Europawahl im Vereinigten Königreich 2009

2004Europawahl im Vereinigten Königreich 20092014
(Stimmenanteile in %)
 %
30
20
10
0
27,4
16,0
15,2
13,3
7,8
6,2
2,1
12,0
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2004
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
+1,0
+0,4
−6,7
−1,1
+1,2
+1,3
+0,7
+4,9
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
e Green Party of England and Wales und Scottish Green Party
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/KEINFEHLER-Parameter angegeben
Britische Sitze im Europaparlament nach Fraktionen
Insgesamt 72 Sitze
Insgesamt 72 Sitze

Die Europawahl im Vereinigten Königreich 2009 fand am 4. Juni 2009 zusammen mit den britischen Lokalwahlen statt. Sie war Teil der EU-weiten Europawahl 2009, die Wahlergebnisse wurden daher erst am Sonntag, 7. Juni 2009, bekanntgegeben, als die Wahl auch in den übrigen europäischen Staaten vorüber war. Im Vereinigten Königreich wurden dabei 72 der 736 Sitze im Europäischen Parlament vergeben. Sollte die im Vertrag von Lissabon vorgesehene Erweiterung des Parlaments während der Legislaturperiode 2009–14 in Kraft treten, wird außerdem ein weiterer britischer Abgeordneter in das Parlament nachrücken. Die Wahllokale waren zwischen 8 und 23 Uhr geöffnet.[1]

Wahlsystem

Die Wahl erfolgte nach dem Verhältniswahlrecht in zwölf Wahlbezirken, nämlich den neun Regionen Englands sowie Schottland, Wales und Nordirland. Während die englischen, schottischen und walisischen Wahlbezirke das D’Hondt-Verfahren anwenden, gilt in Nordirland das Verfahren der übertragbaren Einzelstimmgebung. 2008 legte das britische Parlament auf Vorschlag der Wahlkommission die Verteilung der Abgeordneten auf die Wahlbezirke fest. Demnach wählten die East Midlands 5 Parlamentarier, East of England 7, London 8, North East England 3, North West England 8, South East England 10, South West England (einschließlich Gibraltar) 6, Yorkshire and the Humber 6, die West Midlands 6, Wales 4, Schottland 6 und Nordirland 3.

Wahlwerbende Parteien

Neben den bereits seit der Europawahl 2004 im Parlament vertretenen Parteien traten bei der Wahl noch zahlreiche weitere Parteien an.

Bereits 2004–09 im Parlament vertreten waren:

Von den übrigen Parteien wurden lediglich der weit rechts stehenden British National Party (BNP) und der britischen Sektion der europaskeptischen Partei Libertas, die erstmals zur Wahl antrat, noch gewisse Chancen auf einen Einzug in das Parlament zugeschrieben.

Offen ist, ob die Conservative Party nach den Wahlen in der Fraktion der EVP-ED verbleiben wird. Die Konservativen hatten bis 1992 mit den Europäischen Demokraten (ED) eine von der Europäischen Volkspartei (EVP) unabhängige Fraktion gebildet, die sich dann jedoch mit dieser vereinigte. Allerdings vertraten die ED einen deutlich europaskeptischeren Kurs als die EVP. Im Jahr 2005 forderte David Cameron, der später zum Parteichef der Conservative Party gewählt wurde, den Austritt aus der gemeinsamen Fraktion. Dies führte 2006 zur Gründung der Bewegung für Europäische Reform (MER) durch die Conservative Party und die tschechische Partei ODS. Diese MER sollte nach den Wahlen zu einer eigenständigen Europapartei mit einer eigenen Fraktion werden, erfüllte jedoch bis 2009 nicht die dafür nötigen Bedingungen. Als mögliche Alternative wurde daher (neben dem Verbleib in der EVP-ED-Fraktion) auch eine Verbindung der britischen Konservativen mit der kleineren rechtskonservativen Fraktion Union für ein Europa der Nationen (UEN), möglicherweise unter einem neuen Namen, diskutiert.

Das politische Vorfeld der Wahlen war geprägt durch eine im Mai 2009 von der Zeitung Daily Telegraph aufgedeckte Spesenaffäre, die alle drei großen britischen Parteien (Labour, Conservatives und Lib-Dems) betraf.[2] In den Umfragen stürzten diese daraufhin teils deutlich ab, sodass verschiedenen Kleinparteien Aussichten auf eine Vermehrung ihrer Sitzzahl zugeschrieben werden. Die schlechten Umfragewerte der Labour-Partei trugen zudem zu einer Regierungskrise bei, bei der in den Tagen unmittelbar um die Wahl mehrere Minister zurücktraten. Auch ein Rücktritt von Premierminister Gordon Brown wurde in der Partei gefordert.[3]

Wahlkreise

Die Wahl erfolgte in 12 Mehrpersonen-Wahlkreisen. Schottland, Wales und Nordirland bildeten jeweils einen Wahlkreis. England war in 9 Wahlkreise unterteilt, die den Regionen Englands entsprachen

WahlkreisAbgeordnete
2004
Abgeordnete
2009
Veränderung
East Midlands65−1
East of England770
London98−1
North East England330
North West England98−1
Nordirland330
Schottland76−1
South East England10100
South West England176−1
Wales440
West Midlands76−1
Yorkshire and the Humber660
Insgesamt7872−6

