Evangelische Stadtkirche Ravensburg

Evangelische Stadtkirche in Ravensburg
Blick durch den Kirchenraum
Blick zur Orgel

Die Stadtkirche ist ein protestantisches Kirchengebäude am Marienplatz in Ravensburg in Baden-Württemberg (Deutschland).

Geschichte

Das Kirchengebäude wurde Mitte des 14. Jahrhunderts als Klosterkirche der Karmeliten erbaut und 1349 fertiggestellt und geweiht.

Im Zuge der Reformation, die Ravensburg ab dem Jahr 1544 erreichte, wurde das Kirchengebäude um das Jahr 1555 auf beide Konfessionen aufgeteilt: Das Langhaus wurde zur Kirche der Protestanten, der Chorraum blieb Kirchengebäude der katholischen Karmeliten. Mit Ausnahme einer kurzen Zeit während des Dreißigjährigen Krieges, als das Kirchengebäude insgesamt wieder in katholische Hände kam, blieb die Trennung der Kirchenräume bis Anfang des 19. Jahrhunderts erhalten. Im Zuge der Auflösung des Klosters im Jahre 1810 wurde das Gebäude insgesamt an die evangelische Gemeinde übergeben.[1] Das angrenzende ehemalige Karmeliterkloster beherbergt heute das Landgericht Ravensburg.

Im 19. Jahrhundert erhielt die Kirche eine neugotische Ausstattung, die in den 1960er Jahren bis auf die Reformatorenfenster der Seitenkapellen wieder entfernt wurde. Damals wurden vorher übermalte mittelalterliche Fresken freigelegt, und die Kirche erhielt 1861 eine Walcker-Orgel und Fenster des Glasmalers Hans Gottfried von Stockhausen. 2016–2020 wurde die Stadtkirche umfassend renoviert.

Zur Geschichte der Kirchengemeinde siehe auch den Artikel Kirchenbezirk Ravensburg.

Reformatorenfenster

Ausstattung

Orgel

Die Orgel der Stadtkirche wurde 1967 von dem Orgelbauunternehmen Friedrich Weigle (Echterdingen) als op. 1147 nach Entwurf von Walter Supper und Paul Horn erbaut. Das Orgelwerk ist auf zwei Orgelgehäuse, die das große Westfenster flankieren, aufgeteilt. Das Instrument hat 51 Register auf drei Manualwerken (linker Turm) und Pedal (rechter Turm). Das Brustwerk ist schwellbar. Der Spieltisch steht frei vor dem linken Turm. Die Spieltrakturen und Koppeln sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[2][3]

Kantoren und Organisten an der Stadtkirche waren u. a. Paul Horn und Johanna Irmscher. Seit 1989 ist Michael Bender Organist und Kantor.

I Hauptwerk C–g3
1.Quintatön16′
2.Prinzipal8′
3.Gemshorn8′
4.Rohrflöte8′
5.Oktave4′
6.Hohlflöte4′
7.Quinte223
8.Flachflöte2′
9.Larigot II113′+1′
10.Mixtur IV-VI2′
11.Fagott16′
12.Helltrompete8′
II Brustwerk C–g3
13.Stillbourdon16′
14.Holzgedackt8′
15.Weidenpfeife8′
16.Prästant4′
17.Schwebend Harf4′
18.Rohrflöte4′
19.Nasatquinte223
20.Oktavflöte2′
21.Terzflöte135
22.Septimflöte117
23.Blockflöte1′
24.Scharf V1′
25.Hautbois8′
26.Schalmey4′
Tremulant
III Kronwerk C–g3
27.Spitzgedackt8′
28.Quintviola8′
29.Prinzipal4′
30.Koppelflöte4′
31.Kleinprinzipal2′
32.Waldflöte2′
33.Spitzquinte113
34.Nonenpfeif89
35.Terz135
36.Klingend Zimbel IV12
37.Krummhorn8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
38.Untersatz32′
39.Prinzipalbass16′
40.Subbass16′
41.Zartbass16′
42.Oktavbass8′
43.Spitzgamba8′
44.Rohrgedeckt4′*
45.Choralbass II4′+2′*
46.Basszink III513*
47.Hintersatz III223*
48.Posaune16′
49.Trompetenbass8′*
50.Clarine4′*
51.Singend Kornett2′*
Tremulant*
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: 4 freie Kombinationen, 2 freie Pedalkombinationen, feste Kombinationen (tutti, organo pleno, Zungenplenum), Absteller
* = Register stehen auf separater Lade mit eigenem Tremulanten

Literatur

  • Jürgen Michler: Gotische Wandmalerei am Bodensee. Gessler, Friedrichshafen 1992, ISBN 3-922137-80-6
  • Andreas Schmauder (Text), Jochen Tolk (Red.): Evangelische Stadtkirche Ravensburg. Kirchenführer. Evang. Stadtkirchengemeinde, Ravensburg 2003, ISBN 3-934678-32-9
  • „gemalt und ins glas geschmolzen“. Die Reformatorenfenster der Evangelischen Stadtkirche Ravensburg. Bericht zur Erforschung der Glasmalerei von Ludwig Mittermaier. (= Arbeitshefte – Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Band 37). Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Thorbecke, Ostfildern 2019, ISBN 978-3-7995-1304-3 (auch über die Fenster hinaus zur Geschichte der Stadtkirche und ihrer Umbauten)
  • Festschrift zur Turmsanierung der Evangelischen Stadtkirche Ravensburg. April bis Juli 1998. Ravensburg 1998
  • Peter Eitel: Die evangelische Stadtkirche Ravensburg. (Kunstführer; Nr. 1467). Schnell + Steiner, München 1984
  • Moritz Ernst Eggel: Die evangelische Kirche in Ravensburg (ehemalige Carmeliter-Kirche). Maier, Ravensburg 1871 (Digitalisat)
  • Tobias Hafner: Die evangelische Kirche in Ravensburg nebst einigen Notizen über das Schulwesen, die Bibliothek und den Humanisten Hummelberger. Ein Beitrag zur Localgeschichte. Selbstverlag, Ravensburg 1884 (Digitalisat)

Zum jahrzehntelangen Streit zwischen den Konfessionen um die Nutzung der Kirche siehe die unter Ravensburg: Religion und Kirchengeschichte bei Wikisource verzeichnete Literatur.

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Geschichte der Stadtkirche auf der Website der Stadt Ravensburg
  2. Informationen zur Orgel
  3. Wolfgang Manecke, Johannes Mayr, Mark Vogl: Historische Orgeln in Oberschwaben. Der Landkreis Ravensburg. Fink, Lindenberg 2006, ISBN 3-89870-250-2, S. 227–229.

Weblinks

Commons: Evangelische Stadtkirche Ravensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 46′ 49,3″ N, 9° 36′ 48″ O

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Evangelische Stadtkirche Ravensburg, Baden-Württemberg, Deutschland