Europäisches Abitur
Das Europäische Abitur (auch Europäisches Baccalauréat) ist eine von allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union anerkannte allgemeine Hochschulreife, die an Absolventen der Europäischen Schulen (nicht zu verwechseln mit Europaschulen) vergeben wird. In Deutschland entspricht sie dem Abitur.[1]
Prüfungen
Die Prüfungen zum Europäischen Abitur werden am Ende des siebten Jahres der Sekundarschule abgelegt. Die Gesamtnote setzt sich wie folgt zusammen:[2]
- 20 Prozent: Schulnoten des 7. Schuljahres der Sekundarschule
- 30 Prozent: Schriftliche Prüfungen im Januar/Februar und während des Schuljahres
- 35 Prozent: Schriftliche Prüfungen am Ende des 7. Schuljahres
- 15 Prozent: Mündliche Prüfungen am Ende des 7. Schuljahres
Fächer
- Die schriftlichen Prüfungen am Ende des Schuljahres werden in fünf Fächern abgelegt
- Erste Sprache (Muttersprachen-Niveau)
- Zweite Sprache (Leistungskurs)
- Mathematik (Grund-, Leistungs- oder Vertiefungskurs)
- Zwei Wahlpflichtfächer (Leistungskurse)
- Die mündlichen Prüfungen am Ende des Schuljahres werden in drei Fächern abgelegt[1]
- Erste Sprache (Muttersprachen-Niveau)
- Ein Pflicht- oder Wahlpflichtfach in der zweiten Sprache (Leistungs- oder Grundkurs in der ersten Fremdsprache, Geschichte oder Geografie)
- Ein Wahlpflichtfach (Grund- oder Leistungskurs)
Mögliche Wahlpflichtfächer sind weitere Sprachen der Europäischen Union, Biologie, Chemie, Physik, sowie Philosophie.
Vergleich mit dem Abitur
Erste Sprache: Für Muttersprachler der deutschen Sprache sind in den deutschsprachigen Sektionen der Unterricht und die Prüfungen in der sogenannten ersten Sprache (L1) auf dem Niveau des Faches Deutsch des Abiturs. Für Nicht-Muttersprachler (SWALS), die die deutschsprachige Sektion besuchen, wird die Muttersprache als erste Sprache gewertet, falls es keine in der Muttersprache unterrichtende Sektion gibt.
Zweite Sprache: Um die Prüfung in der zweiten Sprache (L2) zu bestehen, muss diese fließend beherrscht werden, und die Schüler müssen fähig sein komplizierte Texte in dieser zu verstehen und zu interpretieren. Derartige Fähigkeiten überschreiten in der Regel das Niveau der Fremdsprachen im Abitur. Im Gegensatz zu diesem allerdings müssen die Schüler im Europäischen Abitur nicht nachweisen, ob sie fähig sind, Übersetzungen von Wörtern oder Texten aus einer Fremdsprache in ihre Muttersprache zu erstellen. Dies kommt daher, dass die Fremdsprachen in Klassen mit Schülern unterschiedlicher Muttersprache unterrichtet werden. Für Nicht-Muttersprachler (SWALS), die die deutschsprachige Sektion besuchen, ist die zweite Sprache Deutsch.
Mathematik: Die Herangehensweisen in der Mathematik sind von Grund auf verschieden, da sich das Europäische Abitur in diesem Punkt am französischen Schulsystem orientiert. Im Grund- und Leistungskurs wird jedoch thematisch größtenteils der gleiche Stoff abgedeckt. Etwas Vergleichbares wie den Vertiefungskurs gibt es beim Abitur nicht, denn in diesem werden Inhalte behandelt, die in Deutschland erst an den Universitäten unterrichtet werden.
Wahlpflichtfächer: Die Wahlpflichtfächer sind zahlreich und in vier von ihnen müssen Prüfungen abgelegt werden (davon müssen mindestens zwei Leistungskurse sein). Es ist möglich, dass Absolvent bestimmte dieser Fächer und die anschließenden Prüfungen in seiner zweiten Sprache abgelegt hat.
- Sprachen: Auch das Niveau der dritten Sprache (L3) überschreitet meist das Niveau von Fremdsprachen im Abitur. In der vierten (L4) und fünften Sprache (L5) sind die Sprachkenntnisse mit denen im Abitur verlangten vergleichbar. L3 und L4 sind Leistungskurse, L5 ist ein Grundkurs.
- Geographie und Geschichte: Diese Fächer werden immer in der zweiten Sprache belegt. Es werden die gleichen Themen wie im Abitur abgedeckt. Im Zentrum der Thematik steht die Europäische Union. Die beiden Fächer können als Grund- oder Leistungskurs absolviert werden.
- Naturwissenschaften: Hier gibt es keine wesentlichen Unterschiede im Vergleich mit dem Abitur. Bis auf Biologie können diese Fächer ausschließlich als Leistungskurse absolviert werden.
Geschichte
Die erste Europäische Schule wurde im Oktober 1953 in Luxemburg gegründet und die erste Europäische Abiturprüfung dort im Juli 1959 abgenommen. In Deutschland wurde die erste Europäische Schule 1962 in Karlsruhe gegründet und die erste Abiturprüfung 1968 durchgeführt.[3]
Siehe auch
Weblinks
- Das Europäische Abitur, Büro des Generalsekretärs der Europäischen Schulen
- Durchführungsbestimmungen zur Europäischen Abiturprüfungsordnung, 13. Fassung (2019)
- Äquivalenzen zwischen dem Europäischen Abiturdiplom und dem Abschlussdiplom des Sekundarbereichs der nationalen Schulen und Aufnahme der Inhaber eines Europäischem Abiturdiploms an den Universitäten eines Mitgliedstaaten (Stand: 2014)
- Umrechnungsschlüssel zur Bewertung der an Europäischen Schulen erworbenen Reifezeugnisse bei der zentralen Vergabe von Studienplätzen: Beschluss der KMK vom 8. Dezember 1975 in der Fassung vom 11. Dezember 2002 ab der Abiturprüfung 2004 – (vorangehende Fassung: vom 14. Februar 1996)
- Richtlinien zur Behandlung und Bewertung des Europäischen Abiturzeugnisses und von an offiziellen Europäischen Schulen und an akkreditierten Europäischen Schulen erbrachten Einzelleistungen: Beschluss der KMK vom 14. Juni 2018 ab dem Abitur 2021
Einzelnachweise
- ↑ a b Das Europäische Abitur. In: eursc.eu. Büro des Generalsekretärs der Europäischen Schulen, abgerufen am 15. Juli 2024: „Es ist in allen Ländern der Europäischen Union und auch in einer Reihe weiterer Länder offiziell als Zugangsqualifikation zum Hochschulstudium anerkannt.“
- ↑ Handbuch zum Europäischen Abitur. (PDF 3,4 MB) In: eursc.eu. Büro des Generalsekretärs der Europäischen Schulen, 5. September 2022, S. 15 f., abgerufen am 19. Mai 2023.
- ↑ Die Europäischen Schulen. (PDF 918 kB) In: eursc.eu. Büro des Generalsekretärs der Europäischen Schulen, 5. Dezember 2006, S. 5, abgerufen am 19. Juli 2023.