Euterpe (Musikgesellschaft)
Euterpe war ein von 1824 bis 1886 existierender Orchesterverein in Leipzig.
Euterpe wurde 1824 von Wilhelm Eduard Hermsdorf (1804–1886), Robert Sipp (1806–1899) und einem Kreis von Musikern als Liebhaber-Vereinigung gegründet und zog eher jüngere Leipziger Musiker an. Konzerttag war Dienstag, eine Spielzeit ging etwa von Oktober bis März. Es handelte sich um Subskriptionskonzerte, es waren jedoch auch Eintrittskarten einzeln erhältlich.
Veranstaltungsorte für die Konzerte waren u. a. die Leipziger Buchhändlerbörse, der Saal des alten Hôtel de Pologne, der Saal der Buchhändlerbörse (Ritterstraße), die Central-Halle, das Alte Theater sowie ab 1885 das Alte Gewandhaus.
Heute wird das ehemalige Euterpe-Orchester in Leipzig unter dem Namen „Sinfonischer Musikverein Leipzig“ weitergeführt. Seit 1994 dirigiert es Frank Lehmann. Jährlich finden etwa 3 bis 4 Konzerte statt. Die heutigen Konzerte finden hauptsächlich im Rahmen des Markranstädter Musiksommers in der St. Laurentiuskirche in Markranstädt und im Neuen Gewandhaus zu Leipzig statt.
Geschichte
1824 wurde der Orchesterverein gegründet.
1828 erhielt der Orchesterverein den Namen „Euterpe“.
1837 wurden Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann in den Kreis der Ehrenmitglieder aufgenommen.
1870/71 fielen die Konzerte der „Euterpe“ aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges aus.
1886 wurde die „Euterpe“ aufgelöst.
1901 kam es zur Spaltung in „Berger’s Orchesterverein“ und einen namentlich unbekannten Verein von Karl Schwerin, der sich im Ersten Weltkrieg auflöste.
1922 wurde „Berger’s Orchesterverein“ in „Leipziger Orchesterverein“ umbenannt.
1923 wurden der „Leipziger Orchesterverein“ und das 1921 gegründete Orchester „Musikalische Vereinigung Leipziger Gemeindebeamter“ zur „Musikalischen Vereinigung Leipzig e. V.“ zusammengeschlossen.
1948 erfolgte die Umbenennung der „Musikalischen Vereinigung Leipzig e. V.“ in Sinfonieorchester „Euterpe“.
1953 wurden in der DDR alle Musikvereine aufgelöst – somit auch das Sinfonieorchester „Euterpe“ – und an das „Große Orchester im Leipziger Volkskunstensemble Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ (DSF) angeschlossen. 1989/90 resultierte aus dem Zusammenbruch der DDR auch derjenige der DSF.
Am 15. Mai 1990 (nach der Wiedervereinigung Deutschlands) gründeten die damaligen Orchestermitglieder den „Sinfonischen Musikverein Leipzig e. V.“, der 1991 auch zum Gründungsmitglied des Landesverbandes Sächsischer Liebhaberorchester wurde.
Seit diesem Zeitpunkt etabliert sich das Orchester Sinfonischer Musikverein Leipzig immer weiter in Leipzig und Umgebung.
Das Orchester verfügt noch heute über einige alte Textschriften und verwaltet noch immer das sehr umfangreiche originale Notenmaterial, das bis in die Gründungszeit zurückverfolgt werden kann. Teilweise werden diese Noten noch in Konzerten verwendet.
Musikdirektoren der „Euterpe“
(nach K. W. Whistling, ab 1875 nach Programmzetteln)
Amtsantritt | Amtsende | Name |
---|---|---|
1829 | 1831 | Karl August Reichardt |
1831 | 1838 | Christian Gottlieb Müller |
1838 | 1842 | Johannes Josephus Hermanus Verhulst |
1843 | 1844 | Johann Ludwig Gebhard von Alvensleben |
1844 | 1845 | Josef Netzer |
1845 | 1846 | Friedrich Wilhelm Meyer |
1846 | 1847 | Johann Christian Lobe |
1848 | 1849 | Josef Netzer |
1849 | 1855 | August Ferdinand Riccius |
1855 | 1859 | Hermann Langer |
1860 | 1860 | Julius von Bernuth |
1860 | 1862 | Hans von Bronsart |
1862 | 1864 | Adolph Blassmann |
1864 | 1867 | Julius von Bernuth |
1867 | 1869 | Salomon Jadassohn |
1869 | 1875 | Alfred Volkland |
1875 | 1881 | Wilhelm Treiber |
1881 | 1886 | Paul Klengel |
Literatur
- James Deaville: The New-German School and the Euterpe Concerts, 1860–1862: A Trojan Horse in Leipzig. In: Festschrift Christoph-Hellmut Mahling zum 65. Geburtstag. Hans Schneider, Tutzing 1997, S. 253–270 (= Mainzer Studien zur Musikwissenschaft, Band 37).
- Doris Mundus (Hrsg.): Alfred Richter. Aus Leipzigs musikalischer Glanzzeit. Erinnerungen eines Musikers, Leipzig: Lehmstedt 2004, S. 391–401.
- K. W. Whistling: Der Musikverein Euterpe zu Leipzig 1824–74. Ein Gedenkblatt auf Grund der Acten herausgegeben bei der Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens der Euterpe. C. F. Kahnt, Leipzig 1874 (Digitalisat SLUB Dresden).
- Annegret Rosenmüller, Ekaterina Smyka (Hrsg.): Schumann-Briefedition, Serie II, Band 20: Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen (Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Leipzig 1830 bis 1894). Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann. Köln 2019, S. 507 f.
- Würzburger, Manfred: Die Konzerttätigkeit des Musikvereins „Euterpe“ und des Winderstein-Orchesters im 19. Jahrhundert. In: Die Musikstadt Leipzig. Band 4. Stadt Leipzig, Leipzig 1966.
Einen wesentlichen Überblick über die Geschichte der „Euterpe“ (Gründungsmitglieder, Direktoren, Konzertstätten) bietet besonders der schon o. g. K. W. Whistling.