Europäischer Jaguar

Europäischer Jaguar
Zeitliches Auftreten
Frühes Pleistozän (Oberes Villafranchium) bis Mittleres Pleistozän
1,9 Mio. Jahre bis 400.000 Jahre
Fundorte
Systematik
Raubtiere (Carnivora)
Katzenartige (Feliformia)
Katzen (Felidae)
Großkatzen (Pantherinae)
Eigentliche Großkatzen (Panthera)
Europäischer Jaguar
Wissenschaftlicher Name
Panthera gombaszoegensis
(Kretzoi, 1938)

Der Europäische Jaguar, auch Eurasischer Jaguar (Panthera gombaszoegensis) war eine Großkatzenart, die während des Pleistozäns den europäischen Kontinent bewohnte und bis nach Zentralasien vorkam. Teilweise wird er (als Panthera onca gombaszoegensis) als Unterart seines nächsten lebenden Verwandten, des heutigen Jaguars, angesehen.

Der Europäische Jaguar war etwas größer als der rezente Jaguar, die Gewichtsangaben liegen im Durchschnitt bei 130 kg, schwanken aber zwischen 90 und 210 kg. In seinem Körperbau ähnelte er ansonsten aber dem heutigen Verwandten und war daher eine sehr robuste Großkatze. Im Unterschied zu pleistozänen Löwen und Tigern fällt er durch die Backenzähne auf, die bezogen auf den Unterkiefer kürzer und niedriger als bei den anderen beiden Großkatzen sind. Schlüsse auf das Verhalten des Tieres können nur schwer gezogen werden. Aufgrund seiner nahen Verwandtschaft mit dem Jaguar wird angenommen, dass es ebenfalls einzelgängerisch lebte und auf vergleichbare Beutetiere Jagd machte. Außerdem lassen die Funde verschiedener Fundstellen annehmen, dass die Großkatze häufig in Wassernähe anzutreffen war, ebenso wie sein rezenter Verwandter.[1]

Einer der frühesten Nachweise des Europäischen Jaguars findet sich in Olivola in Italien und ist etwa 1,6 Millionen Jahre alt, die Form wird als Panthera (onca) toscana bezeichnet. Noch älter sind die Funde von Dmanisi in Georgien mit über 1,8 Millionen Jahren. West- oder Zentralasien ist möglicherweise auch das Ursprungsgebiet des Europäischen Jaguars, von dem aus er nach Europa einwanderte. Damit ist er eine der ersten Großkatzen in Europa und dort deutlich früher heimisch als die viel populäreren Löwenarten wie der Mosbacher Löwe oder der Höhlenlöwe, deren Vorfahren erst später aus dem afrikanischen Raum einwanderten. Etwa zur selben Zeit betrat die Jaguarart auch amerikanischen Boden und entwickelte sich dort über Panthera (onca) augusta zur heutigen Form. Weitere Fossilien aus dem frühen und mittleren Pleistozän sind aus Deutschland (Untermaßfeld), Großbritannien (Westbury-Sub Mendip), Frankreich und Spanien (Atapuerca) sowie den Niederlanden (Tegelen) bekannt. In Zentralasien wurden Funde in Tadschikistan (Lachuti) entdeckt, die zu den jüngsten Funden gehören, während in der Kaukasusregion weiterhin solche aus Georgien (Achalkalaki) berichtet wurden.[1] Zu den östlichsten Funden gehören Schädelreste vom Fluss Haro im nördlichen Pakistan.[2] Die Jaguarform starb vermutlich vor 400.000 Jahren aus.[3]

Literatur

  • Ernst Probst: Der Europäische Jaguar. Mit Zeichnungen von Shuhei Tamura. GRIN-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-640-92503-2.
  • Alan Turner: The big cats and their fossil relatives. Columbia University Press, New York NY 1997, ISBN 0-231-10229-1.
  • Helmut Hemmer, Ralf-Dietrich Kahlke: Nachweis des Jaguars (Panthera onca gombaszoegensis) aus dem späten Unter- oder frühen Mittelpleistozän der Niederlande. Deinsea, Annual of the Natural History Museum Rotterdam 2005.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Helmut Hemmer, Ralf-Dietrich Kahlke und Abesalom K. Veluka: The Jaguar - Panthera onca gombaszoegensis (Kretzoi 1938) (Carnivora: Felidae) in the Lower Pleistocene of Akhalkalaki (South Georgia; Transcaucasia) and its evolutionary and ecological significance. Geobios 34 (4), 2001, S. 475–486.
  2. Qigao Jiangzuo und Jinyi Liu: First record of the Eurasian jaguar in southern Asia and a review of dental differences between pantherine cats. Journal of Quaternary Science 35 (6), 2020, S. 817–830, doi:10.1002/jqs.3222
  3. Hannah J. O'Regan, Alan Turner und David M. Wilkinson: European Quaternary refugia: a factor in large carnivore extinction? Journal of Quaternary Science 17 (8), 2002, S. 789–795.