Eva Pflug

Eva Pflug, 2000

Eva Pflug (* 12. Juni 1929 in Leipzig; † 5. August 2008 in Grünwald) war eine deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin.

Leben und Laufbahn

Eva Pflug, geboren 1929 in Leipzig, war die Tochter des Goldschmieds Walter Pflug und seiner Ehefrau Gertrud, geborene Thäle.[1] Ihre Bühnenlaufbahn begann sie im Jahr 1947 in ihrer Heimatstadt. Nach ihrem ersten Kinofilm, Der Rat der Götter (1950), wirkte sie 1958 an der Seite von Curd Jürgens in Helmut Käutners Der Schinderhannes mit. Größere Aufmerksamkeit weckte Pflug mit dem ersten Edgar-Wallace-Film der Nachkriegszeit Der Frosch mit der Maske (1959). Darin spielte sie eine verruchte Nachtklubsängerin. Das von Karl Bette komponierte Lied Nachts im Nebel an der Themse (Text von Theo Maria Werner und Hans Billian) wurde jedoch nicht von ihr selbst gesungen, sondern von einer nicht genannten Sängerin nachsynchronisiert. 1962 war Pflug in dem Durbridge-Straßenfeger Das Halstuch zu sehen. Auch in den Durbridge-Verfilmungen Tim Frazer – Der Fall Salinger (1964) und Wie ein Blitz übernahm sie größere Rollen.

In der TV-Krimiserie Slim Callaghan greift ein spielte Eva Pflug 1964 ihre erste Serienhauptrolle. An der Seite von Viktor de Kowa verkörperte sie die Sekretärin Steffi. Nach Nebenrollen in Fernsehserien wie Die fünfte Kolonne und Das Kriminalmuseum übernahm Pflug die Hauptrolle, mit der sie seither identifiziert wird: In der ersten deutschen Science-Fiction-TV-Serie, Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion (1966), ist sie Tamara Jagellovsk, Leutnant des Galaktischen Sicherheitsdiensts. Sie ist jung und eine Frau, aber sehr durchsetzungsfähig und soll auf dem Raumschiff Orion Commander McLane, dargestellt von Dietmar Schönherr, und dessen Crew überwachen, damit sie künftig die Dienstvorschriften einhalten und die ihnen gestellten Aufträge minutiös ausführen. Anfangs gibt sie sich kühl, hat als GSD-Beamtin die Befugnis, den Commander zurechtzuweisen, kennt die Dienstvorschriften genau und muss Übertretungen der Mannschaft, die sie nicht direkt verhindern kann, zur Meldung bringen. Der Kontakt mit der Orion-Crew macht ihr jedoch deutlich, dass deren eigenmächtiges Vorgehen meist begründet ist. Jagellovsk wird Teil der verschworenen Gemeinschaft und möchte schließlich ihren Posten auf dem Raumschiff nicht mehr aufgeben oder doch zumindest im Privaten ein Teil von McLanes Leben sein. In dieser Rolle der eher rational handelnden, bestimmenden Vorgesetzten, zwischen der und deren männlichem Gegenspieler McLane es von Anfang an knistert, wurde Pflug ein Idol der Frauenemanzipation, vergleichbar mit der ebenfalls in den 1960er Jahren in Deutschland populären Emma Peel aus der englischen TV-Serie Mit Schirm, Charme und Melone. Von Fernsehproduzenten wurde Pflug von da an – trotz des großen Erfolgs der Serie – kaum noch besetzt, Raumpatrouille bedeutete auch das Ende ihrer Leinwandkarriere. Auf diese Zeit zurückblickend beteuerte Pflug später, nie eine Emanze gewesen zu sein.[2] Fortan spielte sie vor allem Nebenrollen in Fernsehserien wie Graf Yoster gibt sich die Ehre, Dem Täter auf der Spur, Okay S.I.R., Der Kommissar, Notarztwagen 7, Ein Fall für Zwei.

Pflug nahm daraufhin wieder Engagements am Theater an und hatte Auftritte in Basel, München, Köln, Frankfurt am Main und Berlin sowie bei Festspielen in Heppenheim, Jagsthausen und Ettlingen. In dieser Zeit spielte sie in mehreren Klassikern die weibliche Hauptrolle, etwa das Gretchen in Goethes Faust und die Marthe Rull in Kleists Der zerbrochne Krug. Für ihre Darstellung in Bertolt Brechts Mutter Courage wurde sie 1986 mit dem Großen Preis von Bad Hersfeld (Bad Hersfelder Festspiele) ausgezeichnet. Außerdem spielte sie in George Bernard Shaws Die heilige Johanna und den Shakespeare-Lustspielen Ein Sommernachtstraum und Was ihr wollt. Zwischen 1980 und 1985 stand sie zudem rund 700 Mal mit Paul Hubschmid in Boulevardkomödien auf der Bühne.

Geschätzt wurde auch Pflugs Synchronstimme. So sprach sie Julie Christies Part in Dr. Schiwago (1965), Ursula Andress, Anne Bancroft (in Die Reifeprüfung), Eva Marie Saint (in Hitchcocks Der unsichtbare Dritte) und Susan Flannery (in der Serie Reich und Schön).

Am 5. August 2008 wurde Eva Pflug tot in ihrer Wohnung aufgefunden.[3] Als Todesursache wird Herzschwäche vermutet.[4] Sie wurde auf dem Waldfriedhof Grünwald bei München beigesetzt.[5]

Filmografie (Auswahl)

Sprechrollen (Auswahl)

Ursula Andress
  • 1965: Das 10. Opfer als Caroline Meredith
  • 1965: Der Blaue Max als Gräfin Kaeti von Klugermann
  • 1967: Casino Royale als Vesper Lynd/007
  • 1968: Der Stern des Südens als Erica Kramer
  • 1970: Treffpunkt London Airport als Lady Britt
Antoinette Bower
Eartha Kitt

Filme

Serien

Literatur

  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 754.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 216.

Weblinks

Commons: Eva Pflug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eva Pflug im Munzinger-Archiv, abgerufen am 25. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. „Eva Pflug ist tot“ (Memento vom 7. Dezember 2008 im Internet Archive), tagesschau, 6. August 2008
  3. „Schauspielerin Eva Pflug gestorben“, FAZ, 6. August 2008, mit Bildergalerie
  4. „Raumpatrouille Orion“-Darstellerin Eva Pflug ist tot (Memento vom 9. Juni 2009 im Internet Archive), diepresse.com, 7. August 2008
  5. knerger.de: Das Grab von Eva Pflug

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Autor/Urheber: Diane Krauss (DianeAnna), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die deutsche Schauspielerin Eva Pflug auf der SF-Convention ExpoTrek in Hannover, Deutschland, 2000.