Europa (Rakete)
Die Europa war eine Serie europäischer Trägerraketen aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die jedoch nicht erfolgreich waren. Entwickelt wurde sie von der European Launcher Development Organisation (ELDO).
Europa-Modelle
Europa 1
Die Europa 1 bestand aus drei Stufen mit einer Gesamthöhe von 31,68 m. Dabei wurde jede dieser Stufen von einem der drei großen beteiligten Staaten der ELDO übernommen. So baute Großbritannien die erste Stufe Blue Streak, Frankreich die zweite Stufe Coralie und Deutschland die dritte Stufe Astris. Die Europa sollte eine Nutzlast von ca. 1200 kg auf eine niedrige Erdumlaufbahn befördern.
Zwischen Juni 1964 und November 1966 fanden in Woomera fünf Testflüge der ersten Stufe statt. Die zweite Stufe wurde unter der Bezeichnung Cora separat getestet: im November und Dezember 1966 vom französischen Centre interarmées d’essais d’engins spéciaux in Algerien und im Oktober 1967 von Biscarrosse in Südfrankreich aus. Zwei Tests mit kombinierter Erst- und Zweitstufe schlugen im August und im Dezember 1967 fehl. Mit der kompletten Rakete wurden drei Startversuche unternommen, die jedoch alle misslangen: am 29. November 1968 und am 2. Juli 1969 explodierte die dritte Stufe, und am 12. Juni 1970 wurde die Nutzlastverkleidung nicht abgetrennt, so dass die Rakete die Erdumlaufbahn nicht erreichte.
Europa 2
1969 stellten Frankreich und Italien ihre Zahlungen zum Programm der Rakete Europa 2 ein. Die Europa 2 entsprach weitgehend der Europa 1, besaß jedoch vier anstelle von drei Stufen. Damit sollte ein Satellit von 170 bis 230 kg auf eine geostationäre Umlaufbahn gebracht werden. Da die Rakete den Satelliten nur auf einer geostationären Übergangsbahn aussetzte, entsprach dies einer Nutzlast von 360 bis 420 kg in den GTO-Orbit. Die erste und zweite Stufe entsprachen dabei denen der Europa 1. Die dritte Stufe wurde leicht modifiziert und um eine vierte Stufe ergänzt, um den GTO-Orbit zu erreichen. Die Europa 2 startete am 5. November 1971 vom Centre Spatial Guyanais zu ihrem Erstflug, der jedoch fehlschlug. Dieser Start blieb auch der einzige einer Europa 2. Der Bericht der Untersuchungskommission zeigte gravierende Mängel im Management und der Qualitätssicherung auf, die zur Einstellung der Arbeiten an der zweiten Rakete, deren Start für 1972/1973 vorgesehen war, führten. Ein Modell der Europa 2 kam in das Deutsche Museum in München. Am 1. Mai 1973 folgten Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland und stellten die Zahlungen zum Programm Europa 2 ein. Die European Launcher Development Organisation (ELDO) wurde daraufhin 1973 liquidiert.
Europa 3
Bei der Europa 3 handelte es sich um einen französischen Entwurf, der von Frankreich bereits seit 1966 entwickelt worden war. Dieser Entwurf wurde nach dem Ende der ELDO der neu gegründeten ESA unterbreitet, in der dann die ELDO aufging. Dieser Entwurf einer Europa 3 wurde die Grundlage für die spätere Ariane 1 der ESA.
Übersicht
Die folgende Tabelle gibt die technischen Daten der drei Europa-Versionen an.[1] Angaben zu Nutzlasten können nicht direkt miteinander verglichen werden, weil sie von Bahnparametern und Startplatz abhängen.
Europa 1 | Europa 2 | Europa 3 | |
---|---|---|---|
Höhe | 31,8 m | 31,7 m | 40,0 m |
Max. Durchmesser | 3,5 m | 3,7 m | 3,80 m |
Startmasse | 105 t | 112 t | 191 t |
Startschub | 1334 kN | 1342 kN | 2446 kN |
Erststart (komplette Rakete) | 29.11.1968 | 5.11.1971 | – |
Letzter Start | 12.6.1970 | 5.11.1971 | – |
Startplatz | Woomera | Kourou | – |
Anzahl Starts (komplette Rakete) | 3 | 1 | 0 |
davon erfolgreich | 0 | 0 | 0 |
Einzelnachweise
- ↑ Bernd Leitenberger: Die Europa Rakete. Abgerufen am 10. Dezember 2012.
Literatur
- Niklas Reinke: Geschichte der deutschen Raumfahrtpolitik. Konzepte, Einflussfaktoren und Interdependenzen: 1923–2002, München 2004, ISBN 3-486-56842-6.
- France Durand-de Jongh: De la fusée Véronique au lanceur Ariane. Une histoire d’hommes 1945–1979. Stock, Paris 1998, ISBN 2-234-04659-9.
- Hervé Moulin: La France dans l’Espace 1959–1979 – Contribution à l’effort spatial européen. ESA Publications Division, Noordwijk 2006, ISBN 92-9092-549-3 (online; PDF; 2,3 MB).
- F.-Herbert Wenz: Die legendäre EUROPA-Trägerrakete. Geschichte und Technik der in Deutschland gebauten 3. Stufe. 1961 – 1973 Stedinger Verlag, Lemwerder 2004, ISBN 3-927697-27-3.
- Bernd Leitenberger: Europäische Trägerraketen Band 1 Von der Diamant zur Ariane 4 – Europas steiniger Weg in den Orbit. Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 3-8370-9591-6.
Weblinks
- Bernd Leitenberger: Die Europa Rakete
- Blue Streak in der Encyclopedia Astronautica (englisch)
- ELDO ( vom 3. Juni 2018 im Internet Archive)
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Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Dantor als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 2.5
Europarakete II, ausgestellt am Euro Space Center in Transinne in Belgien
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Haupttriebwerk (Blue Streak) der Europarakete II, ausgestellt am Euro Space Center in Transinne in Belgien
(c) Julian Herzog, CC BY 4.0
Astris, dritte Stufe der Europarakete, im Gebäude V31(Pfaffenwaldring 31) der Universität Stuttgart in Vaihingen, Stuttgart, Germany.
Ariane 42P rocket with the TOPEX/Poseidon satellite (Kourou, August 10, 1992) (NASA)
Original image caption: The Ariane 42P carrying the TOPEX/Poseidon spacecraft was launched from the European Space Agency's Guiana Space Center in Kourou, French Guiana, on August 10, 1992.