1einschließlich Gibraltar

Gesamtergebnis

Großbritannien

Wahlkreisergebnisse im Vereinigten Königreich:
Conservative Party: 25
UKIP: 13
Labour: 13
Liberal Democrats: 11
Green Party of England and Wales: 2
SNP: 2
BNP: 2
Plaid Cymru: 1
DUP: 1
Sinn Féin: 1
UUP: 1
Partei/Organisation[4][5]Europäische
Partei
EP-FraktionStimmen 2009Sitze
2009
Differenz 2009–2004
Anzahl%Stimmen%Sitze
(absolut)
Sitze
(relativ)
Conservative Party1EVP-ED 14.198.39427,725−198.696+1,0−2+1
UK Independence PartyInd/Dem 22.498.22616,513−152.542+0,3+1+1
Labour PartySPES&D2.381.76015,713−1.336.923−6,9−6−5
Liberal DemocratsELDRALDE2.080.61313,711−371.714−1,2−1+1
Green PartyEGPGrüne/EFA1.223.3038,12+190.210+2,8±0±0
British National Party943.5986,22+135.398+1,3+2+2
Scottish National PartyEFAGrüne/EFA321.0072,12+89.509+0,7±0±0
Plaid CymruEFAGrüne/EFA126.7020,81−33.087−0,1±0±0
English Democrats279.8011,80+149.745+1,1±0±0
Christian Party/Christian People’s Alliance–/ECPB249.4931,60
Socialist Labour Party173.1151,10
No to EU – Yes to Democracy153.2361,00
Scottish Green PartyEGP80.4420,50−747±0,0±0±0
Jury Team78.5690,50
United Kingdom First Party74.0070,50
LibertasLibertas73.5440,50
Jan Jananayagam (unabhängig)50.0140,30
Pensioners Party37.7850,20+4.284±0,0±0±0
Mebyon KernowEFA14.9220,10
Animals Count13.2010,10
Scottish Socialist Party10.4040,10−50.952−0,3±0±0
Duncan Robertson (unabhängig)10.1890,10
Peter Rigby (unabhängig)9.9160,10
The Peace Party9.5340,10−3.038±0,0±0±0
Katie Hopkins (unabhängig)8.9710,10
Fair Play Fair Trade Party7.151< 0,10
The Roman Party5.450< 0,10
Steven Cheung (unabhängig)4.918< 0,10
Socialist Party of Great Britain4.050< 0,10
Francis Apaloo (unabhängig)3.621< 0,10
Yes to Europe3.384< 0,10
Sohale Rahman (unabhängig)3.248< 0,10
Gene Alcantara (unabhängig)1.972< 0,10
Haroon Saad (unabhängig)1.603< 0,10
Wai D (Your Decision)789< 0,10

Nordirland

Kandidat[6][7]Partei/OrganisationEuropäische ParteiEP-FraktionStimmen 2009Sitze
2009
Anzahl%
Bairbre de BrúnSinn FéinGUE-NGL126.18425,81
Diane DoddsDemocratic Unionist Party88.34618,11
Jim NicholsonUlster Conservatives and Unionists1EVP-ED 182.89317,01
Alban MaginnessSocial Democratic and Labour PartySPE78.48916,10
Jim AllisterTraditional Unionist Voice66.19713,50
Ian ParsleyAlliance Party of Northern IrelandELDR26.6995,50
Steven AgnewGreen Party in Northern IrelandEGP15.7643,20

1 = Die Conservative Party und die Ulster Unionist Party traten nach der Wahl der neu gegründeten europäischen Partei AECR und der neuen Fraktion ECR bei.

2 = Die United Kingdom Independence Party (UKIP) wurde nach der Wahl Mitglied der neu gegründeten Fraktion EFD.

Wahlbeteiligung

Von 45.315.669 Wahlberechtigten im Vereinigten Königreich gingen 15.625.823 zur Wahl, was einer Wahlbeteiligung von 34,5 % entspricht.[4] In Großbritannien lag die Wahlbeteiligung bei 34,3 % und in Nordirland bei 42,8 %.[7]

Umfragen

Die folgenden Umfragen beziehen sich lediglich auf Großbritannien (ohne Nordirland):

Britische Umfragen zur Europawahl 2009
InstitutDatumKonservativeLabourUKIPLib-DemGreensBNPSNPPCSonstige
You Gov[8]1. Juni 200927 %17 %16 %15 %9 %7 %4 % (SNP + PC)6 %
ICM[9]22. Mai 200930 %24 %10 %18 %9 %1 %4 % (SNP + PC)3 %
You Gov[10]18. Mai 200928 %22 %15 %17 %7 %5 %4 % (SNP + PC)1 %
You Gov[11]10. Mai 200936 %25 %7 %20 %4 %4 %4 % (SNP + PC)1 %
You Gov[12]8. Januar 200935 %29 %7 %15 %5 %4 %4 % (SNP + PC)2 %
Ergebnisse 200427 %23 %16 %15 %6 %4 %1,4 %1,0 %6 %

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Süddeutsche Zeitung, 18. Mai 2009: Im Bann der chinesischen Wasserfolter (Memento desOriginals vom 21. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sueddeutsche.de.
  3. Süddeutsche Zeitung, 5. Juni 2009: Die Minister nehmen Reißaus@1@2Vorlage:Toter Link/www.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
  4. a b Ergebnis 2009
  5. Ergebnis 2004
  6. Ergebnis in Nordirland 2009
  7. a b Wahlbeteiligung in Nordirland 2009 (Memento desOriginals vom 21. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eoni.org.uk (PDF; 11 kB)
  8. Umfrageergebnisse auf der Seite von YouGov (PDF; 152 kB)
  9. Umfrageergebnisse in The Guardian
  10. Umfrageergebnisse auf der Seite von YouGov (Memento desOriginals vom 12. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.yougov.co.uk
  11. Umfrageergebnisse auf der Seite von Times Online
  12. Umfrageergebnisse auf der Seite von YouGov (PDF; 144 kB)

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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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