Europäischer Nummerierungsplan

Der Europäische Nummerierungsplan war ein Projekt der Europäischen Kommission zur Neuordnung der europäischen Telefonvorwahlen, das erstmals in einem Grünbuch am 20. November 1996[1] vorgeschlagen wurde. Aus Kostengründen wurde das Projekt nie in der vorgeschlagenen Form umgesetzt.[2] Teile davon gingen in den Europäischen Telefonnummerierungsraum (2001–2010) ein.

Projektinhalt

Geplant war, um die Europäische Identität auch im Telekommunikationssektor widerzuspiegeln, für ganz Europa eine einheitliche internationale Vorwahl +3 einzuführen, die durch die bisherigen Ländervorwahlen (für ein Europa der Regionen), verkürzt auf maximal zwei Stellen ergänzt worden wäre. Die Ländervorwahlen des Bereiches +4 (z. B. Deutschland: +49) wären dadurch für andere Zwecke freigeworden.[3]

Des Weiteren gab es den Vorschlag, innerhalb Europas als Verkehrsausscheidungsziffer einheitlich die 1 und dahinter die zweistellige Landesvorwahl statt der bisher geltenden 00 und der nachfolgenden zwei- oder dreistelligen Ländervorwahl festzulegen.[3] Die nationalen Nummerierungspläne hätten weitestgehend beibehalten werden können.

Nummernplan

Funktionsnummern

Der Vorschlag sah die folgende Nummerneinteilung vor:[4]

VorwahlFunktion
1Ausscheidungsziffer Europa
10XYZBetreiberauswahl
11XEuropäische Kurzwahlnummern (z. B.: 112 Notruf)
12XNationale Kurzwahlnummern
1XXgeographische Vorwahl (Ländervorwahl, z. B.: 149 für Deutschland)
1YYEuropäische Servicenummern (sofern nicht durch die Ländervorwahl belegt)
1500Persönliche Rufnummern
1888Europäischer Freephone-Service
1900Europäische Mehrwert- und Service-Dienste
XYZ=0-9

Ländervorwahlen (Auswahl)

Der Vorschlag sah als Beispiel die folgenden Ländervorwahlen mit der einheitlichen Europavorwahl +3 vor:[4]

Legende
ELKEuropäische Länderkurzwahl (1XX)
ILVInternationale Ländervorwahl (+3XX)
altbisherige Ländervorwahl (+XX/+XXX)
EU-Beitritt 1951, 1973, 1981, 1986, 1995
VorwahlLand / Gebiet
ELKILValt
12X+32XNationale Kurzwahlnummern
131+331+31Niederlande
132+332+32Belgien
....
139+339+39Italien
....
149+349+49Deutschland
....
150+350+350Gibraltar
152+352+352Luxemburg
1XX+3XXweitere geographische Vorwahlen
1YY+3YYweitere Europäische Servicenummern

Projektbewertung

Nach einer öffentlichen Konsultation kam die Kommission 1997 ausgehend von den Rückmeldungen zu dem Schluss, dass die Idee eines langfristigen Europäischen Nummerierungsplans weitere Studien erfordern würde, insbesondere in Bezug auf die Kosten-Nutzen-Analyse, und in einer 10- bis 20-jährigen Perspektive gesehen werden müsse.[5] Unterstützung für eine mittelfristige Harmonisierung der nationalen Nummerierungspläne gab es nur insoweit, wie diese nicht zu größeren zusätzlich notwendigen Änderungen führen würde.[5] Letztlich wurde das Projekt aus Kostengründen nie in der vorgeschlagenen Form umgesetzt.[2] Den Mitgliedsstaaten steht es jedoch nach Richtlinie (EU) 2018/1972 frei, „einen gemeinsamen Nummerierungsplan für alle oder bestimmte Nummernkategorien [zu] vereinbaren“.[6]

Einzelnachweise

  1. Towards a European Numbering Environment. Green Paper on a Numbering Policy for Telecommunications Services in Europe. (PDF; 404 KB) Europäische Kommission, 20. November 1996, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  2. a b Claire Milne: Numbering trends – a global overview. (PDF; 189 KB) ITU-D, 20. Dezember 2002, S. 27-28, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  3. a b Towards a European Numbering Environment. Green Paper on a Numbering Policy for Telecommunications Services in Europe. (PDF; 404 KB) Europäische Kommission, 20. November 1996, S. 6, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  4. a b Towards a European Numbering Environment. Green Paper on a Numbering Policy for Telecommunications Services in Europe. (PDF; 404 KB) Europäische Kommission, 20. November 1996, S. 38, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  5. a b Communication from the Commission to the European Parliament and the Council regarding the consultation on the Green Paper on a Numbering Policy for Telecommunications Services in Europe. (PDF; 2,4 MB) Europäische Kommission, 21. Mai 1997, S. 3, abgerufen am 15. November 2019 (englisch).
  6. Richtlinie (EU) 2018/1972 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2018 über den europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation, abgerufen am 15. November 2019