selbstverlag des wiener Hauptvereins der Gustaf Adolf-Stiftung, Wien 1869, Kap. X. Mähren, S. 99–126.
  • Julius A. Kolatschek: Die evangelische Kirche Oesterreichs in den deutsch-slavischen Ländern. Eine Darstellung des Arbeitsfeldes des evangelischen Vereins der Gustaf Adolf-Stiftung in den genannten Ländern und zugleich ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Protestantismus. Selbstverlag des wiener Hauptvereins der Gustaf Adolf-Stiftung, Wien 1869, Kap. XI. Schlesien, S. 127–145.

Einzelnachweise

  1. Die Evangelische Kirche A. u. H. B. in Österreich im Jahr 1913. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e. V., 27. Mai 2011, abgerufen am 19. Oktober 2013.
  2. a b Karl W. Schwarz: „Entösterreichern!“ Der Protestantismus in Tschechien nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie. Vortrag auf der Jahrestagung der Johannes-Mathesius-Gesellschaft vom 1. bis zum 3. Mai 2009 in Herrnhut. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e. V., 27. Mai 2011, abgerufen am 16. Oktober 2013.
  3. Victor Hornyánsky: Die Evangelische Kirche in Oesterreich, ihre Geschichte, Verfassung und Statistik, nebst einem Verzeichnisse der evangel. Superintendenzen, Seniorate und Gemeinden in der Monarchie mit ihrer Seelenzahl; dann dem kaiserlichen Patente vom 1. September 1859; und der Verordnung des Ministers für Cultus und Unterricht vom 2. September 1859. Carl Ostermann, Pest 1859, S. XXV.
  4. Franciszek Michejda: Dzieje Kościoła ewangelickiego w Księstwie Cieszyńskim (od Reformacji do roku 1909). Dom Wydawniczy i Księgarski „Didache“, Katowice 1992, ISBN 83-8557200-7, S. 139, 170, 183, 189.
  5. XIII. seniorát ČCE. Abgerufen am 20. Oktober 2013.
  6. Franciszek Michejda: Dzieje Kościoła ewangelickiego w Księstwie Cieszyńskim (od Reformacji do roku 1909). Dom Wydawniczy i Księgarski „Didache“, Katowice 1992, ISBN 83-8557200-7, S. 169.
  7. erbaut 1921, seit 1956 ungenutzt, 2002 abgebrochen.
  8. Evangelický kostel. In: Oficiální stránky města Jeseník. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2013; abgerufen am 18. Oktober 2013 (tschechisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jesenik.org
  9. Josef Joachim Menzel: Mutterkirche vieler Länder. Geschichte der Evangelischen Kirche im Herzogtum Teschen 1545–1918/20. Böhlau, Wien 1978, S. 411.
  10. Krnov. Evangelický kostel. In: www.silesiatourism.com. Město Krnov, abgerufen am 18. Oktober 2013 (tschechisch).
  11. Heinrich Schulig: Ein Heimatbuch für die Bezirke Jägerndorf und Olbersdorf. Adolf Drechsler, Troppau 1923, S. 279.
  12. DĚJINY EVANGELICKÉ CÍRKVE V KRNOVĚ. In: krnov.evangnet.cz. Abgerufen am 23. Oktober 2013 (tschechisch).
  13. Sborová kronika (Tannenberg, 1931) – 3. Kostel. Alois Tannenberg, 1931, archiviert vom Original am 19. Oktober 2013; abgerufen am 18. Oktober 2013.
  14. Josef Joachim Menzel (Hrsg.): Geschichte Schlesiens. Band 3: Preußisch-Schlesien 1740–1945, Österreichisch-Schlesien 1740–1918/45. Degener, Insingen 2011, ISBN 978-3-7686-3511-0, S. 559.
  15. Franciszek Michejda: Dzieje Kościoła ewangelickiego w Księstwie Cieszyńskim (od Reformacji do roku 1909). Dom Wydawniczy i Księgarski „Didache“, Katowice 1992, ISBN 83-8557200-7, S. 169.
  16. Die Gemeinden der DEKiBMS. Verzeichnis der Pfarrgemeinden, Zweiggemeinden und Predigtstellen der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien. Johannes-Mathesius-Gesellschaft – Evangelische Sudetendeutsche e. V., 27. Mai 2011, abgerufen am 16. Oktober 2013.

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