Evangelisch-Lutherisches General-Konsistorium

Das Evangelisch-Lutherische General-Konsistorium war die oberste Einrichtung für die evangelisch-lutherischen Christen im Kaiserreich Russland. Es wurde durch das Gesetz für die evangelisch-lutherische Kirche in Russland vom 28. Dezember 1832 als Aufsichtsbehörde mit Sitz in Sankt Petersburg eingerichtet.[1]

Name

  • russ.: Генеральная консистория (Generalnaja konsistorija) oder Генеральная евангелическо-лютеранская консистория (Generalnaja jewangelitschesko-ljuteranskaja konsistorija)
  • dt.: General-Konsistorium, Generalkonsistorium, Reichs-Generalkonsistorium

Geschichte

Um 1903 bat die Rigasche Reformierte Gemeinde das General-Konsistorium, auch das reformierte geistliche Mitglied des livländischen Konsistoriums, Alfred Geist, an seinen Sitzungen teilnehmen zu lassen. Das Gesuch wurde an das Innenministerium weitergeleitet. Erst im Februar 1906 kam die entsprechende Erlaubnis, so dass Geist Anfang März 1906 erstmals an einer solchen Sitzung teilnehmen konnte.[2]

Konsistorialbezirke

Zuerst gab es neben dem Moskauer und Petersburger Konsistorium sechs Konsistorien in den Ostseegouvernements. Die Zahl letzterer wurde später auf drei Konsistorien reduziert.

1914 bestanden folgende Konsistorialbezirke:

  1. St. Petersburgischer Konsistorialbezirk
  2. Moskauischer Konsistorialbezirk
  3. Kurländischer Konsistorialbezirk
  4. Livländischer Konsistorialbezirk
  5. Estländischer Konsistorialbezirk
  6. Warschauer Konsistorialbezirk

Die Evangelisch-Lutherischen Kolonialgemeinden in Grusien bestanden außerhalb dieser Bezirke.

Leitung

Es gab das Amt eines weltlichen Präsidenten, eines geistlichen Vizepräsidenten, je zweimal weltliche und geistliche Mitglieder. Präsident und Vizepräsident wurden vom Kaiser ernannt. Die weltlichen Mitglieder wurden von den Ritterschaften und Stadtmagistraten präsentiert, die geistlichen von den Konsistorien.

1914 setzte sich das zentrale Personal wie folgt zusammen:

StelleBesetzung
PräsidentBaron Uexküll von Gyldenband, Julius, Staatssekretär, Wirkl. Geheimrat
Vize-PräsidentBischof Konrad Raimund Freifeldt (1847 – 1923)
Weltliche Mitglieder1) Baron Mirbach, Robert, Wirklicher Staatsrat 2) von Reutern, Gerhard, Wirklicher Staatsrat
Geistliche Mitglieder1) Kentmann, Wilhelm, Ober-konsistorialrat, Pastor an St. Petri in St. Petersburg 2) Vakant
Prokureurvon Heptner, Julius, Wirklicher Staatsrat
SekretärVersmann, Emil, Kollegienrat
SekretärsgehilfeVakant.
KontrolleurBehr, Nikolai, Wirklicher Staatsrat
KontrolleursgehilfeSpohr, Eugen, Hofrat
Exekutor, Kassierer und ArchivarHeinlz, Alfred, Staatsrat
TranslateurAlphtan, Alexei, Wirkl. Staatsrat

Präsidenten

  • 1819–1821 Carl Christoph von Lieven (1767–1844)[3]
  • 1833–1845 Graf Paul von Tiesenhausen
  • 1845–1879 Baron Georg Otto Wilhelm von Meyendorff (1794–1879)
  • 1888–1891 Fjodor Karlowitsch von Giers (1824–1891)
  • 1891–1896 Baron Alexander Abraham Carl Freiherr von Üxküll-Gyllenband (1840–1912)
  • 1897–1913 Emilij Wasilewitsch Scholz
  • 1914–1917 Baron Julius Uexküll von Gyldenband (1853–1918)[4]

Vize-Präsidenten

Weltliche Mitglieder

  • 1833–1840 Campenhausen, Christoph Frh. v. (1780–1841)[6]
  • um 1914 Baron Robert Mirbach
  • um 1914 Gerhard von Reutern[7]

Geistliche Mitglieder

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. https://www.balt-hiko.de/online-publikationen/baltisches-rechtsw%C3%B6rterbuch/g/
  2. Petersburg. Eine Session der Reformierten Abteilung des Generalkonsistoriums in der Düna-Zeitung, Nr. 40, 17. Februar 1906, online unter Geist|issueType:P
  3. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Carl Christoph von Lieven. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  4. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Julius Uexküll von Gyldenband. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  5. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Konrad Raimund Freifeldt. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  6. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Campenhausen, Christoph Frh. v. (1780-1841). In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  7. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Gerhard von Reutern. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  8. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu v. Raison. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  9. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Ripke. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  10. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Otto Panck. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  11. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Wilhelm Kentmann. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital